Bambusspinnmilben, Gattung Schizotetranychus

Bambusspinnmilben, Gattung Schizotetranychus

Beitragvon Merkur » Donnerstag 20. August 2015, 19:47

Bambusstauden zieren viele unserer Gärten. Sie galten lange als weitgehend frei von Schädlingen. Doch nun fällt ein neues Schadbild auf.
Ein Freund bat mich um Hilfe; sein Bambus im Garten schien von etwas befallen, das nach Platzminen von Miniermotten o. dgl. aussah. Im Internet fand er jedoch eine Seite, die ein gleichartiges Schadbild einem Befall durch Spinnmilben zuschrieb: http://www.kgv-bochum-riemke.de/baumbusspinnmilben/

Wir waren beide skeptisch, und so ging ich der Sache auf den Grund.
Das Ergebnis hat mich selber etwas überrascht: Die mir bisher so langweiligen Spinnmilben wiesen doch recht bemerkenswerte Verhaltensmuster auf.
Ein paar Bilder:

1-Bambusmilben-a,b.jpg
Schadbild
Bild 1 zeigt ein paar Blätter mit den charakteristischen Schäden, von der Oberseite (links) und von der Unterseite.

2-Bambusmilben.jpg
Schadbild vergrößert
Bild 2 hebt die teilweise von einer Art Gespinst überzogenen Flecken hervor und zeigt auch kleine dunkelbraune Flecken, die anscheinend zu dem Schadbild gehören.

3--Gespi.mit-Klo.jpg
Milbenklo
In Bild 3 sind zwei der Flecken vergrößert: Man erkennt, dass ich das eine Gespinst nach rechts zur Seite geschoben habe, wobei mehrere Exuvien (Häutungsreste) zum Vorschein kamen. Die intensiv braunen Flecken erwiesen sich als Kotanhäufungen: Die Milben sind reinliche Tiere; sie verhalten sich wie die Ameisen in der hier referierten wissenschaftlichen Arbeit: http://www.spektrum.de/news/wo-ameisen- ... en/1333206

4---Gespinst-und-Klo.jpg
Gespinst aus parallelen Fäden
Bild 4 lässt erkennen, dass das „Gespinst“ aus parallel gespannten Fäden besteht, nicht aus einem Geflecht oder, wie man das von üblichen Spinnmilben kennt, aus einem Fadengewirr. So etwas war mir neu! (Die von links nach rechts ziehenden Streifen sind Zellreihen des parallelnervigen Blattes. Bambus ist ja ein Gras).

5--Eier.jpg
Milbeneier
Bild 5: Unter einigen Gespinsten waren Eier der Milben zu sehen. Bei dieser Vergrößerung sind die einzelnen in Reihen angeordneten Pflanzenzellen zu erkennen.

6-Milbe-v.oben-und-unten.jpg
Milbe von unten und oben
Bild 6: Es gelang, zwei der Milben durch das Präpariermikroskop zu fotografieren, links von unten, rechts von oben. Sie sind ganze 0.3 bis 0.34 mm lang, ein Drittel eines Millimeters!

6--Rote-Augen.jpg
Die roten Äuglein der Milbe
Bild 6: Nur bei bestimmten Lichtbedingungen sind die zwei leuchtend roten Augen der Milbe darzustellen.

Ich habe noch etwas gegoogelt, und tatsächlich ist diese Milbe erst in jüngerer Zeit mit Bambus-Importen zu uns gekommen. Es soll sich um die Bambusmilbe (Schizotetranychus celarius) handeln. Hier auch Hinweise zur Bekämpfung: http://www.bambusparadies.de/bambusmilben.htm -

Eine weitere Seite, http://www.iva.de/profil-online/haus-ga ... en-gaerten , beschreibt die Lebensweise. Da allerdings musste ich lesen: „Bambusmilben sind gesellige Tierchen. Sie leben ähnlich wie Ameisen oder Bienenvölker im Sozialverband“ – Das ist zweifellos stark übertrieben! Allenfalls leben die Larven und Nymphen für einige Zeit gemeinsam unter dem von der Mutter gesponnenen Dach.

Auch dieser „neue“ Schädling ruft uns in Erinnerung, dass praktisch alle Exoten, ob Pflanzen oder Tiere, ihre „Begleitfauna“ mitbringen bzw. nach sich ziehen.
Nur bei importierten Ameisen soll das nach Meinung einiger Halter nicht geschehen. Mir scheint das doch eher Gesundbeterei zu sein! – Dass bisher bei uns anscheinend keine Schäden durch aus der Haltung freigekommene exotische Ameisen gemeldet wurden, kann ohne weiteres daran liegen, dass Ameisen weit weniger auffällig sind als Pflanzenschädlinge. Frei nach Hans Scheibner: „Das macht doch nichts, das merkt doch keiner.“ http://www.hansscheibner.de/liedertexte ... t-doch-nix

Zum Thema Einschleppung passend sei auf einen aktuellen Thread im eusozial verwiesen: „Die unterschätzte Gefahr durch exotische Pflanzen. http://eusozial.de/viewtopic.php?f=80&t=3567


MfG,
Merkur
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