Vespula vulgaris in Neuseeland

Vespula vulgaris in Neuseeland

Beitragvon Maddio » Donnerstag 4. August 2016, 12:30

Allseits bekannt als lästiger Störenfried, tritt die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) zum Spätsommer hin negativ ins Bewusstsein der Allgemeinheit.

In einer Institution in der ich momentan beschäftigt bin, ist ein Nest dieser Wespen aufgetreten, und von mir sind die Tiere anhand der Kopfzeichnung eindeutig bestimmt worden. Leider fliegen die Tiere wenn sie das Nest verlassen in das Innere des Gebäudes, so dass es wohl zur kurzfristigen Vernichtung des Nests kommen wird.

Durch Recherchen bin ich dann auf eine Information gestoßen, die womöglich den ein oder anderen von Euch interessiert.

In Neuseeland hat sich die Art Vespula vulgaris nämlich als invasive Spezies angesiedelt, was mir völlig unbekannt war. Etwa zur Zeit des zweiten Weltkriegs wurde bereits die Deutsche Wepe (Vespula germanica) dorthin verschleppt, in den 70ern folgte ihr die Gemeine Wespe und erwies sich als ökologisch potenter und verdrängte ihre Vorgängerin völlig aus dem neuen Lebensraum.

Heute sind bestimmte Teile der Insel(n) Neuseelands die wespenreichsten Gegenden der Welt! Dabei werden alle Insektenarten, denen die Wespen habhaft werden können, erbeutet. Dabei treten die Wespen in direkte Konkurrenz von seltenen Vogelarten.

Ein Zitat von der Seite, von der viele dieser Informationen stammen, im Original:

10 Facts about Wasps

1. The German wasp (Vespula germanica) was first found near Hamilton in 1945; the common wasp (Vespula vulgaris) has been in New Zealand since 1978
2. The beech forests at the top of the South Island have the highest densities of wasps in the world; but wasps also occur in many other habitats across New Zealand
3. On average, there are 12 nests per hectare in beech forests, that’s about 10, 000 wasps per hectare!
4. The highest number of nests recorded was 50 - 60 nests per hectare, the equivalent of 25 - 30 nests on a football field
5. The largest nest ever found was four metres high and contained about four million cells
6. There is a greater biomass of wasps (3.8kg/ha) in beech forest than all the native birds plus stoats and rodents put together
7. The public voted wasps as “most disliked wildlife” (along with rats), because they spoil enjoyment of outdoor recreational activities
8. Wasps destroy or seriously damage 8-9% of honeybee hives in New Zealand each year
9. Wasps affect native foodwebs, and negatively affect the behaviour of native birds
10. The predation rate of wasps on some native invertebrates is so high that the probability of their populations surviving through the wasp season is virtually nil


http://www.landcareresearch.co.nz/science/plants-animals-fungi/animals/invertebrates/invasive-invertebrates/wasps

Bisher hatte ich geglaubt, dass unsere Myrmica rubra als european fire ant der größte invasive Exportschlager wäre, aber die Gemeine Wespe ist wohl auch ein Anwärter für diese zweifelhafte Auszeichnung.
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Maddio
 

Re: Vespula vulgaris in Neuseeland

Beitragvon Reber » Donnerstag 4. August 2016, 13:29

Die Deutsche Wespe (Vespula germanica) ist ebenfalls in Neuseland präsent - wurde aber offenbar von Vespula vulgaris fast vollständig verdrängt. Ein grosses Problem in Neuseeland ist, dass die Tiere im Winter nicht absterben und Jungköniginnen im Frühjahr neue Nester gründen müssen, sondern dass die ganzen Völker überleben und zu riesigen Kolonien anwachsen.

In dem Zusammenhang vielleicht auch interessant: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 53904.html
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Re: Vespula vulgaris in Neuseeland

Beitragvon Merkur » Donnerstag 4. August 2016, 14:39

Der Spiegel-Bericht ist von 2011.

Je weiter entlegen und je länger vom „Rest der Welt“ isoliert, desto verwundbarer ist die jeweils heimische Fauna und Flora, siehe Australien, Galapagos-Inseln und Hawaii!
Auf Hawaii gab es keinerlei soziale Insekten; die Fauna konnte sich ohne den räuberischen Druck und die Konkurrenz von Ameisen und Wespen entwickeln. Erst der Mensch hat die Honigbiene eingeführt (für seine Kulturpflanzen): Sie haben die einheimischen Bestäuber zum Teil verdrängt. Bereits 1990 berichtete E.O. Wilson in einem Buch „Success and Dominance in Ecosystems:The Case of the Social Insects“ in einem eigenen Kapitel: “Hawaii: A World Without Social Insects”, dass bis damals 36 Ameisenarten eingeschleppt worden waren, darunter als schlimmste Pheidole megacephala (berichtet 1948). Aus der ursprünglichen Insektenfauna wurde viele Hundert Arten ausgelöscht, Endemiten, die es sonst nirgends auf der Erde gab,und jetzt nicht mehr gibt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Wespe
Schadwirkung / Hinsichtlich eines ökologischen Gleichgewichts:
In den frühen 1980er Jahren wurden in Neuseeland unbeabsichtigt nacheinander zuerst die Deutsche Wespe und später die Gemeine Wespe eingeschleppt. Wegen des dortigen Fehlens natürlicher Feinde und eines zumindest in einigen Regionen ganzjährig milden Klimas haben sich beide Wespenarten in ihrer neuen Heimat rasant vermehrt. Dabei hat die Gemeine Wespe die vor ihr eingeschleppte Deutsche Wespe nahezu vollständig verdrängt. Die Gemeine Wespe bildet in Neuseeland Kolonien mit über 100.000 Individuen und erbeutet alle anderen Insekten, die sie in den Kronen der Bäume oder auf dem Waldboden überwältigen kann. Damit ist sie dort zu einer erheblichen Gefahr für einheimische Arten geworden. So ist sie als Nahrungskonkurrent einer der wichtigsten Bedrohungsfaktoren des Kaka, einer als "Endangered" (gefährdet) eingestuften Papageien-Art.

Europäische Exporte invasiver Arten: Siehe Australien!
Darüber habe ich übrigens 2006 einen eigenen Erfahrungsbericht geschrieben: https://www.antstore.net/forum/post34519.html#p34519

MfG,
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