Die Rotwein-Ameise Polyergus vinosus

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Die Rotwein-Ameise Polyergus vinosus

Beitragvon Merkur » Montag 22. Dezember 2014, 17:29

In 2013 erschien die lange erwartete Revision der Amazonenameisen, Gattung Polyergus, von James Trager, auf die ich hier hinweisen möchte:

James C. Trager 2013: Global revision of the dulotic ant genus Polyergus
(Hymenoptera: Formicidae, Formicinae, Formicini).- Zootaxa 3722 (4): 501–548
http://www.antwiki.org/wiki/images/c/c2 ... yergus.pdf

Nach dieser Revision umfasst die Gattung Polyergus nunmehr insgesamt 14 Arten, darunter nicht weniger als fünf neue, die hier erstmals beschrieben werden: Polyergus topoffi, P. vinosus, P. oligergus, P. ruber, P. sanwaldi, alle aus Nordamerika.

Es fällt auf, dass in ganz Eurasien anscheinend nur drei Arten vorkommen, von denen unsere einheimische P. rufescens die weiteste Verbreitung hat, während P. nigerrimus in der Mongolei und Südrusslandgefunden wurde und P. samurai in Japan, China und Ostsibirien.
Dagegen sind nun aus Nordamerika (inkl. Mexiko) 11 Arten bekannt! Die Gründe für diese größere Diversität in Nordamerika sind unklar. Doch gibt es parallel dazu in Eurasien auch nur die eine sklavenhaltende Formica (Raptiformica) sanguinea, während in Nordamerika mehrere Arten mit gleicher Lebensweise anzutreffen sind (leider werden diese nicht als eigene Untergattung Raptiformica geführt, so dass man oft mühsam nach Angaben zur Lebensweise suchen muss).

Unter den neu beschriebenen Arten ist Polyergus vinosus aus Kalifornien, die mich zum Titel dieses Beitrags verleitet hat: „vinosus“ ist abgeleitet von vinum, Wein, und Trager hat sie wegen ihrer annähernd weinroten Farbe so benannt. ;)
Am Rande: In dem Forum http://www.formiculture.com/ befasst sich ein Thread seit September 2013 mit genau dieser Art. http://www.formiculture.com/index.php/t ... #entry9442 . Sie wurde im Verlauf des Threads identifiziert, und Trager kündigt die Neubeschreibung an, die ja in dem o. g. Review erfolgte. Der Threadersteller bildet auch die Gyne ab und gibt an, mehrere davon gehalten zu haben, die aber leider alle nach wenigen Tagen verstorben seien. Immerhin waren seine Fundorte für Trager eine willkommene Ergänzung zu den übrigen ihm bekannten Vorkommen.

Eine weitere neue Art, aus Florida, wurde Polyergus oligergus genannt, was sich irgendwie widersprüchlich liest. Trager: „This species has the smallest worker populations of any Polyergus species. The name stems from Greek, olig- (few) plus erg- (work), roughly meaning few workers, and alliterating neatly with the genus name.” – Die Art hat also die kleinste Anzahl eigener Arbeiterinnen unter allen Polyergus-Arten. Gr. Poly= viel; oligo = wenig, woraus sich der auffällige Name ergibt.

Für sämtliche Arten enthält der Review hervorragende Bilder.

MfG,
Merkur
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