Wie gesagt, habe ich keine direkte Erfahrung mit Blattschneidern!Klar ist aber, dass die Tiere mit dem Blattmaterial die ganze Palette von Pilzsporen und Bakterien, die aus der Luft auf dem Blattmaterial landen, mit in den Bau schleppen. In den tropischen oder subtropischen Heimatländern werden das noch viel mehr Arten sein als in unseren Mittelbreiten.
Die Ameisen haben dagegen
eine Abwehr installiert, eine „biologische Bekämpfung“ durch symbiotische Actinomyceten (s. u.).
Dennoch kommt es auch in der Natur vor, dass eine parasitische Pilzgattung (
Escovopsis) den Blattschneiderpilz überwuchert und die Kolonie zum Absterben bringt. Ich habe unten mal aus dem
AmeisenWiki kopiert (etwas überarbeitet), was da eingetragen ist.
Betr. der Haferflocken kann ich nur spekulieren: Werden sie z. B. im Futterbecken feucht, und nicht alsbald abtransportiert, könnten sich darin bereits Schimmelpilze entwickeln (Sporen sind mit Sicherheit drin). Es ist dann eine Frage von Mengenverhältnissen, ob die Antbiotika der Ameisensymbionten mit dem Schimmelbefall fertig werden, oder ob dieser überhand nimmt. Spekulation, wie gesagt, aber ich erinnere mich, dass die riesige
Atta-Kolonie Im Gößwald-Institut*) in Würzburg seinerzeit auch Haferflocken bekam. Doch stets als Zusatzfutter bei einem Überschuss an Blattmaterial aus dem Freiland.
Als
"Vorratsfütterung" bei Abwesenheit könnten Haferflocken daher wirklich riskant sein!
*)
Bei der Haltung zu beachtenAus dem AWiki: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Kra ... on_Ameisen.
Hier:Escovopsis ist eine Pilzgattung, die in den Pilzgärten von Blattschneiderameisen parasitiert. Normalerweise wird
Escovopsis durch Antibiotika in Grenzen gehalten, die von Streptomyceten auf der Thorax-Unterseite der Ameisen stammen. Wenn allerdings die
Escovopsis überhand nehmen, wird der Kulturpilz der Ameisen vernichtet. Schließlich wuchert
Escovopsis auch auf den Ameisen selbst, so dass die Kolonie zugrunde geht.
Siehe: Literaturhinweise: Blattschneiderameisen: Zusammenleben von vier Partnern (07.01.2006)
Ein Artikel (# 1) im „Spiegel“ vom 7. Januar 2006 beschreibt recht eindrucksvoll das Zusammenleben von vier Organismen im Attini-Nest: I) Ameisen – II) deren Futterpilz – III) dessen parasitischer Pilz (Gatt. Escovopsis) – IV) Bakterien (Actinomyceten) an der Cuticula der Ameisen, die Antibiotika gegen den parasitischen Pilz erzeugen. Für Halter von Blattschneiderameisen ist es sicher interessant zu wissen, welch komplizierten Organismenkomplex sie sich mit einer Blattschneider-Kolonie einhandeln.
Unter (# 2) ist die Zusammenfassung des Artikels in „Science“ vom 6. Jan. 2006 zu finden, der dem Spiegel-Artikel zugrunde liegt. Hier wird beschrieben, dass die Actinomyceten bei pilzzüchtenden Ameisen vorkommen, aber nicht bei verwandten, nicht pilzzüchtenden Ameisen, und dass diese Bakterien in speziellen Gruben in der Cuticula gedeihen. Drüsenzellen unter den Gruben scheinen die Actinomyceten zu ernähren.
(# 3) habe ich noch angefügt um zu zeigen, dass die Kenntnis dieser komplizierten Zusammenhänge nicht ganz neu ist: Bereits 1999 wurden die symbiontischen Actinomyceten in der „Nature“ beschrieben. Erstautor in beiden wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist C.R. Currie.
(# 1) Der Spiegel 07. Januar 2006
http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde ... 82,00.html PESTIZID AM LEIB: Ameisen tragen Antibiotika-Rüstungen Einige Ameisen haben auf ihrem Chitinpanzer Höhlungen, in denen Bakterien leben. Die stellen ein wirksames Antibiotikum zur Schädlingsabwehr her. Mit der biochemischen Keule schützen die Insekten ihre landwirtschaftlichen Anbauflächen. Einige Ameisengattungen betätigen sich als Pilzzüchter, um sich von ihrer Zucht zu ernähren. Doch nicht nur den kleinen Tieren selbst, sondern auch einem parasitären Mikropilz namens Escovopsis dienen diese Zuchtpilze als Nahrungsmittel. Diese Bedrohung ihrer Anbauflächen bekämpfen die Ameisen mit den Bakterien in ihrer Außenhaut, dem so genannten Exoskelett. Die Mikroorganismen produzieren Antibiotika, die den Parasiten wirksam schädigen, berichten Forscher um Cameron Currie von der University of Wisconsin in Madison im Fachmagazin "Science" (Bd. 311, S. 81).
AMEISEN: PILZBEKÄMPFER IN DER RÜSTUNG (Im Original: 3 Bilder)
Um die Symbiose von Insekt und Bakterium genauer zu untersuchen, betrachteten die Forscher verschiedene Ameisengattungen unter dem Elektronenmikroskop. Ausgangspunkt der Studie war die Cyphomyrmex-Ameise, an der große, blütenförmige Bakterienansammlungen zwischen Kopf und dem ersten Beinpaar besonders auffällig sind - die Tiere tragen gewissermaßen Krägen aus Mikroorganismen.
Nachdem die Biologen den Bakterienhaufen entfernt hatten, zeigten sich halbmondförmige Vertiefungen im Exoskelett, in denen die hilfreichen Bakterien heranwachsen. Außerdem entdeckten die Forscher Drüsenzellen unterhalb der Einschlüsse, von denen die Bakterien ihre Nahrung beziehen.
Alle pilzanbauenden Ameisengattungen beherbergen Bakterien in Einschlüssen, fanden die Wissenschaftler heraus. Bei den engeren Verwandten ohne gärtnerische Ambitionen hingegen konnten sie keine der charakteristischen Merkmale finden. Dieser Unterschied deute darauf hin, dass sich die pilzzüchtenden Ameisen, die Parasiten und die Bakterien gleichzeitig entwickelt haben, glauben die Forscher.
Ungeklärt sei jedoch die Frage, warum der Schädling nicht resistent gegen das Antibiotikum geworden ist. Schließlich bieten die Antibiotika den Ameisen schon seit Millionen von Jahren einen effektiven Schutz gegen den Escovopsis-Parasiten.
(# 2) Science 6 January 2006: Vol. 311. no. 5757, pp. 81 – 83 DOI: 10.1126/science.1119744
Coevolved Crypts and Exocrine Glands Support Mutualistic Bacteria in Fungus-Growing Ants
CAMERON R. CURRIE, MICHAEL POULSEN, JOHN MENDENHALL, JACOBUS J. BOOMSMA, JOHAN BILLEN.
Abstract. Attine ants engage in a quadripartite symbiosis with fungi they cultivate for food, specialized garden parasites, and parasite-inhibiting bacteria. Molecular phylogenetic evidence supports an ancient host-pathogen association between the ant-cultivar mutualism and the garden parasite. Here we show that ants rear the antibiotic-producing bacteria in elaborate cuticular crypts, supported by unique exocrine glands, and that these structures have been highly modified across the ants' evolutionary history. This specialized structural evolution, together with the absence of these bacteria and modifications in other ant genera that do not grow fungus, indicate that the bacteria have an ancient and coevolved association with the ants, their fungal cultivar, and the garden parasite.
Es ist
dringend zu empfehlen, dass man sich den Beitrag in Science 6 January 2006 ansieht: Wunderbare Bilder der Bakterienkulturen auf bzw. unter den Ameisen, sowie Raster-EM-Aufnahmen der Gruben, in denen die Streptomyceten gezüchtet werden usw.!
Der Artikel ist online:https://bio.kuleuven.be/ento/pdfs/curri ... e_ants.pdf(# 3) Nature 398, 701 - 704 (1999)
Fungus-growing ants use antibiotic-producing bacteria to control garden parasites
CAMERON R. CURRIE, JAMES A. SCOTT, RICHARD C. SUMMERBELL & DAVID MALLOCH
Abstract: The well-studied, ancient and highly evolved mutualism between fungus-growing ants and their fungi has become a model system in the study of symbiosis. Although it is thought at present to involve only two symbionts, associated with each other in near isolation from other organisms, the fungal gardens of attine ants are in fact host to a specialized and virulent parasitic fungus of the genus
Escovopsis (Ascomycotina). Because the ants and their fungi are mutually dependent, the maintenance of stable fungal monocultures in the presence of weeds or parasites is critical to the survival of both organisms. Here we describe a new, third mutualist in this symbiosis, a filamentous bacterium (actinomycete) of the genus
Streptomyces that produces antibiotics specifically targeted to suppress the growth of the specialized garden-parasite
Escovopsis. This third mutualist is associated with all species of fungus-growing ants studied, is carried upon regions of the ants' cuticle that are genus specific, is transmitted vertically (from parent to offspring colonies), and has the capacity to promote the growth of the fungal mutualist, indicating that the association of
Streptomyces with attine ants is both highly evolved and of ancient origin.
MfG,
Merkur