Zombie-Ameisen und Cordyceps

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Zombie-Ameisen und Cordyceps

Beitragvon Merkur » Samstag 17. Januar 2015, 16:13

Verursacht wird das, was man inzwischen als "Zombie-Ameisen" zu bezeichnen pflegt, durch eine Infektion mit Pilzen der Gattung Ophiocordyceps, “Kernkeule“. In den Außertropen sind sie recht selten, ein einziger Bericht liegt aus Deutschland vor.

Hier wird von einem Fall in Missouri, USA berichtet, wo von einer Camponotus-Art (Bild!) gleich mehrere befallene Individuen gefunden wurden.
http://antfarm.yuku.com/topic/18434/Zom ... Lp2ovk5Cig

Im AWiki findet sich einiges dazu: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Cordyceps

Es wird ja gerne verdrängt und wegdiskutiert, aber Infektionskrankheiten kommen vor bei Ameisen. Daran sollte man denken, wenn man gebietsfremde Ameisen kauft oder mitbringt. Der aus der toten Ameise wachsende Pilz vertreut seine Sporen, die vom Wind verdriftet werden. Für eine Übertragung der Infektion auf andere Ameisen ist also noch nicht einmal direkter Kontakt nötig, und kein Ausbruchsschutz kann die Pilzsporen bremsen.

MfG,
Merkur
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Re: Zombie-Ameisen und Cordyceps

Beitragvon Anon » Sonntag 18. März 2018, 19:52

Wenn man denkt, da kommt nichts mehr, kommt doch noch was! Gruß an Merkur! :)

Zombie-Ameisen werden von ihren Artgenossen nicht erkannt / Forscher stellten bei Experiment fest, dass die Insekten gegen den parasitischen Pilz Ophiocordyceps einfach keine Chance haben

[..] Haben sich Pilzsporen an einer Ameise festgesetzt, bilden sie Fäden aus, die in den Körper hineinwachsen und mit den von ihnen abgesonderten Chemikalien die Kontrolle über das Tier übernehmen. Nach einigen Tagen oder Wochen verlässt die Ameise ihre Kolonie, klettert auf Pflanzen, beißt sich dort fest und stirbt. Der Pilz lässt nun seine Fruchtkörper aus dem Kadaver der Ameise wuchern, die wieder neue Sporen zu Boden fallen lassen, wo sie sie weitere Amseisen befallen. Für die infizierten Tiere hat sich rasch der Begriff "Zombie-Ameisen" eingebürgert.

Ein Team US-amerikanischer Forscher hat sich nun damit befasst, ob Ameisenkolonien Abwehrmaßnahmen gegen Ophiocordyceps treffen. Denn eigentlich wird in einem Ameisenstaat die Hygiene recht rigoros durchgesetzt: Als krank erkannte Tiere werden... [..] Quelle: https://www.derstandard.de/story/200007 ... ht-erkannt


Paper: http://journals.plos.org/plosone/articl ... ne.0193536
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Re: Zombie-Ameisen und Cordyceps

Beitragvon Merkur » Sonntag 18. März 2018, 20:26

Tja, eigentlich ist das zu erwarten: Hätten die Ameisen eine wirksame Abwehr entwickelt, gäbe es den Pilz wohl nicht mehr, oder nicht mehr bei der untersuchten Art. - Manchmal haben solche Pilze ja ein breiteres Wirtsspektrum. Wäre interessant zu wissen, ob das bei diesem Ophiocordyceps kimflemingiae der Fall ist.

MfG,
Merkur
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Zuletzt geändert von Merkur am Sonntag 18. März 2018, 20:34, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Zombie-Ameisen und Cordyceps

Beitragvon Anon » Donnerstag 22. März 2018, 23:56

In diesem Video von David Attenborough (aus 2008) wird davon gesprochen (und gezeigt!), dass bullet ants Cordyceps-infizierte Artgenossinnen erkennen und aktiv aus dem Nest befördern, "far away from the colony". Das beißt sich aber mit den gerade veröffentlichten Beobachtungen (siehe hier im Thread) zu Camponotus castaneus "vs." Ophiocordyceps, denen zufolge die Ameisen "keinen Riecher" für infizierte Artgenossinnnen haben sollen.

Unterschiedliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen unterschiedlicher Arten? Oder eine fehlerhafte Beobachtung durch Attenborough?

So, oder so, die Bilder sind trotzdem faszinierend, eigentlich sogar sehr schön:

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Re: Zombie-Ameisen und Cordyceps

Beitragvon LynnLectis » Freitag 23. März 2018, 23:26

Ja, die Bilder sind schaurig schön und erinnern mich an ihre großen Verwandten, die Speisepilze, und die Probleme dort beim Sammeln. Macht mich schon nachdenklich, gerade auch Merkurs Hinweis. Es braucht also nicht einmal direkten Kontakt, sondern nur den Wind, wie beim Hochzeitstanz der Geschlechtstiere. Wenn ich bedenke, wie schnell das geschehen kann. Dieser alltägliche Vorgang ist des Gärtners alljährliche Plage beim Jäten.

Merkur hat geschrieben:Es wird ja gerne verdrängt und wegdiskutiert, aber Infektionskrankheiten kommen vor bei Ameisen. Daran sollte man denken, wenn man gebietsfremde Ameisen kauft oder mitbringt. Der aus der toten Ameise wachsende Pilz vertreut seine Sporen, die vom Wind verdriftet werden. Für eine Übertragung der Infektion auf andere Ameisen ist also noch nicht einmal direkter Kontakt nötig, und kein Ausbruchsschutz kann die Pilzsporen bremsen.
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Re: Zombie-Ameisen und Cordyceps

Beitragvon Anon » Montag 26. März 2018, 21:13

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Wer Spaß an Podcasts hat, hier wäre einer, passend zum Thema:

Der Benecke / Zombie Ameisen / https://www.radioeins.de/archiv/podcast ... necke.html

.
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Anon
 


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