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Wie Ameisen seziert werden

BeitragVerfasst: Samstag 23. Mai 2015, 11:20
von Merkur
https://www.facebook.com/TheBrainScoop/ ... 5/?fref=nf

In diesem Video wird gezeigt, wie Ameisen unter dem Präpariermikroskop seziert werden.
Dabei geht es um Darmsymbionten einer arboricol lebenden Cephalotes-Art, C. varians, die nur von Pollen und „Zuckerwasser“ lebt. Es soll untersucht werden, wie die Darmbakterien eventuelle Defizite in der Nahrung ausgleichen.
Die Fummelei kommt mir sehr vertraut vor, habe ich doch selbst buchstäblich Tausende von Ameisen seziert! :)
Leider ist der interessante Bereich im Präparierschälchen ziemlich überbelichtet.

Zum Vergleich:
3 Myrmecia pav. 021 tx web.jpg
Myrmecia pavida: Der Verdauungstrakt, mittels einiger Insektennadeln im Wachsbecken übersichtlich gestreckt, und das Ovarium. – K = Kropf (mit Luftblasen); Md = Mitteldarm; Mg= zahlreiche Malpighische Gefäße („Nieren“ der Insekten) am Ende des Mitteldarmes; Ed = Enddarm; R = Rectum mit Rectalampullen (Wasser-Rückgewinnung aus dem Kot); Gb = Giftblase; Ov = paarige Ovarien mit je 7 bis 10 Ovariolen (Eischläuche).
Aus: http://ameisenwiki.de/index.php/Myrmeci ... aration%29
So kann man das auch darstellen! Zwar ist M. pavida größer als Cephalotes, aber von den Giftdrüsen der winzigen Solenopsis fugax über Drüsen und Receptacula von Leptothorax- und Temnothorax-Arten bis zum Enddarm von Lasius fuliginosus usw. habe ich ähnliche Ansichten produziert. ;)

MfG,
Merkur

Re: Wie Ameisen seziert werden

BeitragVerfasst: Sonntag 24. Mai 2015, 11:09
von Merkur
Um möglichen Bedenken zum "Verbrauch" zahlreicher Ameisen für Forschungszwecke vorzubeugen: Das Sezieren auch von Ameisen ist vielfach notwendig, wenn es um die chemische Aufklärung bestimmter verhaltensrelevanter Drüsensekrete geht. Heute gibt es sicher empfindlichere Nachweismethoden als vor 20 Jahren, aber ganz kommt man nicht darum herum, einige Tiere zu opfern, wenn man wissen will, was "drin" ist, chemisch, oder auch "nur" morphologisch-anatomisch.
Als Beispiel füge ich hier Teile einer Arbeit (von 1995!) an, in der es uns gelang, das bei Harpagoxenus sublaevis als Sexualpheromon dienende Sekret der Giftdrüsen zu analysieren. Zur Freude der Chemiker kamen dabei neue, bis dato nicht beschrieben Verbindungen heraus. In einer späteren Arbeit wurden die Verbindungen als „Leptothoracine“ bezeichnet. Eine ganz ähnliche Mischung von Verbindungen fand sich in den Wirtsarten Leptothorax acervorum und L. muscorum, sowie der ebenfalls bei L. acervorum parasitierenden arbeiterlosen Leptothorax goesswaldi.
Zur Freude der Chemiker kamen dabei neue, bis dato nicht beschrieben Verbindungen heraus. In einer späteren Arbeit wurden die Verbindungen als „Leptothoracine“ bezeichnet.
Die gesamte Arbeit ist nicht online bzw. nur gegen Bares an den Verlag erhältlich. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 597.f01t04

1-Leptothoracin-589.jpg
Reder, Veith, Buschinger S. 73
2-Leptothoracin-590.jpg
S. 74
3-Leptothoracin-591.jpg
Zusammenfassung
Ich zeige nur die relevanten Teile. Wer sich für den weiteren Inhalt interessiert, kann von mir (über PN, Mailadresse angeben!) eine Kopie der ganzen Arbeit erhalten.

Eine weitere Publikation aus diesen Untersuchungen: R. Koob, Ch. Rudolph, H. J. Veith (1997): The Absolute Configuration of 3-Methylpyrrolidine Alkaloids from Poison Glands of Ants Leptothoracini (Myrmicinae)
Helv. Chim. Acta 1997, 80, 267-272.

MfG,
Merkur