Die Begründung einer Bestimmung ist eine interessante Idee - die übrigens in Einzelfällen schon vorgenommen wurde (vor allem v. Merkur). Abgesehen vom zusätzlichen Arbeitsaufwand stelle ich mir die Umsetzung in vielen Fällen schwierig vor: Macht man es kurz und allgemein, wird der Betrachter wenig davon haben, macht man es ausführlich (sofern die Bildqualität das zulässt), sollte man fast eine Kurzfassung v. SEIFERT vorlegen und das bedeutet u. U. reichlich Arbeit.
Ein Beispiel:
Camponotus piceus, eine seltene Art in Mitteleuropa, die kaum jemand gesehen hat. Ich erkenne sie sofort (aber nur, weil ich sie im Garten habe u. auch sonst unzählige Male beobachten konnte), sie ist unverwechselbar, aber wie erkläre ich jemandem, der sie noch nie gesehen hat, dass es sich um diese Art handelt?
1. Müsste man feststellen, dass es sich überhaupt um die Gattung Camponotus handelt. SEIFERT (S. 150): "Scapusgrundgelenk deutlich hinter dem Clypeushinterrand gelegen. Öffnung der Metapleuraldrüse fehlend." Mit hoher Sicherheit wird man diese Merkmale auf einem Foto nicht sehen können. Damit könnte man dem Fragesteller gegenüber schon einmal nicht punkten.
2. C. piceus ist klein (Arbeiterinnen zw. 5 u. 7 mm), schwarz glänzend und als besonderes Merkmal dient das Propodeum: Es erscheint durch eine Einschnürung vom Thorax deutlich abgesetzt und fällt nach hinten in konkaver Ausführung steil ab. Dieses deutliche Merkmal haben (nach meinen bisherigen Sichtungen) bei den Camponotini C. piceus, C. lateralis und C. dalmaticus gemeinsam, siehe:
viewtopic.php?f=48&t=383,
viewtopic.php?f=48&t=385,
viewtopic.php?f=48&t=374Wenn man eine Begründung ernst nimmt, wird die Sache eher kompliziert. Wenn man sich so viele Jahre mit Ameisen beschäftigt, erkennt man eine ganze Reihe heim. Arten im "Vorbeigehen". Schwer zu bestimmende Arten, z. B. die meisten Lepto-/Temnothorax Arten, Myrmica- oder Lasius-Arten muss man unter das Bino legen, anders geht´s nicht. Bei manchen kann man in der Natur nur die Gattung ohne Zweifel bestimmen, etwa bei Tapinoma sp. od. Plagiolepis sp.
L.G.Boro