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Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Mittwoch 17. Juni 2015, 10:20
von Trailandstreet
(ich hab diesen Beitragtitel absichtlich mal etwas offener gehalten, um evtl weitere Diskussionen dazu oder weitere Beiträge mit aufnehmen zu können)

Hier geht es mir mal wieder um das Bienensterben, nachdem ich gestern gerade mit einem bekannten Imker gesprochen habe, der nicht nur mit der Varroamilbe, sondern auch schon mit anderen Erscheinungen wie Vergiftungen zu tun gehabt hat. Nicht bei seinen Völkern, aber bei bekannten.

Und dann bin ich heute zufällig auf diesen Artikel gestoßen. Mit dem Hinweis, dass nicht jeder Nektar für diese Insekten geeignet ist.

Das wirft doch einige Fragen auf....

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Donnerstag 17. September 2015, 14:24
von Reber
Vielen wird es bei Naturbeobachtungen schon aufgefallen sein: Honigbiene ist nicht gleich Honigbiene:
Unsere europäischen Honigbienen Apis mellifera, kann man eigentlich in mehrere Unterarten bzw., weil sie das Produkt von Zuchtbemühungen sind, in Rassen unterteilen. Da sich die Tiere aber untereinader kreuzen, gibt es auch viele Mischformen, sogar in einem Volk werden unterschiedlich gefärbte Arbeiterinnen aufgezogen, denn die Bienenköniginnen werden ja von mehrerern Drohnen begattet.

Die Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera) ist eigentlich die Urform der Westlichen Honigbiene in Mitteleuropa. Sie ist winterhart und galt als genügsame "Waldtrachtbiene", wurde aber in weiten Gebieten verdrängt, weil mit anderen Arten mehr Honig zu produzieren ist. Es gibt aber in letzter Zeit wieder Zuchtbemühungen auf Belegstationen. Und in mehreren europäischen Ländern (Schutz)Gebiete mit alten Beständen. Im Schweizer Kanton Glarus z.B. ist ausschliesslich die Haltung der Dunklen Biene erlaubt. Zur Dunklen Honigbiene gehört auch die Iberische Biene (Apis mellifera iberiensis), die sich äusserlich zwar nicht, wohl aber in den Habitatsansprüche, unterscheidet. Die Dunkle Biene ist gross, dunkelbraun bis schwarz.
Apis mellifera cf mellifera.JPG


Die Kärntner Biene (Apis mellifera carnica) war ursprünglich südöstlich der Alpen und im Balkan beheimatete. Dank ihrem Wesen und der Honigleistung ist sie heute die meistverbreitete Honigbiene z.B. in Deutschland. Besonders in Östereich sind Bemühungen im Gang die Rasse zu erhalten. Die Biene ist an der breiten grauen Behaarung am Hinterleib erkennbar.
Apis mellifera cf carnica.JPG
Apis mellifera cf carnica 2.JPG


Die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica) stammt, wie ihr Trivialname sagt, ursprünglich von der italienischen Halbinsel. Mittlerweile ist sie die weltweit am häufigsten gehaltene Honigbiene. Das verdankt sie ihrem Fleiss und ihrem sanften Charakter. Sie gilt aber als nicht besonders kälteresistent und kann sich schlechter orientieren als andere Bienen. Nördlich der Alpen hat sie sich deshalb - ausser in Finnland, mit einer speziellen Züchtung - nicht durchgesetzt. Auf ihrem Hinterleib sind die ersten 2-3 Ringe goldgelb gefärbt.

Sie ist widerum leicht zu verwechsen, mit der von einem Mönch in England gezüchteten "Buckfast-Biene" (Anfang 20 Jarhundert, nachdem alle Honigbienen auf der Insel ausgestorben waren!). Die "Rasse" hat manchmal fast "rote" Königinnen. Es kommen auch dünklere Exemplare bei den Arbeiterinnen vor. Sie ist wegen der Sanftheit und der Honigleistung sehr beliebt.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Donnerstag 17. September 2015, 14:50
von Boro
In Kärnten ist die autochthone Art Apis mellifera carnica vom Gesetz her geschützt. Seit langem tobt ein "Krieg" zwischen Imkern betreffend die Einkreuzung fremder Rassen um den Ertrag zu steigern. Klar, warum sonst, dass andere Rassen weniger widerstandsfähig sind als die einheimische Unterart, kümmert geschäftsorientierte Imker(verbände) nicht. Nach einer Übergangsfrist von einigen Jahren, wird meines Wissens bald bestraft, wer fremde Rassen (Buckfastbiene) einkreuzt oder züchtet. Hier kann man sich informieren: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4rntner_Biene
Ich hoffe, dass endlich ein Gesetz auch ernsthaft vollzogen wird, bei uns gilt im übrigen immer der Grundsatz "lei lasn" (auf gut Deutsch: nur lassen, quasi: wird sich selbst erledigen!)

Trotzdem freue ich mich ein wenig:Vorgestern habe ich bei föhnigem Wetter die alte Nussbaumallee besucht, von der ich an anderer Stelle schon einmal berichtet hatte (es war- glaube ich- anlässlich eines Artikels über Dolichoderus quadrip.). Auf einer Strecke von etwa 250 m konnte ich 2 Hornissennester beobachten, davon ein sehr volkreiches mit hoher Flugfrequenz und in einem hohlen Nussbaum ein Bienennest, offensichtlich von der Carnica-Biene. Endlich hat es ein Schwarm geschafft, abseits von menschlicher Aufsicht, Fürsorge und Ausbeutung zu gründen. Ein Volk wurde der Natur zurückgegeben....
L.G.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Donnerstag 17. September 2015, 15:43
von Reber
Hallo Boro,
es wäre toll, wenn du das Bienenvolk weiter beobachten kannst. Die Mehrzahl unserer Imker sagt, dass diese "wilden" Bienen nicht mehr überlebensfähig seien und nach kurzer Zeit eingehen - wegen der Varroa-Milbe (ausserdem seien sie regelrechte Brutstätten für alle möglichen Krankheiten). Es gibt aber auch gegenteilige Einschätzungen, wonach solche freien Völker die widerstandskraft der Bienen erhöhen würden - durch Selektion und häufigeres, natürliches Schwärmen.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Oktober 2015, 10:43
von Mitbewohnerin
Die Universität Bern hat erste Ergebnisse ihrer Studie zum Bienensterben präsentiert:
http://www.bernerzeitung.ch/region/kant ... y/25359390

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/ ... n-12828227

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Oktober 2015, 13:27
von Boro
Hallo Reber!
Ich nehme Bezug auf deine Antwort v. 17. September: Das Bienennest existiert noch, der Flugbetrieb ist aber schon sehr gering, wegen der niedrigen Temperaturen und des häufigen Regens.
Durch Verwandte habe ich aber von einem anderen "wilden" Bienenvolk erfahren, das über 3 Jahre in der Stadt gelebt hat und zwar in einem hohlen Teil einer Rosskastanie (Alleebaum). Nachdem heuer starker Flugbetrieb(!) herrschte, haben sich Nachbarn aufgeregt und schließlich soll ein Imker gekommen und das Nest "mitgenommen" haben; besser wäre "vernichtet haben", denn, wie kann man das Nest aus einer Baumhöhle schonend bergen?
L.G.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Mittwoch 14. Oktober 2015, 14:32
von Reber
Danke für die Infos, Mitbewohnerin und Boro!

Zugelassene Neonikotinoiden sind also nachweislich schädlich!

Bezüglich den wilden Bienenvölker wäre es nun interessant, wenn man wüsste ob diese schwärmen (starker Flugbetrieb! Schwarmtrieb evtl. sogar jährlich, wegen den engen Platzverhältnissen?) So könnte es sein, dass sich wilde Völker mit jungen Königinnen etablieren/halten können. Und die "alte" Königin für wilde Ausbreitung sorgt. Vermutlich aber nur dort, wo es keine starken Zuchtvölker gibt, die kleine wilde Stämme ausrauben oder Imker, die die Schwärme einsammeln...

Re: Rätsel-Thread

BeitragVerfasst: Sonntag 1. November 2015, 16:10
von Reber
Die folgenden beiden Beiträge habe ich aus dem Rätsel-Thread hierher verschoben (Reber):
(...)


Dazu noch eine kritische Anmekung:
Hummeln (Bombus) und andere Wildbienen (z.B. Ossima) können gezielt als Bestäuber eingesetzt werden. Entweder als Ergänzung zu bereits vorhandenen Bestäubern (Apis mellifera) oder dort, wo es an natürlichen Bestäubern fehlt (z.B. im Gewächshaus). Gerade weil die erwähnten Insekten weniger weit fliegen als z.B. Honigbienen, dafür länger und öfter die Blüten besuchen, sind sie ideale Bestäuber für Gewächshauskulturen. Der Aufwand zu ihrer Pflege liegt nahe bei Null. Und natürlich sind Hummeln alle mal besser, als maschinelle, chemische oder gentechnische „Lösungen“.

Nur leider geht es mal wieder nicht um Naturschutz, sondern ums liebe Geld – mit allen (möglichen) Konsequenzen für Tiere und Umwelt.

Anstatt im Obsthain also geeignete Nistmöglichkeiten anzubieten und den Tieren die Möglichkeit zu geben sich nachhaltig niederzulassen und zu vermehren, setzt „der Markt“ auf Hummeln aus Massenzuchten. Erdbeeren und Gewächshaustomaten werden bereits heute mehrheitlich von Hummeln bestäubt. Die Völker werden kurzfristig eingesetzt und dann weggeworfen! Wer hat schon Zeit zu warten, bis in Frühjahr Hummelköniginnen aus der Region in angebotene Nistkästen ziehen, bzw. bis die Mauerbienen in den zuvor aufgestellten Nisthilfen schlüpfen, um sie dann ins Gewächshaus zu tragen? Wer will schon die Anstrengung unternehmen, den Tieren während der ganzen Flugzeit genügend Tracht anzubieten (sie wieder ins Freie zu stellen)?

Alles muss schnell gehen, wirtschaftlich sein: Hummeln werden in der Folge mittlerweile weltweit als Wegwerfartikel gezüchtet, online bestellt und verschickt, eingesetzt, weggeworfen...

Dabei ist die Gefahren offensichtlich, dass domestizierte und auf Bestäubungsleistung gezüchtete Rassen entstehen. Falls dann junge Geschlechtstiere ins Freiland gelangen (oder ihre Völker sowieso direkt dort eingesetzt werden), können sie sich mit angepassten Arten vor Ort paaren, was dazu führen könnte, dass diese ihre „Vitalität einbüssen“.
Bereits jetzt besteht die Gefahr der (intraspezifischen) Faunenverfälschung, da unterschiedliche Arten bequem online bestellt und auf allen Kontinenten zum Einsatz gebracht werden...

Weitere Infos: http://www.wildbienen.de/hbio-zuc.htm

Re: Rätsel-Thread

BeitragVerfasst: Dienstag 3. November 2015, 17:51
von Merkur
Danke für den Beitrag,Reber!

Ich habe die Entwicklung des Einsatzes von Hummeln so ziemlich von Anfang an am Rande mit verfolgt, habe darüber auch immer wieder in meiner Vorlesung "Soziale Insekten" berichtet.
Inzwischen wird nicht nur eine intraspezifische Faunenverfälschung betrieben, sondern auch eine ganz übliche (interspezifische) Faunenverfälschung, indem verschiedenste gebietsfremde Arten (je nach Einsatz- und Herkunftsgebiet) freigelassen werden. Auch von Hybriden war bereits die Rede.

Im Ameisenwiki findet sich ein Beitrag dazu: http://www.ameisenwiki.de/index.php/%C3 ... _Bedeutung
Der Hummeln betreffende Teil (im wesentlichen von 2006, mit ein paar Nachträgen):
Einige Sonderkulturen in Gewächshäusern gedeihen besser, wenn Hummelvölker darin verbreitet werden. So wurden Tomaten in Holland lange Zeit von Hand, mittels "Vibrator" bestäubt. Neuerdings gibt es erfolgreiche Methoden um Hummeln für diesen Zweck zu züchten. 1993 wurden in Finnland 80.000 Völker pro Jahr erzeugt, plus weitere 80.000 für den Export nach England, Frankreich, Italien, auch nach Deutschland. Der stattliche Preis eines Volkes von einer Königin und 12 Arbeiterinnen wurde mit bis zu 400 € angegeben; Angebote finden sich im Internet!
Nicht mehr aktuell: http://www.stb-control.de/hummeln/hummelpreis.htm Hier sollte ein kleines Volk für Hobbygärtner € 100 kosten.

Aktuell mit Google unter „Hummeln kaufen“: http://bestaeubungsimker.de/content/53/61/Preis 80,- oder 120,- pro Volk für den Garten.
Ganz interessant der folgende Text auf der o. a. (nicht mehr zugänglichen)Webseite:
Hummeln für Gewächshäuser
Don Griffiths und Ewert Jan Robberts beschäftigen sich seit einiger Zeit mit dem Einsatz von Hummeln für die Bestäubung von Tomaten in Gewächshäusern. Tomatenzüchter sind bereit, einen hohen Preis für Hummelvölker zu bezahlen, da Hummeln die Blüten der Tomatenstauden effektiver bestäuben als Honigbienen oder zitternde "elektrische Bienen". Die Hummeln schwingen - im Gegensatz zu den Bienen - ihre Flügel mit einer hohen Frequenz, so dass der Pollen von den Tomatenblüten abfällt und übertragen werden kann. Das Ergebnis ist eine wirkungsvolle Bestäubung.


(Noch Text im AWiki) Die gewerbliche Zucht von Hummelvölkern ist allerdings sehr aufwendig. Dies liegt zum einen an den Schwierigkeiten, Hummeln das ganze Jahr über durch Zucht für die Bestäubung bereitzustellen und damit die Tiere entgegen ihren natürlichen Lebensgewohnheiten zu halten. Zum anderen ist es wichtig, das ganze Jahr über eine gleich bleibende Qualität der Völker zu gewährleisten. Die ganzjährige Züchtung kann durch eine künstliche Überwinterung von begatteten Königinnen erreicht werden, indem man sie mit Kohlendioxid begast. Dieses Verfahren, unterstützt durch den Einsatz von jungen Honigbienen (Arbeiterinnen), regt die Königinnen zur Eiablage an. Auch Züchter anderer Treibhausgemüse (beispielsweise Auberginen, Paprika oder Erdbeeren) setzen Hummelvölker für die Bestäubung ihrer Pflanzen ein. Für den Einsatz im freien Feld wird von diesen Völkern bisher noch kaum Gebrauch gemacht.
Leider wurden auch nicht-einheimische Hummelarten ausgebracht, so dass es lokal zu Verdrängung einheimischer Arten, oder sogar zu Verkreuzung mit solchen kam.
S.a.: http://www.eppenberger-media.ch/koppert ... ntinenten/

MfG,
Merkur

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2016, 07:51
von Boro
Am Mittwoch habe ich in einer Tageszeitung einen Artikel betr. Bienensterben gefunden: "Durchbruch im Kampf gegen das Bienensterben durch die Varroamilbe"
Zwei Hobby-Imkern aus Niederösterreich soll die Nachzucht der schon fast ausgestorbenen "österreichischen Urbiene" gelungen sein. Die Begründung des Erfolges erscheint für mich seltsam (ich zitiere): "Die hat es viel leichter gegen den Stockschädling: Weil sie viel kleiner als andere Bienen ist, kann die Milbe nämlich gar nicht erst in die ebenfalls geschrumpften Waben eindringen. Trotz ihrer Winzigkeit liefert die Kleine aber genau so viel Honig!"
Klingt seltsam, wusste nicht dass es eine "österr. Urbiene" gibt, wahrscheinlich ist hier die Carnica gemeint (Apis mellifera carnica) und warum sollte eine Milbe nicht auch in eine kleinere Zelle eindringen können?
Dass die Urform der heimischen Honigbiene prinzipiell resistenter als hochgezüchtete Formen sein wird, wäre nachvollziehbar. Ich hatte schon vor einiger Zeit hier im Forum die Frage gestellt, ob es nicht sinnvoll sein könnte, eine Rückkreuzung mit der "Urbiene" zu versuchen.
L.G.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Sonntag 18. September 2016, 09:17
von Merkur
Danke Boro für den Hinweis! – Mich macht so etwas immer neugierig, und so habe ich Tante Google etwas bemüht. Das Ergebnis ist leider arg verwirrend, zumal mit den diversen Trivialnamen. Ich kopiere ein paar Links ein.
Ich fürchte, man wird abwarten müssen, was Apidologen aus den diversen Bienen-Forschungsinstituten an Universitäten dazu sagen!

http://tirol.orf.at/news/stories/2659667/ ORF Juni 2015.
Tiroler Urbiene - ein Kampf ums Überleben.
War die dunkle Biene vor rund 100 Jahren noch flächendeckend in Tirol und in anderen Teilen Österreichs die vorherrschende Bienenrasse, wurde sie in den letzten Jahrzehnten von der Carnica, auch „Krainer Biene“ genannt, verdrängt.“
Tiroler Biene, Braunelle, Dunkle Biene ist also nicht gleich A. m. carnica. ?

http://salzburg.orf.at/radio/stories/2789513/ ORF 6. August 2016
Die dunkle Biene ist die ursprüngliche Biene nördlich der Alpen – ist quasi die „Ur-Biene der Alpen“. In Österreich wird sie auch „Braunelle“ genannt und ist eine natürlich entstandene Rasse der Westlichen Honigbiene. Sie fliegt auch bei kühleren Temperaturen und ist sogar ein bisschen größer als ihre weit verbreitete Verwandte, die „Carnica“ oder Kärntner Biene.“
Da ist die Dunkle Biene sogar größer als die A. m. carnica.

https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkle_Eu ... sche_Biene
Die Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera) ist eine natürlich entstandene Unterart der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Sie ist die einzige auf der gesamten Alpennordseite ursprünglich einheimische Honigbiene und historisch betrachtet der Urtyp aller Honigbienen“ (nach: Ruttner, Friedrich: Naturgeschichte der Honigbienen. Franckh-Kosmos-Verlag. 1992. S. 39)

http://www.bienenarchiv.de/veroeffentli ... roesse.htm (2003)
Verkleinerte Bienen - Irrweg der Züchtung oder Wunderwaffe gegen Varroamilben?"
- Da wird’s völlig unübersichtlich! ;) Die Größe kann also durch Außenfaktoren wie Alter der Brutwaben verändert werden. :?:

Schönen Sonntag wünscht
Merkur (Endlich regnet's hier ausgiebig! :) )

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Montag 19. September 2016, 14:44
von Reber
Im Imkerlehrgang wurden wir dazu angehalten, die Brutwaben regelmässig zu erneueren, aus hygienischen Gründen, aber auch weil die Bienen sonst kleiner werden bzw. verkrüppeln können. Das heisst konkret: Im dritten Jahr sind die alten dunklen Waben einzuschmelzen und in neue Mittelwände zu giessen. Bienenwaben sind zu Beginn hellgelb, fast weiss, mit der Zeit verfärben sie sich, auch weil Puppenhäute und Bienenkot darin zurückbleiben - gleichzeitig verkleinern sich der Wabenraum. Wenn die Waben also schwarz sind und man die Hand auf der anderen Seite bei Sonnenlicht nicht mehr erkennt, werden sie gewechselt. Allerdings halten das nicht alle Imker so. Wären alleine kleinere Bienen der Weg zum Erfolg, hätte das bestimmt schon jemand bemerkt. ;)

Bei Züchtungen könnte die Sache natürlich anders aussehen. Trotzdem, allein durch die Grösse kann ich mir das Zustandekommen der Erfolge nicht erklären. Die Varroa vermehrt sich ja mit Vorliebe in Drohnenwaben - der entscheidende Vorteil ist aber nicht der Platz, sondern die längere Brutdauer. Bei Arbeitsbienen entstehen oft nur zwei neue Milben in der Zelle, die werden sicher auch in kleineren Platz finden.

Es gibt im Übrigen schon viele Programme, die Europäischen Honigbiene varroaresistent zu züchten. http://www.obzv.ch/index.php/news/93-gr ... onigbienen
Das grosse Problem bleibt bei dieser Bienendichte in Mitteleuropa wohl noch lange bestehen. Reinzucht ist nur im Labor oder auf abgelegenen Belegsationen möglich.

Es existieren bereits heute glaubhafte berichte über Bienenvölker die die Varroa-Milbe selbständig bekämpfen, indem sie bei infizierten Waben die Verdeckelung durchbeissen. https://aristabeeresearch.org/de/varroa-resistenz/

Fazit: Die Varroa ist bei guter Betreuung durch den Imker schon heute unter Kontrolle zu halten. Dass sich resistente Bienen durchsetzen, ist bei den vielen Imkern und ihren Methoden/Ansichten kaum in nützlicher Frist zu erreichen. Und leider ist die Varroa bei weitem nicht das einzige Problem unter dem unsere Bienen leiden (Umweltzerstörung, Pestizide, grüne Wüsten, Profitdenken etc.). Auch hier scheint ein globales Umdenken in weiter Ferne. Trotzdem, viele kleine Zeichen und Veränderungen lassen hoffen.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Sonntag 25. Dezember 2016, 13:57
von Reber
In der jüngsten Ausgabe der Schweizerischen Bienenzeitung wird darüber berichtet, dass kommerzielle Anlagen zur Hummeln-Zucht in den USA und Kanada entscheidend dafür mitverantwortlich sind, dass die wilden Hummelbestände zurück gehen. In den USA schwindende die Wildbestände etlicher Hummelarten seit etwa 20 Jahren drastisch. Hauptverantwortlich dafür ist der Pilzerreger Nosema bombi.
Früher ging man davon aus, dass mit Hummelkolonien, welche aus Europa eingeführt wurden um Gewächshäuser und auf Plantagen zu bestäuben, ein besonders aggressiver Stamm von Nosema bombi eingeschleppt wurde. Nun haben Forschungen ergeben, dass der Pilz schon in den1980ern bei amerikanischen Hummelarten verbreitet war – also vor der Einführung der Hummeln aus Europa, allerdings weniger häufig. Daher halten die Autoren einen europäischen Ursprung des Hummelsterbens für unwahrscheinlich.

Viel wahrscheinlicher ist, dass sich der Pilz dank den für ihn idealen Bedingungen in den Amerikanischen Zuchtstationen verbreiten konnte. Dafür spricht, dass die wilden Hummeln genau in den Regionen schwanden, in denen Hummeln für die kommerzielle Bestäubung von Treibhaus-Tomaten und Blaubeeren etc. eingesetzt wurden/werden. Wie in anderen Fällen ist der Pilz nicht alleine verantwortlich für den Rückgang der Arten, sondern wirkt wahrscheinlich zusammen mit weitere Faktoren wie anderen Krankheitserregern, Konkurrenz um Blütenressourcen, Klimawandel und Pestiziden etc. Unklar ist deshalb, ob der Pilz aggressiver, oder die Hummeln generell schwächer geworden sind...

Hier geht’s zur Arbeit: http://www.pnas.org/content/113/16/4386

In der selben Ausgabe gibt es ausserdem einen Artikel über die Lernfähigkeit von Hummeln. Es gelang den Insekten, erlerntes Wissen an Nestgenossinen weiter zu geben! Hier gibts ein Video davon:



Und hier geht’s zur Studie: http://journals.plos.org/plosbiology/ar ... io.1002564

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Mittwoch 15. Februar 2017, 13:30
von Anon
@ Trailandstreet und alle anderen Freunde der (Wild)Bienen:

ARTE hat gestern (in Erstausstrahlung) die Doku "Biene Majas wilde Schwestern" gezeigt:

Die Verhaltens- und Lebensweisen der sogenannten Wildbienen sind so vielfältig wie ihr Aussehen, ihre Größe und ihre Lebensräume. Unter den Wildbienen gibt es Riesen von drei Zentimeter Körperlänge, aber auch Zwerge, die gerade einmal drei Millimeter lang sind. Die meisten Wildbienen sind zwar eher unscheinbar gefärbt, doch machen sie ihr unauffälliges Äußeres durch eine ungeheure Vielfalt an interessanten Verhaltensweisen wett. Wohl nur wenige andere Tiere treiben einen derartigen Aufwand bei der Fürsorge für ihre Nachkommenschaft wie die Bienen: Um der nächsten Generation den bestmöglichen Start ins Leben zu ermöglichen, konstruieren sie aus den unterschiedlichsten Materialien komplizierte Bauwerke als Kinderstuben. Um ihren Nachwuchs mit genügend Nektar und Pollen, der "Bienen-Babynahrung", zu versorgen, besuchen Bienenmütter auf manchmal Hunderte Kilometer langen Sammelflügen Zehntausende von Blüten. Unter den Bienenarten gibt es allerdings auch einige, die – durchaus nicht "bienenfleißig" – andere für sich arbeiten lassen und sich als Einbrecher oder gar als Mörder betätigen. Die Dokumentation zeigt die schier unglaubliche Vielfalt der heimischen Wildbienen und deren erstaunliche Anpassungen an die verschiedensten Lebensräume und Lebensbedingungen.

Ein wirklich schöner Film, mit be-eindruckenden Bildern! Wer die Sendung verpasst hat, kann sich den Film noch bis zum 21. Februar 2017 in der ARTE-Mediathek anschauen: http://www.arte.tv/guide/de/052375-000- ... schwestern / edit: Der Streifen ist seit ein paar Minuten auch auf youtube zu sehen:



Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Donnerstag 2. August 2018, 16:19
von Reber
Das ist natürlich keine Hummel, sondern eine 10 bis 15mm lange Fliege, mit ausgesprochen guter Wespen-Mimikry. Ich stelle das Tier aber trotzdem hier rein, weil es sich um einen Hummelparasit handelt.

Physocephala cf rufipes 1.JPG
Dunkle Stiel-Dickkopffliege: Physocephala cf. rufipes
Physocephala cf rufipes.JPG
Physocephala cf. rufipes (unten rechts)
Die "Dunkle Stiel-Dickkopffliege" Physocephala rufipes bringt es nämlich fertig, ihre Eier an sitzende oder langsam fliegende Hummeln (manche Quellen nennen auch "grössere Bienen und Wespen"?) anzuheften, bzw. sogar zwischen zwei Tergiten zu drücken oder zu "schiessen". Dank eines fallschirmartigen Anhanges, bleibt das Ei genau am richtigen Ort im Fettgewebe hängen, dort ist es der Körperflüssigkeit und damit dem Imunsystem der Hummel nicht voll ausgesetzt. Die geschlüpfte Larve braucht das Immunsystem der Hummel nicht mehr zu fürchten, dringt in den Hinterleib der Hummel ein und ernähren sich dort von den Innereien, was zum langsamen Tod des Wirtes führt. Erstaunlicherweise graben sich 50% der von Conopiden befallenen Hummeln unmittelbar vor ihrem Tod in den Boden ein, bei nicht befallenen Hummeln tun dies nur 5% der Tiere. Somit scheint es zumindest der Hälfte der Parasiten zu gelingen, ihren Wirt im Verhalten zu beinflussen. Befallene Hummeln versuchen ihrerseits verbringen die Nächte öfter im kühlen Freien statt im warmen Nest. Dieses Verhalten ist nicht im Sinne des Parasiten, denn bei tieferen Temperaturen wachsen die Larven langsamer.
Die Larven verpuppen sich schliesslich und überwintern in der Gaster des toten Wirtsinsektes.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Donnerstag 27. Dezember 2018, 22:41
von Reber
Die bereits erschienene Januarausgabe der Schweizerische Bienenzeitung hat einen Bericht von Sebastian Spiewock aus dem Deutschen Bienenjournal 12/2018 übernommen: Thema des interessanten Artikels ist die Varroaresistenz, die gewisse Honigbienen entwickelt haben. Der Text gibt Hoffnung, denn er beschreibt, wie sich bei Populationen verschiedenster Unterarten der Afrikanischen und der Europäischen Honigbienen, an unterschiedlichsten Orten der Welt - und meist unabhängig voneinander - eine Resistenz gegen die Varroa-Milbe herausgebildet hat. Grundlage für die Herausbildung solcher Völker war oft die "Bond-Methode" (leben und sterben lassen): In der Wildnis überlebende Bienen oder solche von Ständen, die nicht behandelt wurden - also Bienen die bereits eine gewisse Resistenz aufwiesen - wurden von Wissenschaftlern oder Imkern zusammengebracht und gezielt weiter gezüchtet.

Die "Methoden" mit der sich die Bienenpopulationen gegen die Varroa zur Wehr setzen, unterscheiden sich dabei. Im Ergebnis existieren aber überall Stände und Zuchtprojekte, auf denen Bienen über Jahre hinweg ohne Varroabehandlung überleben. Dabei haben die Insekten unterscheidliche Vorgehensweisen entwickelt. Bei Völkern von der Insel Gotland wurde z.B. festgestellt, dass die Milbe erst viel später mit der Eiablage beginnt. Als Erklärung für die Entwicklungsverzögerung kämen veränderte Duftstoffe der Bienenbrut oder Veränderungen eines Hormones, welches die Verpuppung der Bienen reguliert in Frage. Speziell gezüchtete Bienen aus den USA erkennen stark befallene Brutzellen und räumen sie aus. In Frankreich, Norwegen und Schweden öffenen manche Bienenvölker die Brutzellen und verschliessen sie wieder. Offenbar sterben mehr Milben in den offenen Zellen - und dabei wird erst noch keine Brut geopfert. Bei manchen afrikanischen Bienenrassen weist die Brut eine kürzere Verdeckelungszeitraum auf, was auf die Milbenentwicklung den selben Effekt hat. Bei einigen Bienen in Afrika, Irland und Nordengland landen ausserdem besonders viele Milben verletzt im Müll: Die Bienen haben ein ausgeprägtes Putzverhalten entwickelt.

Ganz ohne "Probleme" verlaufen die Versuche allerdings nicht: Oft sind die Völker kleiner und aggressiver - und bringen weniger Honig als "Wirtschaftsvölker". Ausserdem sollen die resistenten Bienen ihre Widerstandsfähigkeit leider meist einbüssen, wenn man sie weg von ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet bringt.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Sonntag 14. April 2019, 17:23
von Reber
"Biene Majas wilde Schwestern" ist der Name einer Sendung des Schweizer Fersehens über Wildbienen, die heute ausgestrahlt wurde. Der Film dokumentiert mit eindrücklichen Bildern verschiedene heimischen Arten, deren Nist- und Lebensräume, sowie einige Parasiten.

Der Dokumentarfilm ist noch 30 Tage lang online zugänglich:
https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/bi ... 9bd61d74d9

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Samstag 11. Mai 2019, 18:01
von Boro
Jedes Jahr beobachte ich Osmia bicolor, die Zweifarbige Schneckenhausbiene in meinem Steingarten. Sie sucht sich herumliegende kleine leere Schneckenhäuser um ihre Brut dort unterzubringen. Der Nestverschluss erfolgt mit Pflanzenmörtel und dann wird das Nest mit im Flug herbeigeschleppten Halmen getarnt. In einem modernen "aufgeräumten" Garten mit Golfplatzrasen kann man das nicht beobachten und es wäre wohl auch nicht erwünscht..........
1. Osmia bicolor-Weibchen kann man mit dem Weibchen v. Osmia cornuta verwechseln, das massenweise in meinem Insektenhotel logiert. Die Art ist nur deutlich kleiner!
2. Schneckenhaus mit Biene
3. Perfekte Tarnung durch herbeigebrachte Halme

L.G.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Sonntag 12. Mai 2019, 08:31
von Sir Joe
Reber hat geschrieben:Der Dokumentarfilm ist noch 30 Tage lang online zugänglich:
https://www.srf.ch/play/tv/dok/video/bi ... 9bd61d74d9

Bei mir wird immer angezeigt: „Aus rechtlichen Gründen steht dieses Video nur innerhalb der Schweiz zur Verfügung“

Deshalb hab ich hier einen Youtube Link der auch aus Deutschland abrufbar ist.

Biene Majas wilde Schwestern


Da ich den Link von Reber nicht öffnen könnte, bin ich mir natürlich nicht 100-prozentig sicher, ob das auch der selbe Film ist :roll:

Edit: Ab Minute 16:00 geht es übrigens um die Larven des Schwarzblauen Ölkäfers/ Maiwurm (Meloe proscarabaeus) von denen uns MBM im Rätsel- Thread berichtet hatte.
Und ab Minute 21:48 sieht man Bilder einer Schneckenhausbiene wie sie uns hier im vorangegangenen Beitrag von Boro gezeigt wurde.

Re: Bienen, Hummeln und Co

BeitragVerfasst: Montag 17. August 2020, 17:49
von Boro
Im Gegensatz zum Vorjahr gilt der Sommer 2020 (Juni, Juli, August bisher) mit häufigen und immer wiederkehrenden Niederschlägen als sehr feucht. Die Temperaturen sind in Ordnung, wir liegen jeweils etwas über dem langjährigen Temperaturmittel. Nach einer gewaltigen Blüte der Fichte im Frühjahr, war es im Juni vorbei. Gewitter mit und ohne Hagel waren in weiten Teilen Österreichs häufiger. Nun fehlt der Waldhonig, die Bienen könne zu wenig ausfliegen, das trifft vor allem auf höhere Lagen zu.
https://steiermark.orf.at/stories/3062371/