Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Hier können Fragen rund um das Thema Ameisenhaltung gestellt werden.

Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Chewie » Samstag 22. Juli 2017, 13:44

Ich habe noch eine junge M. barbarus-Kolonie (kein Jahr alt). Ich habe nun schon 2x ein Verhalten beobachtet, was ich mir nicht erklären kann:

Die Ameisen sind eigentlich alle komplett schwarz. Ausnahme: 2 sehr große (die größten Ameisen bisher) Majore hatten einen orangefarbenen Kopf. Leider sind beide mittlerwqeile tot.
Nach ihrer Geburt hat die erste der beiden ihre Umgebung erkundet (ein großes Kombi-Becken, also Arena mit einer Nest-Wand + ein kleines Becken), wurde dann aber von den kleinen Arbeiterinnen ins Nest gezerrt. Kurz darauf war sie wieder draußen. Dann musste ich leider zur Arbeit und als ich wieder nach Hause kam, war sie tot.

So ähnlich lief das bei der 2. Major ab, die ich gestern zum ersten Mal gesehen hatte: Sie lief durch beide Becken und krabbelte immer wieder die Wände hoch. Sie wurde zunächst auch von ihren kleinen Schwestern ignoriert. Aber kurz vorm Schlafengehen zerrten auch an ihr wieder mehrere Arbeiterinnen, heute morgen war sie dann auch tot.

Meine Fragen sind nun:
- Wieso hatten diese 2 einen andersfarbigen Kopf?
- Wieso wollten sie partout draußen rumrennen? Ich dachte, Majore sind fürs Samenknacken zuständig und evtl. große Lasten schleppen. Aber fürs Erkunden wären doch die kleineren sinnvoll: schneller und nicht so gut sichtbare Beute für andere Tiere.
- Wieso schleppten die kleinen Schwestern die großen ins Nest? Haben diese "erkannt", daß die beiden Großen draußen nix zu suchen hatten?
- Wenn der obige Punkt zutrifft, warum töten sie sie dann?

Falls mir jemand diese Fragen beantworten kann, wäre ich sehr dankbar. :)
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Reber » Samstag 22. Juli 2017, 15:10

Hallo Chewie,
das Verhalten ist in der Tat sonderbar.

Am ehesten erklären, kann ich den roten/orangen Kopf. Meine Messor barbarus scheinen auf den ersten Blick ebenfalls einheitlich schwarz. Bei gutem Licht bemerkt man aber, dass die Königin einen (dunkel)roten Kopf hat - genau so wie die grösseren Ameisen, während die kleinen einen schwarzen Kopf haben. Wenn die grösseren Tiere frisch geschlüpft sind, ist ihr Kopf noch heller (orange), er dunkelt mit der Zeit aus.

Zum Verhalten habe ich einen Verdacht, aber zuerst einige Gegenfragen:
Hat die Königin bei dir gegründet oder hast du eine kleine Kolonie gekauft (wieviele Tiere, wieviel Brut, Puppen vorhanden)?
Sind die Majoren bei dir geschlüpft und wie gross waren sie im Verhältnis zur Königin?
Welche Haltungsbedingungen liegen vor? Wärme im Nest, in der Arena etc.

Zum Vergleich: Bei meiner 2-jährigen Kolonie sind die grössten Tiere gerade mal halb so lang wie die Königin, also noch keine eigentlichen Majore. Der Aussendienst wird hauptsächlich von den kleinen Arbeiterinnen erledigt. Es kommt aber schonmal vor, dass eine Grössere zum Körnersammeln raus geht.
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Chewie » Samstag 22. Juli 2017, 15:41

Reber hat geschrieben:Hast die Königin bei dir gegründet oder hast du eine kleine Kolonie gekauft (Wieviele Tiere, wieviel Brut, Puppen vorhanden)?
Sind die Majoren bei dir geschlüpft und wie gross waren sie im Verhältnis zur Königin?
Welche Haltungsbedingungen liegen vor? Wärme im Nest, in der Arena etc.

Zum Vergleich: Bei meiner 2-jährigen Kolonie sind die grössten Tiere gerade mal halb so lang wie die Königin, also noch keine eigentlichen Majore. Der Aussendienst wird hauptsächlich von den kleinen Arbeiterinnen erledigt. Es kommt aber auch vor, dass eine grössere zum Körnersammeln raus geht.


- Ja, die Kolonie wurde bei mir gegründet. Zur Größe der Kolonie kann ich nicht viel sagen, da sie ein Erdnest an einer Wand des Beckens haben. Aber bei größeren Beutetieren rennen draußen mind. 40-50 Tiere rum und auch sonst herrscht reger Betrieb.
- Ja, sind bei mir geschlüpft. Die 2. Major war die größere, ca. 12mm. Die Königin dürfte mind. 15mm groß sein. Ansonsten sind die größten Tiere ca. 10mm groß.
- Temperatur beträgt momentan 30°, Feuchtigkeit 50%. Wobei es auch schon mal bei 60 oder 70 lag, konnte aber keine Veränderung im Verhalten feststellen.
Im Nest dürfte es ausreichend warm sein, da an der Rückwand eine Heizmatte befestigt ist. Nach bisherigen Beobachtungen stört die Heizmatte nicht, sie haben ihr Nest bis zu dieser Wand hin ausgebaut.

Und schon mal Danke!
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Reber » Samstag 22. Juli 2017, 16:25

Hmmm, nun bin ich genauso ratlos wie du. Ich hätte mir denken können, dass die Kolonie gepusht wurde - das kann man aber in dem Fall ausschliessen.

Die Gründungskolonie hat sich jedenfalls insgesammt gut entwickelt bei dir, wenn schon über 40-50 Tiere im Aussendienst sind und es so grosse Majore gibt! Auch die Haltungsparameter scheinen zu stimmen und bis auf die zwei Majore gibt es ja keine grössren Verluste.

Mit der Heizmatte habe ich übrigens - anders als viele andere Halter bei M. barbarus - die Erfahrung gemacht, dass die Tiere ab 30° ein kühleres Nest vorziehen. :?:

Edit: Eine dauerhafte Wasserquelle steht auch bereit? Habe bei mir gute Erfahrungen mit einer Reagenzglastränke gemacht, die Tiere können sich mit Wasser versorgen aber nicht ertrinken und hätten eine Art "Notunterkunft", wenns im Nest irgendwie nicht passen würde.
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Chewie » Samstag 22. Juli 2017, 17:45

Ich habe eine kleine Vogeltränke in einer Ecke stehen, am Boden mit Watte ausgelegt, so daß sie nicht ertrinken können. Haben sie auch schon genutzt, aber momentan gehen sie so gut wie gar nicht dran, da sie ihren Flüssigkeitsbedarf wohl durch Schokoschaben und Samen stillen.

Die 30° werden momentan aufgrund des guten Wetters erreicht, ist also kein Standardwert.

Also, gepusht habe ich die Kolonie nicht. Wüsste auch gar nicht wie, dafür bin ich zu unerfahren. Sie sind halt futtertechnisch gut versorgt und "Auslauf" haben sie derzeit auch noch genug (ein 2. großes Becken habe ich zwar schon, aber das wird noch dauern, ehe ich das zur Verfügung stellen muss.
Die Kolonie verhält sich ansonsten nicht besonders auffällig:
Sie holen die Granulate aus dem Nest (momentan liegen wohl mehr Granulate um den Nesteingang als im Nest selbst) und haben von der 60x30cm Nestfläche ca. 1/6 belegt.
An Toten habe ich (abgesehen von den beiden o.g.) max. 10 zu beklagen, wobei ich davon ausgehe, daß das hauptsächlich die Erstgeborenen waren.
Futter wird recht fix eingetragen, seien es Schaben, Mücken oder Körner diverser Größe (wobei sie die kleinsten noch bevorzugen). Letztens hat eine Major mehrere große Körner eingetragen, kurz darauf haben die Kleinen sie wieder rausgeschleppt.
Ach so, und Vogelfutterkörner mögen sie auch noch nicht, solange ich sie nicht für sie knacke.

Das sind also so im Groben meine Beobachtungen. Nix besonders aufregendes, denke ich. Nur dieses Verhalten der 2 orangefarbenen Majore (ich neige mittlerweile dazu, von "Fluchtversuchen" zu sprechen) und die folgenden Killerkommandos finde ich merkwürdig.
Aber gut, wenn hier auch niemandem eine Erklärung einfällt, kann ich einfach nur abwarten und sehen, wie sich das so entwickelt.
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Antspy » Samstag 22. Juli 2017, 18:45

Hi!

Ich halte meine Messor barbarus Kolonie bereits im... sechsten Jahr, wenn ich mich richtig erinnere. In der Zeit haben die Tierchen mich mit etlichen Stunts um viele Erfahrungen bereichert. Was genau mit den Majoren passiert ist kann ich nicht sagen, aber das exzessive Herumlaufen an den Scheiben ist mir bekannt und hörte bei mir erst auf, nachdem ich die Anlage signifikant erweitert hatte (Von einem 30x20 auf ein 60x30 Becken). Dann war ein Jahr Ruhe bevor die Tiere wieder merklich "unruhig" wurden und die gesamte Anlage auf Schwachstellen abgeklopft haben - ich unterestelle ihnen dabei mal Absicht, fündig wurden sie auch. Daher habe ich auch viel Übung im Einsammeln der Tierchen ;) Wieder ein Becken dazugeklemmt (Noch ein 60x30), dann war Ruhe bis dieses Jahr. Demnächst muss ich wieder einige Becken bauen und anstecken... werden wohl gleich zwei weitere große Becken. Kurzfassung: Biete der Kolonie etwas mehr Platz und sie sollten weniger bis kaum noch an den Scheiben hochlaufen bis zur Erschöpfung. Falls der Platz nicht für mehrere Becken reicht, kann man auch lange Laufwege per PVC Schlauch simulieren. Da Messor sp. aber schlechte Kletterer sind, muss der Schlauch zum Überwinden von Höhenunterschieden oft spiralförmig um z.B. ein Kantholz gewickelt werden.

Die Erfahrung, das Messor barbarus etwas kühlere Bedingungen als 30°C bevorzugen, habe ich auch gemacht. Die Becken haben bei mir 21-23°C, das Erdnest ist unmerklich kühler, wird aber an einer Seite mit einer kleinen 5W Heizmatte erwärmt. Dort wird bevorzugt die Brut gelagert. Auch auf zuviel und zuwenig Wasser haben die Tiere bei mir sehr negativ reagiert, deshalb ist im Erdnest eine untere Ecke nun auch feucht. Auf lange Sicht werde ich ihnen zwei getrennte Nestmodule anbieten, um dem Bedürfnis nach zwei unterschiedlichen "Klimazonen" besser gerecht zu werden.

Versuche mal, die Umweltparameter anzupassen. Bei meiner Kolonie war es sehr gut ersichtlich, ob eine Änderung positiv oder negativ gewirkt hat, manchmal innerhalb weniger Stunden.
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 23. Juli 2017, 21:51

Meine sind zwar schon etwas älter und ich lasse im Sommer die Heizung komplett weg.
Die Aktivitäten, vor allem auch nachts und das trotz offener Balkontür, sind allerdings recht hoch.
Was das mit diesen Majoren auf sich hat, ist in der Tat ungewöhnlich.
Majore oder vor allem die größeren Media, um die es sich hier wohl handelt, beteiligen sich schon an der Nahrungssuche, dann sind sie aber in aller Regel bereits ausgefärbt.
Vielleicht ist das der Grund, warum sie noch nicht rausdürfen.
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Chewie » Montag 24. Juli 2017, 00:21

Ich habe jetzt mal die Heizmatte ausgemacht. Ehrlich gesagt hatte ich an diese gar nicht mehr so richtig gedacht, da sie beim letzten Mal, wo ich nachgefühlt hatte, nur lauwarm war. Jetzt allerdings war sie schon fast heiß.
Jedenfalls ist die Matte nun aus und ich werde mal abwarten, was passiert. Sobald die nächste Major sichtbar ist, werde ich mal berichten, wie ihr Schicksal aussieht.
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Trailandstreet » Montag 24. Juli 2017, 20:18

Heiß sollte sie auch nicht sein. Ich heize immer zu Ende der Winterruhe, bis es mal warm genug ist und dann erst wieder um den Sommer etwas hinauszuzögern.
Damit halte ich dann aber nur gut 25° in Bodennähe.
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Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Erne » Dienstag 25. Juli 2017, 09:52

Eine weitere Möglichkeit die ich hier noch einflechten möchte.
Anhand der hellen noch nicht ausgefärbten Köpfe, wie hier schon geschrieben, dürfte es sich um Jungtiere handeln.
Diese könnten nicht gesund, lebensfähig geschlüpft sein.
Das führt nicht selten dazu, dass sich derartige Tiere vom Nest entfernen wollen.
Laufen sie älteren Arbeiterinnen über den Weg, kommt es durchaus vor, dass diese die Ameisen ins Nest zurück zerren.

Grüße Wolfgang
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Erne
 

Re: Merkwürdiges Verhalten meiner Messor barbarus

Beitragvon Chewie » Mittwoch 26. Juli 2017, 00:57

Erne hat geschrieben:Eine weitere Möglichkeit die ich hier noch einflechten möchte.
Anhand der hellen noch nicht ausgefärbten Köpfe, wie hier schon geschrieben, dürfte es sich um Jungtiere handeln.
Diese könnten nicht gesund, lebensfähig geschlüpft sein.
Das führt nicht selten dazu, dass sich derartige Tiere vom Nest entfernen wollen.
Laufen sie älteren Arbeiterinnen über den Weg, kommt es durchaus vor, dass diese die Ameisen ins Nest zurück zerren.

Grüße Wolfgang


Klingt nach einer guten Erklärung. Vor allem weil die beiden dann eines natürlichen Todes gestorben und nicht von ihren Schwestern gekillt worden wären.
Oder anders gesagt: Diese Erklärung gefällt mir sehr gut, so kann ich meine Mädels auch weiterhin lieb haben. :D
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Chewie
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