Seite 2 von 2

Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi

BeitragVerfasst: Samstag 23. Mai 2015, 15:54
von Aufklärer
Hallo Merkur,

Merkur hat geschrieben:Das Thema lautet ja: „Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hilfe!“-und nicht etwa: Kann man Waldameisen-Gynen zur Koloniegründung bringen und im Formikar halten?


Das ist mir bewusst, meine Frage wurde auch ursprünglich unter http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=31&t=264 als Frage zu deiner Aussage (hervorhebung durch mich):

Es wurde bereits viele Male in den diversen Foren betont, dass es sehr schwierig ist, aus einer oder ein paar Jungköniginnen überhaupt ein Volk aufzuziehen


gestellt. Leider wurde meine Frage ja von einem Moderator hierher verschoben, wo sie tatsächlich nicht so gut hinpasst.

Aber ich bedanke mich vielmals, dass nun meine Frage beantwortet wurde (hervorhebungen durch mich):

Man kann die Gynen von Formica s. str. ohne größere Probleme zu einer Gründung bringen, z. B. durch Zugabe einiger Puppen, oder einiger weniger Arbeiterinnen. Das ist auch weitgehend unabhängig von der Art.


Diese letzte Aussage deckt sich auch mit dem, was ich in ausländischen Foren über die Gründung gelesen habe.

Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi

BeitragVerfasst: Samstag 23. Mai 2015, 20:33
von NIPIAN
Hoi,

was den Nürnberger Reichswald anbelangt: in welchem Gebiet sind die Ansiedlungsversuche vorgenommen worden? Gibt es Publikationen dazu?

Interessant finde ich, dass just vor einem Monat durch das BfN auf den weiterhin wachsenden Trend des Handels mit geschützten Tier- und Pflanzenarten aufmerksam gemacht worden ist: http://www.handelsblatt.com/panorama/au ... 65360.html . Es lässt sich die Tatsache erkennen, dass für einige Gesetze keine Geltung zu haben scheinen. Jedenfalls nicht, solange nicht ausreichend auf die Durchsetzung geachtet wird. Gerne wird vergessen, dass nicht jede Art aus einem Land nach Deutschland im Rahmen des Handels exportiert werden darf - und innerhalb Deutschlands auch gewisse Grenzen existieren. Unvergessen die beinahe legen ... warte, gleich kommt´s ... dären Einzelfälle, wie die Geschichte des Ameisenhändlers, der am australischen Zoll gestoppt worden ist. Aber sei es drum, diese Themen aus dem Ameisenbereich für den Ameisenbereich sind genug behandelt und ausgebreitet worden. Mal sehen, welchen Einfluss das BfN auch auf diese kleine Sparte, die Hobbymyrmekologen, haben wird. An dieser Stelle: die BArtSchV regelt eigentlich im Bereich Formica s. str. bereits alles. Deshalb ist das Wissen um die Gründung nicht problematisch, die Durchführung hingegen außerhalb eines Forschungsauftrages dann doch ein wenig.

Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi

BeitragVerfasst: Sonntag 24. Mai 2015, 09:25
von Trailandstreet
Die Schwierigkeit liegt ja auch nicht in der Aufzucht bis zu einer konkurrenzfähigen Größe, was sicher auch ein paar jahre dauert, sondern eben in der erfolgreichen Wiederansiedlung und die stellt oft das Hauptproblem dar, da sie mehr als zeitaufwändig ist. Man muss mitunter größere Wegstrecken überwinden und das kostet unter anderem Zeit. Schließlich siedelt man sie ja nicht vor der Haustür an, sondern logischerweise irgendwo im Wald.

Re: Waldameisen: Koloniegründung im Formicarium ist keine Hi

BeitragVerfasst: Sonntag 24. Mai 2015, 14:24
von Merkur
NIPIAN hat geschrieben:Hoi,
was den Nürnberger Reichswald anbelangt: in welchem Gebiet sind die Ansiedlungsversuche vorgenommen worden? Gibt es Publikationen dazu?
.....
An dieser Stelle: die BArtSchV regelt eigentlich im Bereich Formica s. str. bereits alles. Deshalb ist das Wissen um die Gründung nicht problematisch, die Durchführung hingegen außerhalb eines Forschungsauftrages dann doch ein wenig.


Hallo NIPIAN,

Die Ansiedlungen von Formica polyctena und – damals zunächst unerkannt – polygyner F. rufa erfolgten in einem Waldgebiet bei Leinburg.
Gößwald hat außergewöhnlich viel publiziert, so dass es schwer fällt, das jetzt zu finden. Ich besitze längst nicht alle seine Arbeiten. Sehr wahrscheinlich ist die Geschichte in einem der beiden Bände seines „Alterswerkes“ enthalten: Die Waldameise Band 1: Biologische Grundlagen, Ökologie und Verhalten, Wiesbaden 1989, ISBN 3-89104-475-5 und Band 2: Die Waldameise im Ökosystem Wald, ihr Nutzen und ihre Hege, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89104-476-3. Aber das sind umfangreiche Bücher (zus. 1170 Seiten!), die mir seinerzeit einfach zu teuer waren.
Jetzt gibt es, recht günstig, eine zusammenfassende, gekürzte Ausgabe, die 2011 (nach seinem Tode 1996) erschien, 652 Seiten, und leider wenig überzeugend. Besprechung: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... =27&t=1597

Wenn es wirklich wichtig ist, wäre eine Suche im Dokumentationszentrum in Nabburg am aussichtsreichsten: http://ameisenschutzwarte.de/frame.php?section=doku

Zur Privathaltung von Waldameisen:

Da es in diesem Thread auch um die private Haltung von Waldameisen geht, möchte ich auf einen neuen Eintrag im eusozial hinweisen:
http://eusozial.de/viewtopic.php?f=26&t=3406
Wie weit die dort zitierte Auskunft vom BfN vollständig ist, kann ich nicht beurteilen.

Sinn des bestehenden „Besitz- und Vermarktungsverbotes" ist es unter anderem zu unterbinden, dass nach einer (angeblich) legalen Einfuhr von Waldameisen keine Kontrolle mehr möglich wäre, ob im Handel erworbene Tiere tatsächlich importiert wurden, oder ob nicht dann doch in Deutschland widerrechtlich gesammelte Tiere zusätzlich verkauft würden.

Ich plädiere hier zum wiederholten Male dafür, dass man Gesetzestexte mit Blick auf das gewünschte Ziel, hier Natur- und Artenschutz, interpretieren sollte. Wortklauberei und akribische Suche nach Möglichkeiten, das Gesetz dennoch zu unterlaufen, halte ich für eine grundfalsche Einstellung gegenüber unserer Gesetzgebung ganz allgemein. - Meine Meinung.

MfG,
Merkur