Ameisenschutz, Naturschutz

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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Boro » Freitag 22. Mai 2015, 07:35

Hallo LynnLectis!
Ich gehe davon aus bzw. hoffe, dass in den Ameisenshops angebotene C. aethiops nicht aus mitteleurop. Beständen stammen. In den Mittelmeerländern ist die Art gut vertreten, gebietsweise häufig. Schon im alten AF hatte sich das damalige Team darauf geeinigt, dass gefährdete Arten nicht über das Forum angeboten (und nachgefragt) werden dürfen, das betraf damals z. B. auch C. vagus. Wie das dort jetzt gehandhabt wird, weiß ich nicht.
Eine Bestandsverdichtung durch Haltung u. spätere Freisetzung durch Fachleute sehe ich skeptisch: Wer macht so etwas und wer garantiert, dass die Haltung bzw. Nestgründung erfolgreicher verläuft als die natürliche Vermehrung in der Natur? Eine Wiedereinbürgerung sollte ja voraussetzen, dass es sich um heimische Individuen aus der Region handelt; woher nehmen, wenn die Art schon fast ausgestorben ist?
L.G.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Aufklärer » Freitag 22. Mai 2015, 08:56

In einem anderen Forum habe ich diesen umfangreichen Thread zum Thema Aufzucht und Ansiedlung von Polyergus rufescens gefunden: http://www.ameisenforum.de/polyergus-ru ... 29852.html

Diese Art ist auch recht bedroht, evtl. helfen Dir die Informationen darin ja LynnLectis.

Zitat:

Polyergus rufescens steht in Mitteleuropa überall auf den Roten Listen und ist meist vom Aussterben bedroht. Der einzige Zweck meiner Bemühungen ist die Aufstockung bestehender Bestände von Polyergus rufescens in der gleichen Region oder die Neuansiedlung in geeigneten Habitaten (der Region).


Der Verfasser dort scheint anscheinend der Ansicht zu sein, dass es durchaus Sinn ergibt, solche Ansiedlungen durchzuführen.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Freitag 22. Mai 2015, 09:21

Hallo LynnLectis,

Zur Antwort von Boro gibt es wenig zu ergänzen. Wie es für die Schweiz aussieht, weiß ich nicht genau. In D haben die Roten Listen für den Artenschutz keinerlei Bedeutung. „Besonders geschützt“ oder „streng geschützt“ sind in D ausschließlich die Roten Waldameisen, Formica rufa –Gruppe sowie Untergattung Coptoformica (Kerbameisen). Und das, obwohl sie in den Roten Listen zum Teil „nur“ in der Vorwarnliste oder in Kat. 3 („gefährdet“) stehen. Rote-Liste-Arten auch der höchsten Gefährdungsstufen können wie jede andere frei lebende Art behandelt werden, Entnahme und Haltung sind erlaubt, in geringem Umfang. Für gewerbsmäßiges Sammeln und Verkauf sind Ausnahmegenehmigungen erforderlich. Das ist länderweise verschieden.

Die gültigen Gesetzestexte:
http://www.gesetze-im-internet.de/bunde ... gesamt.pdf
http://www.a-20.de/ROV/Infomaterial/Rot ... tzvero.pdf > S.10 Bes. geschützte Hautflügler; darunter Ameisen.

Wie Boro sagt, kann man seltenen und vom Aussterben bedrohten Arten durch Haltung und spätere Auswilderung nicht helfen. Dazu sind die Möglichkeiten von Privatpersonen einfach zu begrenzt.
Fachleute, die so etwas machen könnten, gibt es einfach zu wenige.
Dringend zu vermeiden ist die Freisetzung von Ameisen gefährdeter Arten aus anderen Gebieten, wo die Art noch häufiger vorkommt. Damit können lokale Anpassungen der noch vorhandenen Populationen verringert ("intraspezifische Homogenisierung") und die Art im fraglichen Gebiet sogar zusätzlich gefährdet werden. Die einzige Möglichkeit besteht darin, geeignete (d. h. von der Art noch besiedelte) Habitate zu pflegen und möglichst zu vergrößern.

Ausnahmen bestätigen die Regel“: In dem von „Aufklärer“ verlinkten Thread (von 2007!) berichtet Boro von gelungenen Versuchen, Polyergus im Freiland zu unterstützen. Doch ist die Zahl der von ihm freigesetzten Völker einfach zu gering um die Population(en) wirklich wirksam zu vergrößern. Derselbe Autor, Boro, äußert sich jetzt ja hier in seinem Beitrag viewtopic.php?f=31&t=264&start=20#p7434 ausdrücklich "skeptisch". Man lernt durch Erfahrung!

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Aufklärer » Freitag 22. Mai 2015, 09:34

Vielen Dank Merkur, man denkt gar nicht über all die Gefahren nach, die sich ergeben können...

Ich hatte einmal mit dem Gedanken gespielt (im jungen Alter ist man noch etwas leichtsinniger) eine Camponotus lateralis Kolonie, die ich aus Italien hatte, in meinem Garten in Österreich anzusiedeln, weil mir die Färbung so gefallen hat und weil ich dachte, dass Italien ja eh nicht so weit entfernt ist. Das wäre dann ja fatal gewesen. Gott sei dank habe ich diesen Gedanken verworfen.

Ich hoffe, dass so etwas noch niemand gemacht hat.

EDIT: Die letzte Aktualisierung in dem Thread war übrigens von 2012, gestartet wurde er lediglich in 2007. Daher dachte ich, dass dies doch noch recht aktuell wäre. Aber jetzt sehe ich erst, dass der Thread ja in beiden Fällen von Boro ist.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Boro » Freitag 22. Mai 2015, 11:11

Ja, so ist das! Seit jetzt 17 Jahren ziehe ich jedes Jahr mindestens 1 Volk v. Polyergus rufescens auf. Zuerst mit mäßigem Erfolg, in den letzten 8 bis 10 Jahren mit gutem Erfolg, in den letzen Jahren mit über 90%iger Erfolgsquote. Die Sache ist schwieriger als man denkt, die erfolgreiche Nestgründung ist die eine Sache, das "Freisetzen"- in meinem Fall durchaus "Auswildern", weil eine oft mehrwöchige Nachbetreuung erfolgt - ist die andere Sache: Nach meiner inzwischen langjährigen Erfahrung ist die Freisetzung weniger oft erfolgreich als die Nestgründung! Das Problem besteht nicht nur im Auffinden eines geeigneten Habitats einschließlich einer entsprechenden Populationsdichte v. Serviformica spp., sondern vor allem darin, dass alle Ameisenarten eine Neuansiedlung in "ihrem" Territorium als Konkurrenz empfinden, die umgehend auszuschalten ist. Am gefährlichsten sind mit Abstand Lasius spp. sowie Waldameisen; aber auch Tetramorium spp., Lasius flavus aus dem Untergrund auftauchend (!) und sogar die winzigen Plagiolepis spp. greifen an.
Nur zur Abrundung des Themas: Zur Nestgründung wurden fast ausschließlich gefährdete (begattete) Gynen verwendet, also solche, die z. B. in zu geringer Entfernung vom Stammnest die Gründung vollzogen (intraspez. Konkurrenz!!) od. anlässlich des versuchten Eindringens in ihr Stammnest bereits v. Hilfsameisen u. Amazonen gefangen waren.
Ob ich wirklich zur verbesserten Erhaltung der Art in all den Jahren beigetragen habe, weiß ich inzwischen nicht. Eine Bestandsverdichtung bringt in diesem Fall nichts, weil die Nester von ihren eigenen Artgenossen vernichtet werden. Erfolgreicher verläuft die Ansiedlung in einem "polyergusfreien" Gebiet, zumindest so lange, bis auch dort Nester zu geringe Distanz zueinander haben und sich dann (teilweise) wieder vernichten.
Abgesehen von einem durchaus immer wieder vorhandenen "Erfolgserlebnis", ist diese Tätigkeit mit einigem Aufwand verbunden.
Die hier angesprochenen Probleme könnten bei nicht sozialparasitischen Arten, die zudem wenig aggressives Konkurrenzverhalten zeigen, unter Umständen auch recht erfolgreich sein......
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon LynnLectis » Freitag 22. Mai 2015, 11:53

Merkur hat geschrieben:Die einzige Möglichkeit besteht darin, geeignete (d. h. von der Art noch besiedelte) Habitate zu pflegen und möglichst zu vergrößern.


Danke für die Infos, Merkur! Danke auch allen anderen!

Mich würde interessieren, was da genau getan wird. Bisher weiß ich, dass es Betreuer für Waldameisenhügel gibt, auch Privatleute, die sich dafür schulen lassen. Ich nehme an, man setzt sich im Ameisenschutz vor allem auch dafür ein, dass mehr Wälder und Landschaften unter Schutz gestellt werden und wieder verwildern "dürfen", um eben wieder zu geeigneten Habitaten auch der seltenen Ameisenarten zu werden. Durch welche Maßnahmen könnte die Vielfalt der Ameisenarten wiederhergestellt werden? Wäre es sinnvoller, sich mehr auf rechtlichem Weg und politisch dafür einzusetzen oder direkt im Einsatz in der Natur?
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Trailandstreet » Freitag 22. Mai 2015, 12:33

Polyergus ist ja doch eine recht aggressive Art, die sich selbst auch gern mal das leben schwer macht. Habitate dafür wüsste ich allerdings genug, wo eine Ansiedlung denkbar wäre. Serviformica wären genug vorhanden, aber leider auch viele Lasius, die sich dort gut behaupten können.
Da wäre diese Neuansiedlung sicher auch nicht so einfach.
Da stelle ich es mir einfacher vor, eine junge Kolonie Waldameisen ind einem bisher unbestztem Habitat anzusiedeln. Ich denke auch, die würden mit der Konkurrenz der vorhandenen, wald-üblichen Ameisen eher zurecht kommen.
Eine Kleinkolonie Camponotus in einem Wald anzusiedeln, der bereits von Formica beherrscht wird, würde sicher mehr als schwierig.

Das was Merkur gerade erwähnt hat, würde mich auch interessieren. Was machen diese Ameisenheger in so einem Fall eigentlich konkret. Bei dem Nest übernachten und aufpassen, dass es nicht geplündert wird, wird es wohl nicht sein.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Boro » Freitag 22. Mai 2015, 13:49

Nun, zuerst wäre die Frage zu prüfen, ob Polyergus rufescens überhaupt in Oberösterreich bzw. im benachbarten Bayern vorkommt (http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_rem ... 3-0048.pdf). Aus den Ausführungen des Autors kann ich nicht entnehmen, ob die Art rezent vorhanden ist. Sollte sie (jedenfalls sehr selten) vorhanden sein, müsste man nach einem sehr aufwendigen Verfahren Gynen suchen, die u. U. gerade (meistens) in ihre eigenes Nest zurückkehren bzw. trotz vorhandener Königin in dieses eindzuringen versuchen. Solche Gynen verursachen riesiges "Aufsehen" im betroffenen Nest, zahlreiche Hilfsameisen und Amazonen (häufig die Geschwister!!) rücken sofort aus: Wird die Gyne gefangen, erfogt Streckung und Tötung, wie ich sie sehr oft erleben musste, z. B. hier dokumentiert: viewtopic.php?f=46&t=705
Ich würde nur diese "zum Tode verurteilten Individuen" rechtzeitig retten und dann für eine Gründung verwenden. Wenn die Art wirklich so selten vorkommt, sollte man von der Entnahme einer "ungefährdeten", also "normalen" Jungkönigin unbedingt absehen, weil keineswegs garantiert ist, dass die Nestgründung im Terrarium erfolgreicher verlaufen wird als eine Gründung in der Natur.
In Kärnten ist die Art "stark gefährdet" [Wagner, H. C. (2014): Die Ameisen Kärntens. Verbreitung, Biologie, Ökologie und Gefährdung. Sonderreihe Natur Kärnten, Bd. 7], etwas besser ist die Situation offenbar im Pannonikum Österreichs/Wien, östl. Niederöst.), wie einige Kontakte über Ameisenforen zeigen.
Von wenigen Kollegen aus diesem und einem anderen Forum wissen wir aber, dass kurz vor der Vernichtung stehende Nester (Straßenbau, Hausbau etc.) ausgegraben (!!) und erfolgreich am Leben erhalten werden konnten.
Solche Aktionen betrachte ich sehr positiv, nur hier wieder die Frage: Wie viele Menschen gibt es, die sich derart engagieren?
Da kehren wir wieder zum grundlegenden Problem zurück: Waldameisen (bei uns teilw. keine Gefährdung) sind vom Gesetz her geschützt (auch wenn Papier geduldig ist!), zahllose andere Tiere, die auf Roten Listen stehen, genießen keinen gesetzlichen Schutz . Warum? Weil sie wirtschaftlich nicht relevant sind......
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon LynnLectis » Freitag 22. Mai 2015, 14:34

Boro hat geschrieben:Waldameisen (bei uns teilw. keine Gefährdung) sind vom Gesetz her geschützt (auch wenn Papier geduldig ist!), zahllose andere Tiere, die auf Roten Listen stehen, genießen keinen gesetzlichen Schutz . Warum? Weil sie wirtschaftlich nicht relevant sind......


Es scheint mittlerweile in allen Bereichen so zu sein, dass man nur mit juristischer Unterstützung überhaupt noch auf einen grünen Zweig kommt, wenn man sich für etwas engagiert, sogar im Naturschutz. Bedenklich, bestätigt aber meinen Eindruck. Deshalb immer wieder mein Rat an die Jugend, sich vor allem auch juristisch weiterzubilden. Ist ja leider notwendig heute. Ein Anwalt meinte einmal, dass er sich ohne sein juristisches Wissen nackt fühlen würde. Er könne sich gar nicht vorstellen, wie es ohne gehe. Könnte ich nochmal anfangen, würde ich mich deshalb für ein Jurastudium entscheiden. Das nur so nebenbei.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Freitag 22. Mai 2015, 14:38

Zu viewtopic.php?f=31&t=264&view=unread#p7440 (LynnLectis und Trailandstreet):
Zum Thema Nutzen von Waldameisenschutz und -vermehrung verweise ich mal auf einen Beitrag aus 1990:
Horstmann, K. (1990): Kann man Rote Waldameisen schützen und vermehren? – Ameisenschutz in Hessen 4, S. 2-6 (Die Zeitschrift wurde später als „Ameisenschutz aktuell“ fortgesetzt).
Prof. Horstmann schreibt hier klar und deutlich, dass man Waldameisen nur in Ausnahmefällen mit Drahtschutzhauben schützen sollte, die dann aber gut gepflegt werden müssen, und dass eine „Vermehrung“ durch Ablegerbildung wenig sinnvoll ist. Seither wurden die Nestschutzhauben weitgehend abgebaut und die „Vermehrung“ eingestellt.

Bei den sehr oft notwendigen Umsiedlungen gefährdeter Nester ist es ohnehin schon oft schwierig, geeignete neue Habitate zu finden.
Trailandstreet:
Da stelle ich es mir einfacher vor, eine junge Kolonie Waldameisen ind einem bisher unbesetztem Habitat anzusiedeln. Ich denke auch, die würden mit der Konkurrenz der vorhandenen, wald-üblichen Ameisen eher zurecht kommen.
Wenn es schon mit einem großen Ableger, seinerzeit empfohlen 200 Liter Nestmaterial, mit oft Hunderten von Königinnen und Zigtausenden Arbeiterinnen leider oft nicht gut ging, dürfte es mit einer jungen Kolonie praktisch kaum möglich sein. Zudem: Woher soll die junge Kolonie kommen? – Es wurde bereits viele Male in den diversen Foren betont, dass es sehr schwierig ist, aus einer oder ein paar Jungköniginnen überhaupt ein Volk aufzuziehen (parasitische Koloniegründung bei F. fusca, oder mit Arbeiterinnen aus Freilandnestern?). Ein genügend großes und starkes Volk in einem Formikar hochziehen zu wollen, ist allein aus räumlichen Gründen Utopie.

Das was Merkur gerade erwähnt hat, würde mich auch interessieren. Was machen diese Ameisenheger in so einem Fall eigentlich konkret. Bei dem Nest übernachten und aufpassen, dass es nicht geplündert wird, wird es wohl nicht sein.
Sorry, Trailandstreet, solchen Spott haben die aktiven Waldameisenschützer für ihre zeitraubende und körperlich anstrengende, gemeinnützige Arbeit nicht verdient! :(

Es gibt im Netz sehr viele Informationen über den Waldameisenschutz, siehe: http://ameisenschutzwarte.de/
Hier z.B.: http://www.ameisenfreunde.de.vu/
Wer also wirklich Genaueres wissen möchte, muss sich schon der verfügbaren Quellen bedienen; ich kann nicht alles hierher kopieren.

Die DASW ist mit Kartierungen der WA-Vorkommen (damit man bei Planungen zu Straßenbau etc. rechtzeitig eingreifen kann) und mit Rettungsumsiedlungen (jüngeres Beispiel: Waldrodungen für die NW- Landebahn am Frankfurter Flughafen) reichlich beschäftigt, obwohl bundesweit mehrere Tausend Mitglieder tätig sind. Da bleibt keine „Luft“ für andere Arten.
Biotoppflege ist ja etwas, worum sich andere Naturschutzverbände bemühen, sei es wegen Pflanzen, Vögeln oder Insekten usw., davon profitieren in der Regel auch die „sonstigen Ameisen“. Natürlich kann sich jeder wirklich Interessierte einer Gruppe von Waldameisenschützern (Landesverband, Stützpunkte usw.) anschließen und eine Unterstützung für sonstige gefährdete Ameisen anregen. Er/sie wird auf offene Ohren treffen und vielleicht sogar etwas bewirken können.
Eine Lebensweisheit dazu: Gute Ideen zu haben, ist eine leichte Übung. Sie durchzuführen ist deutlich schwieriger. Am schwierigsten ist es, Andere dazu zu bewegen, dass sie Deine Ideen umsetzen!

Edit: Da über die Größe und die Gliederung der DASW anscheinend doch ungenaue Vorstellungen herrschen, setze ich hier mal einen Link zu einem der größeren Landesverbände, NRW: http://ameisenschutzwarte.de/asw.php?ac ... w&verein=7 (Bitte runterscrollen,um sich einen Überblick zu verschaffen!)

MfG,
Merkur
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon LynnLectis » Freitag 22. Mai 2015, 15:16

Danke, Merkur!

Ich bin ja jetzt in der Schweiz auch Mitglied im Ameisenschutzverband und will mich etwas umhören, was für mich persönlich überhaupt realisierbar wäre, das auch mit einer gewissen Effizienz! Meinen Vater hätte ich jetzt sicher einspannen können für eine solche Waldameisenbetreuung, denn er war neben seiner Arbeit mehr im Wald daheim als zuhause bei seinen 7 Kindern. Deshalb ging ich oft mit, sonst hätte ich ihn kaum gesehen! :D

Allerdings bin ich selbst kein kerngesunder Waldmensch, deshalb wollte ich mal nachfragen, was man da alles macht, gerade auch körperlich, denn sooo fit bin ich derzeit nicht. Aber wie Du schon angedeutet hast, gibt es auch viel "Schreibkram" und Überzeugungsarbeit zu leisten, vielleicht wäre das eher was für mich als die praktische Umsetzungsarbeit im Wald, obwohl ich künftig auch die Waldameisen meiner Region besuchen will, sobald ich mich von den bisherigen Verpflichtungen freischaufeln kann, denn mir liegt der Ameisenschutz und überhaupt die Natur schon am Herzen.

Früher war ich auch bei den Grünen und in einem Anti-Kernkraft-Verein, aber das ist mir etwas zu politisch orientiert (unnötige interne Rangeleien, die nichts mit den gemeinsamen Zielen zu tun haben). Aber ich kenne von dorther eine Anwältin, die auch in einem Naturschutzverein arbeitet. Also eigentlich eine tolle Kombination, die sie da gewählt hat. Eigentlich wollte sie Biologie studieren, was aber wegen der Doppelbelastung Kindererziehung nicht ging. Das fiel mir so ein, nachdem Du auch von den vielen behördlichen Hürden erzählt hast. Man müsste also vor allem Juristen für den Ameisenschutz gewinnen, die sich dann von sich aus engagieren. DAS wäre effizient! ;)
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Mittwoch 25. November 2015, 10:06

Waldameisennest bei Bauarbeiten mit einem Bagger zerstört: Keine Strafverfolgung möglich.
Im Ameisenforum gibt es einen Bericht dazu, mit einem bemerkenswerten Beitrag zum Schluss: http://www.ameisenforum.de/post384305.html#p384305
Es stimmt traurig, gibt aber leider die Realität wieder. (Danke an den Threadersteller für seine Bemühungen).

MfG,
Merkur
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Reber » Mittwoch 25. November 2015, 15:46

Der Entscheid ist juristisch wohl richtig, man kann den "Täter" nicht mehr sicher erruieren, weil man bei der Baufirma nicht mehr weiss (oder wissen will) wer, wann, mit welcher Maschine welchen Abschnitt gemacht hat. Der Ermittlungsdruck - wegen Ameisen - wird zudem entsprechend niedrig gewesen sein. Andererseits, wenn sich jemand Uhrzeit und Tatfahrzeug gemerkt hätte - oder noch besser, (vorher) interveniert hätte, gäbe es nichts mehr einzustellen!

(Diesen) Ameisen hätte ja auch die Strafe nicht mehr geholfen. Geholfen hätte hier vielleicht aktive "Ameisenschützer", die die Gefahr früh genug wahrgenommen hätten.
Oder Sensibilisierungskampagnen bei Bauern, Förstern und Grundbesitzen etc., die zumindest in meiner Region - soweit ich das beurteilen kann - langsam Wirkung zeigen... Denn wie so oft nützt Strafe nicht ansatzweise so viel wie Einsicht...
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Das worum du dich bemühst,
möge dir gelingen.“
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Samstag 9. Januar 2016, 15:47

Waldameisenhege, Not- und Rettungsumsiedlungen durch die Deutsche Ameisenschutzwarte (DASW)

Wie jedes Jahr hat der Vorsitzende des AK Not- und Rettungsumsiedlungen der Dt. Ameisenschutzwarte, Hubert Fleischmann, auch für 2015 am 1. Jan. 2016 seinen Bericht über die Aktivitäten der Ameisenschutzwarte Bayern vorgelegt.
Es sind beeindruckende Zahlen:
Allein in Bayern kümmert sich der Landesverband um nicht weniger als 11.798 Waldameisenvölker, fast zwölftausend!
Darunter sind 6.354 von F. polyctena, 1970 von F. rufa, 546 von F. (Coptoformica) exsecta, um nur einige Arten zu nennen.
Umgesiedelt wurden in 2015 insgesamt 127 Waldameisenvölker. Gründe für die Umsiedlungen waren vor allem Belästigung von Anwohnern, sowie Verkehrswege- und Wohnhausbau.

Weitere Informationen sind hier zu finden:
http://ameise-fleischmann.homepage.t-on ... AkNuRu.htm
http://www.ameisenfreunde.de/
Der detaillierte Jahresbericht 2014 ist hier einzusehen:
http://www.ameisenfreunde.de/Jahresbericht.pdf

MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Samstag 30. Januar 2016, 11:38

Chemieeinsatz im Wald

http://ameisenschutzwarte.de/forum/view ... f=8&t=1504 Ein Beitrag von Gert Habermann, dem Vorsitzenden der Ameisenschutzwarte Niedersachsen.

Zwar ist dieser Beitrag vom Januar 2012 (ich habe ihn nur versehentlich angeklickt ;) ), aber er ist auch heute noch unbedingt lesenswert! Die Problematik von Gifteinsätzen in den noch relativ naturnahen Waldbiotopen wird sehr deutlich aufgezeigt.

Dimilin ist auch weiterhin für die Bekämpfung einiger Schädlingsarten im Forst sowie im Zierpflanzenanbau zugelassen
( https://de.wikipedia.org/wiki/Diflubenzuron ).
Insbesondere in Eichenbeständen mit ihren zahlreichen Bewohnern (auch mehrere Arten von Ameisen im Kronenraum wie Temnothorax affinis, Camponotus truncatus, C. fallax, sowie am Boden, z. B. Temnothorax nylanderi, T. crassispinus, Myrmica spp., sind gravierende Folgen zu erwarten.

Mit dem Dimilin-Einsatz haben wir uns bereits vor längerer Zeit recht intensiv befasst, v. a. auch mit Blick auf die Waldameisen. Leider ohne nennenswerten Erfolg.
Buschinger, A. (1993): Kein Dimilin mehr im Forst. - Ameisenschutz aktuell 7, 11-12.
Buschinger, A. (1993): Schwammspinner, Bacillus thuringiensis, Dimilin und Ameisen. –
Ameisenschutz aktuell 7, 81-84.
Buschinger, A. (1995): Bekämpfung des Schwammspinners mit Dimilin, Bacillus
thuringiensis
oder Viren: Erste Ergebnisse aus Südhessen. - Ameisenschutz aktuell 9, 37-38.

Unter meiner Anleitung entstand damals eine Diplomarbeit:
Lischke, Antje (1993): Auswirkungen von Schädlingsbekämpfungsmitteln (DIMILIN, Präparate auf der Basis von Bacillus thuringiensis) auf die Ameise
Leptothorax nylanderi (Insecta, Hymenoptera, Formicidae) als Nicht-Zielorganismus. 80 S.

Die Zusammenfassung kopiere ich hier ein:
Lischke-Zus.fass..jpg
A.Lischke 1993, Zusammenfassung

MfG,
Merkur

PS: Von mir gestartete Themen dürfen jederzeit in anderen Foren aufgegriffen bzw. verlinkt werden.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Sonntag 21. Februar 2016, 10:24

Auch Schuppentiere sind gefährdet…
…durch das Märchen, dass Keratin ein (All-)Heilmittel sei!

4anteater.jpg
Pangolin (aus Wikipedia)
(Von Sandip kumar - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.p ... 17476) )

Das im eusozial verlinkte Video dazu war mir selbst bisher unbekannt (Dank an Alexander Strödel): https://vimeo.com/155919419
Ausführliche Darstellung hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Schuppentiere

Die acht Arten der Säugetierfamilie Manidae, vier davon in Asien, vier in Afrika südlich der Sahara, ernähren sich hauptsächlich von Termiten und Ameisen. Ihr Fleisch wird mancherorts als exotische, teure Delikatesse gehandelt, vor allem aber finden die Schuppen Verwendung als Heil- und Potenzmittel. Der Handel mit den Tieren und den daraus gewonnenen Produkten ist international verboten (CITES), doch gibt es wie beim Horn der Nashörner einen regen Schmuggel. (s. a. viewtopic.php?f=50&t=79&start=540#p10701 „Nashörner und Naturschutz“)

Es ist wohl eine Sache mangelnder naturwissenschaftlicher Bildung: Wenn man die Konsumenten von Nashornpulver oder Pangolin-Schuppen überzeugen könnte, dass sie genau dieselben „Wirkungen“ mit dem Kauen der eigenen Fingernägel erzielen könnten (oder mit dem Verzehr der Haare, die man beim Frisör lässt), wäre das Problem der Wilderei zumindest teilweise zu lösen. Als geeignete Alternative bieten sich auch gemahlene Hufe von Schlachttieren an: Das alles besteht aus Keratin, ebenso wie Vogelfedern ( https://de.wikipedia.org/wiki/Keratine ). Es sind in Wasser unlösliche, kaum verdauliche Proteine.
Engl. Wikipedia: Keratin is highly resistant to digestive acids if it is ingested (Trichophagia). Because of this, cats (which groom themselves with their tongues) regularly ingest hair which will eventually result in the gradual formation of a Hairball that is occasionally vomited when it becomes too big. Rapunzel syndrome is an extremely rare but potentially fatal intestinal condition in humans that is caused by Trichophagia.
MfG,
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Anon » Sonntag 21. Februar 2016, 16:41

Ein guter Beitrag zum gestrigen Welt-Pangolintag! :)

Viel nützen wird er aber kaum noch, nachdem die Bestände in Asien gegen Null gehen, wird nun zunehmend in Afrika niedergeknüppelt, was das Zeug hält. Ein paar Jahre noch, dann war´s das.... :(

http://www.focus.de/wissen/natur/tiere- ... 74184.html
.
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Merkur » Sonntag 21. Februar 2016, 20:40

Vondem Welt-Pangolin-Tag hatte ich tatsächlich nichts mitbekommen. :(
Und neben dem Artikel wird an den hundertsten Todestag der amerikanischen Wandertaube im September 2014 erinnert:
http://www.focus.de/wissen/natur/tiere- ... 93830.html
Die Menschheit mit all' ihren großartigen Errungenschaften ist unfähig, die Grundlagen für ein menschenwürdiges Dasein auf dieser Erde zu erhalten. :roll:

MfG,
Merkur
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Steffen Kraus » Sonntag 21. Februar 2016, 22:13

Hallo Merkur,

Merkur:Die Menschheit mit all' ihren großartigen Errungenschaften ist unfähig, die Grundlagen für ein menschenwürdiges Dasein auf dieser Erde zu erhalten. :roll:,

wie auch der letzte Satz in einem Beitrag ,, Eine stille Katastrophe von Frank Mattheis, im Eusozial der dort lautet,
Was für ein Wahnsinn, wir schützen unsere Nutzpflanzen und töten die Bestäuber.

Tja, leider sieht es so in unserer Weltgemeinschaft aus, aber was kann man dagegen tun?
Zusehen und Klappe halten oder versuchen alles an die Öffentlichkeit zu bringen und zu hoffen, daß es sich ändert?
Ist das Experiment Mensch, in der Evolution gescheitert?
Ich weiß es nicht, aber eines ist sicher, früher lebte der Mensch mit und in der Natur, heute hat er alles künstlich um sich herum, so praktisch und gemütlich wie möglich geschaffen und damit die Natur sehr weit verdrängt oder heruntergewirtschaftet.
Das Schlimme daran, jeder von uns, hat seinen Beitrag dazu gegeben, jeder!
Gruß Steffen
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,,es ist nicht wichtig, was andere denken wenn man kommt, es ist wichtig was sie denken, wenn man geht!
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Re: Ameisenschutz, Naturschutz

Beitragvon Trailandstreet » Montag 22. Februar 2016, 10:19

Ich bin auch der Ansicht, dass die Spezies Mensch langfristig auf diesem Planeten keine Überlebenschance hat. Zumindest nicht, wenn es so weitergeht. Der fortschreitende Raubbau an der Natur und das unnütze Abschlachten oder die Verdrängung der Arten, die Zerwstörung von Lebensraum etc etc
Solange irgendwo noch Komprommisse diesbezüglich eingegangen werden, werden wir dieses Problem nicht lösen und uns weiter in dieser Spirale nach unten bewegen.
Es ist zugegebenermaßen ein langsamer Prozeß und hat mit den früher befürchteten Szenarien eines ultimativen Atomkrieges wenig zu tun, aber es ist auch ein unaufhörlicher.
irgendwann ist dann wohl auch ein Punkt erreicht, an dem es keine Umkehr mehr gibt, so wie es auch bei der Wandertaub einmal der Fall war, die sich trotz einer noch guten Population nicht mehr erholt hat.
in diesem Fall werden aber noch eine Vielzahl von Organismen überleben und die Evolution würde weiter gehen. Wer weiß, was dann rauskommt.
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Trailandstreet
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