Ameisen in Botanischen Gärten

Ameisen in Botanischen Gärten

Beitragvon ratti » Dienstag 19. Januar 2016, 16:21

Hallo,

ich bin mir nicht sicher wohin genau ich das machen soll, es ist quasi eine kleine Reise und eine halbe Naturbeobachtung, also wirds schon passen, wenn nicht einfach verschieben :).
Ich war letztes Wochenende im Botanischen Garten in Berlin. Draußen ist im Moment ja leider nicht so viel zu sehen, das Arboretum hat es mir ein wenig angetan aber ansonsten sind die Gewächshäuser im Winter natürlich das Highlight. Es war schön leer und man konnte sich ungestört umschauen.
Ich habe drei verschiedene Ameisenarten beobachten können. Eine sehr, sehr kleine gelb/orangene Art, die ich eigentlich nur auf einem Infoschild habe krabbeln sehen. Diese Art ist kleiner als meine einheimischen Temnothorax gewesen und ich hab sowas noch nie gesehen, leider waren sie zu schnell und zu klein, als das ich davon hätte Fotos machen können. Hat da jemand eine grobe Idee was das sein könnte?

Dann eine etwas größere, aber auch noch sehr kleine Art, die wie folgt aussah :
K1600_2016-01-16 14.06.57.JPG

Die habe ich nur vereinzelt und dann auch nur alleine gesehen. Kann da jemand was zu sagen?

Die letzte Art war, vor allem im Großen Haus (was mit über 20° C am wärmsten war), die dominante. Sie war quasi an den meisten großen Bäumen anzutreffen und hat dort Straßen gebildet, teilweise konnte man sie dabei beobachten wie sie Läuse bewachten und wie sie in Gruppen in Astgabeln saßen (siehe Fotos). Kann man dazu was sagen? Diese waren auch ein wenig größer als die anderen. Schätze in etwa so wie Lasius niger.
Ich weiß die Fotos sind nicht toll, aber vlt kann man ja trotzdem was erkennen.

K1600_2016-01-16 14.56.04.JPG
K1600_2016-01-16 14.48.21.JPG
K1600_2016-01-16 14.48.09.JPG
K1600_2016-01-16 14.48.01.JPG
K1600_2016-01-16 14.47.02.JPG
K1600_2016-01-16 14.46.47.JPG
K1600_2016-01-16 14.47.06.JPG
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ratti
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Re: Ameisen in Botanischen Gärten

Beitragvon Merkur » Dienstag 19. Januar 2016, 17:57

Hallo ratti,

Es könnte sein, dass es sich bei der ersten Art um die invasive Plagiolepis alluaudi handelt. Die wurde auch schon aus dem Berliner Tiergarten gemeldet. Bilder: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Pla ... s_alluaudi

Deine zweite Art ist eine Tetramorium sp., die ich aber nicht näher bestimmen kann.

Die dritte Art ist eine Dolichoderine, vielleicht aus der Gattung Technomyrmex.

MfG,
Merkur
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Re: Ameisen in Botanischen Gärten

Beitragvon Reber » Dienstag 19. Januar 2016, 21:15

Gute Idee ratti!
Ich kenne mehrer Anlagen, in denen exotische Ameisen eingeschleppt wurden. Oft bedroh(t)en sie andere Tierarten, in den 90ern, wenn ich mich recht erinnere, etwa im alten Papiliorama oder im Berner Tierpark Dählhölzli. Mittlerweile scheint man das Problem im Griff zu haben. Zumindest im Dählhölzli konnten sich im Vivarium zwei absichtlich angesiedelte Termitenarten (frei im Vivarium) und Attas sexdens (im Formicarium innerhalb des Vivariums) durchsetzen. Auch im Papiliorama in Kerzers scheint man Schmetterlinge und Puppen mittlerweile schützen zu können.

Im Madagaskarhaus im Zoo Zürich treten massenweise Technomyrmex cf. albipes auf. In der Anlage machen sie - abgesehen von Läusen die sie hegen und pflegen - soweit ich weiss keine Probleme. Aus sicherer Quelle habe ich erfahren, dass die Tiere das Gebäude im Sommer über breite Strassen verlassen und in der Umgebung furagieren. :(

Andernorts können Arten leben, die kaum auffallen...
Tropenhaus.JPG
Madag.Hall.JPG
Technomyrmex cf. albipes bei der Trophobiose
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Re: Ameisen in Botanischen Gärten

Beitragvon Boro » Dienstag 19. Januar 2016, 21:22

Bei der zuletzt gezeigten Art hätte ich auch Technomyrmex gesagt, vor allem das erste Foto zeigt Ähnlichkeiten: viewtopic.php?f=49&t=1220&p=10101&hilit=Technomyrmex#p10101
Tetramorium ist ja nach wie vor kaum auf Artniveau zu bestimmen, H. C. Wagner ist mit seiner diesbezüglichen Arbeit aber so gut wie fertig - soviel ich weiß!
Man kann aber nicht ausschließen, dass sich auch heimische Ameisen in Warmhäusern wohlfühlen: In Glashäusern des Grazer Botanikums (Österreich) konnten wir Lasius emarginatus und L. brunneus (wohl aus der unmittelbaren Umgebung) feststellen.
Mein ältester Sohn hat(te) in seiner Küche immer wieder Camponotus truncatus. Diese wohnten bis vor kurzem (vor der Vernichtung des Nestes) in der Türschwelle und waren auch im ganzen (vorigen) Winter munter in der Küche unterwegs. Ich konnte das Nest leider nicht retten, da unzugänglich!
L.G.
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