Gruß aus Hessisch-Afrika!;)

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Beitragvon Merkur » Montag 18. Juni 2018, 19:39

Am 11. Juni 2018 überraschte uns das Darmstädter Echo mit einem großen Artikel „Ein Wildparadies wie in Afrika“!

1-Kleestadt,DE-11.6.18-013.jpg
Der Zeitungsartikel
Die Beschreibung klang so verführerisch, dass wir uns am 17.06. auf den Weg machten. Die Lage war nach der Zeitung nicht zu lokalisieren, auch eine Wanderkarte und Google Earth ließen Fragen offen, zumal einige der im Artikel genannten Flur- und Gewässernamen anders lauteten als in den Karten. Auch die Anfahrt gestaltete sich schwierig: In Altheim war die direkte Straße gesperrt, wegen eines Fahrradrennens.
Nach gehörigem Umweg erreichten wir eine gut identifizierbare Gaststätte, und gingen in die vermutete Richtung los. Doch wir erreichten den Zugang zum Ziel erst nach einem Bogen von fast 360°. Dennoch war der Weg fast lohnender als das gepriesene „Wildparadies“.

2-Kl.Fuchs_0612.jpg
Aglais urticae
Hier ein Kleiner Fuchs. Zu den zahlreichen Schmetterlingen an den Kratzdisteln habe ich gestern hier schon etwas geschrieben.

3-C.vagus-Nest_0618.jpg
Camponotus vagus Nest
4-C.vag._0616.jpg
Camponotus vagus
Ein riesiger Stapel Feuerholz, am Rand einer Wiese, vorn Brennnesseln und hinten hohes Schilf, beherbergte ein großes Volk von Camponotus vagus. Unter einer verwitterten Plane hatten sie sich über das teilweise vermorschte Holz hergemacht.

5-Plattbauch_0621.jpg
Libellula depressa
Eine Plattbauch-Libelle war übrigens das größte „Raubtier“, was wir in diesem „Afrika“ entdecken konnten. Von Afrika bin ich da Besseres gewohnt. ;)

6-Sagittaria_0622.jpg
Pfeilkraut, eine Sumpfpflanze
7-Sagitt.Blüte_0623.jpg
Sagittaria, Blüte
Endlich erreichten wir eine Stelle mit freiem Blick auf einen der Teiche. Hier standen überraschend riesige Pfeilkräuter, Sagittaria sagittifolia, sogar blühend!

8-Succinea_0627.jpg
Succinea sp.
An Schilfhalmen und Brennnesseln saßen unzählige Bernsteinschnecken (Succinea sp.). Die hellen Spuren auf dem Schilfblatt zeugen von ihrer Fraßtätigkeit. Endlich mal wieder Schnecken; es gibt also noch welche! Auch einige Schnirkelschnecken (Cepaea sp.) und weitere Arten saßen hier in der Vegetation.

9-WEißl._0630.jpg
Pieris rapae
Auf einer längeren Strecke durch Wald und am Waldrand entlang trafen wir neben Pfauenaugen und Kohlweißlingen auch Kaisermantel, Landkärtchen, Dickkopffalter und einige weitere Schmetterlingsarten an. Schließlich tapsten wir über ein nasses ehemaliges Feld, wo sich zahllose Kleine Kohlweißlinge am feuchten Boden labten.

- Fortsetzung folgt -
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Re: Gruß aus Hessisch-Afrika!;)

Beitragvon Merkur » Montag 18. Juni 2018, 20:17

Fortsetzung:

10-Dschungel_0643.jpg
Ein Dschungelpfad
Vorbei ging es an einem Gelände mit einer Ansammlung von Hütten, doch verwehrte ein Schild „Privat, Betreten verboten“ den Zugang. Hier hätten wir abbiegen müssen.
Endlich erreichten wir so etwas wie einen Pfad ins Schilf, sichtlich erst vor kurzem gemäht. Und da hinten: Da steht tatsächlich eine im Zeitungsartikel erwähnte Hütte, auf 3-4 m hohen Stelzen, von wo aus man einen Blick über die insgesamt sieben „Seen“ haben soll.

11Teich_0637.jpg
Der Blick ins Paradies
Auf dem halb zugewachsenen Weg dorthin, über wackelige Bohlen, die kleine Gerinne des Amorbaches queren, kamen wir zu dem Punkt, wo offensichtlich auch der Fotograf des Dst. Echo auf den Auslöser gedrückt hatte!

12-L.nig.Nest_0640.jpg
Lasius niger - Nest
Im hohen Schilf hat Lasius niger einen prächtigen Erdhügel gebaut. Die weiche Erde ist das richtige Material; oben wird er durch die Sonne erwärmt, und man bekommt auch keine nassen Füße.

13-L.nig.Gyne_0642.jpg
Lasius niger, Brut
In der Kuppel liegen viele kleine (Arbeiterinnen-), mittlere (Männchen-) und große (Gynen-) Puppen. Erst ein paar frisch geschlüpfte, noch helle Gynen sind darunter, am 17. Juni. Das dauert doch noch einige Zeit, bis hier geschwärmt wird! (Edit: Ich kann nicht ausschließen, dass es sich hier um Lasius platythorax handelt, die Schwesterart von L. niger, die feuchtere Habitate bevorzugt! Im Freien lassen sie sich selbst mit Lupe nicht unterscheiden.)

14-Auss.turm_0636.jpg
Beobachtungshütte
Der Aussichtsturm! An der nicht so ganz zuverlässig erscheinenden Leiter hatte man die angefaulten Sprossen offensichtlich erst kürzlich mit hellen, aufgenagelten (!) Fichtenlatten aufgehübscht. Vielleicht eigens für den Besuch der Presse? - Ich bin nicht bis ganz oben gestiegen… :roll:

Ein NSG, für das man so viel Reklame macht, sollte vielleicht doch etwas besser für die Öffentlichkeit erschlossen werden, mit Hinweisschildern, sicher begehbaren Wegen, und vielleicht ein paar Informationstafeln. Die Arbeiten wurden schließlich außer mit Vereinsmitteln und Spenden auch mit öffentlichen Mitteln finanziert!

MfG,
Merkur
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