Badewetter soll man nutzen…

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Badewetter soll man nutzen…

Beitragvon Merkur » Dienstag 3. Juli 2018, 20:00

und mein Mitleid gilt allen, die bei solche Hitze arbeiten müssen, ob im schwitzigen Büro, auf dem Feld, auf dem Bau oder als Müllwerker. Auch ökologische Freilandarbeit, Suche nach bestimmten Ameisen für ein Forschungsprojekt, es ist alles ein Stresstest; außer der Müllabfuhr habe ich alles erlebt. :(

Eine zweite Überschrift wäre: Naturschutz und Badebetrieb: Geht das?

Wir haben nicht weit von unserem Wohnort einen Naturbadesee entdeckt. Hatten es längst gewusst, doch wegen des zugehörigen Campingplatzes gemieden. Jetzt aber haben wir ihn ausprobiert. Und sind begeistert!
Schon beim Umkleiden, neben einem morschen Baumstumpf, kam eine Hornisse mich inspizieren. Sie wollte an dem Stubben Baumaterial abraspeln. Wahrscheinlich kommen sie künftig öfter, so dass wir den guten Lagerplatz im Schatten auch wieder belegen können. ;)

1-Ufer_0720.jpg
Die Uferzone mit Rohrkolben, Mädesüß und anderen Pflanzen sowie Algenmatten.
Hier schwimmt man entlang, stoppt immer wieder, überwältigt von der Vielfalt der Libellen!

2-Kleinlib.merge.jpg
Zwei Ausschnitte eines Bildes kombiniert
Kleinlibellen, hier in „Paarungskette“,

3-FDeuerlib_0711.jpg
Die Feuerlibelle
4-Lib.rot_0719.jpg
Und noch eine. Welche ist die schönere?
Großlibellen, hier die Feuerlibelle (Crocothemis erythraea).Ich konnte mich nicht zwischen den beiden schönsten Bildern entscheiden.

5-Lib.weib_0724a.jpg
Namenlos, aber hübsch!
eine unbestimmte Art, ein gut getarntes Weibchen in der Vegetation; man sieht sie schon vom Ufer aus. Der Plattbauch
jagt wie ein leuchtend blauer Pfeil über die Wasseroberfläche, Teufelsnadeln setzen ihre Eier auf den Algenmatten ab.

6-Typha-dopp._0721.jpg
Rohrkolben
Außer reichlich blühendem und von zahllosen Insekten besuchtem Mädesüß gibt es auch mal eine seltene Zwillingsbildung beim Rohrkolben.

7-FroschbesitzIMG_0714.jpg
Vertebraten unter sich
Es ist ein Badesee. So ist natürlich die Primatenfauna ebenfalls vertreten;
hier sind es die Frosch(be)sitzer.

8-Trampolin_0715.jpg
Schwimmende Hüpfburg. Primaten brauchen Beschäftigung!
Ein schwimmendes Trampolin ermöglicht schwereloses Weltraumgefühl,
wenn auch nur für Zehntelsekunden.

9-dreiGynenIMG_0716a.jpg
Der Sprung ins Nass!
Von den drei Gynen, die hier ins Wasser fallen, konnte ich leider keine retten. Hatte keine passenden Röhrchen dabei, und meine Frau hätte sowas auch nicht im Haus geduldet. :D Aber es war einfach schön zu sehen, wie sich die jungen Leute da vergnügt haben, unbeschwert, ohne Smartphone, Sprungturm oder Rutsche (eine kleine Wasserrutsche gibt‘s für Kinder). Es reicht eine hölzerne Plattform für reichlich Gaudi. Sport, ganz ohne Wettkrampf! - Es hat mich an meine Jugendzeit am Main bei Würzburg erinnert, wo man auf den Altwässern inmitten von der Flora und Fauna schwamm. Statt Wellenmaschine gab‘s die Frachter auf dem Fluss: Man kraulte dorthin und ließ sich von Bugwelle und Heckwasser gründlich durchwirbeln!

10-Bremse_0728.jpg
Blutsauger gerettet; Wiederbelebung gescheitert.
Ameisenköniginnen konnte ich nicht retten, aber eine stattliche Rinderbremse zappelte vor mir auf der Oberfläche. Ich nahm sie sanft zwischen zwei Finger, schwamm die 10-15 m bis zum Ausstieg (etwas ungeschickt, natürlich), und steckte sie in ein Röhrchen. Sie hat es nicht überlebt, deswegen hat sie für‘s Foto schön stillgehalten. Ihre Flügel waren schon zuvor beschädigt. Vielleicht hatte sie sich mit einem aggressiven Schwimmer angelegt?
Beliebt sind die Bremsen dort ohnehin nicht, aber auf einem Campinggelände haben sie ja große Auswahl, so dass das Risiko für den Einzelnen gering ist. ;)

Ja, so macht das Baden Spaß! Vom Ufer aus, oder auch beim Schwimmen, sieht man Teichmolche aufsteigen, Luft schnappen und rasch wieder abtauchen; Larven vom Feuersalamander paddeln am Grund des Nichtschwimmerbereichs herum. Bei unserem ersten Besuch, vor zwei Wochen, krabbelten massenhaft junge Erdkröten an Land. Wasserläufer flitzen über die Oberfläche, Larven von Dytisciden (Verwandte vom Gelbrandkäfer) kommen zum Atmen nach oben, fette Schlammschnecken kriechen in Ufernähe herum, man vergisst als Biologe fast, wozu man im Wasser ist. Und dann zieht auch noch ein Rotmilan seine Kreise über dem Ganzen!

Meine Erkenntnis: Hier lebt eine heile Tierwelt in friedlicher Eintracht mit den Erholung suchenden Menschen zusammen!
Das geht also wirklich. Sogar ohne Naturschutzschilder.

Ich wünsche Euch allen ähnlich wundervolle Erlebnisse!


Edit: Hier kann ich's noch einflicken: in "Bilder des Tages" hier hatte ich kopuliernede Großlibellen gezeigt. Es handelt sich dabei nicht um den Plattbauch, sondern um den Blaupfeil. siehe hier: viewtopic.php?f=53&t=80&p=16205#p16205

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