Re: Ameisen: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse
Verfasst: Mittwoch 17. Januar 2018, 18:01
Katzke J, Barden P, Dehon M, Michez D, Wappler T. (2018) Giant ants and their shape: revealing relationships in the genus Titanomyrma with geometric morphometrics. PeerJ 6:e4242 https://doi.org/10.7717/peerj.4242
Die Flügeladerung wird in vielen Insektengruppen(z.B. Diptera, Lepidoptera, Hymenoptera) ausgiebig für die Systematik genutzt. Bei Ameisen wird sie kaum beachtet,weil man über die meiste Zeit des Jahres nur Exemplare ohne Flügel (Arbeiterinnen, entflügelte Gynen) antrifft. Beschreibungen erfolgten oft allein nach Arbeiterinnen, Bestimmungsschlüssel beziehen sich fast immer nur auf Arbeiterinnen.
Die Autoren haben nun ein interessantes Verfahren entwickelt, um besonders fossile Geschlechtstiere zu vergleichen und die oft recht gut erhaltene Flügeladerung zu vermessen. Selbst Männchen und Gynen können nach der Aderung unterschieden werden.
Mit der Technik gelang es, die verwandtschaftlichen Beziehungen der „Riesenameisen“ aus verschiedenen Fundstätten des Eozän weiter aufzuklären. Die in der Grube Messel entdeckten zwei Arten sind Titanomyrma gigantea und T. simillima. Der ursprüngliche Gattungsname „Formicium“ bezog sich nur auf fossile Flügel, darunter solche, von denen keine zugehörigen Körper bekannt sind. Er ist nicht mehr gültig. Auch die von Formicium abgeleitete Unterfamilie „Formiciinae“ muss entsprechend ersetzt werden.
Ich hoffe, dass die Flügeladerung auch bei rezenten Ameisen künftig eine größere Rolle spielt. Mir war sie ein hilfreiches Merkmal zur Unterscheidung etwa der (ehemaligen) Untergattungen Leptothorax und Myrafant (jetzt Gattungen Leptothorax bzw. Temnothorax): Die zugehörigen Sozialparasitengattungen gleichen den jeweiligen Wirtsgattungen in der Flügeladerung (abgesehen von gelegentlichen Reduktionen der Flügeladerung bei Arten, die wenig fliegen), was lange vor den genetischen Untersuchungen auf enge Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Parasiten und Wirten hindeutete.
viewtopic.php?f=23&t=1245#p10164
Ameisenfossilien aus Montana. Hier hatten wir eine Arbeit erwähnt, in der es um Fossilien von Titanomyrma geht, die ungefähr zeitgleich mit denen in Messel (bei Darmstadt) lebten.
MfG,
Merkur
Die Flügeladerung wird in vielen Insektengruppen(z.B. Diptera, Lepidoptera, Hymenoptera) ausgiebig für die Systematik genutzt. Bei Ameisen wird sie kaum beachtet,weil man über die meiste Zeit des Jahres nur Exemplare ohne Flügel (Arbeiterinnen, entflügelte Gynen) antrifft. Beschreibungen erfolgten oft allein nach Arbeiterinnen, Bestimmungsschlüssel beziehen sich fast immer nur auf Arbeiterinnen.
Die Autoren haben nun ein interessantes Verfahren entwickelt, um besonders fossile Geschlechtstiere zu vergleichen und die oft recht gut erhaltene Flügeladerung zu vermessen. Selbst Männchen und Gynen können nach der Aderung unterschieden werden.
Titanomyrma, und die darin festgelegten Messpunkte.
Die einzelnen Längs- und Queradern haben traditionell bestimmte Namen, so etwa C für die Costa (Randader), R für Radius (Radialader),
M für Media (Mittelader), A für Analis (die hinterste Ader) usw.; Pt ist das fast immer dunkle Pterostigma (Flügelmal).
Auch die von Adern umschlossenen "Zellen" haben eigene Bezeichnungen, vgl. kleines Bild links.
Fig.1 aus der Arbeit: Flügeladerung von Die einzelnen Längs- und Queradern haben traditionell bestimmte Namen, so etwa C für die Costa (Randader), R für Radius (Radialader),
M für Media (Mittelader), A für Analis (die hinterste Ader) usw.; Pt ist das fast immer dunkle Pterostigma (Flügelmal).
Auch die von Adern umschlossenen "Zellen" haben eigene Bezeichnungen, vgl. kleines Bild links.
Mit der Technik gelang es, die verwandtschaftlichen Beziehungen der „Riesenameisen“ aus verschiedenen Fundstätten des Eozän weiter aufzuklären. Die in der Grube Messel entdeckten zwei Arten sind Titanomyrma gigantea und T. simillima. Der ursprüngliche Gattungsname „Formicium“ bezog sich nur auf fossile Flügel, darunter solche, von denen keine zugehörigen Körper bekannt sind. Er ist nicht mehr gültig. Auch die von Formicium abgeleitete Unterfamilie „Formiciinae“ muss entsprechend ersetzt werden.
Ich hoffe, dass die Flügeladerung auch bei rezenten Ameisen künftig eine größere Rolle spielt. Mir war sie ein hilfreiches Merkmal zur Unterscheidung etwa der (ehemaligen) Untergattungen Leptothorax und Myrafant (jetzt Gattungen Leptothorax bzw. Temnothorax): Die zugehörigen Sozialparasitengattungen gleichen den jeweiligen Wirtsgattungen in der Flügeladerung (abgesehen von gelegentlichen Reduktionen der Flügeladerung bei Arten, die wenig fliegen), was lange vor den genetischen Untersuchungen auf enge Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Parasiten und Wirten hindeutete.
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Ameisenfossilien aus Montana. Hier hatten wir eine Arbeit erwähnt, in der es um Fossilien von Titanomyrma geht, die ungefähr zeitgleich mit denen in Messel (bei Darmstadt) lebten.
MfG,
Merkur