Krieg der Zwerge : Solenopis vs. Plagiolepis

Krieg der Zwerge : Solenopis vs. Plagiolepis

Beitragvon Boro » Sonntag 11. September 2016, 15:11

Solenopsis fugax gegen Plagiolepis sp.
Beide Arten sind nicht sehr bekannt, erstere lebt vor allem subterran und man wird nur während des derzeitigen Schwärmens auf sie aufmerksam. Plagiolepis sp. ist eine winzige Ameise des Mittelmeerraumes, die in thermisch begünstigten Zonen Mitteleuropas vorkommt.
Sohn Roman war gerade auf einem "Insektencamp" am Neusiedlersee im Burgenland (Österreich). Dort hat er ein Plagiolepis-Nest entdeckt und bei der Öffnung gleich auch die benachbarte Diebsameise Solenopsis freigelegt. Solenopsis siedelt häufig in unmittelbarer Nachbarschaft anderer Arten, deren Brut er stiehlt. Langjährige Erfahrung mit der bei uns häufigen Art haben gezeigt, dass er außerdem gefährlich sein kann, vor allem wenn er volksarme Nachbarnester schädigt: Da bleibt es nicht nur beim Brutraub (wie in der Literatur beschrieben), sondern die gesamte Brut kann geschädigt und Nestverteidigerinnen können getötet werden. Auf diese Weise ist mein Camponotus piceus-Nest in den letzten 2 Jahren seiner Brut beraubt worden und vor Jahren habe ich sicher deshalb auch mein Pyramica argiola-Nest im Steingarten verloren. Hölldobler (1965) schreibt von Kriegszügen der kleinen Solenopsis-Arbeiterinnen gegen andere Völker und deren Vernichtung [Neue Mitt. über die Diebsameise (Solenopsis fugax Latr.),besonders über ihr Verhalten in Formicarien. - Mitt. d. Schweizerischen Entomologischen Ges., 38 (1/2): 71--79)].
Nun, es kam wie es kommen musste: Die Neststörung zog Kampfhandlungen nach sich. Bemerkenswert ist vor allem, dass sich die winzige Plagiolepis nicht nur verteidigte, sondern zum Gegenangriff überging und dem Gegner Verluste beibrachte. Dass Plagiolepis so kampfstark ist, konnte ich nirgends lesen und weiß aus zahlreichen Beobachtungen, dass bisher bei ähnlichen Situationen alle Gegner vor Solenpsis reißaus nahmen. Solenopsis verfügt über einen wirksamen Giftstachel und über ein chemisches Repellent zur Abwehr der Gegner; Plagiolepis besitzt als Schuppenameise ein Giftdrüse, deren Sekret ebenfalls als Drohung eingesetzt wird, aber auch bei Kontakt mit dem Gegner deren raschen Tod bewirkt. Das habe ich bisher nicht gewusst!
Nach Kutter: Plagiolepis 1,2 - 1,4 mm, Solenopsis 1,4 - 3 mm (Majore, diese Längenangabe kann ich nicht bestätigen)
Fotos: Roman Borovsky
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Am ausgefahrenen Stachel v. Solenopsis tritt ein kleines Gifttröpfchen aus, offensichtlich als Repellent zur Abwehr "gedacht" [oben Mitte]
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Gegenseitige Drohhaltung: Kopf und Gaster werden jeweils dem Gegner zugewandt
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Erstaunlich: 3 innerhalb kurzer Zeit am Rücken liegende Solenopsis, nachdem Plagiolepis ihrerseits das Gift auf den Gegner abstreifte; die Wirkung folgte geradezu abrupt!
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Plagiolepis greift an! Dieses Verhalten konnte ich bisher nur ein paar Mal bei Lasius niger beobachten, aber mit bescheidenem Erfolg!
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Vergrößerung: Bei Plagiolepis ist am Hinterleibsende ein kleines Gifttröpfchen zu sehen! Beide Arten zeigen also zuerst ein ähnliches Drohverhalten! [links]
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Plagiolepis hat blitzschnell das Gifttröpfchen am Gegner abgestreift! Das kennen wir auch von Tapinoma spp. Solenopsis verharrt in eigenartiger Haltung. Plagiolepis hat sich eilends verabschiedet.
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Nach wenigen Sekunden das Ergebnis: Solenopsis liegt am Rücken und zappelt noch ein wenig mit den Beinen; dann kommt der Tod herbei.
Boro
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