Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Unterfamilie: Myrmicinae

Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Freitag 18. April 2014, 12:25

Achtung: Dies ist ein Haltungsbericht, Anmerkungen, Kritik und sonstiges bitte in den dafür vorgesehenen Diskussionsthread!

I. Einstieg
Hallo liebe Ameisenportal-Community. Viele von euch kennen vielleicht meinen gleichnamigen Haltungsbericht aus dem Ameisenforum. Ich habe mich dazu entschieden, diesen Bericht vor allem hier fortzuführen, während der im Ameisenforum eher selten erneuert wird. Für alle, die ihn nicht kennen, hier eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse:

1. Ankunft
Am 26.02.2014 kam meine Messor minor hesperius bei mir an. Ich hatte sie bei World of Ants bestellt und die Kolonie war im tadellosen Zustand. Keine Transportleichen, keine Milben, viel Brut.
ankunft.JPG


Die Ameisen kamen in ein Formicarium mit Sanduntergrund, es wurden Körner, Zophobas-Würmer und Honig angeboten. Dazu gab es eine Tränke. Beheizt wurde das Formicarium durch eine Heizmatte an der Rückseite und es herrschten meistens um die 20-25°C bei einer Luftfeuchtigkeit von etwa 50-70%.

2. Erste Probleme
Obwohl diese Bedingungen eigentlich dem natürlichen Habitat der Messor minor hesperius (nur Makaronesien) zu der Jahreszeit entsprechen sollten, starben immer wieder Arbeiterinnen und die zahlreichen Puppen schlüpften nicht. Nachdem ich viel ausprobiert hatte, habe ich aus Verzweiflung eine weitere Heizmatte - diesmal größer und stärker - unter dem Formicarium angebracht und auch das Ytong-Nest wurde durch eine kleine Heizmatte erwärmt. Die Haltungsparamter haben sich dadurch drastisch geändert. Während die Temperatur jetzt zwischen 22°C und 35°C schwankt (die neue Heizmatte heizt nur mittags) und meistens zwischen 25°C und 30°C liegt, ist die Luftfeuchtigkeit auf 20-50% gesunken.
In den ersten Tagen starben zwar noch ein paar Arbeiterinnen, aber die Zahl ist deutlich zurückgegangen.

3. Aufwind
Während die Zahl der toten Arbeiterinnen sank, schlüpften fast täglich neue Arbeiterinnen.
mehrneulinge.JPG

Durch die hohe Sterberate war meine Kolonie auf eine Größe von unter 30 Arbeiterinnen geschrumpft, mittlerweile dürften es aber wieder um die sechzig sein und es ist immernoch reichlich Brut vorhanden.
Ich bin optimistisch, dass sich dieser positive Trend fortsetzt.

II. Fortsetzung

Soweit zu dem, was bisher in meinem Ameisenforumsbericht steht. Doch seit dem letzten Update ist einiges geschehen.

1. Umzug
In dem angebotenen Ytong-Nest befanden sich immer wieder ein paar Arbeiterinnen, manchmal etwas Brut und viele Körner, das Reagenzglas, was die alte Kornkammer dargestellt hatte, wurde nicht mehr genutzt und langsam ausgeräumt, stattdessen befanden sich die Körner in der untersten Kammer des Ytong-Nestes.

Hier der alte Speicher:
Kornspeicher.JPG


und hier der Neue:
kornspeicherneu.JPG


Ich hatte mich sehr auf das Beobachten des Umzuges gefreut, aber Ameisen machen sowieso nur das, was sie wollen und vor ein paar Tagen schaute ich morgens ins Reagenzglasnest und sah, dass die Gyne nicht mehr da war. Ein Blick ins Ytong-Nest schaffte Klarheit: fast alle Arbeiterinnen, samt Brut und verbliebenden Körnern, waren in das Ytong-Nest gezogen. Jetzt kann ich sie sehr viel besser beobachten und es freut mich, dass den Ameisen mein selbstgebautes Nest scheinbar behagt.

nest.JPG


Hier die Kammer, in der sich die Gyne meistens aufhält.

gynenkammer.JPG



2. Futterpräferenzen
Über die nicht einmal zwei Monate Haltung konnte ich bei den Messor minor hesperius ein paar Präferenzen beim Futter feststellen.

a) Proteine
Während frische Zophobas-Würmer von den Messor minor hesperius angenommen wurden, ließen sie diese im aufgetauten Zustand fast immer links liegen. Daher kaufte ich mir bei einem Reptilienbedarf-Versandhaus ein paar Packungen Heimchen in verschiedenen Größen. Hier zeigten sich die Messor sowohl von den frischen, als auch von den aufgetauten Heimchen schwer begeistert. Gemeinschaftlich wurden die Gliedmaßen abgetrennt und zum Nest gebracht und dann das Heimchen schließlich ausgehöhlt. Da jetzt im Frühjahr und Sommer sich auch weitere Insekten in meine Wohnung verirren werden, bin ich mal gespannt, was meine Ameisen sonst so gerne fressen.

heimchen.JPG


b) Körner
Am Anfang habe ich den Ameisen Körner aus einer Körnermixtur vom Antstore angeboten und diese wurde auch gerne angenommen. Vor allem die kleinen, schwarzen Körner schienen den Ameisen zu gefallen. Vor ein paar Tagen habe ich am Wegesrand eine Pusteblume, also die Samen vom Löwenzahn, eingesammelt und diese meinen Messor angeboten. Ich stellte dabei fest, dass meine Messor Löwenzahnsamen über alles lieben. Kaum werden sie entdeckt, stürmen mehrere Arbeiterinnen aller Unterkasten hin und fangen an, diesen einzutragen.

begeisterung.JPG


Dabei schneiden manche die Schirmchen sofort ab, während andere diese bis zum Nesteingang tragen und dort erst zurechtschneiden. Es sieht auf jeden Fall unglaublich putzig aus, wenn die Arbeiterinnen mit ihren Schirmchen herumlaufen.

schneiden.JPG


schleppen.JPG


Jetzt muss ich nur noch einen Weg finden, Löwenzahnsamen für den Winter zu konservieren.


c) Fütter-Frequenz
Am Anfang der Haltung habe ich immer von allem Futter reichlich angeboten, das sorgte dafür, dass immer wieder einzelne Arbeiterinnen am Futter waren. Mittlerweile entferne ich Futterreste am zweiten Tag und füttere einen Tag nicht. Am nächsten Tag bilden sich schon fast kleine Ameisenstraßen und das Futter wird begeistert angenommen. Ich vermute mal, dass ein Tag fasten den Ameisen nicht schadet (zumal sie immer einen mehr als prall gefüllten Kornspeicher haben) und für die Beobachtung der Ameisen lohnt sich das total. Gerade wenn Besuch kommt, ist das eine gute Möglichkeit die Faszination der Ameisenhaltung anschaulich zu machen.


III. Bestandsaufnahme:

:k: wohlauf
:aa: etwa 60
:mm: Nicht vorhanden
Brut: >20 Larven, >10 Puppen.
Eier gibt es auch, allerdings sind die so zwischen den Puppen versteckt, dass ich sie nicht zählen kann.
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Colophonius
 

Re: Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Montag 28. April 2014, 15:49

Ein kleines Update meinerseits.

IV. Weitere Futterexperimente und Erkenntnisse


Gestern habe ich ein paar Gräser eingesammelt, um rauszufinden, was meine Messor minor hesperius sonst noch so an Körnern fressen.

a) Gräser gegen Löwenzahn
Gräser.JPG
Die Gräserauswahl


DIese habe ich dann neben den geliebten Löwenzahnsamen in das Formicarium gelegt. Die Löwenzahnsamen waren allerdings nicht frisch, sondern vor einer Woche gesammelt und in einem Reagenzglas mit Wattestopfen gelagert.

angerichtet.JPG
Hübsch angerichtet


Zwar zeigten meine Messor Interesse an den Gräsern, die Löwenzahnsamen waren trotzdem weiterhin die Attraktion. Während restlos alle Löwenzahnsamen eingetragen wurden, kann man an den Gräsern nur teilweise Fraßspuren erkennen. Vielleicht waren die Körner aber auch noch nicht ganz reif?!

angegrast.JPG
Fraßspuren am Gras


Im Nest werden fleißig Kaugemeinschaften gebildet und die Körner so verwertet.

bäckermeister.JPG
Heute backen wir Ameisenbrot


b) Proteine
Auch wenn es heißt, dass Messor sich primär (und in der Natur fast ausschließlich) von Körnern ernährt und der Kornspeicher meiner Kolonie wirklich prall gefüllt ist, gibt es immer viel Aktivität, wenn Proteine gefüttert wurden. Als ich heute ein Heimchen in das Becken legte, waren zeitweise dreißig Arbeiterinnen in der Arena zu sehen.
Kleine Heimchen und Fliegen werden teilweise bis in das Nest geschleppt, während die großen Heimchen zerlegt werden.

Beintransport.JPG
Ein Bein


V. Bestandsaufnahme

a) Zählung
Da viele Ameisen (dreißig!) in der Arena waren, habe ich Fotos von den einzelnen Kammern gemacht und dann am PC die Ameisen in Ruhe gezählt. Ich kam auf insgesamt 84 Tiere.
In der letzten Zeit war ich besorgt, dass meine Gyne keine Eier legt, aber die Sorge ist offensichtlich unbegründet. Gelb umrandet sieht man ein großes Eierpaket, während ich mit grün eine wirklich riesige Puppe eingekreist habe. Ob das wohl ein Geschlechtstier wird?! An der Farbe der Arbeiterinnen erkennt man übrigens gut, wo sich frisch Geschlüpfte rumtreiben.

brut.JPG
Gelb = Eier, Grün = riesige Puppe


b) Gesamtergebnis

:k: wohlauf
:aa: min. 84
Eier: vorhanden
Larven >20
Puppen >10

Gestorben ist in den letzten zwei Wochen übrigens keine einzige Ameise, was mich außerordentlich glücklich macht und beruhigt.
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Colophonius
 

Re: Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Freitag 9. Mai 2014, 23:45

An dieser Stelle nur ein kurzer Bildbericht, was in den letzten Tagen so passiert ist.

Den Ameisen geht es weitesgehend gut, es sind allerdings zwei Arbeiterinnen an unbekannter Ursache verstorben. Eine lag einfach so tot in der Arena, die andere fand ich geköpft vor (wohl eher nach dem Tod?).

Um den Sommer einzuläuten, heizt die Heizmatte jetzt von morgens bis in den frühen Abend. Das Formicarium wird dabei bis zu 37°C warm.

Dies schien den Ameisen zu gefallen, denn es wurden ein paar Puppen ausgelagert und von ein paar Arbeiterinnen stets betreut.
gang.JPG
Puppen werden gesonnt


Futter wird auch fleißig angenommen.

Während sich ein paar Ameisen an einem Fliegenflügel vergnügen

wingmen.JPG
Lecker, Fliegenflügel!


Ist eine andere Ameise dabei, den Torso zum Nest zu schleppen
Ein Kampf wie David gegen Goliath.

David.JPG
David gegen Goliath


Wobei Goliath leider gewonnen hat.
goliath.jpg
Goliath gewinnt


Die Fliege wurde dann in der Nacht irgendwann eingetragen, vermutlich von mehreren. Auffällig ist dabei, dass das Gewicht den Ameisen wenig auszumachen scheint, das Klettern macht hingegen sehr viel größere Probleme, auch ohne Last.

Die Kornkammer ist prall gefüllt.
kornspeicher.JPG
Großer Haufen gesammelter Körner


Und auch Ameisenbrot wird gelagert.
ameisenbrot.JPG
Kleiner Haufen Ameisenbrot


Heute habe ich mal wieder „normale“Körner gefüttert, mal sehen wieviel davon eingetragen wird.
körner.JPG
Ob das nicht etwas groß ist?


Und zum Schluss noch ein Blick ins Formicarium (als die Puppen gerade gesonnt werden)

übersicht.JPG
Ein Blick ins Formicarium
.
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Colophonius
 

Re: Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Montag 12. Mai 2014, 23:48

Heute nur zwei kleine Bilder und als Novum mal ein Video.

Zunächst zu den Bildern:
Auch wenn Messor-Arten nicht zwangsläufig tierische Proteine benötigen, so füttere ich doch regelmäßig mit Heimchen und Tieren, die sich in meine Wohnung verirrt haben.

Zwar sind die Messor enthusiastischer, wenn es an das Eintragen von Körnern geht (vor allem Löwenzahn), allerdings ist auch bei den Heimchen der Andrang groß.
andrang.JPG
Andrang am Futter


Das Vorgehen ist immer sehr ähnlich. Zunächst werden alle Gliedmaßen amputiert und ins Nest geschleppt, dann werden die Heimchen "gekehlt" (ich bezweifle, dass dort die Kehle sitzt, aber man versteht, was ich meine) und dann werden größere regelrecht ausgehöhlt. Ins Nest werden nur kleinste Heimchen geschleppt, offenbar sind die großen Heimchen zu schwer für die schlechten Kletterer.
kehle.JPG
Immer wieder die gleiche Prozedur


Heute habe ich mal zum Test ein Video mit meiner Digi-Cam aufgenommen. Da ich alleine bin musste ich alles frei Hand und selbst machen, daher wackelt es ein wenig.
Mit dem Video möchte ich zeigen, dass Messor minor hesperius sehr stressanfällig gegenüber Vibrationen sind und daher nicht auf wackelnden Gegenständen stehen sollten. Licht hingegen stört sie fast nicht.


Sehr interessant finde ich, dass die Reaktion sehr verzögert stattfindet, erst werden einzelne Ameisen „wild“ und dann ziehen irgendwann fast alle mit.

Keine Sorge übrigens, seit meiner Beobachtung mit der Reaktion auf die Erschütterung, vermeide ich es tunlichst, Sachen wie im Video zu machen. Dies war ein - einmaliger - Test für ein Video. Meine Lasius niger hingegen stören Vibrationen fast überhaupt nicht. Ich habe da jedoch auch alle Gynen in Straßennähe selbst gefangen.
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Colophonius
 

Re: Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Sonntag 14. Dezember 2014, 16:51

Hallo liebes Forum.

meiner Ameisenkolonie geht es wirklich gut. Sie sind mittlerweile sehr gewachsen und haben eine neue Anlage bekommen, da das alte Becken nicht ausreichte.
Die genaue Anzahl weiß ich nicht, da durch einen kleinen Denkfehler meinerseits sehr viele Ameisen und ein Großteil der Brut in einem nicht einsehbaren Sandbereich in der Nähe der Heizmatte sind.

anlage.JPG


Aber ich habe viel Gewusel:
gewusel.JPG


Aber auch im sichtbaren Bereich ist was los:
ameisen.JPG


Neben Körnern, Insekten und sogar Fisch werden auch Nüsse (hier aus einem "Nussmix mit Rosinen") angenommen.

fisch1.JPG


nüsse.JPG



Da ich mich aus diesem Forum zurückziehen werde, hier noch ein kleines Fazit zum Ende des Haltungsbericht:

Die Ameisen sind wirklich nicht schwer zu halten. Sie brauchen viel Wärme, sind aber ansonsten anspruchslos. Auch wenn Messor generell YTONG zerknabbern können, habe ich das Verhalten bei meinen Ameisen nicht wirklich beobachten können. Sie sind schlechte Kletterer und stellen damit nur geringe Ansprüche an den Ausbruchsschutz. Dabei sind sie wirklich schön zu beobachten, haben ein schnelles Wachstum und sind nicht sonderlich klein. Aufgrund des stark ausgeprägten Polymorphismus hat man auch viel Abwechslung, die kleinsten Arbeiterinnen sind etwa so groß wie Lasius niger-Arbeiterinnen, während die Majoren an Camponotus Media erinnern.
Ich würde diese Ameisenart Anfängern daher empfehlen, problematisch kann aber das Wachstum sein. Wie ich den erhöhten Platzbedarf auf Dauer löse, weiß ich nicht. Meine Anlage bietet aber viel Platz, ich vermute, dass ich dort bis zu 10.000 Ameisen unterbringen kann. Danach kommt vielleicht ein riesiges Erdnest in Betracht.

Haltungsbericht Ende. Wer sich weiterhin für die Kolonie interessiert kann hier weiter damit beschäftigen.
Viele Grüße und Danke für euer Interesse !

P.S.:
Zum Schluss noch eine schöne Nachricht (und ein schlechtes Bild), ich konnte ein erstes Geschlechtstier entdecken:
gynee.JPG
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Colophonius
 

Re: Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Samstag 6. Februar 2016, 22:25

Hallo Ameisenportal,

da ich mittlerweile wieder im Forum angemeldet bin, möchte ich euch auch nicht die Fortschritte der Kolonie vorenthalten. Die beste Nachricht zuerst: Auch wenn es mehr als ein Jahr her ist, dass ich hier geposted habe, lebt die Kolonie noch und es geht ihr - meiner Ansicht nach - gut.

Mein HB endete damit, dass ich ein Junggyne in dem Nest entdecken konnte. Diese ist bisher allerdings die einzige geblieben, was mit ihr geschehen ist, kann ich nicht sagen. Zum einen haben die Ameisen im hinteren Teil des Beckens einen ausgedehnten Erdnestbereich, der sich meinen Blicken vollends entzieht. Zum anderen bringen sie ihren Müll immer in das zweite Becken. Dort sammeln sich daher Schabenreste, tote Ameisen und alles andere, was so anfällt. Wenn ich das Becken ab und an säubere, dann achte ich nicht sonderlich darauf, was ich da alles entferne. Es kann also sowohl sein, dass die Junggyne noch lebt und sogar Geschwister hat, aber es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass sie einfach gestorben ist.

Hier kann man den Sandteil, sowie die größte mir bekannte Kornkammer der Ameisen sehen.
Sand.JPG



Auch wenn Messor generell YTONG zerknabbern können, habe ich das Verhalten bei meinen Ameisen nicht wirklich beobachten können.


Diese Aussage muss ich mittlerweile revidieren. Die Ameisen können sich sehr gut durch YTONG beißen und tun dies auch. Leider ist es mir nicht gelungen, ein gutes Foto davon zu machen, aber an einer Stelle haben sie sich richtig in den Stein hereingefressen. Manchmal kann ich beobachten, wie Arbeiterinnen Brut in das Loch schleppen. Wie tief es wirklich ist und wieviele Ameisen schlussendlich "im Stein" leben, vermag ich nicht zu sagen. Die Gyne allerdings lebt immernoch sehr gerne direkt an der Frontscheibe. Dort sehe ich auch immer wieder frische Eier und kleine Larven. Ich gehe davon aus, dass diese später zur Heizmatte transportiert werden, die sich am "Sandteil" befindet, da die Ameisen nach meinen Erfahrungen Wärme für ihre Brut über alles lieben.

Hier kann man das Loch in der Mitte erahnen. Leider blockieren die Arbeiterinnen ein wenig die Sicht.
loch.JPG


Unten am Stein sieht man mehrere Fraßspuren. Sie gehen aber bislang nicht tief in den Stein.
fraß.JPG




Ebenso gerne scheinen sie "Regen" zu haben. Denn wenn ich den YTONG bewässere, kann ich immer viele Ameisen sehen, die damit beschäftigt sind, das Wasser einzusammeln. Dabei ist an der Tränke im Normalfall eher ein gemäßigter Andrang. Ich vermute persönlich, dass für Ameisen, die Trockenheit gewohnt sind, das Wasser eine sehr kostbare Quelle ist, die auf jeden Fall genutzt werden muss. Ein ähnliches Verhalten kann ich beim Füttern feststellen. Wenn ich viel füttere, dann rekrutieren die Ameisen große Mengen an Arbeiterinnen, die die prall gefüllten Kornspeicher noch weiter auffüllen oder viele Schaben zum Nest schleppen.

Die Größe der Kolonie kann ich nur schätzen, es werden aber sicher über 1000 Arbeiterinnen sein.

Hier sieht man eine frische Arbeiterinnen und ihre Geschwister (und den dicken Hintern der Gyne). Manche der Arbeiterinnen fressen gerade Ameisenbrot.
Gewusel.JPG


Und hier die Gyne selbst zwischen ihren Kindern.
hermajesty.JPG


Für Nachwuchs sorgt sie auch:
halterfreuden.JPG


Fragen und Kritik sind hier natürlich gerne gesehen!
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Colophonius
 

Re: Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Donnerstag 30. Juni 2016, 10:48

Der Kolonie geht es weiter gut.

Ich hatte im letzten Bericht ja unter anderem zwei Dinge erwähnt:

- Die Brut würde vermutlich im Sandteil an der Heizmatte gelagert werden.

Ich habe es vor ein paar Tagen nicht mehr ausgehalten und wollte Gewissheit haben und habe ganz vorsichtig den Sand aufgebrochen (wer schon mal trockene Sand-Lehm-Mischungen hatte, weiß, was ich meine) und siehe da: ich sah sofort einige Arbeiterinnen, die Puppen evakuiert haben. Meine Vermutung war also richtig. Ich habe es dann dabei belassen, ich wollte die Tiere ja nicht noch mehr unnötig stören. Demnächst werde ich den Sand vorsichtig besprühen, damit die Ameisen die Schäden wieder selbst reparieren können.

- Es gab seit letztem Jahr keine Geschlechtstiere mehr.

Die Aussage stimmt zwar noch, aber vermutlich nicht mehr lange.
königlich.JPG


Die fetten Larven halte ich für Geschlechtstierlarven, insgesamt sind es sicher um die 10 Stück. Da die Gyne ebenfalls noch lebt, sehe ich das als Zeichen, dass es meinen Ameisen nicht allzu schlecht gehen kann.
Sie haben keine Winterruhe (im Winter ist es natürlich hier im Zimmer etwas kälter und ich lasse die Heizmatte kürzer laufen) und sie haben auch keinerlei Lichtschutz. Ich halte die Kolonie also seit etwa zwei Jahren ohne roter Folie, Pappe oder sonstigen Sichtschutzvorrichtungen. Ein Teil des Nestes wird sogar seit neustem vom Becken der Cataglyphis tagsüber angestrahlt. Anfangs wurde der Bereich dann scheinbar gemieden, aber mittlerweile gibt es dort auch keinerlei Unterschiede mehr. Alles in allem sind diese Ameisen wirklich ein unkomplizierter Ameisenhaltertraum und ich würde sie jedem empfehlen, der auf die nervige Winterruhe verzichten will!
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Colophonius
 

Re: Colophonius' Messor minor hesperius (bebildert)

Beitragvon Colophonius » Donnerstag 22. September 2016, 13:17

Moin moin,

wie man z.B. dem Bild des Tages entnehmen konnte, war meine Vermutung korrekt: meine Messor ziehen Geschlechtstiere (ausschließlich Gynen) auf. Von denen Wuseln mittlerweile einige durchs Nest und auch durchs Becken, vereinzelt auch ohne oder mit beschädigten Flügeln. Diese scheinen nach meinen Beobachtungen ganz gewöhnliche Arbeiteraufgaben zu übernehmen, etwa das Eintragen von Körnern.

Da ich mir nun recht sicher bin, dass die Ameisen wenigstens einigermaßen "richtig" gehalten werden, hier mal eine kleine Übersicht zur Haltung für alle, die es auch mal mit M. minor versuchen wollen. Orientiert habe ich sie an meiner Vorschlagsliste für sinnvolle Händlerangaben. Wer noch Fragen darüber hinaus hat, soll sie ruhig stellen. Ich ergänze ggf. auch gerne die Liste!


- reicht normale Zimmertemperatur aus?
Nein, diese Ameisen scheinen warme Stellen für die richtige und schnelle Entwicklung der Brut zu brauchen.

- wenn nein: schwache/starke Beheizung (sprich: warm oder heiß)

Die höchste von mir gemessene Temperatur war 45°C, dann wurde die Brut noch an diese Stelle getragen. Es kann also durchaus auch mal ordentlich geheizt werden. Es reicht aber eine einzelne Heizmatte, meine deckt etwas mehr als die Hälfte der Rückwand des Beckens ab.

- mag die Ameise es trocken oder feucht?


Man kann die Ameisen ab einer gewissen Koloniegröße (100 Arbeiterinnen sollten reichen) sehr trocken halten. Wichtig ist nur ein Zugang zu einer Tränke, damit die Ameisen das Nest selbst befeuchten können.

- braucht sie eine Winterruhe? (falls ja: abgeschwächt oder 'mitteleuropäisch')

Nein. Zwar scheint es durchaus Phasen zu geben, in denen weniger Brut produziert wird, aber es reicht völlig aus, die Ameisen für ein paar wenige Monate im Winter bei einfacher Raumtemperatur (ca. 20°C) zu halten.

- welche Nestform ist passend?
Diese Art lässt sich hervorragend in einem YTONG-Nest halten. Dabei ist eine interne Variante zu bevorzugen, da die Ameisen durchaus in der Lage sind, YTONG zu zerbeißen und so ihr Nest zu erweitern.


- kann die Art gut klettern?

Nein, kann sie nicht. Beim Beklettern von Scheiben oder auch Schläuchen und selbst im YTONG fallen die Arbeiterinnen häufig runter. Daher ist bei Schlauchverbindungen darauf zu achten, dass das Gefälle nicht zu stark ist (45° scheinen schon erste Probleme zu bereiten). Dennoch ist natürlich ein Ausbruchsschutz anzubringen. Da die Art trocken gehalten wird, empfiehlt sich einfach ein Deckel.

- was frisst sie?
Messor sind Körnersammler und sind dabei nicht wählerisch. Bei kleinen Kolonien sollte darauf geachtet werden, weiche Samen zu verfüttern (Gras- oder Löwenzahn etwa), später werden auch Weizenkörner usw. angenommen. Proteine kann man auch gut füttern, allerdings jagt diese Art nicht. Erfolgreich angeboten habe ich bisher Rind-, Schweine- und Hähnchenfleisch, Fisch, diverse Insekten. Katzenfutter sind sie voraussichtlich auch nicht abgeneigt.


- wie groß werden die Kolonien, mit wieviel Platz muss ich dabei rechnen?

Hier kann ich keine genauen Angaben machen. Trotz gutem Wachstums ist das hier im HB beschriebene sehr große YTONG-Erd-Kombinationsnest noch lange nicht voll. Es sind aber bereits einige tausend Arbeiterinnen.


Tipps zum Abschluss
Ich kann euch sehr ein Müll- und Futterbecken empfehlen, da Messor ihren Müll an einer möglichst weit vom Nest entfernten Stelle lagern. Wenn man dieses Becken separat reinigen kann, spart das sehr viel Arbeit.

Darüber hinaus halte ich die Ameisen auch ohne jeden Sichtschutz. Scheint sie nicht zu stören und ich kann sie wunderbar beobachten. Vorsicht jedoch bei Vibrationen. Die mögen die Ameisen überhaupt nicht, es reicht schon, dass jemand zwei Stockwerke tiefer in den Wänden bohrt, damit sie durchdrehen.


Die Art ist unkompliziert in der Haltung und spannend in der Beobachtung. Ich kann sie für Anfänger nach erfolgreicher Gründung auch als erste Art uneingeschränkt empfehlen!
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Colophonius
 


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