Ameisen und Transport

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Ameisen und Transport

Beitragvon hormigas » Donnerstag 8. Mai 2014, 09:11

Ameisen und Transport

Plötzlich steht man vor der Situation in eine neue Wohnung ziehen zu müssen.
Na die Ameisen sollen natürlich mit!

Ich möchte gerne mit euch erörtern wie man eine Ameisenkolonie richtig transportiert.
Je größer eine Kolonie ist, desto schwieriger gestaltet sich so ein vorhaben.

Auszug einer PN Unterhaltung:

hormigas:
Immer wieder lese ich: Formica fusca neigen dazu sich in Transportbehältern mit Ameisensäure gegenseitig zu töten.
So sehr ich mich auch bemühe kann ich nichts weiteres als diesen Satz im Netz finden - ohne weitere Begründung.
Ich möchte wissen ob dies nur eine Behauptung ist oder eine Tatsache. Kannst du näheres dazu sagen?


Merkur:
Alle Formicinae haben Ameisensäure als Wehrsekret (bzw. auch zum Angriff), manche Arten mehr, andere weniger.
Die Ameisensäure ist auch für die Ameisen selbst schädlich. Deswegen haben z. B. die Formicinae als Merkmal der ganzen Unterfamilie einen "Acidoporus", einen Borstenkranz um das Hinterende, der das "Zurückfließen" der Säure auf den eigenen Körper verhindert.
Die Ameisensäure ist rasch flüchtig, verdunstet, und wird bei geringer Luftbewegung schon weggetragen.

In engen Behältnissen (Sammeltube, mit Watte verschlossenes RG, ...) bleibt die Ameisensäure unter Umständen lange in der Luft, gelangt in die Tracheen der Ameisen und kann sie töten. Sie wird bei m. o. w. kräftiger Beunruhigung abgespritzt, also etwa beim Schütteln (Posttransport!).
Ob die Ameisen so etwas überleben, hängt ab von der Gattung (Art), ob diese viel oder eher wenig AS abgibt. Ameisen, die schon z. B. beim Sammeln den größten Teil ihrer Säure abgespritzt haben, werden im RG länger überleben als solche, die mehrere Wochen im RG gelebt haben (Pygmäen in Jungkolonie) und neue Säure gebildet haben.
Am wichtigsten ist wohl das Mengenverhältnis Säure zu Luftvolumen! Die Wirkung ist eben abhängig von der Konzentration der Ameisensäure in der Atemluft.



Nun gut, Ameisen können sich beim Transport also selbst schädigen.
Es gibt viele Faktoren die Berücksichtigt werden müssen.
Ich bitte euch eure Erfahrungen diesbezüglich hier zu posten.

1.Wie groß kann eine Kolonie sein um sie noch mit der Post zu verschicken?

2.Wie verpacke ich die Kolonie richtig für den Posttransport.

3.Wie transportiere ich eine große Kolonie?
Gibt es Erfahrungen mit großen Kolonien beim Umzug?
Wenn ja - Bitte teile diese Erfahrung mit uns!

Allgemein wäre auch wichtig die Art mit anzufühern.
Fotos wären natürlich sehr vorteilhaft.
LG
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hormigas
 

Re: Ameisen und Transport

Beitragvon chrizzy » Donnerstag 8. Mai 2014, 13:28

Hey,

einen grundsätzlichen Beitrag über Verpackung/Versand hab ich mal geschrieben, wird auch in Kürze im Wissensforum hier veröffentlicht.

Verpacken und Versenden von Ameisen (Anleitung)



In diesem Thema wird beschrieben, wie man Ameisen richtig verpackt und versendet. Hier bitte nicht diskutieren, sondern hier: Diskussion: Der richtige Versand von Ameisen



Vorbemerkungen:

Erkundigt euch bei der Post oder einem Versandunternehmen eurer Wahl, ob der Versand von den entsprechenden Ameisen gestattet ist. Empfehlenswert ist es, eine besonders schonende Versandart für die Tiere zu wählen, über welche euch die Mitarbeiter sicher gerne Auskunft geben werden.

Dass (nachgewiesen) invasive Arten keinesfalls versendet werden sollten, steht außer Frage.



Verpackung:

Als erstes sollte man sich einen Karton besorgen, der der Größe des zu versendenden Nestes entspricht. Das Nest ist so zu sichern, das keine Ameise mehr entkommen kann. Den Deckel einer Ameisenfarm sollte man mit Tesafilm festkleben, ein Reagenzglas (Rg) kann man mit Watte verschließen. Achtung! Das Nest sollte auf jeden Fall eine Öffnung haben, durch die Luft gelangen kann (Optimal wäre, einfach den Eingang des Nestes mit Watte zu verstopfen). Dabei ist darauf zu achten, dass sich diese nicht lösen kann.

Anmerkung: Für den Versand sollte man das Nest mit einer roten/schwarzen Folie abdunkeln, das mindert den Stressfaktor für die Ameisen, wenn sie vom neuen Besitzer ausgepackt werden.

Als nächstes ist das Nest so zu befestigen, dass es bei dem Transport nicht im Karton hin und her rutschen kann. Dazu klebt ma es am besten mit Tesafilm am Kartonboden fest, und stopft den Karton mit Zeitungspapier oder Luftpolsterfolie aus. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass es Erschütterungen dämpft und das Nest vor Beschädigungen schützt.
Der Karton ist zuzukleben.

Auf Luftlöcher im Karton würde ich verzichten, vor allem bei exotischen Arten. Wenn dann das Nest doch mal zu Bruch geht, trotz der guten Verpackung, dann kann eine Ameise durch ein Luftloch flüchten... es ist sogar eher darauf zu achten, den Karton möglichst gut abzudichten.

Die Luft im Karton reicht allemal für wenige Tage Versandzeit.



Technik und Versandzeitpunkt:

Für exotische Arten (Achtung! In diesem Forum ist der Exotenflohmarkt erst ab dem Rang "Halter" zugänglich) solltet ihr zusätzlich noch Heatpacks in den Karton legen. Das hat den Vorteil, dass die Temperatur nicht so schnell fällt.

Es ist sinnvoll, die Prodzedur vorab ohne Ameisen zu testen, um zu sehen, wie viele Heatpacks man benötigt, wie lange die Temperatur hoch genug bleibt und ob/ab wann ein gefährlicher Hitzestau entsteht. Auf jeden Fall sollte man die Ameisen bei durchgehend hohen Temperaturen im Sommer versenden, keinesfalls im Winter.

Für Ameisen in der Winterruhe wendet man das gleiche Prinzip an, nur eben mit Kühlakkus. Diese sind außerdem bei eher niedrigen Temperaturen zu versenden, extreme Minusgrade sind aber auch hier eher zu vermeiden.



Versand:

Wie bereits angesprochen ist auf optimale Versandtemperaturen für die Ameisen zu achten, die je nach Art (exotische/einheimische Art?) und Jahreszeit (Winterruhe?) zu wählen ist.

Die Ameisen sollte man dann an einem Montag, spätestens an einem Dienstag bei der Post aufgeben. Dadurch wird vermieden, dass die Ameisen über das Wochenende bei der Post liegen. Am besten fragt noch nach einer speziellen Versandart, die besonders schonend für die Tiere verläuft.

Im Übrigen würde ich euch raten, die Ameisen die letzten Tage vor dem Versand ordentlich zu füttern. Dadurch können hungerbedingte Sterbefälle vermieden werden, sowohl bei der Brut als auch bei den Imagines.



Alternative Möglichkeit:

Eine weitere Möglichkeit, Ameisen zu versenden: Die Kolonie in einen Schlauch ziehen lassen, mit Watte verschließen und in ein feuchtes Küchenkrepp wickeln... das ganze in einen gepolsterten Umschlag und fertig.
Arten mit einem starkem Wehrsekret sollten entsprechend große und gut belüftete Schläuche erhalten, notfalls sollte man kleinste Löcher einschneiden.
(Quelle: Sahal)



Abschlussbemerkungen:

Das alles muss natürlich bezahlt werden, meist vom Käufer. Es zahlt sich aber mit Sicherheit aus... dass die Ameisen gesund und munter beim Empfänger ankommen, ist auf jeden Fall das Geld wert.
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Zuletzt geändert von chrizzy am Donnerstag 8. Mai 2014, 13:35, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Edit: Sorry für die fehlende Formatierung; Hab gerade Probleme mit dem Editor, reiche ich aber nach! Der Beitrag ist schon etwas älter, sollte wohl mal inhaltl. überarbeitet werden.
Quidquid agis prudenter agas et respice finem. - Was auch immer du tust, handle klug und bedenke die Folgen.
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Re: Ameisen und Transport

Beitragvon Schmooox » Donnerstag 8. Mai 2014, 13:37

Nur mal ganz schnell: Danke für den Thread! Bin selber sehr gespannt, da in 4 Wochen ein Umzug auch bei mir ansteht. Allerdings "nur" mit ner kleinen Lasius niger Kolonie (ca. 20 Individuen dann)...aber auch die wollen ungestresst ankommen...
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Schmooox
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