So war das nicht geplant!

So war das nicht geplant!

Beitragvon Boro » Donnerstag 5. Juni 2014, 09:41

In meinem naturbelassenen Steingarten ist die Artendichte an Ameisen zu hoch, ich muss daher in gewissen Abständen Futter bereitstellen. Auf diese Art unterstütze ich z. B. mein Camponotus piceus- u. C. lateralis-Volk. Die ebenfalls anwesenden Arten Lasius emarginatus u. Lasius niger muss man dagegen in die Schranken weisen, weil sie wegen ihrer ausgeprägten Aggressivität immer an irgendeine Nahrung kommen und alle anderen Arten bedrängen.
Heimchen werden an speziellen Stellen ausgelegt, stets erhöht z. B. auf Blättern, weil C. piceus sich nur "ungern" am Boden aufhält. Wenn eine Arbeiterin die Beute entdeckt, wird bald eine kleine Arbeiterschar rekrutiert, meist zwischen ein und zwei Dutzend Individuen. Die Beute wird sofort nach allen Seiten abgesichert, indem einige Arbeiterinnen wiederholt auf Blättern und Gräsern in der unmittelbaren Umgebung patroullieren. Dabei werden einzelne gierige Arbeiterinnen v. Formica cunicularia od. F. fusca abgewiesen, wenn Tapinoma subboreale auftaucht, wird es kritisch. Das Auftauchen von ein od. zwei Lasius niger-Arbeiterinnen führt aber zum Rückzug aller anderen Species: Das ist die Folge der hohen Stellung von Lasius niger in der heimischen Dominanzhierarchie.
Gestern ist aber ein neuer Konkurrent aufgetaucht, mit dem ich nicht gerechnet habe: Polistes dominula aus der fernen Verwandtschaft der Ameisen. Die an sich vorsichtige Wespenkönigin kann wenige Camponotus piceus-Arbeiterinnen vertreiben und durch Wegziehen der Beute Distanz schaffen. Eine einzelne (vergleichsweise winzige) Lasius niger kann aber durch ihr aggressives Verhalten die große Wespe auch vertreiben!
Es kam wie es kommen musste: Die C. piceus-Arbeiterinnen haben die Beute verloren und die Wespe konnte sie allein verwerten. Nach einer halben Stunde waren 3 (!) Wespenköniginnen anwesend und begannen ihrerseits um die Beute zu streiten.
Fazit: So ist das Leben, niemand will dem anderen etwas gönnen! Soll ja in der menschlichen Gesellschaft auch vorkommen.......
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Dateianhänge
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Camponotus piceus Arbeiterinnen an der Fütterungsstelle
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Ein zweites Heimchen wird von den C. piceus-Arbeiterinnen entdeckt
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Die Ameisen müssen weichen
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Die Wespe hat die Beute etwas weggezogen und kann sie nun allein verwerten
Boro
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