Serviformica sp. Pleometrose

Hier können allgemeine Fragen zum Thema Ameisen, sowie zu europäischen Ameisenarten gestellt werden.

Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Mare » Samstag 24. Mai 2014, 11:03

Hallo,

hab hier eine kleine Serviformica Kolonie (vermute fusca), mit noch 3 Königinnen und ca. 20 Arbeiterinnen, vom letzten Jahr. Bis heute war eigentlich alles in Ordnung, aber seit den Morgenstunden befinden sich zwei der drei Königinnen im Zweikampf. Die dritte wird gerade von den Arbeiterinnen gemeuchelt. Die Arbeiterinnen sind sich wohl auch noch nicht so einig, da teilweise Angriffe auf alle drei Königinnen erfolgen, obwohl sie eine Favoritin zu haben scheinen.
Kann es sein, dass Serviformica doch nicht so polygyn sind, wie gedacht? Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht?

bb
  • 0

Mare
Mitglied
 
Beiträge: 8
Registriert: Samstag 12. April 2014, 16:35
Wohnort: Tirol
Bewertung: 5

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Boro » Samstag 24. Mai 2014, 14:19

Hallo Mare!
Ich nehme an, dass du die Kolonie im vorigen Jahr schon mit den 3 Königinnen u. Arbeiterinnen bekommen hast und sie haben bisher friedlich zusammengelebt. Weißt du woher die Kolonie stammt? Formica fusca lebt häufig polygyn und eine plötzlich einsetzende Feindschaft ist ungewöhnlich. Prinzipiell ist es so, dass sich nicht alle Arten in Gefangenschaft gleich verhalten wie in der Natur, da spielt vor allem die räumliche Beengtheit eine Rolle.
Ich könnte dir nur empfehlen, die Gynen so rasch wie möglich zu trennen, viell. bleibt wenigstens eine am Leben. Dann wären gute Fotos interessant, damit wir die Art fixieren können.
L.G.Boro
  • 2

Boro
Moderator
 
Beiträge: 1731
Registriert: Mittwoch 9. April 2014, 08:13
Bewertung: 3432

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Merkur » Samstag 24. Mai 2014, 14:35

Soviel ich weiß, ist weitgehend unbekannt, wie es zur Polygynie bei Formica fusca kommt!
Gesichert ist, dass man häufig polygyne Kolonien mit bis zu 15 Gynen findet. Die Königinnen darin sind begattet und fertil (habe ich selbst vor Jahren an Proben aus 2 oder 3 Nestern untersucht; Königinnen seziert).
Gelegentlich werden Gründungen in Pleometrose gefunden (Seifert 2007), doch scheinen das in der Regel nicht mehr als 2 oder 3 Gynen zu sein.
Wahrscheinlich werden in größere Völker zusätzliche Jungköniginnen aufgenommen.
Unbekannt ist, ob es sich dabei nur um Töchter desselben Volkes handelt (dann müsste die Paarung in Nestnähe erfolgen), oder auch um Jungköniginnen anderer Herkunft.
Mir ist keine direkte Beobachtung der Paarung bekannt! (Am Boden, auf Vegetation, in der Luft?). Ich wäre für einschlägige Informationen dankbar!

MfG,
Merkur
  • 0

Neid ist eine unbeabsichtigte Form der Anerkennung.
Benutzeravatar
Merkur
Beirat
 
Beiträge: 3579
Registriert: Sonntag 6. April 2014, 07:52
Wohnort: Reinheim
Bewertung: 9804

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Ameise1 » Samstag 24. Mai 2014, 15:57

Musste vor 2 Jahren die selbe Erfahrung machen.

Die Kolonie bestand damals aus 2 Gynen, die ich 2009 selber nach dem Schwarmflug zusammen gesetzt habe. Dies ging 3 Jahre gut und die Kolonie bestand zu dem Zeitpunkt aus ungefähr 800-1000 Arbeiterinnen. Kurz bevor sich die 2 Gynen bekämpften ist die Kolonie in ein neues Nest gezogen. Kann nicht sagen ob das evtl. der Auslöser war.

Konnte damals leider nicht eingreifen. Hätte sonst das Gasbeton Nest auf machen müssen. Bei der Koloniestärke eher schlecht zu Praktizieren.

Martin
  • 0

Ameise1
Mitglied
 
Beiträge: 31
Registriert: Donnerstag 17. April 2014, 13:05
Wohnort: Wingendorf (Sachsen)
Bewertung: 44

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Mare » Samstag 24. Mai 2014, 19:16

Hey,

ja, Boro, hab sie im Sommer in einem Waldstück oberhalb von Innsbruck eingesammelt und sie zusammen gründen lassen. Alle drei im Umkreis von ca. 5 Metern gefunden. Es kann natürlich sein, dass es sich um unterschiedliche Serviformica Arten handelt, dann hätten sie sich aber wahrscheinlich auch nicht so friedlich bei der Gründung verhalten? Fotos hätte ich heute schon machen probiert, aber die werden wegen Kondenzwasser und Glasreflexion leider sehr unscharf.

Ah, danke Merkur, also ist das mit der Polygynie keine so klare Angelegenheit. Gibt es hier eventuell regionale Unterschiede?

Martin wie gings weiter? Wie verhielten sich die Arbeiterinnen?

Es sieht mittlerweile so aus:
Die vorherige Favoritin (gut zu erkennen, da die einzige, die noch kein Bein verloren hat...) wird momentan von den Arbeiterinnen bearbeitet. Die anderen zwei werden gerade wieder abgeleckt, auch gefüttert und verhalten sich ruhig. Die Aggresion geht momentan von den Arbeiterinnen aus. Macht irgendwie keinen Sinn!? Teilweise wird auch abgeleckt und im nächsten Moment nach Gliedmaßen geschnappt.

Mal schauen wie sich das weiterentwickelt...

bb
  • 1

Mare
Mitglied
 
Beiträge: 8
Registriert: Samstag 12. April 2014, 16:35
Wohnort: Tirol
Bewertung: 5

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Ameise1 » Samstag 24. Mai 2014, 20:05

Bei mir ging die Aggressionen fast ausschließlich von den Gynen aus die knapp 2 Tage dabei waren sich gegenseitig zu beissen und sich durch das Nest gezogen haben, immer umringt von massenhaft Arbeiterinnen. Die Arbeiterinnen haben sich nur in den seltensten fällen direkt eingemischt.

Habe dann nur nach 2 Tagen eine tote Gyne in der Arena gesehen. Konnte die 2 leider nicht auseinander halten, da beide völlig identisch aussahen (keine "Mängel" oder der gleichen aufwiesen)

Martin
  • 0

Ameise1
Mitglied
 
Beiträge: 31
Registriert: Donnerstag 17. April 2014, 13:05
Wohnort: Wingendorf (Sachsen)
Bewertung: 44

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Sidestep » Montag 26. Mai 2014, 22:10

Ich habe mal eine Doku gesehen, in der es um die Pleometrose Gründung einer Ameisenart ging. Welche Art es war, weiß ich leider nicht mehr. Ich glaube, es waren ca. 15 Gynen, die sich mit der Zeit gesammelt haben. Erst hat eine eine geeignete Stelle gefunden, dort angefangen zu graben und nach und nach kamen die Anderen dazu. Nach erfolgreicher Gründung sind nach und nach Kämpfe zwischen den Königinnen ausgebrochen und so dezimierte sich die Königinnen-Anzahl auch wieder. Zum Schluss haben die Arbeiterinnen die letzten bis auf eine aussortiert, sobald eine Königin irgendein Anzeichen von Schwäche oder Ähnlichem gezeigt hat, wurde diese zerlegt. Hoffe, dass ich das richtig wiedergegeben habe, ist schon eine Weile her :D Mal gucken, ob ich die Doku wiederfinde ;)
Lieben Gruß

PS: Wie sieht es denn nun bei deiner Kolonie aus?
  • 0

Sidestep
Mitglied
 
Beiträge: 3
Registriert: Montag 28. April 2014, 14:50
Bewertung: 0

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Mare » Donnerstag 5. Juni 2014, 18:44

Hallo,

entschuldigt die lange Abwesenheit, aber hatte die letzten Tage wenig Zeit. Das ganze hat kein gutes Ende genommen. Irgendwie ist die Stimmung wieder geschwankt und die Arbeiterinnen haben sich auf die zwei noch halbwegs intakten Königinnen gestürzt. Am Ende blieb die Königin mit nur einem Bein am leben. Diese verstarb dann aber auch. Äußerst seltsames Verhalten, wie ich finde.

Falls jemand weiß woran es gelegen haben könnte, immer her mit Informationen!

bb
  • 0

Mare
Mitglied
 
Beiträge: 8
Registriert: Samstag 12. April 2014, 16:35
Wohnort: Tirol
Bewertung: 5

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon hormigas » Freitag 6. Juni 2014, 04:23

Eine Königin mit einem Bein?
Ich bin über diese Diskussion sehr verwundert!
  • 0

hormigas
 

Re: Serviformica sp. Pleometrose

Beitragvon Merkur » Freitag 6. Juni 2014, 08:16

@hormigas:
"Eine Königin mit einem Bein?"
Es ist nicht gänzlich unwahrscheinlich. Ameisen können mit erheblichen Behinderungen bzw. Körperschäden sogar lange überleben. Ein paar Beispiele sind hier beschrieben: Beschädigte Ameisen Beachte v. a. Bild 4 mit Text!
Nicht zu retten ist allerdings eine Ameise, der beide Antennen fehlen. Das macht sich die arbeiterinlose parasitische Ameise Leptothorax goesswaldi zunutze: In der Koloniegründungsphase amputiert sie die Antennen von oft mehreren Königinnen der Wirtsart Leptothorax acervorum. Diese überleben dann nur noch wenige Tage bis Wochen und verhindern mit der Abgabe ihrer Pheromone, dass die Wirtsarbeiterinnen fertil werden (mit Männchen kann der Parasit nichts anfangen!).
In der Zeit wird die Parasitenkönigin fertil und kann selbst genügend Hemmstoffe produzieren, um die Arbeiterinnen steril zu halten. Die Wirtsköniginnen verhungern, weil sie ohne Antennen nicht mehr um Futter betteln können. Grausam, aber wahr.

MfG,
Merkur
  • 1

Neid ist eine unbeabsichtigte Form der Anerkennung.
Benutzeravatar
Merkur
Beirat
 
Beiträge: 3579
Registriert: Sonntag 6. April 2014, 07:52
Wohnort: Reinheim
Bewertung: 9804


Zurück zu Allgemeines und europäische Ameisenarten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron
Reputation System ©'