Waldkalkung und die AmeisenEs begann in den 1970er Jahren: Bodenversauerung durch „sauren Regen“, Eintrag von Schwefeldioxid aus Kohle- und Ölverbrennung, schädigte die Wälder. Umfangreiche Gegenmaßnahmen wurden ergriffen:
Man versuchte, großflächig den Boden-pH anzuheben, indem Kalkpräparate ausgebracht wurden. „
Kompensationskalkung“ hieß das.
Wer von Euch erinnert sich noch daran, wem sagen diese Zeilen etwas?
Inzwischen ist das Thema aus den Schlagzeilen verschwunden. Ich bin ehrlich überrascht, dass das Programm auch heute noch fortgesetzt wird, s.
Wikipedia!
Aufmerksam wurde ich nun durch einen
Thread im Forum der Dt. Ameisenschutzwarte, in dem ein User über Schäden an Waldameisennestern berichtet (vermutlich bedingt durch den trocken-heißen Sommer d. J.) in einem Fichtenbestand im Ldkr. Göppingen. Er postete ein Bild, auf dem es aussieht als habe es geschneit:
- Es ist kein Schnee! Zu erkennen an den weißen Streifen an den Baumstämmen.
Biologen, und natürlich auch die Mitglieder der DASW, befürchteten seinerzeit Schäden durch den ausgebrachten Kalkstaub, der z. B. die Tracheen von Insekten und anderen Arthropoden verstopfen könne. Tatsächlich waren ungewöhnliche Verluste bei Honigbienen zu beklagen, im Experiment auch bei Waldameisen (Andere Ameisen wurden nicht untersucht).
Ich war damals, 1989/1990, als „Wiss. Beirat“ in der DASW gefragt.
In der Tat sieht die Ausbringung staubförmiger Kalkpräparate im Wald, ob mittels Gebläsen oder per Hubschrauber, ziemlich schrecklich aus. Viele Bilder gibt es bei der
Suche (Waldkalkung - „mehr Bilder anklicken!).
Eine Alternative schien es zu sein, den Kalk in Form eines Granulats auszubringen, mit Düngerstreuern oder eben mit Helikopter. Dagegen gab es Bedenken von Vogelschützern, dass die Körner in Größen von Erbsen bis Taubeneiern die Brut in den Nestern erschlagen könne.
Am 28. August 1989 war ich zu einer Demonstrationsveranstaltung im Hunsrück eingeladen. Die Ausbringung verschiedener Präparate mittels Hubschrauber wurde demonstriert. Ich durfte in einem zweiten Hubschrauber hinter und über der Maschine mit den Kalkbehältern herfliegen. Die Tür auf meiner Seite wurde ausgehängt, so dass ich neben dem Piloten sitzend das Geschehen in allen Richtungen fotografieren konnte. Die – leider nicht optimalen – Dias sind in meiner Sammlung irgendwie verschollen. Ich hatte sie digitalisiert, wodurch sie aber nicht besser wurden. Doch die Google-Bilder geben die Situation ganz gut wieder.
Über die Beobachtungen habe ich in zwei Beiträgen der Zeitschrift „Die Waldameise“ berichtet. 1990 dann habe ich in der Zeitschrift „Forst und Holz“ einen Artikel platziert
„Waldkalkung – Empfehlungen aus zoologischer Sicht“. Den Artikel füge ich hier ein.
- Forts und Holz 1. Seite
- Forst und Holz, 2. Seite
Allerdings befürchte ich, auch nach den mit der Google-Suche zugänglichen Bildern, dass nach wie vor der Kalk überwiegend im Wald verblasen bzw. zerstäubt wird.
Über die Folgen für die Fauna wird kaum noch berichtet, falls überhaupt. Eine der vielen Ursachen für das Insektensterben???
MfG,
Merkur