Camponotus vagus vs. Callilepis spp.Die offensichtliche Fixierung der (subadulten bzw. adulten) myrmecophagen Spinnen
Calliepis schuszteri und
Callilepis nocturna auf
Camponotus vagus als Nahrung habe ich zuletzt am 15. 5. 2015 auf dieser Seite angesprochen. Die Sache bleibt mysteriös, da in anderen Regionen Mitteleuropas diese Spinnen bei der Jagd nach Ameisen keineswegs wählerisch sind [z. B. Heller G. (2007): Ameisenjäger auf acht Beinen. - Ameisenschutz aktuell, 21. Jg. (1): 1-15]. Anlässlich von Versuchen in Gefangenschaft konnte ich herausfinden, dass Callilepis sp. als Jungtier kleinere Ameisen annimmt (vor allem Formicinae, kaum Myrmicinae), aber ab einer Größe von 3-4 mm bereits auf die Jagd nach Campontus vagus geht und diese Beute auch paralysieren, jedoch
nicht in ein Versteck ziehen kann; in diesen Fällen legt sich die kleie Spinne unter die Ameise und beginnt diese auszusaugen.
Die Indizien für eine Präferenz auf C. vagus als Beute und Nahrung haben sich ebenfalls im Sommer 2015 verstärkt:
viewtopic.php?f=46&t=1018 Bekanntlich zählt C. vagus nicht nur zu den größten heimischen Ameisen, sondern zu den besonders schnellen und kampfstarken Arten.
Wieso sollten sich Spinnen gerade diese Beute aussuchen, wenn es genug Alternativen gäbe?Eine plausible Antwort auf diese Frage gibt es derzeit nicht, die Sache bleibt mysteriös.
Ist es der Geruch der Ameisen oder etwa der spezielle "Geschmack?"Eine Vermutung lautete damals, viell. ist es die Folge des zufälligen Aufeinandertreffens in Mitteleuropa eher seltener Arten, die im Untersuchungsgebiet syntop leben und eine größere Populationsdichte erreichen?
Zugegeben eine Frage, die eher nach Verlegenheit klingt.......
Update in dieser Causa:Gestern waren wir mit dem Sohn unterwegs, aber nicht in jenem Revier, wo C. vagus und Callilepis spp. gehäuft auftreten! Luftlinie ca. 25 km entfernt, an einem sehr gut besonnten, trockenen Waldrandweg. Dort gibt es durchaus xerothermophile Insekten, von der Gottesanbeterin über die Amazonenameise bis zu Strongylognathus testaceus. Camponotus vagus tritt dort selten auf: Auf einer Länge von gut 800 m haben wir gerade 3 Nester von C. vagus entdeckt. Gestern erfolgte die Nestkontrolle, die Nester sind intakt, aber
Außenaktivität haben wir noch keine festgestellt!. Nachdem ich bereits im Vorjahr bei einem dieser Nester durch Zufall eine Callilepis sp. entdeckte, diesem Umstand noch keine besondere Bedutung zugemessen habe, entdeckten wir diesmal, am 21. März 2016, bei heiterm Wetter und 13° Temperatur unmittelbar neben dem noch kaum sichtbaren Nesteingang gleich 2 Spinnen Callilepis sp.
Man muss zunehmend den Eindruck gewinnen, dass Jäger und Opfer eine spezielle Art der "Lebensgemeinschaft" eingehen, von der aber nur der Jäger profitiert. Und wieder stellt sich eine Frage, die niemand beantworten kann: Callilepis spp. sind nicht häufig, wie können sie in einem so "abgelegenen" Gebiet ausgerechnet ihre bevorzugten Opfer finden? Sicher waren sie auch schon im vorigen Jahr anwesend, haben hier überwintert und richten sich nun auf die bald beginnende Jagd ein!
Fotos v. Sohn Roman.