Ameisen und das Wasser

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Ameisen und das Wasser

Beitragvon Merkur » Donnerstag 12. März 2015, 21:00

In den Foren sind die einzelnen Themen, u.a. Nest trockenlegen, unter Wasser überleben, schwimmende Flöße bilden, in Kannenpflanzen nach Beute tauchen usw., wiederholt behandelt worden. Hier gibt es nun einen schönen, bebilderten Überblick:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 10556/full
Prof. Dr. Ulrich Maschwitz und Dr. Joachim Moog (2015): Überlebensstrategien von Regenwaldameisen - Wasser im Überfluss. - Biologie in unserer Zeit 45, 21–27, (Februar 2015)

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Ameisen und das Wasser

Beitragvon Trailandstreet » Freitag 13. März 2015, 12:24

In dem Beitrag musste ich an meine zwei Kolonien Myrmica rubra denken. Die stammen ja aus einem Hochwassergebiet, das meterhoch überschwemmt war.
Bei der Koloniedichte die dort vorhanden war, konnten ja unmöglich alle auf die Bäume geflüchtet sein.
Außerdem konnte ich bei einer Kolonie, die ich auf einer Insel hielt, beobachten, dass sie es sogar schafften, den Wassergraben am Grund zu durchwandern.
Irgendwie müssen diese Nester aber auch in Luftblasen überlebt haben. Anders kann ich mir das auch nicht vorstellen.
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Re: Ameisen und das Wasser

Beitragvon Reber » Samstag 14. März 2015, 15:00

Hallo Trailandstreet, ich konnte ähnliches bereits mit eigenen Augen beobachten: Diverse Ameisen (Manica rubida, Myrmica spp. und Formica vermutlich aus der cinerea-Gruppe) sind nach tagelangen(!) Überschwemmungen (teilweise unter stehendem, teilweise unter fliessendem Wasser) in Auengebieten genau an der Stelle wieder aus ihren Nesteingänge gekrabbelt, wie vor der Überflutung. Boro hat damals die einleuchtende These aufgeworfen, „dass bei Überschwemmungen zuerst die Nesteingänge mit Lehm "verschüttet" werden und die Tiere dann in der Tiefe ausharren, ein wenig Sauerstoff wird übrig bleiben, sie brauchen nur sehr wenig davon. Soche Lebensräume erscheinen auf den ersten Blick unwirtlich, haben den Vorteil von ökologischen Nischen, die nur von wenigen (konkurrierenden) Ameisenarten besiedelt werden.“

Zwar ist auch von einheimischen Arten bekannt, dass sie sich bei Überschwemmung des Neststandortes in höhere Lagen (auf Gräser, Sträucher Bäume) zurückziehen oder sich als Klüngel zusammengeballt auf der Wasseroberfläche treiben lassen.

Bild
Quelle: Fachdokumente LUBW

Einige Arten scheinen aber einfach in ihrem Nest zu bleiben und den Rückgang der Flut in Luftblasen oder sogar unter Wasser(?) abzuwarten. Von Formica uralensis wird auf Wikipedia unter Berufung auf Hölldobler und Wilson berichtet, dass sie „wie alle Waldameisen 14 Tage lang unter Wasser überleben kann. Sie nimmt dabei bedeutend mehr Sauerstoff aus dem Wasser auf als alle anderen Arten. Sie kann so regelmäßige Flutungen ihres Nestes in den Sümpfen gut überstehen“.
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Re: Ameisen und das Wasser

Beitragvon Trailandstreet » Samstag 14. März 2015, 15:19

Was man bei der ganzen Sache nicht vergessen darf, ist aber auch, dass Wasser eben aufgrund der Oberflächenspannung auch immer wieder kleine Kammern bildet, die für Ameisen eben leicht ausreichen. Man braucht ja nur mal Erde in ein Glas füllen, etwas verdichten und dann oben drauf Wasser geben. Es dauert ziemlich lange, bis sich das Erdreich komplett mit Wasser vollsaugt, wenn überhaupt.
Manchmal ist es eben von Vorteil klein zu sein.
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Re: Ameisen und das Wasser

Beitragvon Merkur » Samstag 14. März 2015, 15:40

Es gibt einige Insektenarten (Wasserwanzen, Käfer), die beim Tauchen Luftblasen am Körper bzw. unter den Deckflügeln mitnehmen. Der daraus verbrauchte Sauerstoff diffundiert aus dem Wasser nach, das abgegebene CO2 löst sich im Wasser: Das Prinzip der “Physikalischen Kieme“. Die Wasserspinne macht das ebenfalls so mit ihrer Luftblase in der gesponnenen "Taucherglocke". Nur weil auch der Stickstoff sich im Wasser löst, wird die Blase allmählich kleiner, so dass das Tier an die Oberfläche kommen und neue Luft mitnehmen muss.
Die Lufteinschlüsse in nassem Boden, besonders groß in Kammern der Ameisen, dürften nach demselben Prinzip einen Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid aufweisen. Für einige Tage, zumal bei niedrigen Temperaturen im Winter, reicht das aus, und bei Überflutung in wechselnder Stärke dürfte auch das Wasser im Boden in Bewegung sein, so dass es immer wieder neuen Sauerstoff mitbringt.

MfG,
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