Beobachtung bei Formica rufibarbis

Beobachtung bei Formica rufibarbis

Beitragvon Boro » Donnerstag 7. Juli 2016, 17:52

Gestern machte ich eine ungewöhnliche Entdeckung: 18:30, Nest von Formica rufibarbis an einem Ackerrand. Ich bemerkte sofort, dass hier etwas nicht stimmt: Die Ameisen wirkten aufgeregt, in den Nesteingängen hielten sich gleichzeitig auffallend viele Individuen auf. Direkt neben dem Eingang lagen gehäuft schwärzliche Insektenteile herum, dazwischen Flügel, einige rufibarbis-Arbeiterinnen stocherten darin herum. Was ist los? Bevor ich meine Kamera schussbereit hatte, sah ich ein dunkles, alates Insekt aus dem Eingang des rufibarbis-Nestes laufen! Es wurde sofort für die Bestimmung eingefangen; vom Habitus her gesehen hätte ich gesagt Lasius sp., wohl Chthonolasius sp. Die kommen aus dem Nest der Serviformica?
Daheim wurde das Insekt als Lasius distinguendus bestimmt, eindeutig auf Grund der Behaarungsmerkmale nicht die häufigere L. umbratus, mit der sie leicht zu verwechseln ist.
Ich kann mir den Vorfall nur so erklären, dass ein seit einem Jahr am Ort bestehendes Nest v. F. rufibarbis anlässlich der Nesterweiterung unterirdisch auf ein Nest der Lasius-Art getroffen ist und dieses geöffnet und viell. zum Teil erobert hat. Die vielen Leichenteile im "Friedhof" entpuppten sich als zerbissene Reste von Lasius-Gynen, ich konnte aber keine einzige Arbeiterin der Art entdecken. Die einzelne aus dem Nest geflüchtete Gyne ist vermutlich durch die unterirdische Nestverbindung in Panik (?) durch das fremde Nest nach außen gelaufen.
Eigenartig, dass die Gynen offensichtlich nicht als Nahrung verzehrt wurden, die Körperteile schienen intakt zu sein.
L.G.
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Dateianhänge
DSC00751.JPG
Nesteingang und Friedhof nebeneinander
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Der "Friedhof" etwas größer
DSC00770.JPG
Von "schwarz" keine Rede: Braun-rotbraun gefärbt, 7 mm lang und von zierlicher Gestalt
DSC00773.JPG
Breiter Kopf, Hinterhauptrand deutlich eingebuchtet. Körperbehaarung spärlich, die Oberseite der Scapi kaum behaart, Pubeszenz
DSC00776.JPG
Die Streckseiten der Hintertibien ebenfalls kaum behaart. Undeutlich ist der Oberrand d. Petiolus zu erkennen: Von der breiten Insertion nach außen gehend, weiter oben wieder zusammenlaufend; Oberrand d. Petiolus deutlich eingebuchtet.
Boro
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