Baubericht: Porenbetonnest mit Wassertank (pro/contra)

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Baubericht: Porenbetonnest mit Wassertank (pro/contra)

Beitragvon SirEd » Montag 26. Mai 2014, 18:28

Hi zusammen,

vielleicht hat der ein oder andere verfolgt, wie ich plötzlich zu einem Überschuss an F. fusca Puppen kam. Da ich diese nicht einfach verpilzen lassen wollte, entschied ich mich zum Kauf einer kleinen Kolonie - zumal mich die Art ohnehin schon immer faszinierte. Hier möchte ich Euch von der weiteren Entwicklung berichten, die sehr vielversprechend begann, dann aber ein vorerst trauriges Ende nahm.
In erster Linie soll dieser Beitrag aber ein Baubericht sein, der die Vor- und Nachteile meiner Bauweise und Lösungsansätze herausstellt.

Ich hatte mir vor kurzem ein kleines Aquarium (30x20x20cm) besorgt, welches nun die neue Heimat meiner Kolonie werden sollte. Die Sorge um die Verpilzung der Eier zwang mich, zügig zu arbeiten, was zunächst auch gelang. Ich entschied mich für ein Nest aus Porenbeton, das fest an die Aquarieninnenwand gepresst wird, was zwei Vorteile mit sich bringt:
- Das Nest kann im Notfall relativ Kolonieschonend herausgenommen werden
- Das Verschrauben oder verkleben der Frontscheibe entfällt

Der Zeitnot wegen kratzte ich diesmal mit einem starken Schraubendreher (einfach Einstechen, dann drehen) die zuvor mit Bleistift angezeichneten Kammern in den Porenbeton hinein. Das ging ziemlich schnell und gut von der Hand. Nur die gleichmäßige Tiefe einzuhalten war etwas schwieriger, als mit meiner Dremel-Lösung vom letzten Versuch. Trotzdem: Ich war zufrieden. (Bilder weiter unten)

Die Bewässerung sollte diesmal nicht mittels Bewässerungsrinne sondern mittels eines Tanks erfolgen - In meinem Fall eine Fehlentscheidung, wie sich herausstellen sollte. Aber zunächst zur Umsetzung: Mein Nest war ziemlich flach konzipiert, um im Bodengrund nicht zu viel Höhe zu verlieren. Außerdem gefiel mir der Gedanke, dass sich die Nestöffnung auf Höhe des Bodengrunds befindet. Der geplante Tank durfte also nicht höher sein, als das Nest selbst. Meine Lösung bestand aus einer Box, die ich aus einem asiatischen Imbiss hatte. Stabil, flach (5cm), trotzdem voluminös (18x13cm), gut zu bearbeiten. Und nicht zu vergessen: Mit relativ dichtem Deckel und einer so geringen Wandstärke, dass ich mit einer Taschenlampe gut den Wasserstand kontrollieren konnte. Grandios!!!

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Im Baumarkt hatte ich ein kurzes Stück dünnen Schlauch besorgt, der Tank und Nest verbinden sollte und durch den später der Docht geführt wurde. Nachdem die Position von Nest und Tank feststanden und klar war, an welcher Stelle der Schlauch den docht zum Nest führen sollte, galt es den Schlauch möglichst dicht durch den Deckel zu führen. Hierzu schmolz ich mit einem erhitzten Schraubendreher ein Loch in den Deckel, das knapp unter dem Umfang des Schlauchs blieb. Anschließend erwärmte ich das Loch erneut (sehr kurz) und steckte den Schlauch durch die Öffnung. Stabil und dicht. Was will man mehr?

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Es fehlte noch eine Möglichkeit, den Tank neu zu bewässern. Hierzu integrierte ich einen weiteren Schlauch in die hintere Ecke des Tanks, der dann nach oben, fast bis zum Deckel des Formicariums reichte.

Dann kam die Feuerprobe. Den Docht bildete ein Stück synthetisches Spültuch, was bestens funktionierte. Es konnte also das Nest eingesetzt und festgeklemmt werden (zuvor waren mit einem Cuttermesser die Silikonwülste zu entfernen).

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Das Nest war für die bestellte Kolonie natürlich deutlich überdimensioniert. Den Großteil der Kammern befüllte ich daher mit Aquarienkies.

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Als nächstes füllte ich den Bodengrund auf, der aus ausgewaschenem Aquarienkies besteht, um Schimmelbildung und der befürchteten völligen Durchfeuchtung des Bodengrundes vorzubeugen, die ich bei meinem F. sanguinea Formicarium feststellen musste (Dort nutze ich ein Sand-Kies Gemisch).

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Auch nach Auffüllen des Bodengrundes hatte ich gute Einsicht in den Tank:

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Dann kam die Kolonie.

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Die Arbeiterinnen entdeckten das neue Nest und zerrten die etwas unwillige Königin in den hinteren Bereich des Nestes. Das Reagenzglas lag bald verlassen da. Ein Teil des im Reagenzglas mitgesandten Bodengrundes - vielleicht Erde und feine Stöcker oder Nadeln - wurde jedoch ebenfalls ins Nest eingetragen und der Eingang schnell mit Kies verschlossen. Honig und Proteine (Feuchtfutter f. Katzen) wurden gerne angenommen. Ich war begeistert!

Wenige Tage später entschied ich mich, einen großen Teil der meiner überschüssigen F. fusca Puppen in das Formicarium zu geben, die sich schon am nächsten Tag sämtlich im Nest wiederfanden. Ich ergänzte einen Sichtschutz aus roter Folie, um die Entwicklung der Kolonie nicht zu stören. Allein das Kondenswasser machte mir Sorgen. (Weiter im nächsten Teil...)
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Zuletzt geändert von SirEd am Montag 26. Mai 2014, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Baubericht: Porenbetonnest mit Wassertank (pro/contra)

Beitragvon SirEd » Montag 26. Mai 2014, 18:42

Das Wasser...
Ein Problem, dass einfach nicht in den Griff zu kriegen war. Ich erwärmte das Nest über einen zusätzlichen Halogenspot - was die Verdunstung förderte - die wiederum neue Feuchtigkeit aus dem Tank einströmen lies - was wiederum verdunstete, was wiederum...
Bis irgendwann die Seitenscheibe riss!!! Ich hatte den Halogenspot extra nicht aufliegen lassen, aber ich vermute, dass der Druck des sehr stramm eingepassten Nestes in Verbindung mit den Temperaturunterschieden durch die direkte Beleuchtung irgendwann einfach zu viel wurde.

Über die eventuell zu hohe Feuchtigkeit hatte ich mir natürlich im Vorfeld bereits Gedanken gemacht - und darauf gesetzt, dass sich die Kolonie schon die passende Umgebung suchen würde. Schließlich hatte ich den Docht nicht umsonst sehr weit rechts statt mittig positioniert. Aber es kam anders. als nach etwa zwei Tagen weder die angebotenen Drosophila noch die Mehlkäferpuppen angerührt worden waren, riskierte ich einen Blick - und sah zunächst nur wenig. Die Kolonie hatte den Sichtbereich ziemlich zugebaut. Eine Lampe zeigte dann aber zum einen deultiche Ansätze von Verpilzung.

P1020740.jpg


P1020742.jpg

Auch konnte ich bereits einige, von Feuchtigkeit umschlossene tote Arbeiterinnen erkennen.

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Ich griff zur Radikalkur. Zunächst wurden Bodengrund und Wassertank entfernt. Dann das Stück Porenbeton gelöst, das das Nest an Ort und Stelle hielt. Dann war das Nest zu entfernen. Zum Glück (!!!) hatte ich keine Frontscheibe verklebt. Das Umsiedeln der noch lebenden Ameisen (was zum Glück auch die Königin einschließt) verlief so relativ stressarm. Im Zwischenbehälter hatte ich ein dünnes Stück Plastikrohr als Rückzugsort angeboten, das gerne angenommen wurde.

Mittlerweile lebt die Kolonie wieder im Formicarium. Sämtlicher Bodengrund sowie das Nest wurden sorgfältig ausgekocht und getrocknet. Das Nest wurde wieder eingesetzt und mittels "Klemmblock" fixiert.

P1020768.jpg

Das Gewebeklebeband soll ein Verkratzen der Scheiben verhindern und dafür sorgen, dass er nicht die Feuchtigkeit aus dem Nest saugt.

Eine Bewässerung des Nestes war wegen der geringen Stärke des Nestblocks an der Oberseite nicht umsetzbar. Stattdessen habe ich eine Borung vorgenommen, in die ich den transparenten Schlauch eingeführt habe. Ganz dicht ist die Sache nicht, aber ich hoffe, die rechte Hälfte des Nestes so kontrolliert befeuchten zu können, ohne dass gleich alles unter Wasser steht.

P1020770.jpg

Die eingebrachten Puppen allerdings sind verloren, was wirklich schade ist.

Gelernt habe ich, dass auch gut durchdachte und überzeugend scheinende Konzepte Fallstricke mit sich bringen können und längst kein Garant für eine erfolgreiche Haltung sind. Die Kolonie wohnte zunächst noch in der Plastikröhre, zog dann aber unter den kleineren Stein vorne rechts um.

P1020775.jpg

Zwischenzeitlich bot ich noch einige der verbliebenen Puppen aus einem anderen Formicarium an, die innerhalb einer Nacht aus der Schale unter den Stein verlegt wurden. Ich hoffe, die Kolonoie erholt sich.

Vielleicht wird ja auch das Nest bald wieder angenommen. Noch ist das Jahr ja jung...

Ein Bild noch zum Abschluss:

P1020777.jpg

Damit endet mein Bericht. Zukünftig würde ich
1) keinen Tank mehr nutzen, den ich nicht regeln kann
2) Die Seitenteile des Nestes ggf. mit einer dünnen Lage Filz oder ähnlichem polstern, um beim Herauslösen des Nestes die Scheiben nicht zu verkratzen
3) Das Nest nicht ganz so stramm abmessen. Lieber den Rand polstern um einen Riss in der Seitenscheibe zu verhindern
4) Das Formicarium länger einfahren, was in meinem Fall angesichts der Zeitnot nicht möglich war. Aber besser wärs gewesen, ein Großteil der Puppen war nicht zu retten.
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