Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

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Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Dienstag 18. November 2014, 19:19

Ectomomyrmex astutus (Pachycondyla astuta)

Eigentlich bin ich bisher über den Winter ganz gut ohne Ameisen zurechtgekommen. Bisher :D .
Ab heuer wird eine kleine Ectomomyrmex astutus Kolonie dafür sorgen, dass ich mich auch in der kalten Jahreszeit mit lebendigen Ameisen (und mit einem Haltungsbericht ;) ) beschäftige. Die monogyne Art, die nur eine bescheidene Koloniegrösse erreichen soll, gehört zu den Urameisen und stammt aus dem südostasiatischem Raum. Woher meine Tiere genau kommen, konnte ich leider nicht herausfinden. Der Händler hat sie nicht direkt erhalten. Aber vielleicht verrät das Schriftzeichen auf dem Behälter wenigstens das Heimatland der Ameisen?
Aktenzeichen xy.JPG
Aktenzeichen xy ungelöst: Wer kann das lesen?


Die Infos im Netz sind zwar eher spärlich, wenn man mit anderen Arten vergleicht, dennoch kommt einiges zusammen: Sicherlich gehört die mittelgrosse Art (8.5 -13mm) nicht zu den „Ausbruchsspezialisten“, denn die schwarzen Tiere können zwar klettern, allerdings nicht an glatten, senkrechten (Glas-)Wänden.

Diese Eigenschaft habe ich mir beim Einrichten des entsprechenden Terrariums zu Nutzen gemacht: Die entfernte und zugeschnittene Rückwand fungiert nun als „Burggraben“, in den die Tiere zwar von der Innenseite herunter- und wieder hochsteigen können, an der Glasfront unter den Türchen ist dann aber Endstation. Bis ich mich vergewissert habe, wie es um die Kletterkünste der Kleinen wirklich steht, bleiben Türen und Deckgitter aber geschlossen und auf die Silikon-Fugen kommt etwas Paraffin.

Ansonsten besteht der Bodengrund des Terrariums aus Kies und Sand. Die groben Körner sollen Grabaktivitäten nur bedingt zulassen. Schliesslich soll das Völklein in das an der Scheibe angeklebte Ytongnest einziehen (in der Zwischenzeit geschehen, brav!). Zwischen Bodenglas und Ytong bleiben zwei Zentimeter Kiesschicht, in die ich „Grundwasser“ füllen kann ohne den Ytong direkt zu „ertränken“. Das Grundwasser sorgt zusammen mit der Heizmatte und dem Strahler für tropische Luftfeuchtigkeit und Pflanzenwachstum. Zwischen den Pflanzen gibt es eine kleine Wurzel, einige Steine und getrocknetes Eichenlaub. So sollten sich die Tiere eigentlich wohlfühlen. Zur „Müllabfuhr“ und „Schimmelprävention“ habe ich die Laubschicht mit Springschwänzen „geimpft“.
Seitenansicht Nest Graben.JPG
Seitenansicht des Terrariums, deutlich zu erkennen sind Nest und "Burggraben".
Ectomomyrmex astutus im neuen Nest.JPG
Die Ameisen haben das neue Nest rasch gefunden.


Zur Kolonie:
Es sind ca. 35 Tiere,
wenig "stachelige" Brut,
eine einzige Puppe
und – schon sind wir bei der ersten Herausforderung: Wo ist die Gyne?
Larven.JPG
Die Larven sind "stachelig"
Larven werden versorgt.JPG
Puppe.JPG
Eine einzige Puppe ist auch dabei...


Na dann halt ich doch mal nach einer grossen Ameisen mit Flügelstummeln und am etwas grösseren Thorax Ausschau?!

Hier gehts zum Diskussionsthread, den ihr dann gerne nutzen dürft, um mir unter die Arme zu greifen oder auf die Finger zu klopfen – gerade weil es meine ersten (Ameisen-)Exoten und auch die ersten Ponerinae für mich sind.
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 21. November 2014, 14:27

In den ersten Tagen fallen einem bei „neuen“ Ameisenarten un- und altbekannte Verhaltensweisen besonders auf, deshalb mal eine kurze Zusammenfassung meiner Beobachtungen:

Ectomomyrmex astutus Arbeiterinnen sind ausserhalb des Nestes „Einzelkämpferinnen“. In der Regel streifen sie alleine durchs Terrarium. Die Aussenaktivität scheint tagsüber deutlich höher als in der Nacht. Selten sieht man zwei im Tandemlauf durchs Terrarium rennen: Die hintere Ameise berührt mit den Fühlern den Hinterleib der vorderen und weicht bis zum Ziel nicht von ihrer, naja Gaster. Dabei sind die Ameisen, die sich sonst eher gemächlich bewegenden Ameisen mitunter recht schnell unterwegs. Seltsamerweise konnte ich dieses Verhalten mehrmals beim Rückweg zum Nest beobachten und nicht wie erwartet zu einer Futerquelle hin. Wenn zwei Ameisen langsam im Tandem durchs Terrarium ziehen, wirkt das wenig zielstrebig. So, als wüsste die Vordere auch nicht so genau wo es lang geht...
Euoziale Einzelgängerinnen.JPG
Eusoziele "Einzelkämpferin"?
Tandemlauf.JPG
Im Tandemlauf...
Tandem über Stock und Stein.JPG
...über Stock und Stein.


Obwohl ich davon ausgehe, das sich die Tiere – für Ameisen – recht gut optisch orientieren können, nehmen sie von mir und beinen Bewegungen keine Notiz. Ausser wenn ich die Terrarientüre öffne oder anderweitig für leichte Erschütterungen sorge. Dann bleiben die Ameisen entweder für einige Sekunden regungslos stehen und ziehen die Fühler an oder sie flüchten Blitzartig unter den nächstgelegenen Gegenstand (ein Blatt o.ä.) und kauern dort nieder.

Tatsächlich können die Tiere nicht an glatten Oberflächen klettern. An senkrechten Glasscheiben und sogar auf glattgetrichenen Silikonflächen finden die Tiere keinen Halt. Auf anderem Untergrund können sie aber durchaus klettern. Im Ytongnest sieht man die Ameisen nicht selten Kopfüber herumhängen.
Mühe auf glatten Flächen.JPG
An senkrechten, glatten Oberflächen rutschen die Tiere ab.
Kopfüber.JPG
Kopfüber


Insekten scheinen ihr Lieblingsfutter zu sein, was angeboten wird, wird augenblicklich eingetragen. Eine Mobilisierung zu einem grösseren Futtertier hin, konntevich bisher nicht beobachten. Aber oft werden früher oder später andere Arbeiterinnen auf die schleppende Kollegin aufmerksam und helfen. Honigassser interessiert sie dagegen eher am Rande.
Teamarbeit.JPG
Manchmal ist auch ausserhalb des Nestes Teamarbeit angsagt!
Honigwasser.JPG
Honigwasser interessiert sie nur am Rande.


Klare Scheiben und Spalten zwischen Ytong und Glas mögen sie genausowenig wie alle anderen mir bekannten Ameisen - und verkleben sie mit Sand...

Diese Verhalten wurde ihnen dadurch erleichtert, dass die Aussentemperatur der Scheibe kälter ist, als die Temperatur im Innern des Formicariums. Da in der Kiesschicht nicht die nötige Luftzirkulation herrscht, kommt es zu Tröpfchenbildung an der Scheibe. Die Folge: Schlechte Nesteinsicht...

Dagegen hilft, die Aussentemperatur erhöhen. Was zu einem kleine Experiment bezüglich Wärmeaffinität führte. Ergebnis: Die Tiere mögen das direkte erwärmen der Nestkammern mittels Heizmatte (ca. 30°C) überhauptnicht und ziehen sich in die kälteren Kammern zurück!
Die Störung durch mein (sofort abgebrochenes) Heizexperiment hat möglicherweise sogar zur Bildung eine Zeignestes irgendwo im Terrarium geführt. Im Nest halten sich momentan nur 15-20 Ameisen auf. Und so viele fouragieren kaum im Terrarium...

Die Temperatur im Terrarium beträgt 25 C°, die Luftfeuchtigkeit auf dem Bodengrund 75%
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Montag 24. November 2014, 20:59

Heute nur eine kurze Aktualisierung:
Die Tiere haben wirklich einen enormen Appetit: Ich füttere jetzt seit einer Woche täglich zwei 10 - 15mm grosse Heimchen und sie werden restlos verputzt. Am Honigwasser sehe ich sie dagegen praktisch nie.

Etsprechend schnell scheinen die Larven zu wachsen, jedenfalls so weit ich es beurteilen kann, denn die Nesteinsicht ist besonders im mittleren Nestteil, wo die Brut lagert sehr schlecht. Die Ameisen haben die Scheiben mit Sand verklebt.
Nesteinsicht.JPG
"Nesteinsicht"...
Immerhin kann ich erkennen, dass sich bereits zwei weitere Larven verpuppt haben, neu gibt es also:

3 Puppen
wenig Larven,
ca. 35. Ameisen
und hoffentlich eine Gyne... Denn bisher konnte ich keine ausmachen.
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 28. November 2014, 18:04

Der Hunger der kleinen Kolonie nach Insekten ist ungebremst, rund 35 Ameisen und wenige Larven verputzen täglich ein mittleres Heimchen.
Da ich die Tiere allerdings seit Tagen nicht mehr am Honigwasser sehen konnte, habe ich heute zur Abwechslung mal Zuckerwasser angeboten. Und siehe da, die Ameien zeigten zu meiner Überraschung grosses Interesse am neuen Kohlenhydrate-Angebot. Es kam sogar zu einer Tandemmobilisierung.

Nun schien es aber so, als ob die moblisierten Ameisen nicht so recht wüssten, was sie mit dem Zuckerwasser anfangen sollten. Der Behälter wurde untersucht, einige Tiere bissen sogar in den Rand. Nur das typische Trinkverhalten, das ich von Ameisen gewohnt bin, blieb zunächst aus.

Einige male sah ich sogar zu, wie Arbeiterinnen über den Rand kletterten und regelrecht mit den Vorderbeinen im Zuckerwasser ruderten. Hineingefallen ist zum Glück keine. Fest steht: Nur wenige haben den Bogen raus und trinken das Zuckerwasser tatsächlich.
Zuckerwasser Gruppenbild.JPG
Trinken oder Baden.JPG
Am Zuckerasser.JPG


Ansonsten gibt es ausser drei weiteren Puppen nicht viel neues:

6 Puppen
wenig Larven,
ca. 35. Ameisen (Edit: es sind mindestens 44 Ameisen, das hat eine Zählung im Nest ergeben. Möglich, dass weitere Arbeiterinnen noch in der Arena waren).
Gyne ?
Brut im Nest.JPG
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 5. Dezember 2014, 12:49

Ein kleines Update das für sich selber spricht:
12 Puppen
keine Eier/Larven
mindestens 44 Ameisen
? Gyne.
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Mittwoch 10. Dezember 2014, 10:50

Wer sucht, der findet...
Nach dem Einsatz des Scheibenmagneten und den Vergleichsbildern zwischen Arbeiterin und Gyne von Meve kann ich den Stand der Kolonie wie folgt aufdatieren:
0 Eier
0 Larven
12 Puppen
ca. 43 Arbeiterinnen
1 Gyne :D
Ectomomyrmex astutus Gyne.JPG
Zweite von links.
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 19. Dezember 2014, 15:26

Viel läuft nicht gerade bei meinen Ectomomyrmex astutus. Immer noch keine Brut und auch von den Puppen ist noch keine geschlüpft.

Dafür habe ich eine erste tote Arbeiterin auf dem Müll gefunden.

Die Ameisen sind überhaupt sehr ordentlich. Sie haben sich den Graben, den ich zum Ausbruchsschutz angelegt haben, als Müllplatz ausgesucht. Für mich optimal, da er geleich unter den Terrarientüren liegt und ich grössere Reste entfernen kann.
Langsam bleibt von den Futterinsekten mehr übrig als am Anfang, wo meist nur der Kopf weggeworfen wurde. Jetzt finde ich auch mal einen halben Rumpf. Was mich auch wenig erstaunt, da ich recht viel Futter anbiete, wie ich meine. Die nicht mal 50 Tiere (ohne Larven!), bekommen täglich ein grösseres Heimchen oder ca. 10 grosse Fruchtfliegen.

Wasser biete ich nur noch offen, im Schälchen an, seit eine Ameise vor meinen Augen in die mit Kies aufgefüllte Vogletränke geklettert bzw. getaucht ist.

Sirup mögen sie übrigens sehr gerne.

0 Eier
0 Larven
12 Puppen
46 Arbeiterinnen (nachgezählt, also mindestens)
1 Gyne
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 26. Dezember 2014, 20:17

Ein kleiner Nachtrag noch zu den Essgewohnheiten meiner Ameisen. Im letzten Beitrag habe ich ja bereits über die Futtermenge und die Entsorgung der Resten berichtet. Inzwischen kann ich mit einiger Sicherheit sagen, dass es kein Zufall ist, dass der Hinterleib der Futtertiere übrigbleibt!
Ectomomyrmex astutus schein – zumindest bei ausreichendem Futterangebot und wenn sie keine Larven haben – nur den muskulösen Thorax zu verwerten, wie das etwa unsere Hornissen tun; also Kopf, Beine und Abdomen bei Heimchen abzubeissen und zu entsorgen. Ausserdem ist mit noch eine Parallele zu den Hornissen aufgefallen. Die Arbeiterin die das Futtertier bearbeitet, tut das im Nest oft „Kopfüber“ also mit den Hinterbeinen an der Decke der Ytong-Kammer hängend.
Abdomen 1.JPG
Abfallhaufen.JPG
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 2. Januar 2015, 13:26

Neulich bei einem Kontrollblick fiel mir auf, dass Puppen fehlen. Waren sie geschlüpft? Junge, anders gefärbte, Ameisen bemerkte ich aber nicht, ebenso waren nirgends Reste der Puppenhülle zu finden.

Des Rätsels Lösung: Sie haben ein Zweignest im Kies angelegt! Bemerkt habe ich es, als eine Arbeiterin ein grosses Heimchen nicht in Richtung Nest, sondern mitten ins Terrarium transportierte. Kurz darauf zerrte sie das Heimchen in ein scheinbar viel zu kleines Loch. Nach einigen Minuten war das Futtertier aber ganz darin verschwunden.

Wie gross das Nest ist und wie gut es ihnen gelang Kammern im Kies einzurichten ist mir zwar unklar. Es erklärt aber immerhin die starken Schwankung der Arbeiterinnenzahl in den Ytongkammern bei gleichzeitig wenig Aussenaktivität. Im Ytongnest halten sich aber immer mindestens 25 - 30 Ameisen auf.
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 9. Januar 2015, 17:34

Das verstehe wer will: Keine einzige Puppe mehr im Nest! Irgendwann in den letzten 24 Stunden müssen sie auch noch die letzten zwei im Ytongnest verbliebenen Puppen weggeschafft haben. Ansonsten ist alles wie immer: Eine Zählung ergibt 45 Ameisen im Nest, die sich ganz normal verhalten.

Ich bin etwas unsicher, was da vorgeht. Haben sie die Puppen tatsächlich alle ins Zweignest geschafft, weil dort die besseren Bedingungen herrschen? Ich traue mich nicht nachzuschauen, da ich befürchte, dass die Kammern und Gänge im Kies einstürzen, wenn ich die Wurzel hochhebe, unter der ich das Zweignest vermute.

Oder haben sie die Puppen gefressen oder entsorgt, weil etwas nicht stimmt? Auf dem Abfallhaufen und im Terrarium kann ich aber nichts erkennen, dass auf ein solches Verhalten hindeutet.

Sind die Tiere gar geschlüpft? Das würde ich doch bemerken?! Und wie gesagt, Puppenhüllen sind nirgends zu finden.

Zwei Fragen an euch: Weiss jemand ob und wie sich frisch geschlüpfte Ectomomyrmex astutus von den erwachsenen Ameisen unterscheiden? In den Haltungsberichten sind leider unterschiedliche Angaben zu finden.

Weiss jemand wie lange es von der Verpuppung bis zum Schlüpfen dauert?
Die älteste Puppe wäre jetzt rund 50. Tage bei mir. Die Anderen hätten mittlerweile rund 40. Tage im Puppenstadium verbracht.

Hier gehts zur Diskussion.
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 30. Januar 2015, 14:12

Auch einen Monat nach dem allmählichen Verschwinden der Puppen gibt es keine neue Brut. Die Ameisen verhalten sich unverändert: Futter wird sofort eingetragen und verwertet. Ich füttere eigentlich täglich – ausser wenn ich Resten im Nest entdecke – ein bis zwei Heimchen oder ca. 20 Fruchtfliegen.
Honigwasser biete ich nur noch 1x die Woche an. Wenn es frisch ist, zeigen die Arbeiterinnen ein geringes Interesse, ansonsten kümmert es sie nicht. Im Gegensatz zu den Springschwänzen, die sich so prächtig vermehrt haben, dass ich sie mit Fruchtstücken abschöpfen kann, um sie als Futter für meine jungen und kleinen Pfeilgiftfrösche zu verwenden. Die Ameisen stören sich keineswegs an der allgegenwärtigen Putzkolonne. Anders als heimische Arten, die ihr Futter zuweilen aggressiv/nervös gegen Springschwänze verteidigen (müssen), halten Ectomomyrmex astutus ihre Beutetiere einfach mit Vorderbeinen und Mandibeln fest. Oft kopfüber hängend. Die Springschwänze können so gar nicht an die Futterinsekten gelangen.

Da sie auf die Heizmatte am Nest mit Flucht reagiert haben und ich die Matte anderweitig nicht mit wirklich gutem Effekt (dicke Kiesschicht) einsetzen kann, habe ich mich für den Einsatz einer Wärmelampe entschieden. Auf der der Pflanzen-Oberfläche erzeugt diese eine Temperatur von 30°C, unter den Blättern ist es bereits etwas kühler. In der Ecke, die am weitesten vom Lichtkegel weg ist, messe ich noch 25°C. In der Nacht wird es im Formicarium 22°C "kalt". Ich hoffe bei den Ameisen mit der Temperaturanstieg „Frühlingsgefühle“ zu wecken.

Zu den Zweignestern kann ich sagen, dass die Vicher in der Lage sind, jede kleine Ritze im Kies zu nutzen und teilweise auch auszubauen. Neulich ist mit aufgefallen, dass sie sogar irgendwie unter den Ytong gelangt sind. Dennoch, der Grossteil der Arbeiterinnen hält sich brav im Ytongnest auf. So dass ich mittlerweile der Meinung bin, dass die Puppen zumindest teilweise geschlüpft sind. Seit sie bei mir sind, sind andererseits vier Ameisen gestorben.
Unter Ytong.JPG
Arbeitinnen unter dem Ytong: Irgendwie ist es den Ameisen gelungen, einen Gang durch die 10 cm dicke Kiesschicht zu graben.
Im Nest1.JPG
Der grösste Teil der Kolonie hält sich aber nach wie vor im Nest auf.


Stand:
0 Eier
0 Larven
0 Puppen
ca. 45 Ameisen
1 Gyne
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Samstag 7. Februar 2015, 14:37

Gut fünf Wochen nach dem verschwinden der Puppen (ich bin mittlerweile überzeugt, dass die Tiere geschlüpft sind), konnte ich endlich erste Eier entdecken. Das Gelege besteht aus zwei Eipaketen mit je ca. 5 Eiern. Sie wirken gelb, "pillenförmig" und verhältnismässig gross, ich schätze sind auf fast1,5 mm Länge.

Ich kann nicht sagen, ob es an der neuen Wärmelampe liegt oder ob es Ectomomyrmex astutus allgemein gemütlich nehmen, mit der Nachwuchsaufzucht. Aber ich freue mich so oder so darüber!
Eipakete1.JPG
In der Mitte des Bildes sind zwei kleine Eipakete zu erkennen.
Eipakete2.JPG
Diese bestehen aus ca. 5 Eiern.

Stand:
ca. 10 Eier
0 Larven
0 Puppen
ca. 45 Ameisen
1 Gyne
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Sonntag 15. Februar 2015, 13:59

Viel Fortschritt gibt es nach einer Woche bei der Brut natürlich nicht zu verzeichnen. Offenbar schein das Dutzend Eier der Kolonie vorerst zu reichen. Ich bin deshalb zur Einschätzung gekommen, dass der Platz im Nest noch lange ausreichen wird. Anderer Meinung scheinen diesbezüglich meine Ameisen zu sein. Sie bauen kräftig aus, in ihren Zweignestern.
Nestausgang Zweignest.JPG
Eine Arbeiterin verlässt einen Zweignestausgang...
Schwerarbeiterin2.JPG
um ihn zu verkleinern...
Schwerarbeiterin.JPG
...während eine andere gerade einen zweiten Stollen vergrössert.
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Montag 23. Februar 2015, 22:59

Heute nur ein kurzes update: Die Ei-Pakete haben doch zugenommen! Die Anzahl der Eier hat sich inzwischen etwas mehr als verdoppelt. Der neue Zwischenstand der Kolonie:

ca. 25 Eier
0 Larven
0 Puppen
ca. 45 Ameisen
1 Gyne
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 27. Februar 2015, 11:32

Genau 20 Tage sind vergangen, seit ich die ersten Eipakete entdeckt habe - und schon sind die ersten Larven da. Schon schreibe ich, weil ich nach den bisherigen Beobachtungen wirklich nicht damit gerechnet habe, dass die Art ausgerechnet bei der Brutentwicklungsdauer mit den mir bekannten einheimischen Arten mithält. Bisher war ich von Ectomomyrmex astutus ja eher eine gemächliche Gangart gewöhnt. Ich weiss allerdings nicht, wie lange die ersten Eier von mir unentdeckt blieben. Von dem her sind die 20. Tage nur ein Richtwert und die tatsächliche Entwicklungsdauer vom Ei zur Larve kann gut höher liegen. Die Temperatur betrug, auf der Nestoberfläche gemessen, im Schnitt 22C° (Nacht) bis 25 C°(Tag). Im Terrarium wird es im Lichtkegel der Wärmelampe deutlich wärmer, das Nest strahle ich aber nicht direkt an.

Die Larven sind übrigens etwa 2 mm lang und 1mm breit (geschätzt). Also für frischgeschlüpfte Larven recht gross. Und sie sind von Beginn weg stachelig, was mir besonders gut gefällt ;)
Eipaket.JPG
Ectomomyrmex astutus mit grösserem Eipaket
Larven frisch geschlüpft.JPG
Frisch geschlüpfte E. astutus Larven haben schon "Stacheln".

Wegen den Larven habe ich das Futterangebot erhöht.

Ectomomyrmex astutus reagieren übrigens auf Lichteinfall im Nest: Sie bemerken das Anheben der Folie, wobei sie auf Erschütterungen stärker reagieren, als auf das blosse anheben der Folie. Bei normaler Zimmerbeleichtung bleibt es in ihrem Nest recht dunkel, wenn ich deswegen mit einer kleinen Led-Lampe in die Gänge leucht, reagieren die Tiere auf den Lichtkegel, sie merken wenn er nächer kommt.oder sie erfasst. Einige Ameisen flüchten, andere gehen in Angriffshaltung und rennen auf Schatten am Kegelrand zu, bzw. suchen die Gegend ab, als wäre ein Eindringling im Nest.Wenn ich bestimmte Nestkammern länger direkt beleuchte, ziehen sich die Ameisen daraus zurück.

ca. 20 Eier
5 Larven
0 Puppen
ca. 45 Ameisen
1 Gyne
  • 3

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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Montag 16. März 2015, 00:45

Punkto Brutentwicklungsdauer haben mich diese Urameisen echt überrascht: 20. Tage nach Entdeckung der Eipakete sah ich die ersten Larven und heute konnte ich die erste Puppe durch die schmutzige und nasse Scheibe erspähen. In 17. Tagen von der Larve zur Puppe? Natürlich kann das tatsächliche Ereignis und die Entdeckung meinerseits um einige Tage differieren. Aber im Grossen und Ganzen kann ich festhalten: Bei der Entwicklung der Brut sind Ectomomyrmex astutus eher fix. Natürlich können sie nicht mit Arten wie Lasius niger mithalten, die mit dem Schnellzug durch die Kinderstube rasen, aber sie entwickeln sich deutlich schneller als erwartet.
Grosse Larven.JPG
Die Larven sind schnell gewachsen...
Puppe.JPG
Die erste hat sich bereits verpuppt
Puppe.JPG
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 20. März 2015, 21:43

Kurzer Zwischenstand: Die Tiere sind gerade voll im Saft. Es gibt Brut in allen Stadien. Neben den inzwischen neun Puppen gibt es auch mindestens ein neues Eipaket. Entsprechend gross ist der Appetit der Kolonie.
Ectomomyrmex astutus tragen Futter ein.JPG

ca. 10 Eier
ca. 30 Larven
9 Puppen
ca. 45 Ameisen
1 Gyne
  • 3

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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Donnerstag 2. April 2015, 15:58

Der guten Ordnung halber erneut ein Update. Das Brutgeschäft läuft mit ungeahnter Intensität weiter. Heute habe ich nachgezählt, was wegen der feuchten Scheiben auch nach dem Abwischen mit dem Filtzmagneten leider nicht ganz einfach ist. Den Ameisen scheint die feuchte Umgebung aber gut zu passen:

ca. 20 Eier
ca. 25 kleine bis mittlere Larven und 20 grosse Larven
24 Puppen
ca. 45 Ameisen
1 Gyne
Nest mit feuchter Scheibe.JPG
Blick aufs Nest.JPG
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Freitag 12. Juni 2015, 11:51

Den Ameisen geht es gut. Nur leider wollen sie mir keinen Einblick mehr ins Nest gewähren. Sowohl der Nesteingang als auch die Scheiben werden konsequent zugebaut. Sobald ich den Scheibenmagneten betätige, wird er von mehreren Arbeiterinnen angegriffen, so dass ich aufgeben muss, um die Tiere nicht zu verletzen.

Die Entwicklungsdauer der Puppen gibt mir Rätsel auf. Sie scheint viel länger anzudauern als die anderen Stadien. Die einzige Möglichkeit das zu überprüfen, wäre eine grössere Larve mit zwei drei Arbeiterinnen zu separieren und zu warten bis die Puppe schlüpft. Allerdings transportieren die Tiere die Larven nie ausserhalb des Nestes.

Momentan habe ich über 40 Puppen gezählt. Zudem ist auch die Zahl der Ameisen angewachsen: Es sind über 55 (seit Beginn meiner Haltung könnte ich 16 tote Arbeiterinnen aus den Terrarium bergen). Mindestens ein Eipaket ist ausserdem vorhanden und es gibt über 20 Larven.

Ich fütter momentan täglich ca. 7 Mehlwürmer oder deren Puppen.

Puppen.JPG
Scheiben nach der noch möglichen "Reinigung".
Nesteingang.JPG
Verbauter Nesteingang


mind. 5 Eier
mind. 20 Larven
mind. 40 Puppen
ca. 55 Ameisen
1 Gyne
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Re: Ectomomyrmex astutus - Haltungserfahrungen - Reber

Beitragvon Reber » Dienstag 14. Juli 2015, 22:39

Die Kolonie ist voll im Saft und deutlich angewachsen - obwohl mindestens 25 Arbeiterinnen gestorben sind, seit ich die Ameisen halte. Mir scheint, dass sich die (vermutlich natürlichen) Todesfälle in letzter Zeit häufen. Die Ameisen legen ihre toten Schwestern immer auf dem Abfallhaufen, nachdem sie sie einige Zeit herumgetragen haben. Mittlerweile kann ich sogar Puppenhüllen auf dem Abfall entdecken, dafür kaum mehr Futterresten.

Leider ist die Nesteinsicht schlecht, trotzdem reicht es, um Larven in allen Stadien zu erkennen. Eine Zählung ergab zudem über 40 Puppen und 80 Ameisen! Ihr Appetit ist entsprechend gewachsen: Sie verputzen täglich 5-10 Fleischfliegenlarven oder Mehlwürmer, bzw. ca. 5 mittlere Heimchen. Es fouragieren rund um die Uhr 5-10 Ameisen in der Arena und auch die Bautätigkeit (Umschichten von Sand und Kies) hat deutlich zugenommen. Wenn das so weiter geht, muss eine grössere Anlage oder zumeindest ein zusätzlicher Nestblock her...

Dank den hohen Temperaturen kann ich seit rund zwei Wochen auf die Heizlampe verzichten.

Eier ?
Larven ?
mind. 40 Puppen
über 80 Ameisen
1 Gyne
  • 6

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Das worum du dich bemühst,
möge dir gelingen.“
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