Aus der Praxis eines, der sich geoutet hat...

Hier können allgemeine Fragen zum Thema Ameisen, sowie zu europäischen Ameisenarten gestellt werden.

Aus der Praxis eines, der sich geoutet hat...

Beitragvon Merkur » Samstag 12. Juli 2014, 16:23

geoutet als Ameisenkenner, mit einigem Wissen über schädliche und lästige Ameisen, und der Betroffenen ehrenamtlich und gratis helfen wollte. :mad:

Es ist bei mir ein seit vielen Jahren fast alltägliches „Erlebnis“, so auch heute wieder: Im Briefkasten steckt ein Umschlag mit ein paar mittels Klebstreifen fixierten Ameisen, dazu eine oft lange, heute mal ausnehmend kurze Beschreibung: „Wieder einmal… Ameisen im Fachwerkhaus, … Sorge vor Schäden am Holz, …Bitte um Bestimmung und Rat für weiteres Vorgehen, …Nennung eines Kammerjägers." (Region immerhin aus der Adresse zu entnehmen und lesbare e-mail angegeben).

So sieht das aus:

Lasius-cf.umbratus.jpg
Einsendung von Lasius cf. umbratus

Meine Antwort:

Betr.: Ameisen
Sehr geehrtexx xxx xxx,

Bei den Ameisen handelt es sich um eine Art aus der Verwandtschaftsgruppe von Lasius umbratus bzw. L. sabularum („Gelbe Schattenameisen“).
Das sind im Prinzip erdbewohnende Arten, die jedoch gerne auch in sehr morschem, feuchtem Holz nisten. Nahrung finden sie v. a. im Boden, wo sie an Wurzeln lebende Pflanzenläuse (Blattlaus-Verwandte) besuchen und von diesen Honigtau erhalten.
Wie das Nest in der Realität aussehen kann, zeigt dieser Thread:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... f=22&t=156

Es sind also keine primären Holzzerstörer, keine Schadameisen. Sie nutzen nur bereits gründlich geschädigtes, verpilztes und vermorschtes Holz als Nistgelegenheit. Das üblicherweise trockene Holz von Fachwerkbauten können sie nicht besiedeln. Es muss also im bodennahen Bereich Ihres Fachwerkhauses über lange Zeit feuchte Stellen geben, evtl. durch dichte Vegetation beschattet? Möglich wäre auch, dass die Tiere in angrenzendem Holz (Schuppen? Altes Feuerholz?) leben.

Ein Kammerjäger wird da nicht helfen können. Durch Begiftung der Kolonie kann man diese vernichten, aber die Nistgelegenheit würde sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und wieder bezogen. Letztlich hilft nur Austausch der befallenen Teile und Trockenlegung des Befallsbereiches.
Das große Tier ist eine Jungkönigin. Davon werden jährlich mehrere hundert (zusammen mit kleineren, ganz schwarzen Männchen) zum Hochzeitsflug entlassen. Ein Volk kann mit seiner einen Königin 15-20 Jahre überleben!

Viele Grüße, xxxxx

Die DASW bietet auf ihrer Webseite zu „Probleme mit Ameisen - Beratung“. http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... m.php?f=23 eine andere Lösung an:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... =23&t=1930

Aber wie steht es im „Zauberlehrling“: „Die ich rief, die Geister / Werd’ ich nun nicht los“
Vermutlich wird man mir dereinst noch „Ameisen-Briefchen“ auf den Grabhügel legen… :ironie:

MfG,
Merkur
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Re: Aus der Praxis eines, der sich geoutet hat...

Beitragvon Merkur » Montag 14. Juli 2014, 08:51

Manchmal hat man sogar ein Erfolgserlebnis: Noch gestern erreichte mich eine Dank-Mail des Fachwerkhaus-Besitzers. Die Ameisen nisten im Grundbalken des Hauses (der liegt dem gemauerten Fundament auf), an dem sie außen umher laufen, und an dessen Innenseite sie unter der Scheuerleiste hervor in die Wohnung gelangen. Anstatt einer teuren und auf Dauer wirkungslosen chemischen Ameisenbekämpfung ist nun beabsichtigt, das befallene Holz von einem Zimmermann austauschen zu lassen. Ohne Zweifel die richtige Entscheidung! :)

MfG,
Merkur
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