Von was ernähren sich Temnothorax oder auch Leptothorax?

Hier können allgemeine Fragen zum Thema Ameisen, sowie zu europäischen Ameisenarten gestellt werden.

Von was ernähren sich Temnothorax oder auch Leptothorax?

Beitragvon Trailandstreet » Mittwoch 9. Juli 2014, 12:25

Mal eine andere Frage. Von was ernähren sich eigentlich Temnothorax oder auch Leptothorax?
Ich denk mal, Honigtau wird wohl dabei sein, kleine Insekten/Springschwänze evtl. Was sonst noch für "Kleinzeug"?

Habe die Beiträge aus dem KFKA hierher verschoben. LG Reber
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Re: KFKA - Kurze Fragen, Kurze Antworten!

Beitragvon Reber » Mittwoch 9. Juli 2014, 23:49

Hej Trailandstreet,
für die Haltung kann ich zumindest bei Temnothorax nylanderi vermelden, dass sie sowohl Kohlenhydrate wie auch an Proteine gerne annehmen.

Im Seifert wird für beide Gattungen "überwiegend zoophag" angegeben. Ich selber habe die Tiere in freier Natur zwar oft beim Fouragieren beobachtet, jedoch nie beim Ergreifen von Beute oder beim Besuch von Honigtauquellen. Aufgefallen ist mir nur, dass sich die Ameisen stets im Territorium von anderen dominierenden Ameisen aufhielten: Myrmica. sp., Formica sp., Lasius fuliginosus, Lasius brunneus etc. Ich kann mir deshalb eher nicht vorstellen, dass sie längere Zeit von herumliegendem "Aas" usw. profitieren können und vermute, dass sie aktiv jagen. Da die Tiere oft nur einzeln unterwegs sind, dürften nur kleinste Insekten ins Beuteschema passen. Aber da wissen andere wohl mehr...
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Re: KFKA - Kurze Fragen, Kurze Antworten!

Beitragvon Trailandstreet » Donnerstag 10. Juli 2014, 07:45

Danke, diese Vermutung hatte ich auch. Lt Seifert jagen sie ja vorwiegend Springschwänze und dgl. Bei den Leptothorax musste ich feststellen, dass sie mehr Honig vertilgen als meine kleine Kolonie Myrmicas. ich glaube, ich werde mir mal Drosophila oder etwas ähnlich kleines besorgen und verfüttern. Sollte wohl besser funktionieren als mit zerteilten Stubenfliegen.
Die Kolonien stammen beide vom selben Ort und aus hohlen Eicheln am Boden. Die erstere Leptothorax ist aus einem nahen Wald, aus einem Stück Holz, ebefalls am Boden.
Ich habe vereinzelt auch schon des öfteren diese Ameisen in Verbindung mit Lasius fuliginosuns gesehen. Auch wenn die Bäume stark von L.f. frequentiert waren, waren immer wieder diese kleinen Opportunisten dabei. Ob sie überhaupt an Rindenläuse herankommen, bei diesen starken Konkurenten, ist ohnehin zweifelhaft. Evtl könnten sie aber auch das Phloem stehlen, von offengelassenen Bissstellen.
ps: ich gehe mal davon aus, dass die dunkleren größeren, dunkleren Leptothorax sind. Farbe würde entsprechen. bei den Temnos bin ich mir schon sicherer
bei Bedarf könnten wir ja einen eignen Thread aufmachen. Ich glaub, hier gibts noch was aufzuklären.
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Re: KFKA - Kurze Fragen, Kurze Antworten!

Beitragvon Merkur » Donnerstag 10. Juli 2014, 09:21

Leptothorax- und Temnothorax-Arten habe ich über Jahrzehnte gehalten und zum Teil sogar über Generationen gezüchtet.
Ernährungsgrundlage im Labor waren Mehlkäferpuppen abwechselnd mit Schaben div. Arten (überbrüht, dann tiefgefroren) sowie Honigwasser. Die Insekten wurden vor dem Verfüttern klein geschnitten.

Freilandbeobachtungen sind nicht ganz einfach wegen der winzigen Größe der Futterpartikel. Für Leptothorax acervorum konnte ich winzige Käferlarven, Zikadenlarven sowie Eier von wohl kleinen Insekten (evtl. auch Spinnen) identifizieren.

Wohl alle Leptothorax- und Temnothorax-Arten sammeln die ebenfalls winzigen Tröpfchen Honigtau, die von den Pflanzenläusen abgespritzt werden. Trophobiose, Besuch von Pflanzensaugern, ist von keiner Art aus der Gruppe bekannt. Die Tiere furagieren daher auch stets einzeln; der Honigtau-Fall ist diffus und gleichmäßig verteilt wie feinster Nieselregen. (Tandem-Rekrutierung kommt beim Nestumzug vor).

In meinem Garten kann ich Temnothorax affinis an einem Nussbaum in Augenhöhe beobachten. An Tröpfchen von Honigwasser (Volumen von etwa dem Kopf einer Glaskopfstecknadel) sammeln sich allmählich stets ein paar Tiere. Auch auf die Borke gedrückte Stückchen von Mehlkäferpuppe und von frisch zerdrückten Frostspanner-Raupen werden von mehreren Individuen gemeinsam ausgebeutet. Hier kann man den Abtransport winziger Partikel beobachten.
T. affinis lebt auf dem Baum neben Dolichoderus quadripunctatus, Camponotus truncatus und C. fallax. Alle vier sind im Frühjahr an meinen „Futterstellen“ anzutreffen, sowohl an Insektenteilen als auch an Honigwasser.

Jetzt im Sommer, auch an den heißen Tagen im Juni und Anfang August, waren kaum noch Ameisen auf der Borke zu sehen, und auch zu Futterstellen kamen sie nicht mehr. Ich mache mal einen eigenen Thread dafür auf. Mögliche Ursache für die so unterschiedliche Aktivität: a) Es gibt mehr Nahrungsquellen oben im Baum; b) Nach Anfütterung der überwinterten Brut und deren Verpuppung ist der Nahrungsbedarf geringer; c) Beide Ursachen wirken zusammen.

MfG,
Merkur
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Re: KFKA - Kurze Fragen, Kurze Antworten!

Beitragvon Trailandstreet » Donnerstag 10. Juli 2014, 11:53

Ich hab sie bisher an kleinen Honigtröpfchen verpflegt und ab und zu ein paar geteilte Fliegen.
Die beim Erschlagen der weiblichen Fliegen offen gelegten Eier haben sie offenbar sehr gern angenommen.
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Re: Von was ernähren sich Temnothorax oder auch Leptothorax?

Beitragvon Trailandstreet » Dienstag 22. Juli 2014, 12:57

Ich halte bei mir momentan drei Kolonien.
Während die eine ganz wild auf Honig ist und dort mehr als meine Kleine Myrmica-Kolonie vertilgt, zerlegt die andere jede Fliege, die sie angeboten bekommt innerhalb kürzester Zeit. (zumindest für so kleine Ameisen)
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Re: Von was ernähren sich Temnothorax oder auch Leptothorax?

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 5. Juni 2016, 15:11

In letzter Zeit musste ich feststellen, dass die gefrorenen Mehlpuppen weitaus lieber angenommen, als Taufliegen. Andererseits, normale Stubenfliegen, Goldfliegen oder die kleineren Fleischfliegen schon wieder.
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