Wissenschaft und "Trophäenjagd"

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Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Merkur » Mittwoch 21. Oktober 2015, 18:48

Im eusozial - Forum stieß ich auf einen Thread ("Trophäenjagd" im Namen der Wissenschaft, 17.10.15), der sich mit dem Wiederfund einer lange verschollenen Vogelart befasst. Der glückliche Entdecker, ein renommierter Vogelforscher, hat das Tier getötet und für die Wissenschaft sicher gestellt. Der Aufschrei in den Medien wird im genannten Forum fast noch übertroffen. Bemerkenswert ist vor allem, welche User ihre "Meinung" uneingeschränkt über den Konsens Tausender wissenschaftlich arbeitender Biologen stellen. - Der Thread ist lesenswert, da er zeigt, wie unterschiedlich Wissenschaftler und Biologie-Laien ein solches Thema angehen.
Ich bin im Moment etwas eingeschränkt, ohne meinen gewohnten Computer, sonst hätte ich bereits zu dem Thema Stellung bezogen!
Heute (21.10.15) allerdings schrieb Phil im eusozial einen Beitrag, der fast wortgetreu von mir stammen könnte (danke, Phil!).
MfG,
Merkur
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Anon » Mittwoch 21. Oktober 2015, 22:04

Hallo Merkur,

ich fand den Beitrag von Phil ebenfalls gut! http://eusozial.de/viewtopic.php?f=80&t ... =10#p36224

Auf das "Geschwafel" eines ganz gewissen jungen Mannes im "Eusozial" sollte man im Übrigen nicht allzu viel geben..... :D
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Merkur » Donnerstag 22. Oktober 2015, 16:47

Die Diskussion nimmt inzwischen Formen an, die man jenem so freundlichen und friedlichen Forum kaum zutrauen möchte. :roll:
Und das Moralverständnis gewisser Teilnehmer an der Diskussion darf man getrost auch hinterfragen, besonders wenn sie das Wort so gerne benutzen!
MfG,
Merkur
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon LynnLectis » Donnerstag 22. Oktober 2015, 21:05

In meiner Kindheit fand ich es auch unverzeihlich, wenn die "pösen" Erwachsenen schöne Wildtiere ausstopften und präparierten. Aber irgendwann dämmerte auch mir, welchen Sinn dies im wissenschaftlichen Kontext haben kann, und begann zu differenzieren zwischen eigennütziger Trophäenjagd und wissenschaftlicher Notwendigkeit. Denn ich wurde erwachsen ... sieh an. Also wenn schon von Kindern die Rede ist in besagtem Thread, dann fällt mir genau das dazu ein. Da ich Kinder liebe, kann ich solche "Kindergefühle" durchaus nachvollziehen und habe Verständnis, aber sie sollten eben dann vielleicht eher nicht in Bezug zur Wissenschaft gesetzt werden, sonst wird´s lächerlich. ;)
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Merkur » Samstag 24. Oktober 2015, 07:02

Good news!
Mit etwas Suche in der englischen Wikipedia stieß ich auf einen ausführlichen Artikel, in dem beschrieben wird, wie man auf Guadalcanal im Bergland Verbreitung und Häufigkeit des "Mustached Kingfisher" ermittelt hat. Die Population dürfte bei 4.000 Individuen stabil sein. Der Vogel ist also nicht wirklich selten, sondern wurde nur selten beobachtet.
Kein Grund für die Empörung, die man unter Laien ausgelöst hat.
MfG,
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Merkur » Samstag 24. Oktober 2015, 16:23

https://www.audubon.org/news/why-I-coll ... kingfisher
Nachdem gewisse Berufsempörer aus einem anderen Forum nicht in der Lage sind herauszufinden, woher ich die Zahl von ca. 4.000 lebenden M. Kingfishers habe: Dies ist der Bericht! - Soweit ich die Sache verfolgen konnte, wurde auch diese "Rechtfertigung" von Chris Filardi verkürzt und damit verfälscht weiter verbreitet, so dass "Kritiker" daran Anstoß nehmen konnten. Wer mit wiss. Arbeitsmethoden in der Biologie vertraut ist, dürfte darin kaum Ansätze für eine fundierte Kritik finden.
Traurig ist die Fülle negativer Kommentare unter dem Bericht: Alles in feiger Anonymität geschrieben! Jämmerlich!
Natürlich ist es Nichtbiologen gestattet, ihre "Meinungen" zu dem Vorgang zu äußern. Ebenso ist ihre wissenschaftsfeindliche Einstellung zu akzeptieren, denn in den Foren ist ja bekanntlich "jede Meinung gleichwertig". :ironie: :crazy:
MfG,
Merkur
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Anon » Samstag 24. Oktober 2015, 18:16

Ich bin sicher, dass die in den Medien geführten Diskussionen um den Tod des seltenen Eisvogels nur deshalb überkochen, weil es sich in diesem Fall um eine besonders schöne Spezies handelt(e)!

Dieses bunt gefiederte Tier mit seinen Knopfaugen ähnelt einem süßen Plüschtier und weckt Emotionen.

Ich selbst bin, aus emotionaler Sicht, natürlich auch gegen die Tötung des "niedlichen Kerlchens";
hoffe und vertraue aber darauf, dass das Konservieren des Vogels durchaus einen "wissenschaftlichen Gewinn" bringen kann (und wird) und nicht aus rein egoistischen Beweggründen heraus erfolgt ist.

Btw, beobachte immer wieder leicht verwundert, wie schnell sogenannte "Tierschützer" bzw. "Tierliebhaber"auf die Barrikaden steigen, wenn man ihren (momentanen) "Lieblingen" etwas will.

Beispiel: Tierschützer, die wilde Katzenpopulationen in naturnahen Stadtrandgebieten aufpäppeln und durchfüttern.
Und dann bis zur Weissglut hochkochen, wenn Naturschützer ihre berechtigten Bedenken dagegen anmelden..... ;)

edit: @ Merkur, vielleicht zukünftig ein bißchen weniger "auf´s Gas steigen", wenn "drüben" mal wieder "gehustet" wird?
Sonst haben wir hier bald wieder (ein oder zwei) Trolle... :D
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Merkur » Samstag 24. Oktober 2015, 19:04

Wenn ich demnächst wieder uneingeschränkten Zugang ins Internet habe, werde ich hier mal ein paar Sätze über "seltene" Arten schreiben.
Kurz und überspitzt gesagt: Seltene Arten gibt es nicht!
Überspitzt, wie gesagt, aber sinngemäß steht das auch in der "Rechtfertigung" von Chris Filardi. Immerhin hat die Kingfisher-Art die Jahrzehnte überlebt, in denen sie "niemand" gesehen (bzw. darüber berichtet) hat.
Von Ameisen sind zahlreiche Fälle bekannt, wo zunächst nur ein oder ganz wenige Exemplare gefunden wurden, und wo genaue Nachsuche in den richtigen Habitaten plötzlich gesunde, lebensfähige Populationen zutage gefördert hat.
Übrigens sei noch angemerkt, dass es sich bei der Population von Guadalcanal um eine Subspecies einer viel weiter verbreiteten Art handelt (zumindest nach Einschätzung einiger Autoren), ein bei lnselpopulationen verbreitetes Phänomen!
Hätten Forscher ein paar Exemplare einer anderen Inselpopulation auf Guadalcanal freigelassen, etwa um die lokale Population "genetisch aufzufrischen", hätte die Presse keine Notiz davon genommen. Doch könnte so etwas das Ende für den "Schnurrbart-Eisvogel" in der jetzt bekannten Gestalt bedeuten, jedenfalls viel eher als die Entnahme eines einzigen Exemplares.
Bei Ameisen sollen wir die Ansiedlung gebietsfremder Völker widerspruchslos hinnehmen. Die Logik dahinter ist mir unverständlich.
MfG,
Merkur
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon LynnLectis » Samstag 24. Oktober 2015, 19:08

Also eines ist sicher - das weiß ich auch als Laie, der aber immerhin mal ein paar Fachbücher aufschlägt - zum Thema "seltene Arten": Wenn eine Art nur noch aus Einzeltieren besteht, ist sie nicht mehr zu retten, weil eine gewisse genetische Variabilität vorhanden sein muss, um das Überleben der Art zu sichern, auch im geschützten Rahmen.
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Merkur » Sonntag 25. Oktober 2015, 07:11

Es freut mich sehr, dass Phil sich so deutlich im eusozial ausspricht!
Ein junger Forscher, in einem Team, das zu einer großen Arbeitsgruppe gehört, und vor Ort in einem Tropenland.
Da gibt es aktuelle Informationen aus erster Hand, und fundierte Argumente gegen wilde Spekulationen.
Vielen Dank nochmals, Phil!
MfG,
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 25. Oktober 2015, 10:37

Das passiert eben, wenn ein Wissenschaftler seinen Fund vorstellt und anschleißend das tut, was er gelernt hat. Erscheint es in einem wissenschaftlichen Fachblatt, gibt es kaum jemanden der sich darüber echauffiert, bekommt aber die "normale Presse" davon Wind, sind immer irgendwelche "Tierschützer" dabei, die gleich aufschreien, wenn ein Tier getötet wird. Wäre es "nur irgend eine häßliche Spinne" gewesen, wäre überhaupt nichts passiert, egal wie sehr diese vom Aussterben bedroht gewesen wäre.
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Krabbeltierfan » Sonntag 25. Oktober 2015, 15:05

Mir scheint es kommt vor allem darauf an, wieder einmal der Wissenschaft ans Bein zu pinkeln.

Mal davon ab, dass Haustiere wie z.B. Katzen immer wieder geschütze Tiere anschleppen, aber das ist natürlich Natur. Ein sehr verzerrtes Bild, was hier geschaffen wird.

Wenn man das Leben und dessen Vergänglichkeit in Relation zu dem setzt, was die Wissenschaft hier wohl überlegt tut, dann ist das Thema die Bits nicht wert, die es einnimmt.
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Teleutotje » Sonntag 25. Oktober 2015, 17:52

I only read a part of the discussion in Eusozial and decided to stop reading it. The whole discussion is kept alive by a few members of the forum that don't know what science is and that think that they are everything. We had already a few "nasty" confrontations with them about some research-results they don't like (they say science is bad and what they think and do is only good) and in the end they keep on thinking they are the sole defenders of truth... yes, but you stop discussing with them because it all escalates in "nasty wording" against you and a few others. So let them do and remember that science works different then they think and lays a basis for good research that, in the end, is aimed at protecting these species. There are things more dangerous for these species than killing one specimen but they don't want to see that!
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon LynnLectis » Sonntag 25. Oktober 2015, 18:21

Ich schaue bei Informationsquellen immer auch auf den objektiv gehaltenen Kontext,wie sachlich die wissenschaftlichen Informationen geäußert werden, weil ich daran das wissenschaftlich geschulte Denken ablesen kann bzw. ob derjenige, der die Aussage tätigt, sich selbst und persönliche Motivationen zurücknehmen kann und befähigt ist, die Wissenschaft für sich sprechen zu lassen. Und das muss Wissenschaft, es muss nachprüfbar sein. Da dürfen persönliche Ansichten keinen subjektiven Einfluss auf das Ergebnis erhalten.

Deshalb sage ich immer: Man muss das Persönliche von der Wissenschaft trennen, ebenso wie unter den Wissenschaften eine gewisse eigenständige Trennung bestehen muss, denn jede Wissenschaft hat trotz der Verbindungen auch eigene Kriterien und eigene Schwerpunkte. Wenn ich wirklich etwas über Biologie erfahren will, dann ist es wenig sinnvoll, nur Bücher über naturkundliche Motive in der Weltliteratur zu lesen oder sich mit botanischen Künstlerskizzen zufriedenzugeben, nur weil diese die Biologie thematisch berühren. Der Blickwinkel ist nicht naturwissenschaftlich orientiert, sondern in diesen Fällen rein künstlerisch und literarisch.

Und so hat jeder Wissenschaftsbereich eine eigene Sichtweise, die man kennen muss, um den Kontext einer Aussage oder einer wissenschaftlichen Arbeit richtig einschätzen zu können als Leser. Es wäre empfehlenswert, sich in unterschiedlichen Bereichen fachlich einzulesen, weil dann dieser Perspektivenwechsel sehr deutlich erkennbar wird und das Switchen in den jeweils gegebenen Fachbereich viel leichter fällt. Diese Fähigkeit, sich flexibel in den Kontext einer Wissenschaft hineinzudenken und innerhalb der Kriterien der jeweiligen Wissenschaft zu bleiben, vermisse ich gerade bei solchen, die eher emotional und fachfremd argumentieren.
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Re: Wissenschaft und "Trophäenjagd"

Beitragvon Merkur » Montag 26. Oktober 2015, 09:38

http://eusozial.de/viewtopic.php?f=80&t ... 279#p36274
(von Barristan » So 25. Okt 2015, 11:38)
An Herrn Buschinger will ich nur abschließend sagen, dass er doch froh sein kann, dass seine persönlichen Angriffe gegen Phil in der Vergangenheit nicht dazu geführt haben, dass er das Interesse an der Biologie verloren hat, so stand bis letztes Jahr noch folgendes im Ameisenwiki (durch Herrn Buschinger hinzugefügt):
"Wie man in einem NSG gegen die Gesetze und gegen den gesunden Menschenverstand verstoßen kann, ist in [http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/35089-fotobericht-naturschutzgebiet-rosengarten.html diesem Beispiel] vom 31. März 2009 in Wort und Bild dargestellt."

Es ist ein grundsätzliches Fehlverhalten gewisser User in jenem Forum, dass sie jede Diskussion gleich in persönliche Angriffe ummünzen.
An Herrn Weggel: Falls es etwas zwischen Phil und mir gibt, so sind wir durchaus in der Lage, das unter uns auszumachen, ohne Ihre „Hilfe“. Für mich war „Phil“ damals eine absolut unbekannte Person; das seinerzeit gerade aktuelle Beispiel sollte nur zeigen, wie man es nicht machen soll.
Und für einen intelligenten jungen Menschen kann eine (damals, 2009, sicher berechtigte) Kritik ein hilfreicher Denkanstoß sein.
Zum Thema "Seltene Arten" und Populationsgrößen hoffe ich in den nächsten Tagen einen Beitrag schreiben zu können. - Im Moment gibt es nach 2 Wochen Urlaub ziemlich viel Anderes zu tun. :)
MfG,
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