Zeckenimpfung?

Zeckenimpfung?

Beitragvon LynnLectis » Samstag 23. Januar 2016, 10:40

Hallo zusammen

Gerade stieß ich auf einen provozierenden Artikel, wonach die Zeckenimpfung offenbar von einem Arzt namens Prof. Dr. med. H. Glossmann (und anderen Ärzten) hinterfragt wird. Wie seht ihr das? Impft ihr euch gegen Zecken, wenn ihr oft auf Waldtour seid? Es wird ja vor allem Förstern angeraten. Auf der anderen Seite gibt es doch eigentlich viele Methoden, sich auf mechanische Weise zu schützen (Kleidung, Hautkontrolle, etc.)

http://www.urkostmitbrigitte.de/zecken.html
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LynnLectis
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon NIPIAN » Samstag 23. Januar 2016, 11:46

Hoi,

eine Zeckenimpfung gibt es nicht.
Es gibt nur die Impfung gegen FSME. Diese ist je nach Aufenthaltsort und Verhalten sinnvoll. Der allgemeine Krankheitsverlauf ist zumeist harmlos. Nur jeder Dritte entwickelt grippeähnliche Symptome. 10 % davon erleiden eine Hirn-, oder auch Hirnhautentzündung (grob geschätzt also einer von 30 Infizierten). Sehr selten einhergehend damit Bewegungsunfähigkeit (betrifft auch die Atmung ;) ). Tödliche Verläufe sind äußerst selten. Restsymptome (lebenslage (Teil-)lähmung, Gefühlsstörungen etc.) verbleiben sehr selten. Eine Therapie gegen die Infektion gibt es nicht, man unterstützt den Körper so lange, wie er braucht, um die Infektion selbst in den Griff zu bekommen (Fieber-, Schmerzkontrolle, maschinelle Beatmung, Medikamente zur Kreislaufunterstützung etc.).

Es wird nur noch die Empfehlung zur Impfung für land- und forstwirtschaftlich Beschäftigte ausgesprochen. Wer häufig im Wald unterwegs ist - Hunde-, Pferdebesitzer - und gerne Zecken bei sich entdeckt, kann die Möglichkeit zur Impfung beim Hausarzt ansprechen. Die Verantwortung, ob für oder wider Impfung, trägt jeder für sich, da die Erkrankung nicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist (Im Gegensatz zu Mumps, Masern und Röteln, welche zu Recht einer Prophylaxepflicht unterliegen sollten). Jedenfalls habe ich keinen diesbezüglich nachgewiesenen Fall finden können.
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon Merkur » Samstag 23. Januar 2016, 12:10

Zeckenschutz-Impfung gibt es nur gegen die FSME (Frühsommer-Meningoencephalitis),wie NIPIAN schon schrieb.

Wikipedia: Allgemeine vorbeugende Maßnahmen:
Körper und Kleider sollten nach Besuch von Wald und Flur abgesucht werden. Gefundene Zecken sollten sorgfältig entfernt und verwahrt, die Stelle des Stichs desinfiziert und der Zeitpunkt sowie Befallsort notiert werden.
Da hätte ich wohl in meinem Leben einen dicken Leitz-Ordner und eine umfangreiche Zeckensammlung anlegen müssen!

Gegen die häufigere Borreliose gibt es keine Impfung; da hilft nur Vorbeugung: Nach Aufenthalt in der “freien Natur“ sollte man sich nach Zecken absuchen (lassen).
Eine Infektion macht sich zunächst durch eine „Wanderröte“ (Erythema migrans) bemerkbar, eine oft ringförmige Rötung um die Bissstelle, die sich langsam ausbreitet. Dann soll eine Antibiotika-Behandlung noch wirksam sein.

Wikipedia liefert zu beiden Erkrankungen umfangreiche Informationen, bezieht sich aber im Wesentlichen auf Mitteleuropa.
Dennoch bestehen viele Unklarheiten, vor allem auch über die Risiken in anderen Regionen.

Aus eigener Erfahrung: Ich hatte in früher Jugend (ca. 12-15 Jahre) nach einem Zeckenbiss zwischen den Zehen eine Wanderröte. Ich nahm mir vor, damit zum Arzt zu gehen, wenn die Rötung den Knöchel erreicht hat. Kurz davor erlosch die Rötung, einen Arztbesuch habe ich mir erspart. – Zu der damaligen Zeit(1950er Jahre) hatte man noch keine Ahnung von den Ursachen und Zusammenhängen! Eine Behandlung wäre ohnehin nicht möglich gewesen. Die Sache blieb mir in Erinnerung, bis ich viele Jahre später von den durch Zecken übertragenen Erkrankungen las.

Bei der Suche nach Ameisen in Europa, Asien, Afrika, Australien sowie Mittel- und Nordamerika wurde ich unzählige Male von Zecken diverser Arten gebissen. Infiziert habe ich mich meines Wissens in keinem Fall. Vielleicht: Glück gehabt!?
Bei von mir geleiteten Exkursionen im In- und Ausland waren viele Hundert Studierende den Angriffen von Zecken ausgesetzt, auch z. B. in mir bekannten Risikogebieten in Südhessen und Unterfranken. Ich habe immer empfohlen, sich abends nach noch umher krabbelnden oder gerade „angebissenen“ Zecken abzusuchen. – Von einer Infektion habe ich nie etwas vernommen. Glück gehabt?

Außer der m. E. wichtigsten Vorsichtsmaßnahme, sich nach dem Aufenthalt im Gelände abzusuchen, kann ich keine Empfehlungen geben. Zeckendichte Kleidung gibt es kaum, und in der Sommerhitze wäre sie auch unangenehm. Darauf allein, und auf Abwehrsprays etc., sollte man sich jedenfalls nicht verlassen!

Bitte nicht falsch verstehen: Risiken bestehen ohne Zweifel, und ich will sie keinesfalls verharmlosen!

MfG,
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon Boro » Samstag 23. Januar 2016, 15:45

Ich bin seit "ewigen" Zeiten gegen FSME geimpft, da Kärnten seit Jahrzehnten zu den bis über 1000 m Seehöhe stärker mit Zecken verseuchten Gebieten gehört. Früher betrug das Intervall bis zur nächsten Auffrischung etwa 3 Jahre, inzwischen sollen auch 5 oder mehr Jahre reichen, nachdem Forschungen in den USA diese Intervalle angeblich für unbedenklich halten. Bei uns erreicht die Durchimpfung der Bevölkerung einen hohen Grad. Auch für meinen Hund gibt es eine "Zeckenimpfung", die aber jedes Jahr aufgefrischt werden muss.
Nachdem ich häufig im Freien unterwegs bin, erscheint diese Vorbeugemaßnahme wichtig. Nach meinen Erfahrungen scheinen diese Spinnentiere trocken-heiße Reviere auch bei uns eher zu meiden; auch im Karst Istriens habe ich bisher diese Tiere gerne vermisst. Inzwischen hatte ich aber 2 Mal Borreliose, wobei sich die erste Erkrankung (2011) in einem "Knieerguss" ohne weitere Symptome äußerte und erst nach einer Knieoperation "erkannt" wurde. Sie ist mit entsprechenden Antibiotika in der Regel gut heilbar. Nachträgliche Recherchen haben ergeben, dass die Infektion nicht auf eine Zecke, sondern auf eine "Stechfliege" etwa in die Richtung "Goldaugenfliege" zurückging. Mir ist nämlich eingefallen, dass ich etwa 4 Monate vor der Erkrankung ungfähr 20 cm über dem später betroffenen Knie eine stechende Fliege erschlagen und anschließend gleich an die Hilfsameisen (Formica cunicularia) meiner Amazonen verfüttert hatte. Da ich das Insekt höchst merkwürdig fand, wurden damals gleich 2 Fotos gemacht: Augen und Fügel sind schwarz-rot gesprenkelt und die Flügel bleiben auch im Ruhezustand stets etwa 40° vom Körper abgespreizt. Die Angelegenheit ist mir auch gut in Erinnerung geblieben, weil anschließend ungewöhnlich lange - durch 2-3 Wochen - eine deutliche, rötliche Schwellung zurückblieb (orstfest, ohne äußeren roten Kreis etc.). So viel zu den Anttentätern. [Zecken gab`s übrigens 2015 fast keine......]
Die zweite Borreliose war auf einen Zeckenbiss zurückzuführen, inzwischen "geläutert" gab es wieder Antibiotika.
2 Fotos der Attentäterin nach dem unmittelbar vollstreckten Todesurteil und der biologisch sinnvollen Verwertung: Vielleicht erkennt jemand die Gattung/Art
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 24. Januar 2016, 15:23

Ich hab zwar vor einigen Jahren schon die Impfung bekommen und sie noch einige male aufgefrischt. Da aber bei uns kein Risikogebiet ist und ich bisher auch nur zwei Bisse hatte, hab ich es aber bleiben lassen.
Ab und zu bringt einer unserer Hunde noch einen mit nach hause, meist sehen wir sie aber schon vorher, da ihr Fell kurz und meist weiß ist.
Verfahren wird meist so damit
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon Reber » Montag 25. Januar 2016, 00:01

Boro hat geschrieben:(...)eine "Stechfliege"[/b] etwa in die Richtung "Goldaugenfliege" zurückging. (...)
2 Fotos der Attentäterin nach dem unmittelbar vollstreckten Todesurteil und der biologisch sinnvollen Verwertung: Vielleicht erkennt jemand die Gattung/Art


Hallo Boro, ich denke auch die Richtung Goldaugenfliege bzw. Goldaugenbremse stimmt. Die Attentäterin müsste zur Gattung Chrysops gehören.
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon Boro » Montag 25. Januar 2016, 17:47

Danke Reber für deine Einchätzung. Ich hab ein wenig gegoogelt, ro-schwarz gefleckte Augen sind hin und wieder zu erkennen, aber die Flügel haben dann eine andere Farbe. Vielleicht haben auch Weibchen u. Männchen unterschiedliche Färbung.
Wenn man vom Jahr 2015 absieht, musste ich nach einem nur halbstündigen Spaziergang vom Hund praktisch immer (!!) mindestens eine Zecke entfernen. Das war schon schlimm. Ein Nachbarhund ist übrigens vor einigen Jahren an der "Zeckenkrankheit" jämmerlich zugrunde gegangen. Bei einem Hund mit dichter Unterwolle ist das Suchen immer schwierig!

Für den vollkommen überraschenden Mangel an Zecken im Jahre 2015 gibt es keine schlüssige Erklärung : Der Winter 2014/15 war nicht kalt, es gab über das Jahr genug Niederschlag, keine Hitze- u. Dürreperioden wie nördlich der Alpen.
Anbei ein Foto von meinem "Exkursionshund" mit dichtem Fell: 2015 war ein gutes Jahr!
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon Reber » Montag 25. Januar 2016, 19:59

Hallo Boro, kann es sein, dass die intensive Rotfärbung der Flügel vom Blut kommt? Bei der Suche im Netz sind mir Chrysops rufipes Chrysops caecutiens und Chrysops viduatus aufgefallen, weil sie eher bäunlich bzw. fast rötlich sind und eben grüne und rote Augenfärbung aufweisen - das ist natürlich kein Bestimmungsversuch, nur ein Hinweis. Zur Bestimmung müsste man die ganzen Flügel und den Hinterleib sehen. In der Schweiz gibt es 7 Arten der Gattung. Typisch für die Art ist, dass sich Männchen und Weibchen der gleichen Art viel deutlicher unterscheiden, als die Tiere des selben Geschlechts, aber von verscheiedenen Arten. Soweit mir bekannt ist, stechen nur die Weibchen.

Zurück zu den Zecken: Bisher hatte ich offenbar wirklich Glück. Gegen FSME wurde ich noch nie geimpft. Obwohl ich auf dem Land aufgewachsen bin und gerade im Kindesalter oft wochenlang täglich im Freien, im Gestrüpp und im Wald unterwegs war. Besonders in den Ferien natürlich. Dabei wurden wir Kinder ab und zu von Zecken und noch viel öfte von Bremsen erwischt. Auch unsere Hunde - die Katzen sowieso - hatten (haben) immer mal wieder Zecken. Ich weiss nicht wieso - aber im Unterschied zu Insekten, kann ich diesen Spinnentieren nicht viel abgewinnen. Glücklicherweise erlebte ich nie eine ersthafte Entzündung oder ich habe es einfach nicht bemerkt - manchmal sollen keine Krankheitszeichen auftreten! Möglicherweise waren "unsere" Wälder damals auch noch keine [http://www.zecken.ch/Karten/karten.html]FSME Risikogebiete[/url] gewesen? Aber zumindest die Borreliose-Erreger wird es schon gegeben haben...
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Re: Zeckenimpfung?

Beitragvon Boro » Dienstag 26. Januar 2016, 08:33

Hallo Reber!
Soweit ich mich noch erinnern kann, war das ganze Insekt auch zu Lebzeiten schwarz-rot gesprenkelt. Man kann das etwas undeutlich noch am Thorax erkennen, an den Flügeln sowieso! Deswegen habe ich das böse Insekt noch in guter Erinnerung und aus diesem Grunde habe ich auch Fotos gemacht. Schwarz-rot ist wohl als Warnfarbe zu verstehen, ich hatte sie bis dahin noch nie bei einer der Bremsen bzw. Stechfliegen gesehen. Vielleicht ein Immigrant aus dem Süden, der infolge des Klimawandels eine Arealerweiterung erlebt. Wäre nicht der erste Fall von Insekten, Spinnen oder Reptilien, die uns aus Italien "besuchen".
L.G.
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