Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrungen

Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrungen

Beitragvon Maddio » Mittwoch 3. Juni 2015, 14:45

Hier ist Platz für Anregungen, Fragen und sonstiges zu meinem Haltungsbericht.

Haltungsbericht: http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=57&t=1009
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Maddio
 

Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon hormigas » Freitag 5. Juni 2015, 11:18

Hey Maddio,
Ich bin schon sehr gespannt wie sich die Kolonie mit 4 Königinnen entwickeln wird.
Also ob das Wachstum dadurch 4x so schnell sein wird usw. oder ob mehrere Königinnen das Wachstum nicht entscheidend verändern.
also bis dann...
LG
hormigas
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hormigas
 

Re: Formica fusca - Diskussion

Beitragvon Maddio » Freitag 5. Juni 2015, 12:35

Hey Hormigas,

danke für Dein Feedback. Es sind jetzt doch fünf Königinnen, mindestens eine scheint sich die meiste Zeit im Übergang Schlauch->Ytong zu verstecken. Gegenwärtig ist jede Menge Brut vorhanden, die Königinnen sind jeweils sehr unterschiedlich physogastrisch und es gibt auch geringe Größenunterschiede.

Dein Haltungsbericht wird von mir sehr aufmerksam verfolgt und er war als einer der ausführlichsten ausschlaggebend für meine Entscheidung die schwarzen Waldameisen zu halten. Ich wünsche Dir eine gute Saison!!

LG
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Maddio
 

Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon FooFighter » Sonntag 8. Mai 2016, 16:15

Hallo Maddio,

das sieht leider genaus so aus wie bei meinen Formica sanguinea :(. Meine Kolonie habe ich vor ein paar Tagen überbrüht um das Risiko für meine andere Kolonie zu minimieren. Ich habe in einem anderen Thread darüber berichtet wie ich versucht habe die Milben zu bekämpfen, ich habe den Stand dort noch nicht (keine Zeit bisher) aktualisiert aber ich möchte dir trotzdem kurz berichten:

Nach dem ich einzelne Individuen in Oxalsäure (5g auf 100ml Wasser) behandelt habe fielen die Milben zum Großteil ab, die Arbeiterinnen separierte ich und beobachtete sie 24h lang weiter. Da es keine Todesfälle gab habe ich die gesamte Kolonie damit besprüht. Danach habe ich die Kolonie in Winterruhe geschickt. Anfangs sah es sehr gut aus, bis ich Mitte der WR bemerkte, dass ein Großteil der Arbeiterinnen tot und am schimmeln waren. Bis zum Ende der WR waren noch 30 Arbeiterinnen und Gyne übrig, allerdings gab es bis vor einer Woche keine Brut und mehr Milben, daher habe ich die Kolonie überbrüht und das komplette Becken mit Alkohol desinfiziert. Für das Absterben mache ich die Säurebehandlung (also mich) verantwortlich, NICHT die Milben. Vorher gab es nämlich keine Toten.
Andere Methoden wie Zitronensaft und Eukalyptusöl brachten weder negative noch positive Auswirkungen.

Experimentellerweise würde es mich interessieren ob bei dir tatsächlich einen erhöhte Sterberate eintritt und ob die Milben sich immer weiter vermehren. Auch einen Versuch mit Raubmilben könntest du vielleicht noch versuchen.

Das Fazit für mich war, dass ich alle gefangenen Insekten überbrühe und bei Bedarf einfriere. Meine Gründerkolonie Formica cf. rufibarbis nimmt alles an was ich ihnen reinwerfe und sie entwickeln sich hervorragend (kleiner HB folgt evtl. in den nächsten Wochen).

LG und einen trotzdem noch einen schönen Rest-Sonntag
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Zuletzt geändert von FooFighter am Sonntag 8. Mai 2016, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Maddio » Sonntag 8. Mai 2016, 16:43

Vielen Dank für die Anteilnahme ich habe deine Schilderungen sorgfältig gelesen, auch von meiner Seite spreche ich mein Beileid aus, dass es bei deinen Formica sanguinea soweit gekommen ist. Ich drücke dir die Daumen, dass es dann jetzt mit den Formica rufibarbis besser klappt! Einen Haltungsbericht würde ich gerne verfolgen!

Nach dem ersten Schock habe ich mich ein wenig in die Materie eingelesen, u.a. hier:
http://ameisenwiki.de/index.php/Milben
und hier:
https://www.antstore.net/forum/viewtopic.php?t=6213

Die mechanische Reinigung schließe ich bei meiner Kolonie von Anfang an aus. Es sind weit über 300 Ameisen, und noch dazu sind sie sehr flink. Man könnte evtl. eine kleine Gruppe (z.B. eine Königin und zehn Arbeiterinnen) milbenfrei bekommen, oder gezielt milbenfreie Tiere auswählen für einen Neustart. Dann ist es meinem Empfinden nach aber auch nicht mehr die eigentliche Kolonie und ich wage mir gar nicht vor zu stellen wie groß der Frust später ist, wenn doch einige Milben übersehen wurden und sich das ganze irgendwann wiederholt.

FooFighter hat geschrieben:Experimentellerweise würde es mich interessieren ob bei dir tatsächlich einen erhöhte Sterberate eintritt und ob die Milben sich immer weiter vermehren.


Bisher sind diese Saison nur eine Handvoll Todesfälle aufgetreten. Mich hat der Milbenbefall auch wirklich aus allen Wolken fallen lassen. Ich hatte den Eindruck alles läuft perfekt.
In dem zweiten Link oben wird geschildert, dass man die Lebensumstände für die Milben ungemütlich machen soll. Das würde bedeuten, neue Arena, möglichst staubtrocken und übersichtlich, so dass Futterreste gut abgesammelt werden können. Und keine Nestbefechtung mehr. Die Ameisen scheinen es sowieso nicht feucht zu brauchen. Aber wenn es sehr warm ist habe ich öfters bewässert, einfach weil man den Tieren was gutes tun möchte. Im Nachhinein habe ich wohl eher den Milben damit geholfen :?: .

FooFighter hat geschrieben:Auch einen Versuch mit Raubmilben könntest du vielleicht noch versuchen.


Ich werde mich in der Richtung mal weiter informieren.

Eine einfache Lösung wird es wohl nicht geben, und ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, wie ich überhaupt überblicken soll, ob es mehr oder weniger Milben werden :( . Einige Ameisen scheinen komplett frei davon zu sein, sehr viele haben eine Handvoll Milben auf sich, und wieder andere sind sehr stark betroffen.

LG und auch einen schönen Rest Sonntag
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Maddio
 

Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Merkur » Sonntag 8. Mai 2016, 19:58

Hallo Maddio,

Mach’ mal langsam!

Der Befall scheint nach Deinen Bildern meines Erachtens noch lange nicht wirklich schlimm! Im Freiland findet man Kolonien mit so ein paar angehefteten Deutonymphen recht häufig.
Im AWiki sind extreme Befallsdichten bei Messor abgebildet, die hast Du ja gesehen.
In dem Antstore-thread ist der allerletzte Satz eigentlich der wichtigste!
Lass’ die Finger von irgendwelchen Bekämpfungsmittelchen. Mechanisch geht nicht, wegen der großen Zahl an Individuen, völlig klar. Chemie scheint eher mehr Schaden als Nutzen zu bringen: Die richtige Dosierung ist einfach zu schwierig!
Raubmilben gibt es kommerziell nur für die Bekämpfung von Milben, die an Pflanzen saugen. Das ist etwas ganz Anderes als die Ektoparasiten von Insekten.

Was kann ich empfehlen?
Als erstes würde ich die Ameisen umziehen lassen, raus aus dem verfl….. Ytong *) mit seinen abenteuerlich vielen Versteckmöglichkeiten für Milben und deren winzige Eier!
Ein Formikarium, am besten eine „Farm“ mit lehmigem Sand, halte ich für sehr viel besser!
Wenn die Farm innen nicht weiter als 12-15 mm ist, sind auch genügend Einblicke in Kammern und Gänge möglich.
Die Farm sollte sparsam bewässert werden. Trockenheit ist der Feind der Milben. Wasser muss natürlich in der per Schlauch angeschlossenen, trockenen Arena verfügbar sein (Tränke).
Alternativ wäre allenfalls ein Gipsformikar denkbar, gut (blasenfrei!) gegossen, und ebenfalls sparsam bewässert.
Und dann erst mal abwarten, wie sich der Befall weiter entwickelt! Es kann gut sein, dass er „von alleine“ verschwindet.

*) Zum Ytong: Ich habe viel im Freiland gearbeitet bzw. Studierenden auf Exkursionen Ameisen und anderes Getier gezeigt. Auf alten, überwachsenen wilden Müllkippen findet man so Manches, auch weggeworfene Ytong-Bruchstücke. NIEMALS fand ich Ameisen unter oder in Ytong, auch wenn der viele Jahre am Ort lag und von Moos überzogen war! Natursteine daneben, oder auch massive Ziegelsteine (nicht die mit Löchern) dreht man dagegen selten vergebens bei der Suche nach Ameisen. Über die Ursache kann man nur spekulieren; was hier zählt, ist die Tatsache, dass Ameisen dieses Material meiden. – Hatte das vor vielen Jahren bereits im alten Ameisenforum berichtet, aber es wurde nicht beachtet.

Es sollte mich freuen, wenn meine Tipps zum Erfolg führen!

MfG,
Merkur
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Reber » Sonntag 8. Mai 2016, 20:03

Hallo Maddio,
sehr schade, dass Milben in der Kolonie auftreten. Woher diese vermutlich kommen - und was man allenfalls dagegen tun kann - hast du ja bereits erwogen.

Ich würde mich aber freuen, wenn du die Kolonie nicht abtötest, sondern allenfalls versuchst die Milben zu bekämpfen. Milben tauchen ja leider sehr oft auf in der Ameisenhaltung. Leider gibt es nur wenige Berichte über eine erfolgreiche Behandlung.

Erfolgreich waren u.a. Raubmilben. Hier wäre es interessant zu erfahern, ob und unter welchen Bedingungen der Einsatz dieser Prädatoren funktioniert bzw. ob die erfolgreiche Bekämpfung zufällig war oder ob die Tiere tatsächlich eine zuverlässige Alternative darstellen.

Raubmilben verschiedener Art werden ja mitlerweile auch im Handel als "Nützlinge" zum Einsatz gegen Milben an Zierpflanzen, Gemüse u.s.w. angeboten. In einem geschützten Formicarium spricht eigentlich wenig gegen einen Einsatz der Tiere.
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„Doch vor allen Dingen:
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Colophonius » Sonntag 8. Mai 2016, 20:07

Hallo

Merkur hat geschrieben:n. Über die Ursache kann man nur spekulieren; was hier zählt, ist die Tatsache, dass Ameisen dieses Material meiden. – Hatte das vor vielen Jahren bereits im alten Ameisenforum berichtet, aber es wurde nicht beachtet.



Tatsache ist auch, dass es unzählige Halter gibt, die über viele Jahre erfolgreich ihre Kolonien in eben diesen "verflixten YTONG-Nestern" halten. Tatsache ist auch, dass YTONG ein einfach zu bearbeitendes Material ist, was den Ameisen so nicht zu schaden scheint. Tatsache ist auch, dass sich auf den Müllhalden wohl kaum an die Art angepasste Nester befinden. Tatsache ist auch, dass dort wohl kaum ein Halter die Ameisen entsprechend versorgt. Tatsache ist auch, dass YTONG ziemlich günstig und gut zu bearbeiten ist. Tatsache ist auch, dass er in der Haltung teilweise sogar Erdnester* schlägt.

Man kann echt vieles verteufeln, aber gerade der YTONG ist wohl eine der größten Errungenschaften in der nicht wissenschaftlichen Ameisenhaltung.


* Berichtet wurde bei Cataglyphis, dass diese in der Haltung in Erdnestern derartig viel graben, dass diese irgendwann einfach einstürzen und so große Teile der Kolonie begraben

Edit:

Ich würde dir auch stark von einer Farm abraten. Milben treten vor allem dann auf, wenn das Becken feucht ist. Wie es bei einer Farm der Fall ist. Darüber hinaus braucht man einiges an Mut, um eine befallene Kolonie in ein Nest zu lassen, in dem man sie potenziell nicht sehen kann. Damit hilfst du dir nicht. Ich würde an deiner Stelle den YTONG austrocknen lassen und nur noch Wasser über eine Tränke anbieten.
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Merkur » Sonntag 8. Mai 2016, 20:20

Ach ja, Herr "Colophonius", Sie wissen's natürlich VIEL besser! - Und derartige Beiträge waren es, die mich seit Jahren sehr zurückhaltend gemacht
haben mit der Weitergabe meiner Erfahrungen. Das ist eine Tatsache!!
Wozu soll ich mir die Mühe machen, gute Ratschläge zu geben, wenn umgehend einer (oder ein paar) Neunmalgscheite das Gegenteil behaupten?
Macht also, was Ihr für richtig haltet. Ich halte auch was, nämlich die Klappe. :roll:

Schönen Abend noch,
Merkur
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Maddio » Sonntag 8. Mai 2016, 21:46

An erster Stelle ein großes Dankeschön in die Runde. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich doch so viele von Euch zu Wort melden und dann auch noch so umfangreich. Vielen Dank für diese Unterstützung!!

Merkur hat geschrieben:Der Befall scheint nach Deinen Bildern meines Erachtens noch lange nicht wirklich schlimm! Im Freiland findet man Kolonien mit so ein paar angehefteten Deutonymphen recht häufig.
Im AWiki sind extreme Befallsdichten bei Messor abgebildet, die hast Du ja gesehen.


Schön das zu hören. Vielleicht gibt es dann doch noch Hoffnung. Die Bilder im Ameisenwiki habe ich gesehen, schlimmer geht es wohl nicht, echt gruselig.

Merkur hat geschrieben:In dem Antstore-thread ist der allerletzte Satz eigentlich der wichtigste!


Ja, so hatte ich das auch verstanden. Auch wenn da von Geduld bei der Ameisenhaltung geschrieben wird, die Mühe mehr als 350 :aa: mechanisch milbenfrei zu bekommen werde ich mir ganz sicher nicht machen.

Reber hat geschrieben:Ich würde mich aber freuen, wenn du die Kolonie nicht abtötest, sondern allenfalls versuchst die Milben zu bekämpfen. Milben tauchen ja leider sehr oft auf in der Ameisenhaltung. Leider gibt es nur wenige Berichte über eine erfolgreiche Behandlung.

Erfolgreich waren u.a. Raubmilben. Hier wäre es interessant zu erfahern, ob und unter welchen Bedingungen der Einsatz dieser Prädatoren funktioniert bzw. ob die erfolgreiche Bekämpfung zufällig war oder ob die Tiere tatsächlich eine zuverlässige Alternative darstellen.

Raubmilben verschiedener Art werden ja mitlerweile auch im Handel als "Nützlinge" zum Einsatz gegen Milben an Zierpflanzen, Gemüse u.s.w. angeboten. In einem geschützten Formicarium spricht eigentlich wenig gegen einen Einsatz der Tiere.


Irgendwo sehe ich es schon ein, die Kolonie abzutöten ist wirklich der einfachste Ausweg. So in der Art "fire and forget" ;) . Heute mittag war ich auch erstmal bedient. Ich hatte auf meinen Fotos stets Ausschau nach Milben gehalten, das plötzlich ein Befall da ist hat mich auf dem falschen Fuß erwischt.

FooFighter hat auch schon die Raubmilben vorgeschlagen, ich werde mich weiter informieren.

Merkur hat geschrieben:Raubmilben gibt es kommerziell nur für die Bekämpfung von Milben, die an Pflanzen saugen. Das ist etwas ganz Anderes als die Ektoparasiten von Insekten.


Das hört sich dann wiederum nicht so gut an. Ich fasse es erstmal so auf, dass Raubmilben zumindest sehr umstritten sind, und bei der unglaublichen Vielzahl an Milben-Sorten ist es wohl eher ein Glücksspiel, ob die Raubmilben wirklich den Befall dezimieren. Ein Glücksspiel bei dem man auch verlieren könnte, wenn die Raubmilben z.B. nach getaner Arbeit zahlreich vorhanden sind und an die Ameisen oder die Brut gehen.

Merkur hat geschrieben:*) Zum Ytong: Ich habe viel im Freiland gearbeitet bzw. Studierenden auf Exkursionen Ameisen und anderes Getier gezeigt. Auf alten, überwachsenen wilden Müllkippen findet man so Manches, auch weggeworfene Ytong-Bruchstücke. NIEMALS fand ich Ameisen unter oder in Ytong, auch wenn der viele Jahre am Ort lag und von Moos überzogen war!


Da ich auch desöfteren mal unterwegs bin und Ameisen suche, kann ich diese Erfahrungen nur bestätigen. Inzwischen schaue ich oft noch nicht einmal unter Ytong-Steine, weil vermutlich mein Unterbewusstsein mir schon sagt, dass dort höchstens ein paar Ohrwürmer ihr Lager haben.

Das ein gut befeuchteter Ytong mit seinen vielen Poren eine Brutstätte für Milben ist, das ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Ironischerweise hatte ich vorgehabt, den Ytong gar nicht mehr zu befeuchten, ausser in der Winterruhe. Ab und zu habe ich mich dann doch dazu hin reissen lassen, damit die Ameisen immer genug Wasser haben. Dabei scheinen die Serviformica es trocken zu mögen.

Colophonius hat geschrieben:Tatsache ist auch, dass es unzählige Halter gibt, die über viele Jahre erfolgreich ihre Kolonien in eben diesen "verflixten YTONG-Nestern" halten. Tatsache ist auch, dass YTONG ein einfach zu bearbeitendes Material ist, was den Ameisen so nicht zu schaden scheint. Tatsache ist auch, dass sich auf den Müllhalden wohl kaum an die Art angepasste Nester befinden. Tatsache ist auch, dass dort wohl kaum ein Halter die Ameisen entsprechend versorgt. Tatsache ist auch, dass YTONG ziemlich günstig und gut zu bearbeiten ist. Tatsache ist auch, dass er in der Haltung teilweise sogar Erdnester* schlägt.

Man kann echt vieles verteufeln, aber gerade der YTONG ist wohl eine der größten Errungenschaften in der nicht wissenschaftlichen Ameisenhaltung.


Dem würde ich weitesgehend zustimmen. Die Situation in der Haltung unterscheidet sich nunmal von der Situation in der Natur. Das andere Steinsorten in der Natur bevorzugt werden, macht sie nur aus diesem Grund noch lange nicht attraktiv für die Haltung. Abgesehen von Stein wäre auch Holz bei Serviformica vlt eine Überlegung wert? Ich habe sie schon oft in am Boden liegenden Ästen gefunden, auch wenn wohl meist ein Erdteil darunter vorhanden ist.

Merkur hat geschrieben:Ein Formikarium, am besten eine „Farm“ mit lehmigem Sand, halte ich für sehr viel besser!
Wenn die Farm innen nicht weiter als 12-15 mm ist, sind auch genügend Einblicke in Kammern und Gänge möglich.
Die Farm sollte sparsam bewässert werden. Trockenheit ist der Feind der Milben. Wasser muss natürlich in der per Schlauch angeschlossenen, trockenen Arena verfügbar sein (Tränke).
Alternativ wäre allenfalls ein Gipsformikar denkbar, gut (blasenfrei!) gegossen, und ebenfalls sparsam bewässert.
Und dann erst mal abwarten, wie sich der Befall weiter entwickelt! Es kann gut sein, dass er „von alleine“ verschwindet.


Ich glaube Ihnen bei Ihrer Erfahrung auf dem Gebiet gerne, dass eine Farm die beste Möglichkeit in meinem speziellen Fall ist. Um es mal krass auszudrücken, ich würde eher gar keine Ameisen halten, als dass ich sie in (Erd-) Farmen halten würde. Für mein persönliches Empfinden ist ein Nest mit gutem Einblick eine Grundvorraussetzung für die Ameisenhaltung, speziell bei einheimischen Arten. Ich beobachte einheimische Arten schon seit langer Zeit in der freien Wildbahn. Für mich ist speziell das interessant, was sich in den Nestern abspielt.

Ein Gipsformikar kann ich mir schon eher vorstellen. Da ist dann die Frage, nur eine Gips-Arena oder eine Gips-Arena mit Kammern etc, also Nest und Arena in einem Behälter.

Colophonius hat geschrieben:Ich würde dir auch stark von einer Farm abraten. Milben treten vor allem dann auf, wenn das Becken feucht ist. Wie es bei einer Farm der Fall ist. Darüber hinaus braucht man einiges an Mut, um eine befallene Kolonie in ein Nest zu lassen, in dem man sie potenziell nicht sehen kann. Damit hilfst du dir nicht. Ich würde an deiner Stelle den YTONG austrocknen lassen und nur noch Wasser über eine Tränke anbieten.


Das Austrocknen des Ytong ist wohl erstmal der richtige Schritt. Obwohl ich gelegentlich befeuchtet hatte, gab es in dieser kurzen Saison schon Zeiten, in denen der Ytong tagelang staubtrocken war. Daher rechne ich leider nicht damit, dass diese Maßnahme alleine hilfreich ist.

So oder so, die sorgenfreie Haltung der Kolonie ist jetzt erstmal Geschichte. Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen, und man wird sehen was im Drehbuch steht.

Mein erster Ansatz wird es sein eine simple Gipsarena her zu richten. Dann werden die Ameisen aus dem Glasbecken umgesetzt und das Ytong-Nest wird angeschlossen. Das Nest wird ab sofort nicht mehr befeuchtet und Wasser wird nur noch in einer Tränke bereit gestellt. Es werden nur noch eingefrorene bzw. überbrühte Futtertiere angeboten, einen Vorrat an Schokoschaben habe ich ja in der Tiefkühltruhe da sehe ich keine Probleme.

Was ich übrigens ursprünglich in den Bericht schreiben wollte: Die Kolonie braucht trotz mehrerer hundert Arbeiterinnen scheinbar nur eine Mini-Arena. Es fouragieren nur vereinzelte Arbeiterinnen, wenn sie Futter finden rekrutieren sie schnell und zielgerichtet eine große Anzahl Helferinnen und ebenso schnell ist das Spektakel wieder vorbei. Von einigen anderen Arten kenne ich es eher so, dass die Arena stets durchkämmt wird, vlt auch um Territorial-Ansprüche zu stellen. Das ist bei dieser Kolonie nicht der Fall, sie sind absolut genügsam.
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Maddio
 

Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 8. Mai 2016, 21:59

Ich kann mir gut vorstellen, das Ytong in der Natur gemieden wird im Gegensatz zu massiven Steinen, Findlingen etc. Immerhin ist es ein poröser Leichtbaustoff, der auch wie der Porenziegel eine relativ geringe Dichte hat und aufgrund dieser eben nicht so sehr als Wärmespeicher (für die Nacht) geeignet ist und das ist auch der Grund, warum die Nester unter den Steinen liegen.
Sicherlich ist er auch porös und gibt viele Versteckmöglichkeiten gerade für noch wesentlich kleinere Tierchen als die Ameisen, aber das Erdreich selbst ist ja auch meist nicht gerade sehr "luftleer".
Möglicherweise bringt eine Umsiedlung einen kleinen Fotschritt, aber was passiert mit den paar vielleicht mitgeschleppten Milben? Vermehren sich diese wieder stark?
Auf Dauer kann man wohl nur Paroli bieten, wenn man ein Metier schaffen kann, das denkbar ungeeignet für eine starke Vermehrung der Milben ist, aber auch noch so für die Ameisen geeignet, dass diese damit nich gut zurechtkommen.
Ytong kann man auch gut trocken nutzen, Gips ginge auch noch gut, hat sogar kaum Poren, bei einer Farm wäre ich mir aber nicht sicher, ob die nicht leicht einstürzt, wenn sie zu trocken wird.
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon FooFighter » Sonntag 8. Mai 2016, 22:15

Wenn ich das mit meinem Fall vergleiche dann hilft ein trockener Stein und eine komplett trockene Arena nicht. Ich habe meine Kolonie nach dem Überschreiten der 100er Marke komplett trocken gehalten und nur eine Tränke angeboten - geholfen hat auch das nicht. Ich kann das so genau sagen da ich mühsam Fotos ausgewertet habe und Mittelwerte von Milbe pro Ameise gebildet habe. Ich würde dir nur eines raten: Kein Aktionismus, dazu habe ich mich auch verleiten lassen.

Zu der Ytong-Gips Diskussion habe ich nur eins zu sagen: Bei meinem letzten Nest für die Formica rufibarbis habe ich Kammern aus dem Ytong gearbeitet und dann mit Gips ausgestrichen. Man kann einfach arbeiten und der Gips gibt eine schöne glatte Oberfläche.

liebe Grüße
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Maddio » Sonntag 8. Mai 2016, 22:42

@FooFighter als ebenfalls Betroffener mit einer nahe verwandten Art weiss ich deinen Input sehr zu schätzen. Es hat diese Saison bisher kaum Tote gegeben, was mich hoffen lässt, dass die Milben auch wenn sie sehr unansehlich sind, keine größere Gefahr darstellen.

Ich denke trotzdem intensiv über eine Gipsarena nach, weil meine bisherige Arena Kies als Bodengrund hat und wohl ein Paradies für Milben ist. Futterreste vollständig zu entfernen ist kaum möglich. In dieser Hinsicht ist eine Gips Arena vermutlich praktischer.

LG
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Maddio
 

Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Colophonius » Sonntag 8. Mai 2016, 23:00

Hey,

meines Erachtens kannst du den Gips in dem Fall auch weglassen und sie wirklich "steril" halten. Das ist zwar Geschmackssache, so ein nacktes Glasbecken ist nicht gerade ansehnlich im Normalfall, aber dann hast du wirklich die besten Möglichkeiten, alles zu kontrollieren und zu reinigen.

Grüße,
Colo
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Colophonius
 

Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Trailandstreet » Sonntag 8. Mai 2016, 23:06

Ich hatte bei meinen Myrmica in einem Gipsnest auch schon Milben beobachten können. Dieses Nest ist im Vergleich auch meist wirklich feucht gehalten worden und heute kann ich keine einzige mehr bei diesem Volk finden.
Ganz so einfach ist die Sache nicht.
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon NIPIAN » Montag 9. Mai 2016, 11:08

Hoi,

im Falle des Falles lassen sich auch mehrere Reagenzgläser parallel schalten. Ich wage es allerdings zu bezweifeln, dass sich ektoparasitäre Milben tatsächlich beeindrucken lassen, da die Ernährung über die Ergaten sichergestellt wird. Weiterhin gibt es einfach zu viele potentielle Versteckmöglichkeiten für Milbeneier, selbst in glattbewandeten Reagenzgläsern (Verbindungsstücke, Verschlussstopfen-Glas-Zwischenraum Müll, Eier/Larvenhaufen).

Von den Versteckmöglichkeiten der Parasiten aus betrachtet ist der Porenbetonstein tatsächlich schlecht als Nistmöglichkeit für Ameisen, von der geringen Wärmespeicherkapazität einmal abgesehen, die in der Haltung keine Rolle spielt. Das mag dem ein oder anderen vielleicht nicht gefallen, aber im Falle von weiteren ungünstigen Lebensbedingungen (Milben, "unsaubere" Haltungsweise wie Schadpilze in Futterresten in Kombination mit Feuchtigkeit nachdem man das Nest steril angeboten hat, etc.) ist der Porenbetonstein tatsächlich keine gute Nistmöglichkeit. Einzelne Ameisenvölker überleben mit Sicherheit sehr lange Zeit, es gibt immer "Ausreißer", weil etwas besonders gut gelaufen ist, was allerdings in Haltungsberichten und im Austausch untereinander nicht weitergegeben wird/werden kann. Die Frage ist dann allerdings auch, ob z.B. gut eingestellte Erdnester in den vergangenen Jahren überhaupt Verwendung gefunden haben. Wenn nicht, kann man die Aussage bezüglich Porenbetonnester ehrlicherweise nicht treffen. Wenn es dumm gelaufen ist, sind viele Halter dem Porenbetonnest zu unrecht, aufgrund unter anderem der Leichtigkeit in der Herstellung, hinterhergerannt. Herdeneffekt, quasi.

Mit etwas Zeit werde ich in diesem Jahr einen Erdnestversuch starten. Mal sehen, wie ich das bewerkstelligen werde. Über Input/Ideen freue ich mich sehr!
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Colophonius » Montag 9. Mai 2016, 12:13

Moin moin,

wie soll der Erdnest-Versuch aussehen? Ich halte selbst eine P. pieli erfolgreich im Erdnest und eine O. bauri eher unerfolgreich (leider). Für die P. pieli ist der YTONG eher weniger geeignet, da sie selbst winzig sind, während es bei anderen Arten deutlich besser funktioniert.
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Re: Formica (Serviformica) fusca - Maddio's Haltungserfahrun

Beitragvon Reber » Montag 9. Mai 2016, 18:39

Vielleicht kann ja Gripsnest etwas zu seinem (zumindest am Anfang) erfolgreichen Versuch mit Hypoaspis Milben sagen.

Ansonsten: Als Neuimker frage ich mich, ob schon mal jemand eine Behandlung angewendet hat, die man sonst bei Bienen gegen die Varroa-Milbe einsetzt?
Zum Beispiel eine Sprüh-Behandlung mit 2.1%iger Oxalsäue. Das müsste natürlich im Freien geschehen und mit den nötigen Schutzmassnahmen, allenfalls durch einen Imker-Kollegen.

Da unsere Ameisen ja keine "verdeckelte" Brut haben und vorallem nicht immer wieder neuen Milben ausgesetzt sind, weil sie nicht im Freien gehalten werden, müsste die Behandlung gegen die Milben eigentlich nachhaltig funktionieren - wenn man direkt auf die ganze Kolonie sprühen kann. Ob die Ameisen damit klar kommen, ist wieder eine andere Frage. Aber die könnte ein Versuch (mit einigen "Testameisen") wohl beantworten.
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Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Maddio » Montag 9. Mai 2016, 20:12

Danke für den Link.

Vlt schaffe ich es morgen mal zu einer Apotheke. Dann kann ich da mal fragen was 30g Oxalsäuredihydrat so kosten würden.

Die Kolonie müsste ich dann in eine große Plastikwanne packen, welche oben mit Paraffinöl abgesichert wird. Und dann raus aufs Land zum Sprühen? Wie giftig ist die Oxalsäure eigentlich :?: ?

Nach erfolgter Behandlung dann die Kolonie wieder in ein anderen Behälter umpacken? Sie können wohl nicht in dem "Behandlungsbehälter" bleiben oder?

Edit: Achso, jetzt habe ich erst gesehen, erst an einigen wenigen testen, das macht Sinn :roll: .
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Maddio
 

Re: Diskussion zu Formica fusca - Maddio's Haltungserfahrung

Beitragvon Reber » Montag 9. Mai 2016, 21:28

Oxalsäure ist - wie jede Säure - gefährlich genug, dass man sie nicht selber anrühren sollte, wenn man sich nicht auskennt.
Also unbedingt von der Apotheke anrühren lassen. Bei uns gibt es die Säure als sprühfertige Lösung zu kaufen (BioVet etc.) - für knapp 9 Euro der Liter.

Beim Sprühen muss man zur Sicherheit Handschuhe, Schutzbrille und Atemaske tragen.

Allerdings, damit kein falsches Bild entsteht: Oxalsäure, historisch Kleesäure kommt auch natürlich in Lebensmitteln vor. Es ist wie immer: Die Menge machts!
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