Muss der Leipziger Zoo seine Muntjaks schlachten?
Die Zeitungsmeldungen überschlagen sich: Der Leipziger Zoo wollte eine Gruppe Muntjaks schlachten, da ihre Haltung usw. laut EU-Durchführungsverordnung zur „
Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten“ verboten sei.
Diese
Durchführungsverordnung wurde in letzter Fassung am
13. Juli 2016 veröffentlicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_inv ... tung#Tiere Publiziert wurde die Liste als Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 der Kommission vom 13. Juli 2016; die Liste basiert auf der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates der Europäischen Union vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten. Dabei folgt die Liste dem Artikel 4 dieser Verordnung, in dem die Erstellung einer gemeinsamen Liste („Unionsliste“) durch die Europäische Kommission gefordert worden war (Abs .1). Auf die Liste kommen nur solche gebietsfremde invasive Arten, die unionsweite Bedeutung haben.
Der Muntjak (
Muntiacus reevesi Ogilby, 1839, Chinesischer Muntjak) ist in der Liste enthalten.
Nach der Verabschiedung im Verwaltungsausschuss am 4. Dezember 2015 und der Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union am 14. 07. 2016 als Durchführungsverordnung der Kommission tritt die erste Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (Unionsliste) mit 37 Tier- und Pflanzenarten am 03. 08. 2016 in Kraft. Die erste Unionsliste umfasst 37 Tier- und Pflanzenarten, die von der EU festgelegte Kriterien erfüllen. So muss zum Beispiel nachgewiesen werden, dass eine Art nach wissenschaftlichen Erkenntnissen erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Biodiversität oder die damit verbundenen Ökosystemleistungen (wie z.B. die Trinkwasserqualität) hat. Zudem werden auch nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit oder die Wirtschaft in die Bewertung einbezogen. Von den derzeit 37 Arten der Unionsliste gehören 14 zur Gruppe der Gefäßpflanzen. Unter den 16 Wirbeltierarten befinden sich neun Säugetierarten, drei Vogel- und zwei Fischarten sowie jeweils eine Reptilien- und eine Amphibienart. Die wirbellosen Tiere umfassen sechs Krebs- und eine Insektenart.
https://www.bfn.de/0401_2015.html?&cHas ... ws%5D=5855 Ausführlich:https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... pt_438.pdfHier im AP haben wir im Nov./Dez. 2015 über diese Verordnung bereits diskutiert. Der damals vorliegende Entwurf wurde weitgehend und mit guten Gründen abgelehnt, ist aber jetzt mit geringen Änderungen wirksam geworden.
Ein wesentlicher Grund für die Ablehnung war die eigenartige Auswahl der in der Liste aufgeführten Organismen. Zum Beispiel ist der ursprünglich
nordamerikanische „Signalkrebs“ darin enthalten. Meine überraschende Begegnung mit diesen Tieren
im Odenwald im Juli 2015 habe ich
hier beschrieben.
Dazu
die Verordnung:„Das zentrale Regelungsinstrument der Verordnung stellt die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung dar. Für diejenigen invasiven gebietsfremden Arten, die auf der Liste aufgeführt sind, gelten nach Artikel 7 der Verordnung weitreichende Beschränkungen. So dürfen invasive gebietsfremde Arten von unionsweiter Bedeutung weder in das Gebiet der EU eingeführt, gehalten oder gezüchtet werden und auch nicht in den Verkehr gebracht oder in die Umwelt freigesetzt werden. Hiervon können nach Artikel 8 Ausnahmegenehmigungen durch die zuständigen Behörden der Mitgliedsstaaten erteilt werden. Für nichtgewerbliche Besitzer und kommerzielle Bestände gelten ohnehin Übergangsbestimmungen.“ Usw.
Die Realität:“…
Vom Parkplatz aus gelangt man rasch an eine eingezäunte Fischzucht. Ein Schild empfiehlt geräucherte Forellen, und – wie bitte? – frische amerikanische Signalkrebse!“ (aus dem o. g.
Beitrag)
Etliche weitere Arten aus der EU-Liste haben sich längst über viele der EU-Staaten ausgebreitet. Große Säugetiere kann man ja noch ausrotten, aber schon bei Waschbär, Nutria, Ochsenfrosch, Wollhandkrabbe und anderen, ebenso bei einigen der gelisteten invasiven Pflanzenarten ist man wohl hoffnungslos zu spät dran!
MfG,
Merkur