Camponotus ligniperdus, Freilandnest am 28. Mai 2017

Unterfamilie: Formicinae

Camponotus ligniperdus, Freilandnest am 28. Mai 2017

Beitragvon Merkur » Montag 29. Mai 2017, 16:24

Bei einer „Orchideenwanderung“ an trocken-heißenen Muschelkalkhängen bei Gambach (Unterfranken, nahe Gemünden)
konnte ich ein paar Bilder von einem eindrucksvollen Nest der Holzzerstörenden Rossameise aufnehmen. Es enthielt
sehr viel Brut, jüngere und ältere Larvenstadien, aber noch keine Puppen. Anscheinend hat auch die Eiablage in diesem
Frühjahr noch nicht eingesetzt! Die verfügbare Nahrung wird wohl zurzeit noch an die Larven verteilt.

C.lig.Nest-638.jpg
Was wohlunter diesem Stein ist?
Ein flacher Stein am Boden im Trockenrasen. Nichts verrät, was sich darunter verbirgt!

C.lig.Nest-offen-639.jpg
Unter dem Stein: Ameisen!
Man dreht den Stein: Große Ameisen mit viel Brut! – Die meisten Tiere sind verschwunden, bis die Kamera in Stellung ist.

C.lig.Brut-640.jpg
Ein Teil der Brut.
Die Brutansammlung in der vertieften Kammer rechts im aufgedeckten Nest.

C.l.-Brut-641.jpg
Mehr Brut.
Und der Bruthaufen links. Das Bild habe ich eigens groß hochgeladen, damit man etwas in der Pracht „spazieren gehen“ kann! ;)

Den Stein habe ich vorsichtig zurück gedreht. Etwa 30 cm links oberhalb lag ein ca. doppelt so großer Stein, unter dem sich noch
erheblich mehr Ameisen und Brut befanden! Wenige Schritte weiter, am Waldrand, war auch ein umgestürzter Kiefernstamm von
der Art bewohnt; wahrscheinlich von demselben Volk. Es sind ausgedehnte Nester. Je nach Jahreszeit und Wärmebedarf (jetzt im
Frühjahr unter besonnten Steinen!) zieht man einfach in die passenden Nestteile!

MfG,
Merkur
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Re: Camponotus ligniperdus, Freilandnest am 28. Mai 2017

Beitragvon Boro » Montag 29. Mai 2017, 18:04

Schöne Bilder und wieder die leicht gelbliche Brut, über die wir vor Jahren einmal gesprochen haben!
In Graz/Steiermark hat Sohn Roman schon vor etwa 10 Tagen die ersten alaten Weibchen im Zuge des Schwärmens gesehen!
L.G.
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Re: Camponotus ligniperdus, Freilandnest am 28. Mai 2017

Beitragvon Merkur » Montag 29. Mai 2017, 19:54

In dem Nest sah ich keinerlei Geflügelte. Es könnte sein, dass die bereits abgeschwärmt sind.
Die Brut ist gelblich, aber Eipakete sind in der Gegend wirklich auffallend dottergelb, nicht zu übersehen!

MfG,
Merkur
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Re: Camponotus ligniperdus, Freilandnest am 28. Mai 2017

Beitragvon Reber » Dienstag 30. Mai 2017, 21:41

Danke für den Bericht. Eine Frage noch: Was hat es denn mit der "leicht gelblichen Brut", die Boro erwähnte, auf sich?

Ich habe bei meinen Camponotus auch immer den Eindruck, dass ihre Larven gelber sind, als die der anderen Ameisen...
Allerdings verfärben sich z.B. auch bei Manica rubida grosse Larven kurz vor dem Verpuppen gelblich...
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Re: Camponotus ligniperdus, Freilandnest am 28. Mai 2017

Beitragvon Merkur » Mittwoch 31. Mai 2017, 08:45

Hallo Reber,

Die Brut von Camponotus ligniperdus erscheint insgesamt ziemlich gelblich. Vor ein paar Jahren fiel mir allerdings auf, dass die Eier richtig dottergelb sind, das aber nur in Freilandnestern. Bilder aus der Haltung zeigen eher normal weißlich-cremefarbene Eier. Die Ursache ist wahrscheinlich in der Ernährung zu suchen, doch erbrachte die Diskussion kein greifbares Ergebnis.
Die Verfärbug von Larven kurz vor der Verpuppung ist bei vielen Ameisenarten zu sehen: Es ist der Übergang vom letzten Larvenstadium zur Puppe. Dabei stößt die Larve das Meconium (den angesammelten Larvenkot) aus, wird etwas schlaff und faltig, der "Inhalt" wird weniger transparent und nimmt eine gelbliche Farbe an. Das ist besonders auffällig bei Leptothorax und bei Myrmecina, aber sicher auch bei Manica. Die Larve wird in diesem Zustand als Vorpuppe (prepupa) bezeichnet, diese stellt aber kein eigenes Larvenstadium dar: Es liegt keine Häutung zwischen dem letzten Larvenstadium und der Vorpuppe. Die nächste Häutung ist die zur Puppe.
Der Vorgang ist bei den Gattungen mit Nacktpuppen gut zu sehen; bei Arten mit Kokonpuppen spinnt sich die Larve zuerst den Kokon, stößt darin dann erst das Meconium aus (es ist der dunkle Fleck am Hinterende des Puppenkokons), und häutet sich im Kokon zur Puppe.

MfG,
Merkur
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