Ameisenbekämpfung: Ein praktischer (?) Leitfaden,herausgegeben von der BASF:
https://www.weiss-hygiene.de/assets/Upl ... mpfung.pdfEr stammt von
2015; leider stieß ich erst jetzt beim Googlen darauf. Meines Erachtens ist dieser „Leitfaden“ unbrauchbar. Im folgenden will ich ein paar wichtige Kritikpunkte ansprechen.
Zunächst fällt auf, dass ausgerechnet
Waldameisen unter den Überschriften „
Problematische Ameisen“ und „
Bekämpfung von Ameisenbefall“ zur Illustration missbraucht werden. Auch eine Blattschneiderameise dient als Blickfang. Daneben ist nur ein kleines Völkchen
Lasius niger zu sehen, sowie einige
Serviformica-Arbeiterinnen.
Zur
Einführung lesen wir:
"Die Europäische Ameisen - Herausforderung"Ameisen, eine der erfolgreichsten Insektenarten, können eine ernsthafte Plage in Wohnhäusern, Krankenhäusern, Restaurants und anderen Gebäuden sein. Ihre Allgegenwärtigkeit und soziale Organisation machen es besonders schwer, sie zu bekämpfen.
Anmerkung: In einer so bedeutenden Chemie-Firma sollte jemand wissen, dass „Ameisen“ nicht eine Art bezeichnet, sondern eine Familie (Formicidae) mit >14.000 Arten weltweit.
Es folgt ein Abschnitt
Problematische Arten:
Typischerweise verursacht nur eine Handvoll Ameisenarten Probleme, und zwar solche, die von Lebens - und Futtermitteln mit hohem Zucker - und Eiweißgehalt angezogen werden. Darunter am häufigsten anzutreffen sind die Schwarzen Wegameisen (Lasius niger), die Gelben Wiesenameisen (Lasius flavus), die Zweifarbigen Wegameisen (Lasius emarginatus) und die Gemeinen Rasenameisen (Tetramorium caepsitum), von denen alle in der Regel im Freien nisten. Rossameisen (Campanotus sp.), Pharaoameisen (Monomorium pharaonis) und Argentinische Ameisen (Linepithema humile), die dazu neigen, sich in oder in unmittelbarer Nähe von Gebäuden einzunisten, können in einigen Fällen ebenso problematisch sein.
Anmerkung: Die Liste umfasst mit
Lasius flavus und
Linepithema humile wenigstens zwei Arten, die bei uns in Mitteleuropa kaum je eine Rolle spielen.
Was fehlt, ist die bei uns häufigste Hausameise, Lasius brunneus!- Gut, es geht um „Europäische Ameisen“. So hat
Linepithema ihren Platz, wenn man südeuropäische Länder mit einbezieht. Dann fehlen aber weitere in den warmen Ländern lästige Hausameisen, etwa
Pheidole pallidula.
Biologie und Verhalten:
Anmerkung: Der Abschnitt ist denkbar knapp und ungenau gehalten. Mit derart generalisierenden Ausführungen kann man keine für den Einzelfall sinnvollen Informationen vermitteln. Das Klischee von den „Ameisenstraßen“, nach denen man suchen soll, ist in den wenigsten Fällen hilfreich. Gerade
Lasius brunneus läuft so versteckt, dass man nur als Fachmann weiß, wo man nach ihren Straßen zu suchen hat.
Bekämpfung von AmeisenbefallEine effektive Bekämpfung sozialer Insekten wie Ameisen kann nur durch Maßnahmen erreicht werden, die sowohl die Königinnen als auch ihre Brut beseitigen. Der Ausschluss sammelnder
Arbeiterinnen von den Nahrungsquellen oder ihre Eliminierung – entweder physisch oder durch Behandlung mit Insektizid-Sprühmittel – reicht lediglich, wenn überhaupt, um eine vorrübergehende Pause von den meisten Befällen zu erreichen.
Anmerkung: Richtig! -
Was in dem ganzen „Leitfaden“ fehlt, ist allerdings ein Hinweis darauf, dass die Nistgelegenheiten im Haus beseitigt bzw. für die Ameisen unbewohnbar gemacht werden müssen. Nur damit lässt sich ein baldiger Neubefall verhindern.Qualitätsköder Die einzig zuverlässige Möglichkeit, Ameisenbefall komplett zu bekämpfen, besteht darin, Nahrung sammelnde Arbeiterinnen mit attraktiven, wirksamen und leicht zugänglichen Insektizidködern zu versorgen, die sie selbst konsumieren und, was besonders wichtig ist, überall in ihren Kolonien verteilen. Diese Vorgehensweise nutzt das natürliche trophallaktische Verhalten der Ameise und stellt sicher, dass sämtliche Tiere – vor allem Königinnen und ihre Larven – eine tödliche Dosis des Insektizids erhalten. Ohne diese Herangehensweise kann eine Kombination aus bestehender Brut (Eier, Larven und Puppen) und der ungeheuren Eierlegekapazität der Königinnen dazu führen, dass der Befall innerhalb weniger Wochen nach der Behandlung schnell wieder das ursprüngliche Ausmaß erreicht.
Anmerkung: Hier, wie auch im übrigen Text,
fehlt mir ein
Hinweis auf den Jahreszyklus der meisten in Frage kommenden Arten. Die im folgenden beworbene und ausführlich beschriebene Bekämpfung mit diversen Mitteln, zum Teil unterstützt durch Besprühen mit einem schnell wirkenden Insektizid, zielt lediglich darauf ab, aktuellen Befall zu beseitigen.
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Der „Leitfaden“ richtet sich wohl im wesentlichen an professionelle Schädlingsbekämpfer, denen die Verwendung der BASF-Produkte empfohlen wird.
Ein guter Schädlingsbekämpfer sollte allerdings wissen, WIE er die zu bekämpfenden Ameisen BESTIMMEN (lassen) kann. Weiterhin sollte er den Betroffenen Hilfe bei der Suche nach Nistgelegenheiten und evtl. ursächlichen Bauschäden anbieten bzw. vermitteln können.
Die beworbenen Präparate sind:
Fourmidor® enthält Fipronil.
Fendona® enthält Alpha-Cypermethrin.
Mythic®SC enthält Chlorfenapyr.
MfG,
Merkur