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Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Freitag 2. Mai 2014, 16:21
von Boro
Lasius fuliginosus kann mit einer sehr interessanten Biologie aufwarten: Er ist ein Hyperparasit, da in der Regel bei den ihrerseits sozialparasitisch gründenden Lasius (Chthonolasius) spp. sozialparasitisch gründend. Die Gynen sind nicht viel größer als große Arbeiterinnen, schon ein Hinweis auf eine wenig wahrscheinliche selbständige Gründung. Volksstarke Nester können ihr Territorium erfolgreich gegen größere, oft noch populationsstärkere Arten, wie etwa Formica s. str. verteidigen.
Die Vorkommen sind stark an Waldbestand, Waldränder od. Hecken gebunden, da sich die Art vorwiegend durch Trophobiose mit verschiedenen Läusearten (auch Wurzelläusen) ernährt. Die Nester werden meist im Wurzelbereich älterer Bäume angelegt und Holhräume mit einer kartonartigen Masse ausgekleidet und in Kammern gegliedert.
L. fuliginosus ist wegen der schwarzen, lackartig glänzenden Cuticula schwer zu fotografieren: Die Körperoberfläche reflektiert das Licht trotz Verwendung eines Diffusors. [Fotos v. Sohn Roman Borovsky]

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Freitag 2. Mai 2014, 16:51
von Reber
Der schöne Käfer ist eine Rothalsige Silphe (Oiceoptoma thoracicum): http://de.wikipedia.org/wiki/Rothalsige_Silphe
(obwohl "Goldhalsige" es meiner Meinung nach besser treffen würde).

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Freitag 2. Mai 2014, 17:34
von Boro
Sehr gut, danke für die Mitteilung! L.G.Boro

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Freitag 2. Mai 2014, 20:08
von Maddio
Schöne Bilder von schönen Ameisen!

wer mag nicht den Geruch einer Glänzendschwarzen Holzameise ;)

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Sonntag 28. Juni 2015, 13:58
von Boro
Das Schwärmen der Art hat schon vor einigen Wochen begonnen, meistens findet es in den späteren Nachmittagsstunden statt, in einem Fall konnte ich aber das Schwärmen eines volksstarken Nestes in den frühen Morgenstunden beobachten: viewtopic.php?f=46&t=944
Gestern nachmittag ist mir eine Gyne der Art im Garten begegnet. Für ein paar Fotos musste sie kurz in die Beobachtungsbox!
Mit der Art hatte ich mich in letzter Zeit einige Male beschäftigt, z. B. hier: viewtopic.php?f=46&t=1001

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Sonntag 2. Oktober 2016, 13:47
von Boro
Lasius fuliginosus ist ein gutes Beispiel für die Trophobiose mit Läusen, von deren Ausscheidungen er sich vorwiegend ernährt. Wer hat noch nicht die langen Kolonnen beobachtet, die vom Neststandort auf benachbarte Bäume führen. Dort werden die Ausscheidungen der Läuse aufgenommen und ins Nest transportiert und im Zuge der Trophallaxis auf das ganze Volk verteilt. Die Ameisen gewähren im Gegenzug ihrem "Vieh" Schutz; im Herbst werden Läuse recht häufig vom Baum in das eigene Nest getragen und dort an die Wurzeln angesetzt, im zeitigen Frühjahr werden sie wieder in die Baumkronen transportiert. Fotos Roman Borovsky.

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Dienstag 4. Juli 2017, 10:09
von Boro
Stichwort "Klimawandel" Inzwischen macht sich dieses Phänomen auch bei uns breit: Die Zahl der extremen Wetterereignisse ist eindeutig im Zunehmen. Jedes Jahr häufen sich Hagelschläge, Wolkenbrüche und Stürme! Heuer gab es bereits im Mai Hagel und Sturm, die Folge waren zahlreiche entwurzelte Bäume, deren Aufarbeitung noch anhält. Vor etwa 14 Tagen wurden zahlreiche Fichten geschlägert bzw. zerteilt. Ich gehe jeden Tag mit dem Hund durch diesen Wald. Gestern fand ich in der Stammbasis einer umgeschnittenen Fichte die Reste eines Lasius fuliginosus-Nestes. Noch immer sind zahllose Ameisen dabei, die Nestverlagerung durchzuführen; hin und wieder kann man erkennen, dass noch Brut weggetragen wird. Das Nest reicht vom Wurzelbereich über die Stammbasis noch etwa einen halben Meter in den Stamm nach oben. Die Kartonstruktur erinnert mich an das Nestmaterial der Hornissen, es ist ebenfalls sehr dünn, aber von einiger Festigkeit (siehe SEIFERT S. 291).
L.G.

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Dienstag 4. Juli 2017, 10:38
von di4pr
Kürzlich hat mich eine kleine Kolonie in einem völlig vitalen, jungen Ahorn (Stammdurchmesser vielleicht 25cm) erstaunt. Sie sitzen dort in einem kleinen Loch (Astloch) von ca. 1cm Durchmesser in Kopfhöhe, wo ich keinen Hohlraum oder morsches Holz (außer vielleicht einem kleinen Aststummel) vermuten würde. Gemessen an der vorstellbaren Größe des dort verfügbaren Raumes herrschte an diesem Eingang ein sehr dichter Verkehr.

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Dienstag 25. Juli 2017, 10:31
von Boro
Gyne von Lasius fuliginosus (Foto: Roman Borovsky). Gefunden in etwa 1850 m Seehöhe, damit gut 300 m über der üblichen Vertikalverbreitung., offenbar als Folge einer Verwehung.

Diese Seite gehört thematisch auch hier her, weil es die Wehrhaftigkeit von Lasius fuliginosus in ein etwas anderes Licht rückt. Dem kontinuierlichen Ansturm von Formica war auch ein starkes Nest v. L. fuliginosus auf Dauer nicht gewachsen: viewtopic.php?f=46&t=1001&p=8373&hilit=Formica+polyctena#p8373
L.G.

Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Freitag 29. Dezember 2017, 00:52
von Reber
Ich habe noch einige, leider nicht sehr gute, Bilder einer freilebenden Gründerkolonie von Lasius fuliginosus gefunden. Man kann darauf wenigstens gut erkennen, wie die L. fuliginosus Arbeiterinnen gemeinsam mit Arbeiterinnen einer selber sozialparasitisch gründenden Chthonolasius sp. agieren. Was vielleicht bemerkenswert ist: Die mir bekannten Arten der Untergattung Chthonolasius führen sonst ein unterirdisches, eher verstecktes Leben. Durch die Duftspuren ihrer neuen "Schwestern", lassen sie sich allerdings zu einem ganz anderen Verhalten verleiten. Sie formieren, wie für L. fuliginosus typisch, offen dichtbelaufene Strassen auf Bäume.
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Re: Lasius (Dendrolasius) fuliginosus

BeitragVerfasst: Freitag 29. Dezember 2017, 06:50
von Boro
Hallo Reber!
Bei den gelben Chthonolasius-Arbeiterinnen wird es sich vermutlich um die Einwohner des Wirtsnestes handeln, bei dem L. fuliginosus gegründet hat. Nach der sozialparasitischen Nestgründung gibt es eine Zeit lang noch Bestände der gelben Wirtsameisen, diese kann man des öfteren finden. Jedenfalls ein beeindruckendes Bild, denn das massive Begleiten der fuliginosus-Arbeiterinnen durch Wirtsameisen habe ich bisher nicht gesehen.
Es kann vorkommen, dass Wirtsameisen das Verhalten der "neuen Herren" teilweise übernehmen; mir ist spontan in Erinnerung, dass vor allem Formica rufibarbis als Wirtsameisen die Raubzüge der Amazonenameise begleiten und an der Plünderung des Wirtsnestes teilnehmen können. Dieses sonderbare Verhalten wurde meines Wissens bisher nur in Deutschland beobachtet, nicht in Österreich und auch nicht in Italien (fehlende Angaben dazu in der umfangreichen Literatur!).
L.G.