Lasius brunneus

Lasius brunneus

Beitragvon Boro » Mittwoch 13. August 2014, 10:27

Lasius brunneus wird oft mit der vorher besprochenen L. emarginatus verwechselt. Beide treten als Hausameisen auf und können dadurch lästig werden. Zur Unterscheidung der Arten gibt es aber ganz gute Kriterien:
1. Morphologie: L. brunneus ist etwas kleiner und weist im Verhältnis Körperlänge zu Kopfgröße einen breiteren Kopf als L. emarginatus auf.
2. Färbung: Ebenfalls zweifärbig wie L. emarginatus, der Kopf ist bronzefarben-braun, das Mesosoma gelblich/schmutzig gelblich und die Gaster dunkel gefärbt.
3. Verhalten: Im Gegensatz zu L. emarginatus ist L. brunneus nicht aggressiv, sondern eher fluchtbereit
4. Nestbau: Entgegen der "Felsenameise" ist L. brunneus arborikol, gründet ihre Nester auf Bäumen (Borke, Totholzbereiche) u. nistet später oft im unteren Stammbereich.
5. Schwarmzeit: Ende Mai/Juni oft schon am Morgen, teilw. bis über die Mittagszeit. L. emarginatus: Juli/August zur Dämmerung am Abend.
6. Hausameise: L. brunneus befällt Holzkonstruktionen, z. B. Dachstühle. L. emarginatus bevorzugt eindeutig "steinige" Strukturen, wie altes Gemäuer, Hohlräume zw. Mauer u. Fasadenschutz, kommt aber auch mit morschem Holz als Wohnraum zurecht, wie etwa alten Fensterstöcken.
Nebenbei: Als Hausameisen können auch Camponotus truncatus, C. fallax od. C. ligniperdus in Erscheinung treten. In seltenen Fällen Lasius niger oder Tetramorium sp.

Ich habe leider keine besonders guten Bilder, die Art ist nach meinen Erfahrungen relativ schwer zu fotografieren.
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Dateianhänge
Lasius brunn. (12).JPG
Ende Mai am frühen Morgen geschwärmt: Gyne in der Beobachtungsbox (Seitenansicht). Auffallend sind die langen Flügel als Voraussetzung für einen weiten Ausbreitungsflug
Lasius brunn. (5).JPG
Einigermaßen frontale Ansicht
IMG_8241.JPG
Das ist ein gutes Bild, welches die Färbung realistisch darstellt.
DSC09677.JPG
Abbildung nicht zufriedenstellend: Die Färbung des Mesosoma ist etwas zu sehr ins Orange gehend....
Boro
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Re: Lasius brunneus

Beitragvon Boro » Samstag 21. März 2015, 19:18

Vor 2 Tagen musste ich Rindenschäden an einem Maronibaun (Castanea sativa) an der Grundstücksgrenze sanieren. Möglicherweise handelt es sich um den gefürchteten Rindenkrebs, dem bei uns vor allem in stadtnahen Gebieten in den letzten 20 Jahren fast alle Kastanienbäume zum Opfer gefallen sind. Inzwischen kann man die Krankheit bekämpfen, das interessiert hierorts aber niemanden, weil die Baumart forstwirtschaftlich uninteressant ist; statt dessen werden lieber weiterhin Fichtenmonokulturen auf ungeeigneten Standorten angepflanzt.
Nun, im Zuge dieser Arbeit ist mir sofort eine Ameise aufgefallen, eine Lasius-Königin, Brut od. Arbeiterinnen konnte ich nicht entdecken. In etwa 3 m Höhe eine Nestgründung einer Lasius-Art? Das schränkt die in Frage kommenden Arten sehr ein: Lasius brunneus könnte es sein, angeblich gründet auch L. bicornis hin und wieder im Totholz stehender Bäume.
Also, einfangen und unter die Lupe damit! Farbe: ziemlich homogen dunkelbraun, Kopf schwärzlich-braun. Morphologie: Knappe 8 mm, im Vergleich etwa zu L. niger von "zarter" Statur. Kopf am Hinterrand nicht eingebuchtet, nicht breiter als der Thorax = damit fielen Chthonolasius spp. weg. Kurze Scapi, die Schuppe an der oberen Kante nur wenig eingedellt; die Gaster im Verhältnis zum Gesamt-Habitus relativ groß, also Lasius s. str. Es kann daher nur Lasius brunneus sein. Jedenfalls trotzdem bemerkenswert, weil ich die Art bei uns im Stadtbereich bisher noch nicht finden konnte.
Ich hab sie nicht in Alkohol gelegt, morgen wird sie freigesetzt!
3 Bilder aus unterschiedlichen Blickwinkeln:
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DSC09538.JPG
DSC09542.JPG
DSC09544.JPG
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Re: Lasius brunneus

Beitragvon Merkur » Samstag 21. März 2015, 20:23

Das dürfte schon L. brunneus sein! Vor vielen Jahren habe ich mal eine auf dem Institutsgelände in Darmstadt gefällte Eiche etwas genauer untersucht. Dabei fand ich in ca. 8 m Höhe eine Koloniegründung von L.brunneus, bereits mit Arbeiterinnen.
Buschinger, A. 1993: Die Ameisenfauna einer alten Eiche. Ameisenschutz aktuell 7, 30-31.
Auch Seifert (2007) gibt an: "Koloniegründung auf Bäumen in 3 - 22 m Höhe unter Borke usw.."

MfG,
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