Hallo A.Meise,
Xeras hat recht, du kannst die Fliege einige Tage liegen lassen.
Beim Umzug bin ich allerdings weniger sicher.
Lasus niger gelten als Nesttreu und sie brauchen es auch nicht sehr feucht. Die Lasius allerdings ohne Wassertank zu überwintern, halte ich für ein zu hohes Risiko. Ich würde der Gyne jetzt noch etwas Zeit zum Umzug lassen, vor dem Einleiten der Winterruhe aber eine der folgende Möglichkeiten wählen:
- Zwangsumsiedlung: Gyne und Eier/Larven einfach über der Tupperdose ins andere RG klopfen. Klingt hart, ist aber halb so wild.
- Du schliessts das andere RG einfach über ein kurzes Stück Schlauch, in welches du mit einer Nadel oder einem dünnen Bohrer kleine Luftlöcher machst, direkt ans Nest-RG an.
- Du befüllst den Boden der Tupperdose so, dass du ihn bewässern/befeuchten kannst (Kies/Küchentuch).
Wegen der Winterruhe auf dem Balkon brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
Lasius niger überwintern bei mir in Blumentöpfen, die ungeschützt der Berner Winterkälte ausgesetzt sind (na gut, die Winter sind hier auch nicht mehr, was sie mal waren).
Ich würde dir empfehlen, die Tiere in eine isolierte Styropor-Kiste zu packen. In die Kiste kommen neben der Tupperschachtel noch einige
Plastikflaschen die zu 3/4 mit Wasser gefüllt sind, denn das Wasser behält die Temperatur länger als die Luft und dämpft so Temperaturschwankungen zusätzlich ab. Wichtig ist auch, dass die Winterkiste nicht der Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist!
Kühlschrank geht auch, wie Xeras richtig sagt. Aber Erschütterungen solltest du schon vermeiden. Also nicht in der Tür oder in freistehenden, wackligen Schränken.
Edit: um die Tiere auf die Winterruhe einzustimmen, schaffst du sie am besten nach draussen, (vorsicht vor direkter Sonneneinstrahlung): Merkur hat mal einleuchtend erklärt warum:
Ich will mal versuchen, zu erklären, wie ein Temperaturverlauf die „gewünschte“ Auswirkung haben kann.
ACHTUNG: Das Folgende ist rein hypothetisch, d. h. noch nie genau experimentell untersucht worden! Es basiert nur darauf, dass Ameisen bei natürlichen Temperaturgängen eben tatsächlich rechtzeitig (für das jeweilige Klima) in Winterruhe gehen, bzw. im Frühjahr wieder ihre Aktivitäte aufnehmen.
Stoffwechselvorgänge, biochemische Vorgänge in den Körpergeweben, sind in starkem Maße abhängig von der jeweils herrschenden Temperatur. Bei niedriger Temperatur tut sich wenig bis nichts. Damit ein „Signal“, zum Beispiel „niedrige Temperatur“, eine entsprechende Reaktion im Körper auslösen kann, muss wieder eine so hohe Temperatur erreicht werden, dass der Organismus z.B. Frostschutz-Substanzen synthetisieren oder bestimmte Hormone ausschütten kann, oder dass Larven ihre Hämolymphe „eindicken“, entwässern können.
Das „Signal“ (niedrige Nachttemperatur) muss in mehrfachem Wechsel mit der für die „Reaktion“ notwendigen höheren Temperatur auftreten, damit der Organismus sich „dauerhaft“, eben für die ortsübliche Zeit der Winterruhe, darauf einstellen kann. (Im Frühjahr läuft es umgekehrt, bis zur Beendigung der Winterruhe).
Es bringt also überhaupt nichts, wenn man die Ameisen aus Zimmertemperatur in 15-18°C stellt, und dann eine Woche später in 5-10°C, und sie dann über Monate darin belässt: Das „Signal“, z. B. die 5°C, kann nicht „beantwortet“ werden, da der Organismus bei nur 5-10°C nicht in der Lage ist, die nötigen physiologischen Änderungen vorzunehmen.
So weit meine Hypothese dazu, also die Überlegung, weshalb das so gerne empfohlene Herabsetzen der Temperatur über nur 2-3 Stufen (womöglich für jeweils nur 2-3 Tage) kein echtes Einwintern bewirken kann.
Im Laufe meiner langjährigen Haltung und Zucht einheimischer Ameisen, sowie solcher aus ähnlichen Klimaverhältnissen (Nordafrika – Atlasgebirge, Nordamerika, Australische Alpen) hat es sich eben bewährt, die Tiere grundsätzlich in täglichen Temperaturrhythmen zu halten, wobei sich Unterschiede von mindestens 10°C zwischen Tag und Nacht als wirksam erwiesen haben. (Im Sommer sind die Tage länger: Man gibt die höhere Temperatur z. B. über 14 Stunden, die niedrigere für 10 Stunden; im Herbst und Frühjahr können höhere und niedrigere Temperatur für je 12 Stunden eingehalten werden).
Dabei wurden die einzelnen „Stufen“ über mindestens je zwei Wochen geboten. Im Sommer wurden die höheren Rhythmen (15/25°C, für manche Arten auch 20/30°C) geboten, so lange die Tiere intensiv Brut aufgezogen haben und bis z. B. die jungen Geschlechtstiere Schwarmverhalten gezeigt haben. Dann folgten 2-3 Wochen bei 10/20°C, gefolgt von der eigentlichen Überwinterung bei 0/10°C über 4-5 Monate. – Manche Arten konnten auch nach einigen Wochen 0/10°C dauerhaft für Monate bei ca. -1/+1°C „gelagert“ werden. Es würde zu weit führen, das jetzt für Dutzende von Arten zu detaillieren.
Für die Hobby-Haltung genügt es, sich an den natürlichen Temperaturverläufen zu orientieren. – Was ich schon seit Jahren predige.
Warnung: Durchschnitts- oder Mitteltemperaturen geben kaum Anhaltspunkte für das, was die Ameisen wirklich erfahren!
Das gilt sowohl für Tagestemperaturen (Mitteltemperatur 15°C ganztägig wirkt ganz anders als etwa 10°nachts und 20° tags), als auch noch mehr für Monatsmittel, wie sie in den üblichen Klimadiagrammen angegeben werden. Unter einem Stein, dicht unter unbewachsener Bodenoberfläche, oder in Totholz können bei Sonneneinstrahlung > 35°C ereicht werden, während die Lufttemperatur bspw. nur 15°C beträgt.
MfG,
Merkur