Sozialparasitäre Lasius Gyne? [Lasius cf. emarginatus]

Bestimmungsanfragen

Sozialparasitäre Lasius Gyne? [Lasius cf. emarginatus]

Beitragvon Reber » Montag 4. August 2014, 13:38

Während ich mich auf einem kurzen Ausflug im Wallis befand (Bericht folgt), ist diese Gyne auf meinem Balkon in Bern aufgetaucht. Sie wurde von meiner Mitbewohnerin, die die Verantwortung für Tiere übernommen hat, kurzerhand in Untersuchungshaft genommen. Mir wären gelbe Ameisen auf dem Balkon eigentlich lieber als Lasius niger - darum habe ich sie inzwischen wieder dort freigelassen.

Ich vermute Lasius cf. umbratus. Liege ich richtig?
Welche Lasius ist das1.JPG
Welche Lasius ist das2.JPG
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Trailandstreet » Montag 4. August 2014, 14:56

Täuscht mich das, oder ist der Thorax leicht rötlich?
Ich tippe hier eher auf eine Serviformica. Sie sieht vom Köperbau her meinen sehr ähnlich (F cunicularia)

Ich bin da allerdings nicht so der Spezialist. Mal abwarten, was die Experten dazu sagen.
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon antking88 » Montag 4. August 2014, 16:05

Hallo Reber,

eine sozialparasitär gründende Lasius spec. ist unwahrscheinlich da ihr Gaster dafür viel zu groß ist. Ich halte Lasius umbratus und Lasius fuliginosus und deren gaster sind direkt nach dem Schwarmflug wesentlich schlanker geformt.
Auch der Rotanteil passt nicht so wirklich ins Bild ;)

MFG Andre
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Reber » Montag 4. August 2014, 16:48

Hallo Leute
Also die Gattung Lasius steht für mich vom Habitus her fest. (Formica cunicularia, kann ich ausschliessen!). Die Gaster wirkt hier tatsächlich eher "gross". Aber im Verleich mit Lasius s. str. Gynen ist sie viel kleiner.

Merke gerade, dass noch Angaben fehlen und liefere gleich noch einige (schlechtere) Bilder nach, auf den man den Habitus möglicherweise besser erkennt:

Die Gyne war ca. 8mm (korr./ habs nicht gemessen! - scheint jedenfalls deutlich kürzer als etwa L. niger, flavus etc geschätzt.)
Das Tier wirkte bei normalem Licht grau-schwarz (wie die Katze in der Nacht) bei besserem Licht aber braun mit leichtem rotstich.

PS: Die grosse Gaster könnte daher kommen, dass meine Mitbewohnerin der Gyne feuchte Watte mit in ihren Behälter gegeben hat, davon hat sie getrunken.

Unbekannte.JPG
unbekannte3.JPG
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Boro » Montag 4. August 2014, 19:29

Hallo Reber!
Wichtige Angaben fehlen leider: Habitat u. Urzeit des Fundes od. die Höhenlage des Fundes.
Lasius sp. ist ganz sicher, eine sozialparasitische Lasius sp. kann man ausschließen.
In Frage kommt für mich Lasius emarginatus (schwärmt mit Einbruch der Dämmerung) od. L. psammophilus, die hat bei gewisser Beleuchtung einen deutlichen Rotstich in der Thoraxfärbung. Schwärmt am Nachmittag
Vergleiche selbst:
viewtopic.php?f=48&t=233
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... rnten.html ein nicht verloren gegangenes foto einer L. emarginatus-Gyne aus dem alten AF, Abb. 10
L.G.
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Reber » Montag 4. August 2014, 20:10

Danke Boro! Na prima, dann gebe ich Dank meinem Unvermögen den "Hausameisen" gleich selber Starthilfe ;)
Da bin ich jetzt direkt froh um Lasius niger. :D

Habitat: Stadt, ca. 550m ü. M., in der nähe Schrebergärten, Fussbalplätze, Grünanlagen.
Uhrzeit: 18.30h (da hab ich die SMS gekriegt).
Temperatur: ?
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Boro » Montag 4. August 2014, 20:30

Ehrlich gesagt würde ich noch keine der beiden Arten favorisieren. Das Wallis ist für seine Artendiversität berühmt, da gibt es sicher beide Arten. Vom Habitus her gesehen wäre eher L. emarginatus zu bevorzugen, sie gilt als Felsenameise, d. h. sie ist stark an felsiges Gelände gebunden, als Ersatzhabitate gelten alte Gemäuer, Burgen, Burgfelsen, Ruinen, ältere Häuser mit Bruchlinien, aber auch Lesesteinhaufen am Rande der Äcker. Ich hab die Art seit Jahrzehnten im Haus bzw. zw. Mauer (Altbau) u. Vollwärmeschutz und ich komme gut zurecht. Vor allem das Schwärmen bringt zartbesaitete Leute zur Verzweiflung, weil sie oft in Massen auch im Hausinneren austreten und am Abend "bedrohlich" wirken. Alles kein Problem, Fenster am Abend länger offen lassen u. der Spuk ist bald vorbei.
L. psammophilus ist die "Sand- u. Schotterameise" und meines Wissens kein Kulturfolger.
Wenn schon Arbeiterinnen da wären, könnte man leicht optisch unterscheiden.......
L.G.
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Reber » Montag 4. August 2014, 20:47

Da haben wir uns missverstanden: Die Gyne wurde in Bern gefunden. Ich war aber zu der Zeit grad im Wallis. Denke aber, du und antking88 liegen schon richtig. Die Gaster ist tatsächlich etwas dick für eine frisch geschwärmte L. umbratus. Lasius emarginatus-Arbeiterinnen würd ich schon erkennen, die hatten wir am (und selten im) Elternhaus. Ausser dass sie mir einmal meine Heimchenzucht ausgeräumt haben, bin ich gut mit ihnen zu Recht gekommen.

Die L. niger werden keine solche Konkurrenz in den Töpfen auf dem Balkon dulden. Die Königin wird sich einen neuen Platz suchen müssen, wenn sie kann...
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Antkönig » Montag 4. August 2014, 22:08

Ich habe bereits vor gut einem Monat 2 Gynen dieser Art gefunden und war von Lasius emarginatus ausgegangen. Auch bei mir ist der Thorax der Gyne nur bei Licht rötlich gefärbt.

Die beiden Gynen haben die Gründung bald abgeschlossen, kann man Lasius emarginatus und Lasius psammophilus anhand der Arbeiterinnen gut unterscheiden? So könnte mit hoher Wahrscheinlichkeint das Ergebnis auch für diese Gyne übernommen werden.

LG Antkönig
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Re: Sozialparasitäre Lasius Gyne?

Beitragvon Boro » Dienstag 5. August 2014, 07:53

Ja, die Unterscheidung ist gut möglich: Abgesehen von den Pygmäen kommt bei größeren Kolonien die Färbung der Individuen gut zum Ausdruck: L. emarginatus ist eindeutig zweifärbig, Kopf u. Gaster dunkel u. das Mesosoma rötlich. L. psammophilus ist ziemlich homogen braun bis dunkelbraun gefärbt und durchschnittlich eindeutig kleiner als Erstere. Außerdem ist das Verhalten unterschiedlich: L. emerginatus tagaktiv u. aggressiv (ähnlich wie L. niger), von L. psammophilus ist am Tage wenig zu sehen, sie dürfte stärker nachtaktiv sein u. mit Wurzelläusen in Trophobiose leben.
L.G.
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