Hallo Boro,
Auf die E-Mails von Ihnen und H. Wagner habe ich zunächst auch nur per E-Mail geantwortet. Gerne füge ich Inhalte meine Antwort hier ein, ergänzt um weitere Informationen:
Die Möglichkeit einer Missbildung hatte ich nicht in Betracht gezogen, da eine Ameise mit nur einem Stielchenglied auf den ersten Blick keine Myrmicine sein konnte.
So etwas kommt allerdings öfter vor, auch bei
Myrmica spp..
Eine
Leptothorax, bei der Petiolus und Postpetiolus fehlen, ist hier abgebildet:
https://ameisenwiki.de/index.php/Besch% ... te_AmeisenAuch weitere Fehlbildungen sind in dem Beitrag zu finden.
Die Originalarbeit ist inzwischen online:
Buschinger, A., Stoewesand, H. (1971): Teratologische Untersuchungen an Ameisen (Hym., Formicidae). Beitr. Entomol. 21, 211-241,
https://www.contributions-to-entomology ... ew/967/966 Darin sind nur die 97 Beispiele enthalten, die ich bei meinen Aufsammlungen von 1963 bis 1970 entdeckt hatte. Ich hatte mit Frau Stoewesand eine sehr begabte Zeichnerin gefunden, die über das Material
eine Examensarbeit geschrieben hat. Später habe ich noch über 400 weitere teratologische Exemplare entdeckt, doch war außer dem folgenden Beispiel nichts „aufregend Neues“ mehr dabei, so dass mir
eine weitere Veröffentlichung dazu nicht mehr attraktiv erschien. - Es gab spannendere Untersuchungen.
Bei Ihrer
Myrmica mit fehlendem Postpetiolus gehe nicht von einer genetischen Ursache aus, doch ist das natürlich bei nur einem Exemplar nicht sicher auszuschließen. Die allermeisten meiner Exemplare
stammten aus Nestfunden bzw. wurden in Völkern in der Haltung entdeckt. In der großen Mehrzahl der Fälle gehe ich von Schädigungen / Läsionen bei Larven während der Brutpflege aus.
Ein recht klares Beispiel für eine
genetisch bedingte Anomalie habe ich hier vorgestellt:
viewtopic.php?f=16&t=513#p4106 Buschinger, A. 1997: Unusual malformations in males of a North American
Leptothorax species (Hymenoptera, Formicidae). BembiX 8, 34-36.
Original:
https://www.zobodat.at/pdf/Bembix_8_0034-0036.pdf Hier wäre eine Weiterzucht wünschenswert und möglich gewesen. Doch hatte ich selbst zu viele andere Projekte am Laufen, und für eine Examensarbeit (Höheres Lehramt, Diplom) wäre eine Zucht mit vielen
Völkern über evtl. mehr als zwei Jahre nicht zumutbar gewesen. Für eine Doktorarbeit wäre es vermutlich inhaltlich zu mager geworden.
MfG,
Merkur