Heute war es bei mir im Briefkasten:
Wagner, H. C. (2014): Die Ameisen Kärntens. Verbreitung, Biologie, Ökologie und Gefährdung. - Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten, Klagenfurt, 464 Seiten.
Preis: € 21,-
Erhältlich hier:
http://www.naturwissenschaft-ktn.at/ver ... d=37499005(Lieferbar ab 21. Juli 2014, wegen Sommerurlaub!)
Das mit zahlreichen fast ausschließlich farbigen Fotos, Verbreitungskarten in Kärnten, Diagrammen usw. üppig ausgestattete Buch geht auf die Diplomarbeit des
Hauptautors Herbert Christian Wagner zurück. Es entstand unter Mitarbeit von
10 Koautoren. Unter ihnen sind
V. Borovsky („Boro“) sowie
Bernhard Seifert uns allen aus den Ameisenforen gut bekannt. Um die Qualität des Werkes braucht man sich also keine Sorgen zu machen!
Kärnten ist ein vergleichsweise sehr kleines Gebiet. Dennoch ist die Artenvielfalt groß: 93 Arten (darunter 91 Freilandarten) sind ausgesprochen viel im Vergleich zu den in Seifert (2007) behandelten 121 Arten aus Mittel- und Nordeuropa. Die „Checkliste der Ameisen Kärntens“ (S. 67 ff.) enthält kaum Arten, die man nicht auch in Deutschland oder der Schweiz findet bzw. die nicht in Seifert (2007) behandelt sind. Die fast weltweit verbreitete tramp species
Technomyrmex vitiensis haben wir bisher als
T. albipes (Weißfußameise) gekannt.
Der Inhalt des Buches umfasst eine kurze Erforschungsgeschichte der Ameisen Kärntens, Ökologie (einschließlich Gästen und Räubern), die Grundlagen der Eusozialität, Koloniegründung und Sozialparasitismus, die Haplodiploidie, sowie Grundlegendes über die „Chemie der Ameisen“. Einem kurzen Teil über Datengrundlage und Methodik folgt der wichtigste Inhalt des Buches:
Artensteckbriefe! (S. 72 bis 319)
Hierin ähnelt das Buch dem Seifert (2007), ohne diesen jedoch überflüssig zu machen. Für jede Art gibt es 2-3 Seiten mit Daten und Abbildungen, Fundortkarte in Kärnten usw. (Weshalb es jetzt wieder
Camponotus ligniperda heißt? – Das AntWiki hat sich ebenfalls auf diese Schreibweise festgelegt).
Es folgen einige kürzere Kapitel über die
Amazonenameise in Kärnten (von V. Borovsky, mit vielen Bildern!), über
Milben als Mitbewohner in Ameisennestern (in der Natur!), über
myrmekophile Kurzflügelkäfer (Staphylinidae); über die
Bekämpfung von Ameisen im Haus, sogar über
Ameisenfotografie im Freiland kann man sich informieren!
Im sehr lesenswerten Kapitel
„Ameisenvielfalt in Kärnten – Lebensräume, Gefährdung und Schutz“ (S. 373-410) wird unter anderem gegen die bis vor Kurzem noch propagierten Verfahren zum Schutz der Roten Waldameisen argumentiert (S. 408); Drahtschutzhauben über den Nestern und künstliche Ansiedlung von Waldameisen in Forsten werden kritisiert, insbesondere im Falle von Translokationen über weite Distanz: Sie sind
„aufgrund der Gefahr von Faunenverfälschung generell abzulehnen“. – Dem kann ich nur zustimmen!
Das Buch wird abgeschlossen mit einem umfangreichen Literaturverzeichnis und einer „Erklärung von Fachausdrücken“, alles mit Sorgfalt bearbeitet.
Was nicht in dem Buch enthalten ist, sind Bestimmungsschlüssel! Hier wird zumindest der Anfänger nicht umhin können, den Seifert (2007) oder einen der im Internet verfügbaren Schlüssel zu Rate zu ziehen, bis er zumindest die Unterfamilien sicher unterscheiden und die wichtigsten Gattungen erkennen kann. Der Rest lässt sich nach der „Bilderbuchmethode“ erledigen, wobei man halt nie sicher sein kann, welche der vielen gelb gefärbten
Lasius spp., welche
Temnothorax sp. oder welche
Formica (
Serviformica) sp. man vor sich hat.
Ich kann Euch nur empfehlen, dieses Buch auf den „Wunschzettel“ für die nächste Gelegenheit, Geburtstag oder was auch immer, zu setzen!
MfG,
Merkur