Eine große Diskussion will ich jetzt nicht anfangen, aber „
Rechtspopulistische Trollerei“ trifft es hier vielleicht doch nicht ganz. Es ist ja kein Tweet o. dgl., für den der Autor allein verantwortlich wäre, sondern
ein in einer ganz normalen regionalen Tageszeitung veröffentlichter Leserbrief. Die Zeitung pflegt ziemlich oft Leserbriefe abzulehnen oder auch inhaltlich zu entschärfen. Weshalb wurde dieser abgedruckt?
An dem Leserbrief hat mich vor allem die ausgesprochen dämliche Argumentation gestört, die von arger Ahnungslosigkeit zeugt.
„
Neuankömmlinge als Bereicherung“ - das liest man immer wieder. Obwohl man mindestens ebenso oft lesen kann, wie Riesen-Bärenklau (
Heracleum mantegazzianum) oder das Indische
Springkraut (
Impatiens glandulifera) entlang aller Gewässer die heimische Flora ordentlich
abreichern, und das Springkraut sogar die Gewässerfauna dezimiert.
Und seit wann „
suchen diese Exoten Zuflucht bei uns“? Denen geht‘s doch in ihren Ursprungsländern prächtig; die wurden doch von uns geradezu entführt (wie Sklaven, um bei den anthropomorphistischen
Vergleichen zu bleiben).
„
Rassismus gegen Bäume“ - Bisher haben sich Menschen „nur“ gegen Menschen anderer Rassen gewehrt (was ganz normale biologische, genetisch in uns verankerte Gründe haben dürfte: intraspezifische Konkurrenz.
Als denkender Mensch kann man das unterdrücken, sich dann wirklich „menschlich“ verhalten).
Und bin ich etwa
kein "anständiger Mensch“, weil ich mich eher für den Erhalt der einheimischen Flora und Fauna einsetze? - Wobei mich längst nicht alle Exoten stören, so lange die ihrerseits sich
„anständig“ verhalten.
Wenn ich so sehe, welchen Ärger die aus Nordamerika eingeschleppten
Robinien machen, wünsche ich denen auch die Pest an die Dornen. Bei uns am Rossberg (nahe Darmstadt) überwuchern sie große Teile
der trocken-warmen Abraumhalden des Steinbruchs. Sicher ein Sekundärhabitat, aber vor Jahrzehnten habe ich dort sogar mal die Amazonenameise (
Polyergus rubescens) entdeckt, in einem noch nicht von der Robinie
eroberten Bereich.
- Meistens kommen ja früher oder später irgendwelche Gegenspieler der Exoten nach, und dann ist das Wehgeschrei groß. Siehe Rosskastanie (auf dem Balkan heimisch) und die Miniermotte dazu. (Für die bzw.
gegen sie dürfte dann bald ein Bakterium, ein Virus oder eine spezialisierte Schlupfwespe in Erscheinung treten. Hoffentlich beschränkt auf die Kastanienminiermotte...).
Wenn man schon mit Blick auf die Klimaänderung nach besser angepassten Bäumen sucht, so kann man sich doch auch im benachbarten Mittelmeerraum umsehen. Es müssen nicht gleich Bäume aus China, Amerika
oder Australien sein. Außerdem denke ich, dass unsere einheimischen Baumarten in ihren Genpools durchaus noch das Potenzial haben, sich den bisher noch eher wenig veränderten Klimabedingungen anzupassen.
Die starken Klimaschwankungen in der
Nacheiszeit haben sie jedenfalls recht gut gemeistert.
MfG,
Merkur