Raubzüge der Amazonen

Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Donnerstag 6. August 2015, 07:16

Danke Radiergummi! Das 2 u. 3. Video kann ich derzeit nicht abspielen, es kommt eine Fehlermeldung!
Das Ablegen der geraubten Brut durch die Amazonen vor den Nesteingängen konnte ich bei nun an die 300 Beobachtungen noch nie feststellen! Hier gibt es offensichtlich schon räumliche Verhaltensunterschiede, aus D wird von usern berichtet, dass das Ablegen der Brut (auch ohne irgendwelche Störung) häufig vorkommt od. sogar die Regel zu sein scheint. Auch wenn die Kriegerschar sofort wieder zu einem weiteren Raubzug aufbricht - was manchmal vorkommt - wird die Brut von den Amazonen in meinen Beobachtungsrevieren vorher immer in das Nest eingetragen, zumindest im inneren Bereich abgelegt!

Nachtrag zu den Bildern oben: Die Bestimmung der Nestverteidiger gestaltete sich damals schwierig, weil nach dem Überfall auf ein Nest v. F. cunicularia praktisch gleichzeitig ein kleines Nest v. F. rufibarbis in 1 m Entfernung überfallen wurde. Bei der "halbherzigen" Verteidigung kamen die Serviformica-Verteidiger beider Nester ein wenig durcheinander. Die gezeigte "Hinrichtung" einer Amazone wurde in diesem Fall aber von F. cunicularia vorgenommen, auch bemerkenswert, weil sich diese Art gegen die Angreifer ansonsten als weniger widerstandsfähig erweist als F. rufibarbis.
L.G.
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Trailandstreet » Donnerstag 6. August 2015, 10:31

Also die Videos finde ich schon hervorragend.
Leider konnte ich bei uns nur Serviformica entdecken und schon gar keine Polyergus. Was mir aber von F cunicularia bekannt ist, ist dass sie an sonnigen Tagen ohnehin gerne die Puppen mal nur vom Laub bedeckt lagern. So etwas erleichtert einen derartigen Feldzug schon sehr.
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Radiergummi » Sonntag 9. August 2015, 19:32

Viele der Serviformica Nester wurden nun schon mehrfach durch Polyergus Kolonien abgeerntet und besitzen nur noch wenige bis gar keine reife Brut mehr. Das gilt vor allem für Kolonien in solch kläglichen, ungesunden Habitaten wie Grünstreifen, bei denen eine Polyerus Kolonie oft nur ein oder zwei Wirtsnester für Raubzüge zur verfügung hat. Diese leeren Nester werden dennoch immer wieder von den Amazonen überfallen und die Ameisen kehren dann ohne Beute heim.

Ich möchte hier zwei Raubzüge zeigen, bei denen kaum (Fall 1) und gar keine Beute (Fall 2) gemacht wurde. In einem dritten Fall, den ich nicht sehr lange dokumentiert hatte, ging der Raubzug ins Leere, d.h. es befand sich am Zielort kein Zielnest.

Fall 1
Ort: Wien, Umgebung Zughaltestelle Siemensstrasse
Habitat: Grünstreifen zw. Strasse u. Gehweg
Zeit: Ankunft der Amazonen beim Zielnest: 08.08.‎2015, ‏‎19:40 Uhr
Eigentlich der Typische Ablauf eines Überfalls. Die Amazonen treten sofort zu Massen in das Serviformica Nest ein. Es brauchte einige Zeit bis die ersten Amazonen mit Brut herauskamen, was bedeutet, dass die wenige Brut, aufgrund der derzeitigen Hitzewelle, tief im Nest gelegen sein muss. Amazonen treten immer wieder aus dem Neste aus und dann wieder ein. Am Ende mussten viele Amazonen ohne Beute zurück zu ihrem Heimatnest.



Fall 2
Hier wagte sich eine kleine, wahrscheinlich noch junge Amazonenschar von nicht mal 100 Tieren an ein F. rufibarbis Nest .
alternativ: http://sendvid.com/ysftxl54
Ort: Wien, Alte Donau
Die Amazonen hatten nicht gleich den Eingang gefunden. Als sie in eine der Nestöffnungen eintraten, strömten nach kurzer Zeit sämtliche Serviformica Arbeiterinnen
aus einer anderen Öffnung heraus. Die Amazonen kamen hinterher, ohne Beute. Auf der Nestoberfläche entstand ein riesiges Chaos. Es kam jedoch zu keinen nennenswerten Kämpfen oder Verlusten auf beiden Seiten, denn die Amazonen wurden fast nicht attackiert. Nach ca. 8 Minuten kehrten die ersten Amazonen ohne Beute wieder in Richtung Heimatnest.

Zeit Ankunft Zielnest: 08.08.‎2015, ca. 20:14 Uhr
Sonnenuntergang: ca. 20:20 Uhr

alternativ: http://sendvid.com/ltoal6re



Fall 3
(es wird zunächst ein Schwarmflug von Lasius s.str. gezeigt)
Ort: Wien, Simmering
Zeit: 04.07.2015, 18:35 Uhr
http://sendvid.com/p3ofl2z7

Rückzug zum Mutternest
http://sendvid.com/k1wc6cx1
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Sonntag 9. August 2015, 21:03

Danke Radiergummi! Super-Videos, die Bewegungsmuster sind sehr gut zu erkennen, die Schnelligkeit in der alles abläuft.
Aufgefallen ist mir im Besonderen:
1. Video: Bei der Ankunft der ersten Amazonen am Wirtsnest erkennt man ein Zögern, erst wenn zahlreiche Angreifer vor Ort sind, erfolgt das Eindringen. Man kann vermuten, dass erst ein pulkartiger Angriff zahlreicher Amazonen erfolgversprechend sein dürfte.
3. Video: Kurz nach dem Angriff sieht man, dass zahllose Verteidiger auf der Oberfläche erscheinen, ich kann aber praktisch keine Kampfhandlungen erkennen. In beiden Videos scheint es sich um F. rufibarbis-Nester zu handeln.
Der einzige Nachteil von Videos zeigt sich darin, dass man keine Details erkennen kann, dazu ist die Abbildung zu klein u. alles läuft zu schnell ab.

Diesem Umstand kann man durch Fotos im Makro-Modus abhelfen. Ich hatte mit dem Sohn heute Glück, bei meinem wichtigsten Beobachtungsnest (PolyergusXF. cuniculariaXF.fusca) ging heute am Nachmittag ein Marsch ausgerechnet gegen ein starkes F. rufibarbis-Nest. Da hab ich schon böse Erfahrungen gemacht! Die Heerestruppe umfasst aber nur zw. 600 u. 700 Amazonen, das ist eine kleine Streitmacht.
Was ich befürchtet habe, ist eingetreten:
1. Ebenfalls Zögern der Angreifer unmittelbar im Nestbereich. Das kann man als "taktischen Fehler" werten, das aus den Mandibulardrüsen der Amazonen abgesonderte "Propagandapheromon" dürfte nur im Nestinneren Wirkung zeigen.
2. In etwa 10 Sekunden hatten die Verteidiger eine zahlenmäßig ebenbürtige Streitmacht rekrutiert und es kam auf der Nestoberfläche zur Abwehrschlacht. In weiteren 10 od. 20 Sek. waren die Verteidiger deutlich in der Überzahl.
3. Der Angriff war abgewehrt, ein Teil der Angreifer war in heftige Kämpfe verwickelt, der andere Teil begann den Rückmarsch. Das Aufwand-Erfolg-Konto ließ einen weiteren Angriff sinnlos erscheinen. Solidarität gibt es nicht unter den Angreifern, wohl aber bei den Verteidigern. Beute: 0
Fazit: Wir haben über 15 Min. beobachten und dann über 50 tote Verteidiger gezählt, ein paar tote Amazonen, wobei sich noch 8 Amazonen in auswegloser Position befanden.
Sohn Roman hat wieder tolle Makros gemacht, sie zeigen die Dramatik der Auseinandersetzung!
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Ein gewaltiges Getümmel entsteht
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Die Königin ergreift die Flucht, mit dabei ein "Baby"
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Angreifer werden erbarmungslos gestreckt
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Alle Tiere sind nass, die Verteidiger haben massenweise Gift verspritzt, der Geruch ist deutlich wahrzunehmen
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Eine Angreiferin kann sich retten, jetzt muss der Staub abgeputzt werden, der auf dem nassen Körper klebt
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Die Angreifer setzen ihre Waffen ein
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Auch auf den umliegenden Grashalmen wird gekämpft; die Verteidiger attackieren auch zunehmend die Beobachter
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Wer bleibt siegreich?
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Radiergummi » Montag 10. August 2015, 19:02

Hallo Boro,

Boro hat geschrieben:3. Video: Kurz nach dem Angriff sieht man, dass zahllose Verteidiger auf der Oberfläche erscheinen, ich kann aber praktisch keine Kampfhandlungen erkennen. In beiden Videos scheint es sich um F. rufibarbis-Nester zu handeln.


Es handelt sich wahrscheinlich nicht um Verteidiger, sondern eher um ein Fluchtverhalten seitens der Serviformicas, das durch Polyergus Botenstoffe induziert wird. Ein sogenannter "repellent effect" der auch beobachtet werden kann wenn Scouts Nester aufspühren und in diese eindringen oder wenn eine Polyergus Gyne in ein Nest eindringt. Den Abstossungseffekt beobachtet man auch bei den Serviformica Arbeiterinnen beim direkten Angriff der Polyergus Gyne auf die Serviformica Königin.
https://vid.me/zBfc

Leider hat man bei jedem Video Upload einen Qualitätsverlust. Man kann die Qualität der Videos etwas verbessern wenn man bei "Qualität" HD (high definition) bzw. 1080 auswählt. Ich wollte eigentlich nur einen Gesamteindrück vermitteln und den Ablauf des Angriffs zeigen, da es hier wahrscheinlich nur wenige geben wird die diese Schauspiele in Natur beobachten können.

Bei der Gelegenheit möchte ich auf eine fantastische Dokumentation über den Raubzug von P. rufescens des Users Phil hinweisen; leider wurde dem Video der Ton entzogen.


Grüsse,
Radiergummi
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Zuletzt geändert von Radiergummi am Dienstag 11. August 2015, 15:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Dienstag 11. August 2015, 13:31

Ja, ich kenne Phil und sein Video, schade, dass der Ton weg ist. Wenn ich mich nicht täusche, hatte ich das Video noch mit Ton erlebt. Phil ist ein engagierter, junger Mann, der inzwischen auch wissenschaftlich arbeitet.
Nur zur Erläuterung: Das Szenario mit den gegen Ende zurückeilenden, beutetragenden Amazonen ist natürlich im Zeitraffer-Modus gemacht.
L.G.
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Montag 24. August 2015, 18:10

Fleißige Akteure kehren von der "Arbeit" heim: Fotos v. Roman Borovsky
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Schwarzfahrer gibts auch im Tierreich!
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Freitag 17. Juni 2016, 19:38

Bisher hatte ich im hiesigen Naturwiss. Verein 3 Exkursionen speziell zur Amazonenameise geleitet, davon hatten wir einmal keinen Erfolg, also keinen Raubzug beobachten können.
Heute nachmittag habe ich eine Exkursion zum allgemeinen Thema "Einblicke in die Welt der Ameisen" geführt und zur allgemeinen Überraschung sind wir über einen Raubzug der Amazonen (Polyergus rufescens) buchstäblich "gestolpert". Ich hatte damit nicht gerechnet, erstens war das Wetter in den vergangenen Tagen sehr wechselhaft und zwischendurch zu kühl und zweitens war die Örtlichkeit des Raubzuges überraschend.
Abgesehen vom 1. beobachteten Raubzug in der Saison 2016 - noch dazu in einer Höhenlage von 760 m - habe ich mich sehr gefreut, weil es sich um ein von mir aufgezogenes und vor 2 Jahren freigesetztes Nest handelte. Im vorigen Jahr war es verschollen, ich konnte es trotz weitreichender Suche nicht orten und war sicher, dass es von einem bis dahin unbekannten Nest in etwa 60 m Entfernung ausgelöscht wurde.
Aber es kam anders: Heute hab ich es wieder gefunden und zwar unweit der urspr. Lokalität, wo es damals ausgesetzt wurde. Und: Der Raubzug wurde gleich doppelt durchgeführt, unmittelbar nach dem Transport der geraubten Brut ins Heimatnest der Amazonen, erfolgte sofort der zweite Ausmarsch mit Angriff gegen das Zielnest!
Ort: Hügelland südw. von Klagenfurt/Kärnten, 750-800 m Höhe
Habitat: Halbtrockenrasen in steiler Südexposition
Wetter: Heiter, 26°C bei Föhnsturm (33% LF)
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Samstag 2. Juli 2016, 11:14

Interessant, möglicherweise gibt es innerhalb der einzigen in Europa vorkommenden Polyergus-Art bereits verschiedene Verhaltensmuster. Auf einen Unterschied habe ich schon mehrfach hingewiesen: Bei mehr als 300 beobachteten Raubzügen der Art kann ich zumindest für Kärnten festhalten: Nie hat auch nur eine einzige Hilfsameise einen Raubzug der Amazonenschar begleitet, nicht einmal 20 cm weit! In Deutschland wird die Begleitung einige Male beschrieben, vor allem bei Formica rufibarbis als Wirtsameise. In der italien. Literatur fand ich dazu keine Angaben. In den letzten Jahren habe ich erfahren, dass auch Fachleute die gewaltsame Abwehr der Eindringlinge in Frage stellen oder mitteilen, dass sie nie Kämpfe zwischen den Räubern und Nestverteidigern gesehen hätten und dies schlichtweg nicht für möglich hielten.
Die Schilderungen und Bilderserien in verschiedenen meiner Beiträge (gerade in diesem Thread) bezeugen mehrfach das Gegenteil. Zusammenfassung für meine Beobachtungsräume:
1. Kein Widerstand bei volksarmen Serviformica-Nestern
2. Bei volksstarken Nestern von Formica cunicularia und F. fusca beginnt der Widerstand mit Andauer des Überfalls. Immer mehr an der Oberfläche erscheinde Nestbewohner formieren sich zum Widerstand. Dieser ist in der Regel wenig effizient, auf Seite der Angreifer gibt es meist keine Toten. Polyergus verwendet dabei eine spezielle Abwehrstrategie: Durch extrem rasche, ruckartige und "zappelnde" Bewegungen versuchen sie offensichtlich keine statische Angriffsfläche zu bieten bzw. bereits fixierte Beine loszureißen. Diese Methode konnte ich bisher bei keiner anderen Art beobachten und sie scheint recht erfolgreich zu sein.
3. Bei volksstarken Nestern v. F. rufibarbis gibt es immer Widerstand, dabei gibt es ein breites Verhaltensspektrum: Vom Widerstand wie oben geschildert reicht er bis zu heftigen Kämpfen mit Toten auf beiden Seiten - oder in seltenen Fällen zur totalen Abwehr der Angreifer! Die totale Abwehr und Verfolgung der Angreifer (!!!) konnte ich aber nur 2 Mal beobachten (0,7% aller Beobachtungen), einmal die Abwehr ohne Verfolgung. Ich dachte damals auch, die Verteidiger wären vielleicht F. clara; das wurde damals aber von einem Fachmann verneint. Allerdings ist die taxonomische Entscheidung zw. F. rufibarbis u. F. clara sehr schwierig.....
4. Das Aufeinandertreffen von 2 verschiedenen Polyergus-Völkern ergibt immer ein Massaker, das sich nicht nur gegen die eigene Art richtet, sondern in gleicher Weise gegen die Hilfsameisen des gegnerischen Volkes.
5. Starke Populationen von F. rufibarbis können ihrerseits eine vorbeiziehende Amazonenschar (Distanz bis zu 50 cm), die ein anderes Wirtsnest heimsuchen will, massiv angreifen. Diese Abwehrstrategie konnte ich bei den anderen Serviformica-Arten nie beobachten: Diese verschwanden eher im Nest und versuchten "stillzuhalten".

Gestern habe ich einen Überfall auf ein kleineres F. fusca-Nest beobachtet und trotzdem formierte sich in der Endphase des Überfalls Widerstand!
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Endphase des Überfalls: Es sind deutlich mehr Verteidiger auf der Nestoberfläche als Angreifer
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Einzelne Angreifer werden attackiert
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...auch hier
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Eine Königin erscheint, sie hat aber nichts zu befürchten. Detail am Rande: Die Königin ist vollkommen schwarz, glänzend; die Pubeszenz auf der Körperoberfläche ist gering.
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Mittwoch 3. August 2016, 21:22

Wenn man im Laufe der letzten fast 20 Jahre über 300 Raubzüge der Amazonen beobachten konnte, lässt der Reiz des Ungewissen doch etwas nach. Jetzt beobachte ich nur mehr zufällige Ereignisse dieser Art, ohne speziell danch zu suchen oder oft weit über eine Stunde zu warten.
Heute war es wieder so weit: Etwa 18:00, heiter bei 27°. Der Raubzug ins Unbekannte begann, die Angriffstruppe zählte nur zw. 600 und 700 Individuen, ein eher kleines Heer. Vor 2 Jahren betrug die Zahl im gleichen Nest noch über 1000 Amazonen. Als Grund für den zahlenmäßigen Rückgang kommt eigentlich nur ein in der Vergangenheit abgewehrter intraspezischer Überfall in Frage.
Die Angriffsroute kreuzte eine mäßig belaufene Straße von Formica pratensis. Das gab ein Durcheinander und die Heerschar wurde auch kurz vom Weg abgebracht. Bald wurde dann aber das Ziel erreicht: Eine etwas dürftig bewachsene Stelle in der Wiese, ein Nest konnte ich nicht entdecken. Die ausgebrochene Hektik der durcheinander laufenden Amazonen ist als deutliches Signal für die Auffindung des Wirtsnestes zu deuten; erste graue Arbeiterinnen erschienen, ich dachte an F. cunicularia. Trotzdem war kein Nesteingang zu finden, das ist typisch für kleine Serviformica-Nester, wegen der in diesem Stadium fehlenden Produktion v. Geschlechtstieren müssen die Nesteingänge nicht erweitert werden. Plötzlich begannen etliche Angreifer wie wild im Boden zu graben, offensichtlich hatten sie den kleinen Nesteingang entdeckt. Das kann öfter vorkommen, bereits v. Amazonen einmal heimgesuchte Serviformica-Nester neigen zur Verrigelung der Eingänge als Abwehrstrategie. Ich habe dann ein wenig nachgeholfen und den Nesteingang geöffnet um die Prozedur zu beschleunigen. Jetzt ging`s los und größere Verteidigerinnen mit völlig rötlichem Mesosoma erschienen, also wohl F. rufibarbis. Es gab aber keine einzige Auseinandersetzung, keinen Kampf, keine toten Verteidiger. Das ist bei kleinen Wirtspopulationen normal, diese wehren sich nicht. Warum kleine Populationen v. F. rufibarbis im Gegensatz zu volksstarken Nestern auf Verteidigung des Nestes verzichten, ist nicht leicht zu erklären; kleine Völker scheinen "zu wissen", dass eine aggressive Verteidigung gegen den waffentechnisch überlegenen Feind eher kontraproduktiv ist, also mit eigenen Verlusten einher gehen würde. Vermutlich hängt es mit der Menge des versprühten eigenen Alarmpheromons zusammen, das den Unterschied zu volksstarken und verteidigungsbereiten Völkern ausmacht.
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Zum Nestbau sind die Amazonen nicht imstande, aber einen Eingang ausgraben und erweitern - das können sie
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Der Nesteingang wurde (vom Beobachter) erweitert
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Jetzt können die Nestbewohner ins Freie und die Angreifer in das Nest
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Die Beute wird abtransportiert
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Sind zu wenig Puppen da, werden auch Larven mitgenommen und nicht selten frisch geschlüpfte Arbeiterinnen (Pfeil)
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Immer flüchten die Nestbewohner auf die umliegenden Gräser und versuchen einen Teil der Brut in Sicherheit zu bringen
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Freitag 5. August 2016, 07:30

Warum mach ich überhaupt noch Fotos? Sohn Roman hat wieder deutlich bessere Bilder geliefert, die muss ich noch posten.
Und wieder die Amazonenameise Polyergus rufescens? Ja, das kommt daher, dass wir vorwiegend trocken-warme Habitate besuchen: Magerrasen, Halbtrockenrasen, Ruderalflächen, am besten in Süd-Exposition; Ufersäume von Wildflüssen, deren Terrassen und Heißländen. Jeder weiß, dass dort die höchste Artenvielfalt an Ameisen vorhanden ist. Und mit einigem Glück kann man sie auch finden, die Amazonenkrieger......
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1. Die Amazonen treffen am Nest ein. Ist es überhaupt eines? Keine einzige Nestbewohnerin ist zu sehen....
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2. Dies scheint der Eingang zu sein
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Tatsächlich, es muss ein Serviformica-Nest sein, die ersten Amazonen erscheinen mit dem Raubgut
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Einige Minuten lang wird Beute herausgeschleppt und keine einzige Nestbewohnerin ist zu sehen. Nachdem die Räuber weg sind, erscheinen F. cunicularia-Arbeiterinnen und verschließen rasch den Eingang
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Montag 29. Mai 2017, 18:22

Und wieder ist die Raubsaison der Amazonenameisen eröffnet! Heute konnte ich zu meiner Überraschung bei 2 von insgesamt 5 Nestern im betr. Revier die ersten Raubzüge der Saison 2017 erleben:
1. Ein großes Nest, geschätzte 900 - 1000 Kriegerinnen zogen dahin. Örtlichkeit: Sattnitzplateau Südseite, im SW von Klagenfurt (Kärnten), 740 m Seehöhe,
Halbtrockenrasen in Südexposition, um 17:00. Wetter: Heiter, 28°C.
2. Mit großer Freude hatte ich im Vorjahr ein Nest wieder entdeckt, das ich vor 3 Jahren selbst aufgezogen und in in der Natur freigesetzt hatte; es war über J Jahr verschollen.
Etwa 500 Amazonen kamen gerade von einem Raubzug mit Beute beladen ins heimatliche Nest. Die gleiche Örtlichkeit, 755 m Seehöhe,
Trockenrasen entlang eines Wegaufschlusses in Südexpostion, 17:30. Wetter: Heiter, 27°C
Bei den anderen 3 Nestern konnte ich keine Amazone sehen, viell. hat gerade die Zeit nicht gepasst oder die Amazonen gaben sich noch dem dolce far niente hin!
L.G. Boro
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Merkur » Montag 29. Mai 2017, 19:52

Mir scheint, dass da doch ganz erhebliche regionale Unterschiede bestehen! - Bei uns im mittleren D dürfte es noch kaum Serviformica-Puppen geben.
Wie weit die diversen Populationen an solche Unterschiede im Klimaverlauf angepasst sind ??

Bei Harpagoxenus sublaevis, wo wir das genau untersucht haben, scheint die Anwesenheit eigener Puppen im Nest das Signal zu sein,
dass man nach Wirtsnestern mit Arbeiterinnenpuppen scouten kann!

MfG,
Merkur
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Trailandstreet » Montag 29. Mai 2017, 21:11

Was die Brut bei den Serviformica angeht, kann ich selbst bei meinen F cunicularia, die sich ja schon in relativ optimierter Umgebung befinden, nur sagen, dass die auch nur Eier und Larven jüngeren Datums im Nest haben und davon auch noch nicht recht viel.


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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Dienstag 30. Mai 2017, 07:39

Ja, mit der Brutentwicklung sind wir heuer früh dran. In fast 20 Jahren Polyergus-Beobachtung konnte ich noch keinen Raubzug im Mai beobachten. Schon vor einer Woche ist mir aufgefallen, dass in F. fusca-Nestern auffallend viele Puppen vorhanden sind, sowohl v. Geschlechtstieren(!) als auch von Arbeiterinnen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil in größeren Nestern in der Regel zuerst die Geschlechtstiere herangezogen werden, dann erst die Arbeiterinnen; nur junge Nester produzieren Arbeiterinnen-Brut und oft keine Geschlechtstiere.
Interessant wäre die Frage zu klären, welcher Impuls notwendig ist, damit die Amazonen ihre ca. 8-monatige Ruhephase aufgeben und dann bei entsprechender Witterung plötzlich ihre Kundschafter ausschicken. Vermutungen kann man anstellen:
a. Die Verpuppung der eigenen Polyergus-Brut als Anlassgeber halte ich in diesem Falle für unwahrscheinlich, weil die Entwicklung ihrer Brut im Vergleich zur Serviformica-Brut länger braucht bzw. zeitlich verzögert stattfindet. Nicht ausschließen könnte man die Entwicklung der Larven, die einen erhöhten Proteinbedarf vorgeben, der auf eine Vermehrung der Arbeiterschaft abzielen könnte. Immerhin versorgen die "Sklaven" die fremde Königin, alle Amazonenarbeiterinnen (die gefüttert werden müssen) und die gesamte Brut. Das ist eine riesige Leistung. Vielleicht gibt es hier Parallelen zu den Raubzügen von Raptiformica: Diese sollen ja vor allem zur Abdeckung des hohen Proteinbedarfes während der Zeit massiver Brutentwicklung stattfinden, das Raubgut dient in diesem Fall vorwiegend als Nahrungsergänzung.
b. Die Außentemperatur für Raubzüge muss mindestens (anhaltend) 23°C betragen, das könnte aber auch schon im April passieren. Vielleicht ist eine länger anhaltende Wärmephase oder die Entwicklung der durchschnittlichen Bodentemperatur maßgebend
c. Einige Experten sollen festgestellt haben, dass einzelne scouts sogar in Wirtsnester eindringen um die Lage vor Ort zu sondieren. Eine derart lebensgefährliche Aktion kann ich mir persönlich nicht gut vorstellen, vor allem nicht bei volksstarken Wirts-Populationen.
d. Vielleicht steuert die Königin den Aktivitätsbeginn durch chemische Signale: Erhöhter Nahrungsbedarf kann zu steigender Nachfrage nach Arbeitskräften führen (siehe Punkt a).
L.G.Boro
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Samstag 1. Juli 2017, 21:45

Jetzt habe ich in den letzten 20 Jahren über 300 Raubzüge gesehen, aber es ist immer noch spannend. Wer nie dieses Spektakel gesehen hat, kann sich das auch nicht vorstellen. Dabei ist es nicht so einfach, wie man glauben könnte: Zuerst muss man einmal ein Nest der seltenen Art finden, dann wird eine Besichtigung (Zeit, Temperatur, Wetter!) keinesfalls ausreichen, denn oft marschieren die Kolonnen in dichter bewachsene Bereiche und dann erkennt man fast nichts. Heute hatte ich Glück: Heiter bei 25°C, in der Ferne aufziehendes Gewitter! Zeit: 17:00 bis 18:30. Eines meiner "Paradenester" plünderte zunächst ein nur etwa 4 m entfertes Nest von F. fusca zwei Mal hintereinander, wo man wegen des dichten Grasbewuchses wenig erkennen konnte. Dann aber (3. Raubzug hintereinander!) marschierten sie auf einem Waldrandweg (Schotter) in die "Ferne". Nach ungefähr 20 m Distanz wurde mitten am Weg ein kleineres F. fusca-Nest überfallen, es war unter eine abgestorbene Baumwurzel gebaut. Ich dachte, das war`s, aber die Hauptmasse (insges. etwa 1000 Amazonen) der Truppe marschierte in hohem Tempo weiter - und hier wieder in den Grassaum des Weges.
An sich nichts besonderes kann man jetzt denken! Irrtum: Dass am Marschweg sozusagen "im Vorbeigehen" ein anderes Nest überfallen wird, erlebt man selten. Ich habe oft versucht, durch gezieltes Ausstreuen von Serviformica-Brut den Marsch abzubrechen oder umzuleiten: das hat so gut wie nie geklappt. Ich versuchte etwa 25-30 cm neben den Marschrouten liegende Serviformica-Nester zu stimulieren um einen Kontakt mit der Marschkolonne herzustellen: Das hat bei sicher 2, 3 Dutzend Versuchen fast keine Auswirkung gehabt. Es gab vielleicht ein paar Scharmützel, aber die Hauptmasse der Truppe marschierte unbeeindruckt weiter - auf einer vorgegebenen Route zu einem vorgegebenen Ziel. So gesehen war der heutige "Zwischenfall" fast ein Unikum.
Ein weiterer Punkt hat mich schon lange gestört: In der einschlägigen Fachliteratur liest man vorwiegend, dass es wegen des Einsatzes chemischer Substanzen durch die Aggressoren so gut wie nie zum Widerstand der Nestbewohner kommt. Das stimmt nur bedingt, für kleine Nester oder am ehesten für F. fusca und F. cunicularia. Volksreiche Nester von F. rufibarbis verstehen sich sehr wohl zur Wehr zu setzen und manchmal erlebt man eine richtige Schlacht!
Aber auch die subdominante F. fusca setzt sich manchmal zur Wehr, vor allem, wenn sie der eingesetzten "Propagandasubstanz" der Amazonen an die Oberfläche entfliehen können: Mit längerer Andauer des Übefalls verliert offenbar die Substanz an Wirkung und vor allem volkreiche Populationen beginnen sich zu wehren.
Ich habe es in diesem Thread schon mehrmals beschrieben: Es ist faszinierend, wie sich die Amazonen bei starker zahlenmäßiger Unterlegenheit meist immer wieder aus der Affäre ziehen; wenn sie von mehreren Nestverteidigern attackiert und fixiert werden, verstehen sie sich durch blitzartige, ruckartige Bewegungen meist loszureißen. Diese Bewegung ist schwer zu beschreiben, am ehesten kann man es mit extrem schnellen zappelnden Bewegungen beschreiben. Diese Methode des Entkommens, des sich Losreißens dürfte bei mitteleurop. Arten nur bei der Amazonenameise zur Anwendung kommen.
Ich weiß, die Bilder sind nicht besonders, aber vor allem die Amazonen legen ein enormes Tempo an den Tag, da ist die Bildschärfe schwer hinzubekommen!
L.G.
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Dateianhänge
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Noch 7 Minuten nach dem Beginn des Überfalls dringen einzelne Amazonen in das Nest ein. Die Verteidiger wirken veriwirrt und zur konsequenten Abwehr unfähig
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Immer mehr Verteidiger erscheinen an der Oberfläche und beginnen die Angreifer zu attackieren
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Auch neben dem Nesteingang gibt es erste Kämpfe
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So sieht das eigentliche Ziel der Angreifer aus: Ein F. fusca-Nest im dichten Grassaum. Bei genauem Hinsehen sieht man etliche Amazonen mit dem Raubgut, in diesem Fall Nacktpuppen, so weit man es erkennen kann.
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Montag 3. Juli 2017, 20:42

Irgendwie hängt man an seinen Zöglingen: Heute nachmittag habe u. a. ein von mir vor 3 Jahren aufgezogenes und dann freigesetztes Polyergus-Nest besucht. Heiter, 25°C, 39% rel. LF, Nordföhn.
Um etwa 17:00 ging es los: Die Rote Armee marschierte dahin und erreichte schließlich ein mir bereits bekanntes F. fusca-Nest in etwa 28 m Entfernung. Nach dem Eintreffen der Räuberschar vergingen ca. 5 Min. und ich hatte den Eindruck, dass die Räuber wenig erfolgreich sind. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sich der Hauptteil des Nestes nicht im Boden, sondern in einem aufliegenden Föhrenstamm befand, der noch im vorigen Jahr von einem starken Camponotus vagus-Volk besiedelt war. Hohlräume waren also genug vorhanden und bald erkannte ich, dass sich ein volksstarkes fusca-Nest eingesnistet hatte. Ich kann nur schätzen, aber die Zahl der Einwohner ging sicher an die von SEIFERT genannten 2000 Individuen heran. Bald gelangten die Räuber von innen und außen an die Brutkammern und erzeugten ein heilloses Durcheinander. Interessant: Obwohl das Volk weit stärker war als jenes, das ich vorgestern geschildert habe, kam es diesmal kaum zu Kämpfen. Ich führe das auf die gewaltige Masse an Brut zurück, den Arbeiterinnen schien es sinnvoller zu sein, die Brut nach Möglichkeit in Sicherheit zu bringen: Bestimmt 4 m² waren bald mit flüchtenden und die Brut rettenden Ameisen übersät. Dabei kehrten alle geschätzten 400 bis 500 Amazonen mit reicher Beute in ihr Nest zurück.
Manchmal empfinde ich ein gewisses Mitgefühl gerade mit Formica fusca: sie werden von den Amazonenameisen ausgeplündert, von gründenden Waldameisen-Königinnen "missbraucht" und von Raptiformica beraubt und getötet. Aber so ist die Natur.......
L.G.
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DSC01341.JPG
Eines von mehreren Löchern im Holz, wo sich das Chaos offenbarte: Die fusca-Arbeiterinnen wussten nichtob sie in den Hohlgängen flüchten oder das Nest verlassen sollten. Etwa in der Mitte ein unausgefärbtes Jungtier!
DSC01340.JPG
Um jede Puppe wurde "gerangelt". So weit erkennbar sind auf der Seite der Verteidiger 2 Individuen beteiligt
DSC01350.JPG
Zum Glück konnten die Verteidiger einen guten Teil der Brut retten, ein Neubeginn ist vielversprechend. So weit erkennbar, töteten die Amazonen keine fusca-Arbeiterinnen. Auch die Königin(nen) blieben unangetastet!
Boro
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Samstag 15. Juli 2017, 20:49

Rückkehr vom Raubzug
Am 12. Juli nach 17:00 konnte ich zufällig bei einem Nest die Heimkehr der Räuber beobachten. Ort: Südkärnten, 750 m Seehöhe, Habitat: Südhang mit Trockenrasen. Wetter: heiter, 28°C
Sohn Roman hat wieder das Fotografieren übernommen. Dabei ist uns eine Gyne aufgefallen, die im Zuge der allgemeinen Aufregung wegen des antransportierten Raubgutes (und dessen fremden Geruchs) auf der Nestoberfläche herumlief. Ab etwa Mitte Juli kan man mit dem Beginn des Schwärmens rechnen. Die Fotos haben leider nicht die Qualität jener Bilder, die in einigen Beiträgen Sohn Roman gemacht hat.
L.G.
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_MG_3642.JPG
Fremde Brut wird geliefert. Die Hilfsameisen sind in diesem Fall Formica cunicularia
_MG_3643 (2).JPG
Manchmal muss man auch über Gräser laufen
_MG_3639.JPG
Eine Gyne taucht auf
_MG_3637.JPG
eine Hilfsamese versucht die Gyne ins Nest zu ziehen, viell. weil F. cunicularia eine ganz andere Schwarmzeit hat (am Morgen, vormittag). Dieses Verhalten kann man immer wieder beobachten!
_MG_3638 (2).JPG
Die Gyne will offenbar gefüttert werden, sie kann selber keine Nahrung aufnehmen
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Freitag 8. Juni 2018, 19:16

Und wieder ist die Jagdsaison eröffnet: Die täglichen Gewitter haben bisher einen früheren Start verhindert. Heute haben sich die Gewitter "verspätet", es ging erst nach 18:00 los, wenn der Regen früher einsetzt, etwa vor 16:00, dann gibt es keine Raubzüge.
Hügelland südöstl. von Klagenfurt/Kärnten, etwa 750 m Seehöhe: 3 bekannte Nester, in einiger Entfernung gibt es noch 2. Bei einem Nest kehrten die Amazonen um 17:30 von einem "Ausflug" zurück und brachten reichlich Beute mit.
L.G.
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Boro
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Re: Raubzüge der Amazonen

Beitragvon Boro » Freitag 13. Juli 2018, 14:17

Aufregung bei Formica fusca und Lasius niger
Nachdem ich in den letzten 20 Jahren über 300 Raubzüge der Amazonenameise beobachten konnte, ist der Reiz des Neuen vorbei und es kann keine Überraschungen mehr geben. Trotzdem ist es immer wieder spannend und genau genommen gleicht einer dieser vielen Raubzüge kaum einem anderen. Gestern war ich mit dem Hund unterwegs und wollte eigentlich Fotos von Schmetterlingen machen, aber wie es so ist, ging es automatisch "in eine gewisse Richtung": Ein Polyergus X F. fusca-Nest. In diesem Revier gibt es unzählige F. fusca-Nester, Tetramorium sp. + Strongylognathus sowie etliche Raptiformica-Nester. Eigentlich ausgesprochen thermophil, aber ein F. rufibarbis-Nest ist seit einigen Jahren verschollen, ich denke, dass die Blutrote Raubameise verantwortlich ist. Erstaunlich ist die extreme Dichte an F. fusca-Nestern auch in den trockensten Bereichen.
Ich konnte 2 hintereinander folgende Raubzüge auf verschiedene F. fusca-Nester feststellen, dabei ist ein kleines Missgeschick passiert, aber seht selbst......
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DSC02202.JPG
Der Angriff erfolgt fast immer in geballter Formation: Alle Amazonen wollen am besten zugleich in das Zielnest eindringen.....bekanntlich ergibt das einen Stau
DSC02209.JPG
Die Nestöffnungen müssen oft von den Räubern vergrößert werden, aber dann geht´s los!
DSC02177.JPG
Während des Rückmarsches gelangt die Kolonne zu nahe an ein Lasius niger-Nest; die rekrutieren sofort und können eine Amazone fangen
DSC02178.JPG
Ihr Schicksal scheint besiegelt, aber da geschieht das fast Unmögliche: Wie schon an anderer Stelle geschildert, beginnt die Amazone mit raschen zuckend-zappelnden Bewegungen und kann sich losreißen (mit einer am Bein hängenden Lasius)
DSC02173.JPG
Die mit Beute heimkehrenden Amazonen erzeugen wegen des oft anhaftenden fremden Giftes und der Beute mit fremdem Nestgeruch neuerlich Aufregung. Übrigens: Im Gegensatz zu Beobachtungen aus Deutschland, tragen alle Amazonen die Beute immer selbst ins Nest
Boro
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