Holznest im Eigenbau - Klappe, die Erste

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Holznest im Eigenbau - Klappe, die Erste

Beitragvon NIPIAN » Samstag 13. September 2014, 21:31

Hoi,

man muss auch einmal weg von den Büchern und sich anderweitig austoben, wenn einem das Fitnessgerät am Vortag zu sehr zugesetzt hat. Hier ist also mein erster Versuch eines Holznestes, gedacht für Camponotus liginiperdus.
Ich habe Buchenholz verwendet, da das gerade gut getrocknet ist, sich somit hoffentlich nur noch wenig verziehen wird. Sehen wir, ob sich meine Hoffnung bestätigt. Später, wenn das Fichtenholz soweit ist, probiere ich das damit auch noch. Wird wohl etwas mehr spreißeln. Egal, zur Sache:

IMG_2935.JPG
Das ist der sagenhafte Klumpen Holz, in dem irgendwo das Nest versteckt ist.

IMG_2936 2.jpg
Also zügig mit der Suche begonnen und mittels Fuchsschwanz zwei grobe Stücke wegreduziert, dann etwas nachgehobelt...

IMG_2941 2.jpg
...und doch noch die untere Seite weggenommen - so steht das Nest besser und die Rinde kann dran bleiben

IMG_2943 2.jpg
Jetzt wirds timtaylormäßig spaßig: die Fräse kommt zum Einsatz. Aufsatz drauf und eine gleichmäßige Ebene eingefräst. Da soll letztlich eine Scheibe eingelassen werden. Ob Glas oder Plexi- weiß ich noch nicht. Ich spiele mit dem Gedanken, gleich ein Farbfilterglas zu besorgen, aber die Dinger sind verdammt teuer. Außerdem will das auch sauber befestigt werden. Whatever. Vom Prinzip her weiß ich, was ich will...

IMG_2949 2.jpg
... nämlich ein paar Kammern und Gänge frei Schnauze eingefräst. Die Feinarbeit wird dann mittels Dremel gezaubert, aber das wird in den kommenden Tagen erledigt. Dann gibt es noch ein Foto mit Metermaß daneben, sodass die Größenverhältnisse ersichtlich werden. Übrigens: die Gänge werden am Ende mit grobem Holzabfall (den Abfall also nicht einfach wegwerfen!) wieder aufgefüllt, die Glasscheibe aufgesetzt und die nächste Gyne vor einen der Eingänge (noch nicht definitiv festgelegt, befinden sich aber in Planung) gedonnert. Aber das werde ich in einem der nächsten Beiträge zeigen.
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Re: Holznest im Eigenbau - Klappe, die Erste

Beitragvon NIPIAN » Sonntag 19. Oktober 2014, 21:01

Hoi,

soo, das erste Holznest ist fertig. Aber der Reihe nach:
Nach dem letzten Beitrag habe ich zunächst die Scheibe vorbereitet. Mittels Tapeziermesser ist die vorher ausgemessene Fläche angeritzt und das Plexiglas gebrochen worden. Ich habe mich für die einfache Plexiglasvariante entschieden, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich das Holz über den Winter verändert. Sprich: geht der Block vorzeitig aufgrund Verwindung und ähnliches in die Knie, habe ich kein Farbfilterglas verloren. Und ja, es sind auf dieser Seite ein paar Schrauben mehr geworden, als es gebraucht hätte :P
IMG_3181 2.jpg

Selbstverständlich sollten auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls einige Kammern eingebaut werden. Da ging auf einmal alles sehr schnell:
IMG_3186 2.jpg
Was war geschehen? Nichts, was nicht auch im vorherigen Beitrag beschrieben ist. Bis auf die Krümelchen. Diese habe ich mittels Bohrer aus dem Überschuss gebohrt, kurz durch die Finger gezwirbelt und in die präparierten Höhlen gestopft. Den Überschuss mit Löchern könnte ich nächstes Jahr an die Mauer hängen, vielleicht verirrt sich das ein oder andere Insekt hinein.

Jedenfalls sollte das Ding nun alles haben, was es für ein Nest braucht
IMG_3188 2.jpg
Die Löcher an der Seite sind als Eingang gedacht und enden begeisternd treffsicher jeweils in einer Kammer - auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich 3 weitere. Ist jeweils eine 9-er Bohrer gewesen (wobei ich mit nem 4,5-er vorgebohrt habe) - sollte für die Gaster einer Camponotus sp. ausreichen. Die beiden Höhlensysteme sind an 5 Stellen untereinander durch Bohrungen (9-er) zugänglich gemacht.

Nun das verwendete Werkzeug in der Zusammenschau. Hab zwar die Markennamen geschwärzt, bringt aber kaum was xD. Die Säulenbohrmaschine, mit der ich die Bohrungen für das Plexiglas, das Nestteil und zum Versenken der Schrauben vorgenommen habe, steht im anderen Raum, ist auf dem Foto also nicht mit von der Partie.
IMG_3189 2.jpg


Das Nest ist allerdings noch nicht ganz fertig. Ich spiele mit dem Gedanken an den Eingängen Schläuche anzubringen. Macht das Ganze mit Sicherheit nicht schöner, aber das Nest kann dann auch extern bleiben. Sollte bei einer Camponotus sp. allerdings keine große Rolle spielen (-> Ruhephase wird auch bei sonnig-frühlingshaftem Winterbeginn eingeleitet).
Bisher schwebt mir folgendes vor: um die Löcher herum wird ein 2 x 2 cm großes Quadrat etwa 3 mm tief gefräst. Ein 2 x 2 cm großes Plexiglas wird mittig für einen 16 mm Schlauch ausgebohrt. Dann wird der Schlauch durch die Öffnung geschoben und mittels Aceton fixiert. Anschließend wird diese Schleuse in die gefräste Öffnung eingeschraubt. So dürfte keine Ameise mehr entkommen können. Alternativ lässt sich auch ein größeres Stück Plexiglas einpassen und mehrere Schläuche darin einschmelzen. Müssen eben vorher recht exakt an die Position der Eingänge gebracht werden.
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Re: Holznest im Eigenbau - Klappe, die Erste

Beitragvon MirkoM » Samstag 17. Januar 2015, 23:23

Hey NIPIAN,

mir gefällt dein Holznest echt gut. Ich selbst habe auch vor, für meine C. ligniperdus ein externes Holznest zu basteln und deine Bilder wecken in mir den reiz schnellstens das Projekt in angriff zunehmen. Es werfen sich 2 fragen für mich auf.

Zum einen bin ich mir mit der Bewässerung unschlüssig. Meiner Einschätzung würde das Holz anfangen zu arbeiten, wenn ich es befeuchte. Dies würde wohl zu Spannung zwischen Plexiglasscheibe und Holzklotz führen.
Zur Zeit bewohnen meine ca. 30 Ameisen ein Korknest wo eine Befeuchtung problemlos möglich ist. Habe allerdings schon öfter gelesen das eine Bewässerung bei C. ligniperdus nicht zwingend von Nöten ist.
Stimmt das so wenn ich in der Arena einen Wassertank zur Verfügung stelle?

Zweite frage wäre, kann C. ligniperdus sich durch das Holz fressen
Mein Korknest wurde zwar auch bearbeitet. Hat aber nach 2 Jahren keinen "Hintereingang" oder so etwas bekommen. Allerdings ist es noch eine sehr kleine Kolonie.

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!

Viele Grüße

Mirko
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Re: Holznest im Eigenbau - Klappe, die Erste

Beitragvon Reber » Samstag 17. Januar 2015, 23:44

Hallo MirkoM,

ich erlaube mir mal ungefragt zu antworten ;)

Ich habe mit einem Reagenzglas-Wassertank am Holznest von Camponotus ligniperdus gute Erfahrungen gemacht.
Bohre einfach eine zweites Loch für einen Schlauch, an den du dann ein Reagenzglas mit Wassertank (hinter der Watte) anbringen kannst. Das garantiert eine gewisse Feuchtigkeit ohne dass man das Holznest direkt befeuchten muss. Verziehen tut sich so auch nichts.

Ein Bild davon gibts hier: download/file.php?id=2166&mode=view

In der Natur bearbeiten die grossen heimischen Camponotus-Arten sowohl lebendes wie auch totes Holz. Wenn sie allerdings genug Platz haben, nagen sie das Holz-Nest nicht an.
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Re: Holznest im Eigenbau - Klappe, die Erste

Beitragvon NIPIAN » Montag 19. Januar 2015, 10:59

Hoi,

nette Frage, hier die Antwort mit Anschauungsmaterial und Lösungsweg - zufällig habe ich daran gearbeitet^^:

Kurzer Umriss: die Feuchtigkeit des gelagerten Holzes betrug im Oktober etwa 21% (+/- 2%)* -> mein gerettetes Scheitholz wäre, wie es die umliegenden bereits mussten, nach ausreichender Lagerung in Rauch aufgegangen. Nach Fertigstellung habe ich das Nest im Haus belassen. Ende November, Anfang Dezember hat man eine deutliche Wölbung beider Seiten gesehen. Die Feuchtigkeit ist auf 16% (+/- 2%)* gefallen.

Folgende Lösung habe ich gewählt: Eine Plexiglasplatte habe ich herausgenommen und um etwa 2 Millimeter auf praktisch jeder Seite gekürzt, sodass die Plexiglasplatte in der Einlassung gut Abstand zum Rahmen bekommt. Die Schraubenlöcher im Plexiglas habe ich etwas ausgebohrt, sodass das Gewinde gut Spiel hat, die Platte jedoch durch den Schraubenkopf (der Schraubenkopf ist scheiben- NICHT kegelförmig) gehalten wird. Die Platte mittig eingesetzt und fertig.

Auf diese Weise habe ich ein Anschauungsobjekt erhalten, welches halbwegs zeigt, wie das Holz arbeitet. Heute zeigt der Feuchtigkeitsmesser 7% (+/- 2%)* an. Nun zu den eben aufgenommenen Bildern:

Zunächst die unbearbeitete Seite:
IMG_3254 2.jpg

IMG_3255 2.jpg

Das Plexiglas ist unter der Druckspannung geplatzt. Um den Überstand besser erfassen zu können habe ich den Riss vervollständigt, sodass ich beide Hälften übereinander legen konnte. Auf einer Länge von knapp 115 mm quer zur Holzmaserung ist es zu einer Verkürzung von etwa 4 mm gekommen. In Faserlängsrichtung von etwa 293 mm um knapp 3 mm, dadurch ist die Platte aber offensichtlich nicht gesprungen. Ob und weshalb die quere Holzmaserung gegenüber der längsgerichteten mehr eingeht - oder eben nicht - bin ich mir noch nicht sicher.

Hier die bearbeitete Seite:
IMG_3256 2.jpg

IMG_3257 2.jpg

Das Plexiglas passt nun nahezu perfekt in die Einlassung. Einige Schrauben haben jedoch nicht genug Platz gehabt und das Plexiglas ist aufgrund der Druckspannung an einigen der Bohrungen gesprungen. Dabei ist es aber noch nicht zu einem Hervorheben der Plexiglasplatte von der Holzebene gekommen, Ameisen können also noch immer lediglich die vorgebohrten Gänge nutzen und nicht abkürzen.

Weiteres Vorgehen:
Eigentlich hätte ich gerne noch etwas gewartet, sodass ich in einem Aufwasch darüber berichten kann. Aktuell warte ich noch ab, wie sich die Feuchtigkeit verändert und das Holz darunter arbeitet - und sich die Plexiglasscheibe damit herumschlägt.

Zusammenfassung:
Mit dem richtigen Werkzeug ist ein Holznest in annehmbarer Zeit gefertigt, hat bei mir alles in allem knappe 3 Stunden reine Arbeitszeit gebraucht (ohne Planung und sauber machen) - und das mein Erstes gewesen. Wenn man die Plexglasscheibe einlassen möchte, muss man wissen, wie hoch der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes ist und dem Kunststoff genug Spiel mitgeben - dann wird das mit Sicherheit eine langlebigere und weniger aufwendige Sache.


* Die Messungen sind von mir mehrmals an verschiedenen Oberflächenstellen des Nestes durchgeführt und gemittelt worden - der Ausgangswert basiert auf einer einfachen Messung mehrerer Holzscheite, um abzuschätzen, welchen Vorrat man nun dem Holzvergaser zuführt. Verwendet habe ich ein Feuchtigkeitsmessgerät von RESS, das EM4806. Dabei ist zu beachten, dass lediglich der Feuchtigkeitsgehalt der oberflächennahen Schichten erfasst werden kann, NICHT die des "Kerns".
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Re: Holznest im Eigenbau - Klappe, die Erste

Beitragvon Reber » Dienstag 20. Januar 2015, 00:17

Hier passt vielleicht noch ein kurzer Hinweis betreffend dem Stehvermögen, also der Dimensionsstabilität von Holz hin: Gute Erfahrung habe ich mit lufttrockenem, schon vorverarbeitetem Holz aus Baumärkten gemacht. Etwa Kanthölzer oder dicke Bretter. Die gibt es dort - und in vielen Schreinereien - oft als Verschnittmengen zu Spottpreisen oder gratis. Im Gegensatz zu frischem bzw. feuchtem Holz, arbeitet es kaum mehr. Natürlich ist es ständig anderen Temperatur und Luftfeuchtigkeit ausgesetzt (gerade in der Winterruhe). Da lohnt es sich allemal, bei den Bohrlöchern genug Spiel zu lassen, wie das NIPIAN rät. Im Zweifelsfall helfen Unterlagsscheiben, die auch grössere Bohrlöcher abdecken.

Es hängt aber natürlich - Ameisenhalter werden es ahnen - auch beim Holz viel von der Art ab ;). Zum Beispiel kann man sagen, dass das harte Eichenholz und das eher weiche Fichtenholz sehr gutes Stehvermögen haben, weil sie weniger Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben, als andere Holzarten - sie arbeiten wenig! Das harte Buchenholz dagegen, weist ein schlechtes Stehvermögen auf und ist damit für Nester also eher ungeeignet. Aber natürlich hat auch die Struktur des Holzes ihren Einfluss. Nützliche Informationen dazu findet man etwa hier: http://www.gdholz.de/fachwissen-holz/ql ... indet.html
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