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Mit Arachnologen unterwegs in Südkärnten

BeitragVerfasst: Sonntag 14. Juni 2015, 20:18
von Boro
Meine Beschäftigung mit der Interaktion von Callilepis nocturna/C. schuszteri und Camponotus vagus (viewtopic.php?f=46&t=532&p=7355&hilit=Callilepis#p7355, Beiträge 2. Juli 2014 u. 15. Mai 2015) und die entsprechende Publikation hatten eine erfreuliche Nebenwirkung: Ein bekannter Arachnologe v. der Uni Graz und eine Kollegin von der Uni Brno/Brünn (CZ) wollten der Sache auf den Grund gehen: Eine gemeinsame Exkursion im Untersuchungsgebiet sollte den Fang zahlreicher Callilepis spp. für wissenschaftliche Untersuchungen zum Ziel haben. Die Tiere sollen zum größeren Teil an der Uni Brno in Terrarien gehalten werden, um deren Verhalten gegenüber verschiedenen Ameisen zu untersuchen, der kleinere Teil wurde für detaillierte Untersuchungen in Alkohol konserviert. Bei fast 20 Camponotus-Nestern wurden über 60 Spinnen gefangen und es wurde mein Untersuchungsergebnis bestätigt,wonach bei jedem Camponotus-Nest mindestens eine der myrmecophagen Spinnen gefunden wurde. Subadulte und adulte Spinnen ernähren sich praktisch ausschließlich von Camponotus vagus, eine Begründung dafür steht bis heute aus.
Mitarbeiter waren eine Biologin aus Graz, mein Sohn Roman und Boro sen.
Wie immer hatte Roman den Fotoapparat dabei und es gelangen wieder ein paar interessante Fotos.....

Re: Mit Arachnologen unterwegs in Südkärnten

BeitragVerfasst: Montag 15. Juni 2015, 21:02
von Boro
In den Heißländen gilt Camponotus vagus als "Flaggschiffart". Die Bestände an Nestern dieser Art und ihrer Jägerin Callilepis sp. erreichen hier im Vergleich mit anderen Biotopen eine relativ hohe Dichte. Im angelandeten Totholz kann man die Arbeit der C. vagus-Arbeiterinnen sehen!

Re: Mit Arachnologen unterwegs in Südkärnten

BeitragVerfasst: Mittwoch 17. Juni 2015, 12:51
von LynnLectis
Hallo Boro

Ich hab mich auch schon immer für den "Naturkontext" interessiert, wie die Ameisen inmitten der Natur agieren und mit anderen Tieren koexistieren. Natürlich auch von der Nahrungskette her, aber auch in symbiotischer Beziehung zu anderen Tieren oder Pflanzen. Ich finde das extrem spannend!

Re: Mit Arachnologen unterwegs in Südkärnten

BeitragVerfasst: Mittwoch 17. Juni 2015, 14:02
von Boro
Hallo LynnLectis!
Genau das ist es, was mich immer wieder antreibt. Auf die Interaktion v. Spinnen und Ameisen bin ich vor vielen Jahren eigentlich durch Zufall gestoßen, Sohn Roman (siehe seine Fotos!!) konnte erstmals die direkte Attacke einer Callilepis sp. auf eine Major-Arbeiterin von C. vagus beobachten und einige Fotos machen. Vor allem die notwendige frontale Stellung beider Kontrahenten für die Attacke auf die Fühlerbasis der Ameise fanden wir recht eigenartig; fehlen der Ameise z. B. die Fühler, kann die Spinne sie nicht töten. Für die Attacke benötigt sie nicht den Sehsinn, mit den hochsensiblen Rezeptoren in den Sinneshaaren ist sie offenbar in der Lage, die Fühlerbasis der Opfer auf den Zehntelmillimeter zu treffen. Dann erfolgt der blitzartige Rückzug, da die Mandibeln der Ameise noch gefährlich sein könnten. Nach kurzer Zeit holt sie das taumelnde Opfer!
Nebenbei haben wir Zodarion sp. gefunden (viewtopic.php?f=46&t=532, Bericht v. 3. Juli 2014) und zahlreiche Individuen einer weiteren Plattbauchspinne (ebd., Bericht 18. Sept. 2014), die ebenfalls myrmecophag zu sein scheint. Nach Aussage der Spinnen-Spezialistin v. der Uni Brno sei ihr in Tschechien keine derartige (lokale) Häufung dieser Plattbauchspinnen bekannt. Ob diese Vorkommen wirklich mit den syntop vorkommenden relativ dichten Beständen v. C. vagus zusammenhängen, bleibt noch ein Rätsel.
G. Heller konnte in seiner Arbeit eine Präferenz von Callilepis nocturna auf Serviformica spp. feststellen, dort fehlte allerdings C. vagus (http://www.oalib.com/references/14243657).

Die Abb. der Callilepis auf dieser Seite zeigt möglicherweise ein (während der Häutungsphase) regeneriertes Bein, das v. einer Camponotus abgebissen worden sein könnte!
L.G.