Hallo Emse,
Danke für die Verlinkung! – 15 Jahre sind in der Tat außergewöhnlich für ein Waldameisenvolk in der Haltung. Ich kenne einige „Schicksale“ solcher Völker, die u. a. von Landesverbänden der Dt. Ameisenschutzwarte gehalten wurden. „Normal“ ist eigentlich, dass sie zunehmend an Milbenbefall leiden und dass das Nestmaterial (besonders bei ungeschickter Befeuchtung) verrottet. Man kann nicht immer alle Futterreste und die Leichen-Ansammlungen beseitigen, was auch einen unschönen Anblick bietet. Es ist dann eher sinnvoll, die Völker rechtzeitig wieder ins Freie zu setzen.
Das im Artikel gezeigte Formikarium ist ausnehmend geräumig und bietet vor allem recht viel Auslauf. So war es wahrscheinlich möglich, gelegentlich die äußersten Behälter abzukoppeln (wo wahrscheinlich die Abfälle gelandet sind) und zu reinigen. – Das Bild zeigt die Anlage allerdings wohl im Anfangszustand; es sieht so „taufrisch“ aus!
Der Artikel enthält leider auch ein paar weniger schöne Zeilen.
Die Schweizer Gebirgswaldameise ist aus verschiedenen Gründen besonders: Sie lebt nur auf einem kleinen Verbreitungsgebiet in den Alpen und verbringt den grössten Teil des Jahres tief im Boden. Ausserdem sind die Völker polygen – es gibt mehrere Königinnen. Somit schadet das Einsammeln von einigen von ihnen der Kolonie nicht.
Das „kleine Verbreitungsgebiet“ mag zutreffen (vielleicht kennt man auch noch nicht alle Vorkommen), aber ansonsten verhält sich die Art nicht anders als die anderen Hügelbauenden Waldameisen (
Formica s. str.): Sie sind polygyn (nicht „
polygen“), wobei monogyne Völker nur bei
F. rufa häufiger vorkommen, bei den anderen Arten eher selten sind und bei
F. polyctena kaum je gefunden wurden.
Große Nestteile im Boden haben alle, und sie verbringen je nach Dauer des Winters große Teile des Jahres ausschließlich darin.
Die Königinnen werden einmal begattet und produzieren aus ihrem Spermienvorrat jahrelang Arbeiterinnen, neue Königinnen und Männchen. Letztere brachten die Königinnen im Museum in Bern allerdings nie hervor – die Gründe dafür sind unbekannt –, wodurch eine erneute Befruchtung nie stattfand und das Volk langsam ausstarb, als die Spermienvorräte zur Neige gingen.
Nun, auch diese Königinnen produzieren ihren Nachwuchs in erster Linie aus Eiern, die sie mit den Spermien nur besamen, so dass aus befruchteten Eiern Arbeiterinnen und Königinnen heranwachsen. Für die Produktion von Männchen braucht's bekanntlich schon gar keine Spermien. „
Erneute Befruchtung“ wäre nur möglich gewesen, wenn gleichzeitig junge Gynen und Männchen entstanden wären und wenn diese sich verpaart hätten.
An solche kleinen „Ungenauigkeiten“ in Medienberichten muss man sich wohl gewöhnen.
MfG,
Merkur