Zur Ernährung von Ameisen

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Zur Ernährung von Ameisen

Beitragvon Merkur » Mittwoch 24. Juni 2015, 09:05

Hier geht es um Sinn und Unsinn von Mischdiäten ("Alleinfutter für alle Arten") für Ameisen.
Es hat sich so ergeben, dass eine Diskussion im “Lach mal wieder“- Thread angebracht erschien.
Auf einen grundsätzlich wichtigen Beitrag zum Thema sei hier verwiesen:
http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.p ... 7955#p7955

Habe mir erlaubt, den Beitrag gleich hierher zu kopieren. LG Reber
1.) Bei den so unterschiedlichen Ernährungsweisen der verschiedenen Ameisenarten KANN es keine für alle Arten geeignete Futtermischung geben!

2.) Bei vielen Arten ist das Futter für Adulte und Larven unterschiedlich, oder verändert sich mit dem Larvenalter. Mal wird mehr Kropfinhalt (Honigtau, Hämolymphe von Beuteinsekten, Drüsensekrete) verfüttert, dann wieder eher feste Proteinnahrung (Insektenteile). Ein homogenisiertes Gemisch lässt eine solche differenzierte Fütterung nicht zu.

3.) Vitamin- und Mineralienzusätze werden Pi-mal-Daumen dosiert, ohne dass experimentell geklärt wäre, welche dieser Stoffe notwendig sind, in welcher Menge, und in welchen Mengenverhältnissen zueinander.

4.) Vielfach wird eine Diät für geeignet erklärt, wenn die Arbeiterinnen daran fressen. Ob die Diät geeignet ist, Kolonien damit so zu ernähren, dass sie eine normale Entwicklung zeigen (einschließlich Aufzucht von Geschlechtstieren vom Ei an), wurde meines Wissens nirgends getestet.

Diese Probleme wurden bereits wiederholt diskutiert, z.B. anhand der Bhatkar-Whitcomb-Diät: Sie wurde 1970 publiziert; eine Untersuchung von 1988 zeigte die eingeschränkte Brauchbarkeit: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Nahrungsgel

Hier im AP wurde eine weitere experimentelle Untersuchung von 2014 vorgestellt, mit ähnlichem Ergebnis: viewtopic.php?f=23&t=589&hilit=Di%C3%A4t : Vor Diäten mit einer Mischung aus Kohlenhydraten und Proteinen wird gewarnt.

Es ist also wenig hilfreich, wenn immer wieder neue Produkte dieser Art in den Markt gedrückt werden. Die erforderlichen, umfangreichen Untersuchungen an der Vielzahl gehaltener Ameisenarten und mit der riesigen Zahl an qualitativen und quantitativen Variationsmöglichkeiten würde selbst ein großes, personell gut ausgestattetes Labor überfordern. Da ist von den „Experimenten“ einzelner Kleinanbieter nichts zu erwarten außer oft vollmundigen Anpreisungen.

Für den normalen Ameisenhalter empfiehlt sich nach wie vor eine naturnahe Fütterung, bei der Kohlenhydrate (zuckerhaltig) und Proteine (besonders Insekten/ -teile) getrennt angeboten werden. Blattschneider und spezialisierte Körnersammler müssen ohnehin separat betrachtet werden.

MfG,
Merkur


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Re: Zur Ernährung von Ameisen

Beitragvon Trailandstreet » Mittwoch 24. Juni 2015, 11:45

Also dass dieses Mischfutter so nicht funktionieren kann, wird wohl auch jeder "Laie" bestätigen können. Dazu zähle ich jetzt mal fast alle von uns, denn Lebensmittelchemiker und dgl sind wohl hier in der Minderheit.
Das sehe ich schon alleine bei meinen paar Völkern, die ich zuhause halte. Die Messor möchte ich hier mal nicht ganz ausnehmen, denn die nehmen auch Proteinfutter an, allerdings, obwohl sie bereits zahlreicher sind als meine kleinen Kolonien, trotzdem nicht in diesem Umfang.
Bei den andern, alle einheimisch, kann ich feststellen, dass Myrmica weniger auf süßes, wie zB Obst stehen, Formicinae, wie Serviformica und Lasius umso mehr. Da wird auch mal ein Stückchen Mango richtig bearbeitet, während die andern lediglich etwas dran lutschen.
Manchmal können aber auch die kleinen Temnothorax richtige Fleischtiger sein, da wird ein Fliege innerhalb eines Tages komplett aufgefuttert und es bleibt nur das "Leergut" zurück.
Bei den Kohlehydraten kann man sagen, dass es da ähnlich ist. Meist bekommen sie Ahornsirup (ist für mich einfach leichter zu verarbeiten, in Spensder zu füllen, praktisch fertig). Das nehmen sie auch gut an, wird ihnen aber mal wieder Honig angeboten, sind sie ganz wild darauf.
Ich hab auch schon vor, mal Invertzucker zu testen, da dieser auch praktisch fertig in Flachen ist und von der Konsistenz und Viskosität ebenfalls gut zu dosieren oder in meine Spender zu füllen ist.
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