Versuchsarena für Sklavenraubzüge

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Versuchsarena für Sklavenraubzüge

Beitragvon Merkur » Samstag 4. Februar 2017, 11:41

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Raubzugarena
Um die Organisation von Raubzügen Sklaven haltender Harpagoxenus- oder Chalepoxenus-Völker zu untersuchen, haben wir solche Arenen von 1 m Länge verwendet.
Die Arena aus Plexiglas wurde von der Institutswerkstatt gebaut. Die Wände sind ca. 5 cm hoch (innen mit Paraffinöl dünn bestrichen). Eine Querwand (rechts) unterteilt die Arena in einen Bereich für das Sklavenhaltervolk und einen für ein Volk der jeweiligen Sklavenart. Unten in der Querwand verbindet eine Bohrung die beiden Teile; im Bild ist sie durch einen (dunklen) Gummistopfen verschlossen.
Der Arenaboden ist mit ca.1 cm Gips ausgegossen, der während der Versuche regelmäßig befeuchtet wurde. Einige mit Gips überzogene Kartonstreifen bilden Hindernisse und vergrößern die zu belaufende Oberfläche (die Ameisen liefen darum herum!). Etwas Sand ist in der Arena verteilt, vor allem um einen nicht zu hellen Hintergrund für Fotos zu haben. Bis zu den Versuchen war die ganze Anlage mit einer dünnen Plexiglasscheibe abgedeckt um eine zuträgliche Feuchtigkeit zu gewährleisten.

Im größeren (linken) Bereich steht eine Plastikschachtel mit Ausgang, darin befindet sich das Objektträgernest für das Sklavenhaltervolk (mit Karton verdunkelt). Der rechte Bereich enthält ein Volk der Sklavenart, ebenfalls mit Karton abgedunkelt. In beiden Abteilen stehen Schälchen mit Honigwasser, Insektenteilen und Wasser (im Bild rechts entfernt). Die Position der Schälchen wird über mehrere Tage Eingewöhnungszeit immer wieder verändert, so dass die beiden Völker ihre jeweiligen Arenenteile gut belaufen. (Wir haben angenommen, dass die Völker „Markierungen“ in der Nestumgebung hinterlassen, z. B. Kot, und dass die Sklavenhalter beim Übergang in das Sklaven-Territorium wahrnehmen, dass sie sich auf „fremdem Terrain“ befinden. Viele Beobachtungen haben diese Annahme wahrscheinlich gemacht, s. u.).
Wenn in beiden Völkern Puppen vorhanden waren, und wenn aus dem Sklavenhalter-Volk Kundschafter („scouts“) unterwegs waren, konnte man bei passender Temperatur und hellem Licht einen Raubzug auslösen. (Das gelang für Fernseh-Filmaufnahmen sogar bei voller Sonne im Freien!).
Der Stopfen im Durchgang wurde entfernt, und dann hieß es „Geduld haben“: Würde ein Scout den Durchgang finden? –Zum Glück laufen die Scouts gerne auch entlang der Arenawände, so dass man ungefähr erwarten konnte, wann einer den Durchgang erreichen würde.
Das dabei gezeigte Verhalten hat uns in der Annahme bestätigt, dass so eine Kundschafterin bemerkt, wenn sie das angrenzende, fremde Territorium betritt: Sofort beschleunigte sie ihre Gangart, betastete immer wieder den Arenaboden, lief hin und her und gelangte meist bald in die Nähe des Eingangs zum Sklavennest. Dort wurde die Bewegung vorsichtiger, es wurde zunehmend mehr der Boden betastet (evtl. ausgelöst durch dichtere „Markierung“), bis die Kundschafterin den Nesteingang erreichte. Der wird üblicherweise von 1-2 Arbeiterinnen „bewacht“. Sobald die Kundschafterin mit einer solchen Wache ganz kurzen Antennenkontakt hatte, wendete sie blitzschnell und rannte mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Sklavenhalternest.
Bei Harpagoxenus und Chalepoxenus erfolgt dann eine Rekrutierung mit wiederholten Tandemläufen zu dem Wirtsnest, Kampf gegen dessen Verteidigerinnen, und schließlich Abtransport der Puppen aus dem eroberten Nest.

Man sieht: Es bedarf einiger Vorarbeiten und guter Beobachtung der Völker, wenn man einen echten, naturgetreu ablaufenden Raubzug beobachten will. Doch bei entsprechender Planung kann man sogar recht genau vorhersagen, ob und wann ein Raubzug stattfinden wird. (Vor Jahren waren über das alte Ameisenforum die "Ryk-DVDs" erhältlich. Sie enthielten u. a. Kopien von FS-Filmen über die Raubzüge von H. sublaevis und Chalepoxenus muellerianus, wobei im Prinzip ähnlich gestaltete Arenen Verwendung fanden).

MfG,
Merkur
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