Zum x-ten Mal ein verlängertes Wochenende in Istrien

Alle Arten von Berichten und Beobachtungen, egal ob in der Haltung oder in der Natur.

Zum x-ten Mal ein verlängertes Wochenende in Istrien

Beitragvon Boro » Dienstag 24. April 2018, 14:39

Wenn man von der Küste Istriens absieht, kann man im "Hinterland" kilometerweit Natur pur erleben: Trockenrasen, Magerrasen, Ruderalflächen, Buschwald, verwilderte Olivenhaine. Ein krasser Gegensatz zu unserer "aufgeräumten" Landschaft in Mitteleuropa, wo gerade diese genannten Habitate in den letzten Jahrzehnten extrem reduziert wurden: Landschaftsverbrauch, Zersiedelung (trotz bestehender Flächenwidmungspläne), Verkehrswege, intensive Land- und Forstwirtschaft (auch da wurde im vorigen Jahr noch reichlich Glyphosat eingesetzt), Sand- und Schottergruben, Rodungen wegen eingeschleppter Schädlinge usw. Istrien, ein armes Land mit Landflucht, kleinen Ortschaften, Verkarstung, wenig Terra rossa - und trotzdem ein ungemein reiches Land an Natur, ein Eldorado für jeden Naturliebhaber, jeden Entomologen. Und gar nicht weit weg von uns, von Kärnten aus sind wir in zwei Autostunden dort. Gut, der weit verbreitete Buschwald ist nur mehr Sekundärwald - dafür haben Venetianer und andere in der Vergangenheit gesorgt. Als oft strapazierte "Macchie" würde ich das nicht bezeichnen, denn immergrüne Laubgehölze sind in vielen Regionen selten, diese Bezeichnung trifft wohl erst weiter im Süden zu. Bestandbildend sind Mannaesche (Fraxinus ornus), Flaumeiche (Quercus pubescens), Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia), Perückenstrauch (Cotinus coggygria), Wacholder (Juniperus sp.) und einzelne Zypressen (Naturform, nicht die gezüchteten Säulenformen), selten Steineichen (Quercus ilex).
Und weil es dort noch fast unberührte Natur gibt, finden jedes Jahr ein oder mehrere Aufenthalte in Istrien statt, die ganze Familie, einige besuchen vorwiegend die Küstenregion, besuchen Sehenswürdigkeiten oder gehen "shoppen", der jüngste Sohn schlägt sich meist mit dem Vater im Hinterland durch die Büsche. Übrigens, wer Angst vor Schlangen hat: wir haben noch nie eine Hornotter (Vipera ammodytes) gesehen, die Zornnatter (Hierophis viridiflavus) kann man sehen, aber die ist ungiftig; Eidechsen, die schöne Smaragdeidechse (Lacerts bilineata) oder Skorpione (die sitzen meist nur unter Steinen).
Fotos: Roman Borovsky
  • 3

Dateianhänge
_MG_5893.JPG
Umgebung von Portoroz in SLO
_MG_5887.JPG
Pheidole sind häufig anzutreffen, oft poligyne Nester
_MG_5936.JPG
Crematogaster sordidulus
_MG_5944c.jpg
Plagiolepis sp. mit parasitärer Wespe im Nest (im Forum bereits dargestellt). Plagiolepis pygmaea ist hier häufiger als P. vindobonensis
_MG_5959a.jpg
Bothriomyrmex sp., eine Drüsenameise meist unter Steinen
_MG_5976a.jpg
Der lockere Buschwald im Hinterland auf verkarsteten Flächen
_MG_5968.JPG
Austrieb der Flaumeiche; jetzt ist klar, warum man sie so bezeichnet!
_MG_5895.JPG
Demnächst wird sie aufblühen, die wunderbar duftende Mannaeschenblüte
_MG_5983.JPG
Wacholder
_MG_5978.JPG
Selten: der Mäusedorn Ruscus aculeatus
Boro
Moderator
 
Beiträge: 1731
Registriert: Mittwoch 9. April 2014, 08:13
Bewertung: 3432

Re: Zum x-ten Mal ein verlängertes Wochenende in Istrien

Beitragvon Boro » Mittwoch 25. April 2018, 09:53

Eine Fortsetzung folgt noch:
  • 3

Dateianhänge
_MG_5984.JPG
Oothek einer Gottesanbeterin
_MG_5988.JPG
Crematogaster scutellaris
_MG_5995.JPG
Spinne nach der Häutung
_MG_6022.JPG
ein Weißling
_MG_6029a.jpg
Camponotus aethiops unter einem Stein, bei uns selten, hier aber eine häufige Art
_MG_6045a.jpg
2 Arten unter einem Stein, die sind leider aneinander geraten: Die Arbeiterinnen der Pheidole können die Gegner nur "strecken", die rasch rekrutierten Soldaten schneiden diesem dann alle Beine ab!
_MG_6064a.jpg
Messor wasmanni haben wir im Norden das erste Mal gefunden, im Süden Istriens ist die Art häufig
_MG_6092.JPG
Das erste Mal gesichtet: Pracht-Kieleidechse Algyroides nigropunctatus
_MG_6102.JPG
Ein schöner, unbekannter Käfer. Dank f. Best. durch Steffen Kraus: Sand-Erdbock (Dorcadion arenarium)
_MG_6103.JPG
Zwischendurch immer wieder anzutreffen: ein Scorpion, wieder unter einem Stein.
Boro
Moderator
 
Beiträge: 1731
Registriert: Mittwoch 9. April 2014, 08:13
Bewertung: 3432

Re: Zum x-ten Mal ein verlängertes Wochenende in Istrien

Beitragvon Steffen Kraus » Mittwoch 25. April 2018, 19:34

Hallo Boro,
tolle Bilder, wie immer! Bei dem unbekannten Käfer, handelt es sich um einen Sand-Erdbock ( Dorcadion arenarium Scopoli, 1763).
Gruß, Steffen
  • 0

,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!
Benutzeravatar
Steffen Kraus
Mitglied
 
Beiträge: 181
Registriert: Samstag 24. Januar 2015, 21:41
Bewertung: 488


Zurück zu Haltungserfahrungen, Naturbeobachtungen, Reiseberichte

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Majestic-12 [Bot] und 14 Gäste

Reputation System ©'