Kann Tierliebe zu weit gehen?

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Kann Tierliebe zu weit gehen?

Beitragvon LynnLectis » Samstag 23. Januar 2016, 11:13

Hallo zusammen!

Ich las gerade einen Artikel über einen Tierfreund, der seinen Hund, der an starken Schmerzen litt, nicht einschläfern wollte, sondern mühevoll versuchte, dem Hund die Schmerzen zu erleichtern, dies mit viel Aufwand, die ein normal arbeitender Tierhalter rein zeitlich nicht aufbringen könnte.

http://www.20min.ch/panorama/news/story ... e-28547040

Die Geschichte erweckte ein großes Echo in den Netzwerken und ging mit einer hohen Anzahl an Likes durch Facebook. Das führte dazu, dass der Hund mit Hilfe von Spenden aufwändig operiert werden konnte. Das ist natürlich ein erfreuliches Happy End in diesem Fall. Nur ist das sicher nicht die Regel.

Ich persönlich hätte den Hund einschläfern lassen, wie es die Tierärzte dem Hundehalter rieten. Und zwar einfach weil ich selbst seit meiner Jugend unter chronischen Schmerzen leide und das bei einem bewegungsfreudigen Tier wie einem Hund die Hölle sein muss. Lindernde Methoden helfen da nicht wirklich. Ich kannte eine Frau mit chronischen Schmerzen, die aus diesem Grund den Weg über Exit nahm, obwohl sie eigentlich gern lebte und nicht depressiv war. Doch hielt sie die Schmerzen nicht mehr aus.

Ein Hund jedoch kann das nicht selbst entscheiden, da muss schon der Tierhalter Verantwortung übernehmen. Aus meiner Sicht ist es eine falsch verstandene Tierliebe, aus Eigennutz, weil das Tier einem persönlich so viel bedeutet und in dem Fall der Hund dem Halter einmal das Leben rettete, ein Tier derart leiden zu lassen. Nur weil das Tier Momente einer lindernden Behandlung als Erleichterung empfinden kann, heißt das nicht, dass es nicht den Rest des Tages enorm leidet.

Wie seht ihr das?
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LynnLectis
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Re: Kann Tierliebe zu weit gehen?

Beitragvon Krabbeltierfan » Samstag 23. Januar 2016, 12:31

Hey,

Tierliebe kann definitiv zu weit gehen. Besonders wenn ich Leute sehe, die ihre kleinen überzüchteten Hunde parfümiert in der Handtasche tragen und wie ein kleines Kind behandeln. Ich hab da eine Kommilitonin, die füttert den mit Babynahrung. Bei so etwas wie Krankheiten ist es immer schwierig, es kommt letztendlich auf die Interpretation des Halters an. Ich für meinen Teil würde meinen Hund nicht einschläfern lassen können, die Vorstellung zu früh aufgegeben zu haben würde mich sicherlich belasten. Nun bin ich mit genau diesem Exemplar auch aufgewachsen, das beeinflusst mich daher stark (Mein Hund ist jetzt 16, mit Pech kommt die Frage bald auf mich zu). Wie es mit anderen Tieren ist...da konnte ich bisher keine Erfahrungen machen. Generell sehe ich "zu viel" Mühe zur Rettung eines Tieres jedoch lieber als "zu wenig", was mir auch schon untergekommen ist. Letztendlich zeugt das doch von Empathie, ein gutes Zeichen.

Grüße
Krabbel
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Re: Kann Tierliebe zu weit gehen?

Beitragvon NIPIAN » Samstag 23. Januar 2016, 12:37

Hoi,

ich habe einmal die Tierärztin meines Vertrauens gefragt: kommt auf den Fall an. Ist dieser klar wie Kloßbrühe, würde sie davon ebenfalls eindringlich abraten und die Euthanasie befürworten. Ansonsten praktiziert sie nach der Beratung pragmatisch, wenn der Besitzer entgegen der Beratung eine Behandlung wünscht: Shut up and take their money. Begründung: es findet sich immer ein anderer Tierarzt, der behandelt. Manche Menschen sind beratungsresistent. Dann sieht man eben zu, dass das Tier irgendwie weniger Schmerzen hat. Und bei jedem erneuten Besuch wird das Thema Euthanasie angesprochen. Steter Tropf höhlt den Stein.

Gemein ist nur: wenn sie Abends nach Hause kommt, bekomme ich den Frust ab, sollte sie derlei Patientenbesitzer in der Praxis vor die Nase bekommen haben :/.

Zur Lasertherapie: das Geld hätte er auch in den Kamin werfen und seinen Hund währenddessen streicheln können. Der Hund hätte danach auch für einige Zeit einen aufrechteren Gang gezeigt. Oder regelmäßige Besuche in beheizten Schwimmbecken. Das macht man bei Arthrose tatsächlich und hilft auch nachgewiesenermaßen schmerzsenkend für bis zu einige Stunden nach der Behandlung. Ist deutlich günstiger und kann mit derselben Menge Geld demnach häufiger angewendet werden. Ergo: nicht ganz so cleverer Patientenbesitzer. Oder ebenfalls möglich: (Infra-)Rotlichtlampen. Sehr kosteneffizent, da man die nach dem Kauf zu Hause in eine Fassung einschrauben kann. Hilft ebenfalls bei Arthrose schmerzsenkend.
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Re: Kann Tierliebe zu weit gehen?

Beitragvon LynnLectis » Samstag 23. Januar 2016, 12:38

Hi Krabbeltierfan

Gerade die Empathie mit dem Tier, das Schmerzen erleidet, dies tagtäglich, würde mich eben zum Einschläfern bewegen. Da frage ich mich eben schon, um wen es eigentlich geht, den Tierhalter, der sein Tier nicht verlieren will, oder das Lebensgefühl des Tieres, das sich nicht mehr schmerzlos bewegen kann. Natürlich kann ich verstehen, wenn jemand sehr stark an seinem Tier hängt, mit dem er aufgewachsen ist. Nur ändert das nichts am Leid, welches das Tier gerade durchmacht. Das Tier wird sich wohl kaum denselben Erinnerungen hingeben, sondern sich eher auf das schmerzerfüllte Jetzt konzentrieren und sich ständig abmühen müssen. Klar kann jemand mit viel Geld da noch einiges machen lassen, aber auch das ist nicht die Regel.
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Re: Kann Tierliebe zu weit gehen?

Beitragvon Erne » Samstag 23. Januar 2016, 14:56

Es darf nicht davon ausgegangen werden, dass jeder Hundehalter so agiert wie im Eingangspost beschrieben.
Es gibt durchaus Halter die ein Ende machen, wenn sich ihr Hund nur noch quält.

Was meines Erachtens mit beitragen kann, das alles versucht wird, um ein krankes Tier bis zum Ende am Leben zu lassen,
ist die Beziehung die manche Menschen zu ihren Hunden haben.
Da gibt es durchaus Bindungen, wo Hunde als Partner oder Lebensgefährten gesehen werden.
Besonders ältere Menschen haben mitunter nichts mehr anderes.
Da kann ich es gut verstehen, dass bis zu Letzt alles versucht wird, einen liebgewonnenen Lebensbegleiter so lange zu pflegen, bis es zu Ende ist.
So wie sie es auch mit einem todeskranken Menschen machen würden.

Grüße Wolfgang
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Erne
 

Re: Kann Tierliebe zu weit gehen?

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 24. Januar 2016, 15:40

Ich würde auch jeden unserer Hunde pflegen, so lange es geht und vor allem, so lange sie noch keine Schmerzen haben. Ein alter Hund braucht auch kaum noch Bewegung, aber meist bekommen die Hunde im Alter alle möglichen Tumore und wenn es für das Tier nur noch zur Tortur wird, dann würde ich es auch "gehen lassen" und mich nicht mit aller Gewalt dran klammern.
Man sieht ja oft Videos, wie halb verendete, abgemagerte Straßenhunde, teils mit großen entzündeten Wunden wieder aufgepäppelt werden. Manchmal sogar mißhandelte, mit abgeschnittenen Nasen, da würde ich auch lieber dieses arme Tier erlösen, als es für meine Prestigesucht herzunehmen. Die Dunkelziffer der Tiere, die es nicht geschafft haben, ist sowieso nicht bekannt.
Ein anderes Thema sind auch Rassen, die nicht mehr gesund sind und alle möglichen Gebrechen haben. Da geht die Entwicklung aber allem Anschein wieder in eine andere Richtung.
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