von Boro » Dienstag 26. August 2014, 16:42
Hallo Hoffer!
Trotzdem Super-Bericht, die Bilder sind in Ordnung: Es ist schwer in so einer Situation Fotos zu schießen. Will man eine Großaufnahme, kann es passieren, dass man wegen des turbulenten Geschehens unscharfe Bilder bekommt [hast du hier den Blitz verwendet?], geht man weiter weg, bekommt man das Geschehen zwar in den Griff, aber die Tierchen sind zu klein abgebildet.
Hier treffen zwei gegensätzliche Strategien aufeinander:
Die Amazonen sind gut "bewaffnet" und verfügen über "chemische Waffen", diese kommen aber nur im Nestinneren zum Tragen. Die Amazonen sind nur gegenüber den Majoren der Formica etwas kleiner, aber jedenfalls Einzelkämpfer; sie beherrschen nicht die Taktik der Teamarbeit wie Formica spp. Sind sie noch zahlenmäßig in der Unterzahl, haben sie keine Chance gegen diesen Gegner. Starke Amazonennester verfügen über bis zu 1500 Krieger, ein größeres Raptiformica-Nest kann viele tausend Bewohner beherbergen. Eine Ausnahme konnte ich vor vielen Jahren beobachten, da gab es in einem riesigen Nest (grob) gezählte 2000 Amazonen, die einige Male gleichzeitig Raubzüge gegen 2 völlig verschiedene Nester durchführten.
Hallo Reber: Einen wiederholten Überfall auf ein Raptiformica-Nest würde ich ausschließen; wie hier beschrieben kann das einmal vorkommen, aber es ist sicher ein seltenes Ereignis. Die Frage einer Beteiligung von Hilfsameisen an Raubzügen (u. U. auch Raptiformica) ist nicht klar zu beantworten: Aus D gibt es mehrere Berichte wonach Hilfsameisen (in erster Linie F. rufibarbis) Raubzüge begleiten und sich sogar an der Plünderung des fremden Nestes beteiligen. In meinem Beobachtungsradius ist dieser Vorgang absolut unbekannt, aus Ostösterreich sind mir diesbezügliche Berichte nicht bekannt, auch die italienischen Forscher, die sich etliche Jahre mit dieser Art beschäftigt haben, berichten dazu nichts.
Das ist es, was ich oben angesprochen habe, in verschiedenen Großregionen gibt es ganz offensichtlich unterschiedliche Verhaltensweisen v. Polyergus und deren Sklaven. Was besonders zu hinterfragen wäre, welcher Impuls das Mitlaufen der Hilfsameisen auslöst - ist es das chemische Signal zum Aufbruch, das die Hilfsameisen verstehen? Diese Frage zu klären, wäre hochinteressant!
Ich habe so viele Raubzüge beobachtet, dass ich garnicht mehr sagen kann, wie viele es in den vergangenen 16 Jahren waren; dabei habe ich - in Unkenntnis des gerade angesprochenen Problems - auch das Verhalten verschiedener Hilfsameisen zum Zeitpunkt des Abmarsches der Amazonen immer genau beobachtet: Ausnahmslos herrschte Aufregung unter den ebenfalls vor dem Nesteingang versammelten Hilfsameisen, subjektiv betrachtet musste ich immer wieder feststellen, dass sich absolute "Ratlosigkeit" während des Abmarsches der Truppe breit gemacht hat. Keine Hilfsameise ist auch nur 10 cm mitgelaufen. Ich muss davon ausgehen, dass die Hilfsameisen die Botschaft zum Aufbruch keineswegs "verstanden" haben.
Da müsste man jetzt mit der Forschung ansetzen: Wann setzen sich wie viele Hilfsameisen in welcher Formation und in welchem möglicherweise artspezifischen Verhalten zur Begleitung der Amazonen in Bewegung? Wie verhalten sich die Hilfsameisen vor dem Zielnest, attackieren sie z. B. auch artgleiche Ameisen? Man darf hier eines nicht vergessen: Serviformica u. speziell F. rufibarbis führt generell keine Raubzüge durch, gegen niemanden! Was mag sie veranlassen, es ihren "Herren" gleich zu tun??
Bei "meinem" Überfall auf Raptiformica war es so, dass in diesem Nest noch mehr F. fusca vorhanden waren als Raptiformica. Es wurden daher sowohl massenweise Hilfsameisen-Puppen (wohl bereits als Ergebnis der ersten Raubzüge v. Raptiformica!) als auch Puppen von Raptiformica weggetragen. Soweit ich mich erinnern kann, waren dann später im Nest viell. ein bis drei Dutzend Raptiformica vorhanden, die sich nicht an Raubzügen der Amazonen beteiligten, es waren sicher ganz einfach zu wenige! Sollten etwa ein paar hundert Raptiformica-Arbeiterinnen in einem Polyergusnest vorhanden sein - woran ich in der freien Natur nicht glauben kann - wäre das Problem viell. neu zu bewerten - oder das Kräfteverhältnis kippt und Raptiformica übernimmt das "Kommando". Das sind aber nur Spekulationen.....
L.G.
Edit: Hab ganz vergessen auf die sichtbare Hilfsameise bei Raptiformica einzugehen: Aus der Abb. kann man sie nicht identifizieren, aber von der Farbgebung her würde ich F. fusca ausschließen, F. cunicularia z. B. wäre möglich!